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Ich hätte einen Link gepostet, wo ein native American zitiert wurde, dass es nicht diskriminierend, aber befremdlich ist für ihn.
Ich finde es auch nicht diskriminierend, wenn kleine Kinder "Indianer" sein wollen. Aber meiner Meinung nach schadet es nichts, wenn man mal versucht, sich in die Gegenposition hinein zu versetzen. Warum findet und fand man solche Kostümierungen "lustig"? Es kommt aus einer Zeit, in der man hierzulande das Bild des zivilisierten weißen Europäers hatte. Auf der anderen Seite der Erde gab es die unzivilisierten Wilden. An Fastnacht, wo es für viele dazugehört, mal alle Hemmungen fallen zu lassen, konnte man das mit der Kostümierung eines "Unzivilisieten" sehr gut zum Ausdruck bringen.
Wenn jemand das machen will: Nein, es ist natürlich nicht verboten. Aber was schadet es, eine andere Sichtweise einfach mal zu betrachten und zuzulassen?
Falls du mich meinst: das habe ich nirgends geschrieben und auch nicht gedacht. Auch aus dem, was paulinka geschrieben hat, konnt ich das nicht heraus lesen.
Ich finde es schade, dass hier teilweise so gar keine Diskussionskultur und Offenheit für andere Meinungen herrscht. Wenn Peppermintpatty schreibt, dass es schon ein erheblicher Unterschied besteht, wenn jemand aufgrund türkischer Herkunft keine Lehrstelle bekommt oder ob ein Kind sich als Indianer verkleidet, dann ist das ein intelligentes Argument, das der Diskussion dient und über das ich gerne nachdenke. Aber von vielen kam nur "nö, hammer immer schon so gemacht" und Vergleiche mit "Thüringer Würsten" etc pp.
Als ich dann den Vergleich mit kleinen Tanzmariechen brachte, die in vielen Karnevalsclubs eben eher nicht mehr vor jedwedem Publikum auftreten, weil auch sie Eltern sensibilisiert sind und es ihnen lieber ist, wenn ihr Kind nicht als "lecker Mädche" präsentiert wird (weil man eben mittlerweile auch sensibler für die Bedürfnisse der Kinder ist und darum weiß, was für kranke Typen teilweise rumlaufen), würde das noch ins Lächerliche versucht zu ziehen mit "Burka" und behauptet, ich würde allen männlichen Besuchern einer Karnevalsveranstaltung unterstellen, sie seien Geiferer etc. Das habe ich nie geschrieben.
Und nein, ich habe auch nie geschrieben, alle Karnevalisten seien Säufer und doof. Ich persönlich meide den rheinischen Straßenkarneval, weil auf den Straßen sich Horden von Besoffenen drängen, weil überall Erbrochenes auf den Bürgersteigen liegt etc. Ich weiß, dass viele Karnevalisten sehr engagiert und kreativ sind und sich für den Erhalt von Traditionen einsetzen und hier nicht die Bürgersteige vollkotzen.
Manche tun es, manchen wiederum geht das am Allerwertesten vorbei und sie lachen darüber. Wie hier schon so schön geschrieben wurde - wir wissen es nicht, außer sie äußern sich ausdrücklich. Und die werden dann als unumstößliches Beispiel für die eigene Meinung hergenommen. Oder von der Gegenseite als Ausnahmen betitelt. Ob das genug Basis ist, um von Diskriminierung oder Rassismus auszugehen, ist diskussionswürdig. Und genau das ist Gegenstand der Diskussion seit einigen Seiten. Wenn die Diskussionskultur dann darin besteht, den jeweils anderen für seine Meinung von oben herab abzuwatschen, dann läuft in der Tat etwas schief. Und ich finde, dass das symptomatisch für die letzten Jahre im BB ist - nicht immer, aber verstärkt als früher.
Achtung: Ich beziehe mich hier ausdrücklich auf das Beispiel Karnevalskostüme vornehmlich bei Kindern.
Ja - ich finde z.B. die stereotypische Darstellung von Deutschen in manchen Filmen als Bösewichte oder Nazis, sofern nicht geschichtlich bedingt, ziemlich daneben, ebenso die Bezeichnung als "Kraut" oder die oft unsägliche negative Charakterisierung der Deutschen in der ausländischen Presse. Da drehe ich manchmal wirklich innerlich die Augen zum Himmel. Aber - wie Nuhr schon so schön sagte - das muss man eben auch mal aushalten, auch dann, wenn man sich in der Darstellung nicht wiederfindet oder das persönlich als unangemessen empfindet.
Ich sehe das ganz genau so.
Und ich finde es toll, wie ruhig, sachlich und differenziert du hier diskutierst.
Und wie du schon sagst: Was schadet es, eine andere Sichtweise einfach mal zu betrachten und zuzulassen?
Ohne sich angegriffen oder verurteilt zu fühlen?
Sondern es als Zeichen zu betrachten, dass ein Umdenken stattfindet?
Wie es schon auf vielen anderen Gebieten stattgefunden hat, wo wir es anfangs auch seltsam und fremd fanden und uns nun daran gewöhnt haben und es selbstverständlich ist?
Hm, ich komme ja aus einer Ecke Deutschlands, in der Fasching, Karneval oder wie immer es genannt wird, eher keine Tradition hat. Trotzdem wird in Kundergärten, Schulen, manchen Vereinen - vornehmlich im Kinderbereich - entsprechend gefeiert.
Ich versuche wirklich gerade ernsthaft eine andere, oben entsprechende Position einzunehmen, aber die Kostümierung an und für sich habe ich nie als "lustig" empfunden oder dabei an jemanden gedacht, der unzivilisiert ist, eher im Gegenteil z. B. Indianer. Ich bin ein Karl May-Kind und das war etwas, was man eigentlich viel lieber sein wollte und endlich auch mal durfte. Für mich war und ist das ein Ausleben einer Seite, die man auch in sich hat, die etwas geheimnisvoll ist und für den Alltag nicht taugt, ähnlich wie bei kleinen Prinzessinnen. Wäre es nicht eher so, wenn man herablassend auf bestimmte "wilde" Kostümierungen gucken würde, dass man sie eher nicht anziehen würde?
Als Kind wäre ich brennend gern ein Garde-Mädchen gewesen - als Kostüm im Karneval. Aber das lag gar nicht drin und nach der Indianer-Diskussion frage ich mich ernsthaft, ob ich damit auch jemandem auf die Füße getreten wäre, denn ein Garde-Kostüm war in den 50ern und 60ern für ein kleines norddeutsches Mädchen Exotik pur und das ist m. E. der Punkt: Kinder wollen genau das sein, was sie verehren und was ihnen aus ihrem Alltag nicht allzu vertraut ist. Das mit Diskriminierung zu verbinden fällt mir extrem schwer - selbst als Erwachsener.
Was genau meinst du jetzt in meinem Text damit, Struppi? Ich steh anscheinend auf der Leitung.
Es ist genau die Sache: eigentlich ist diese Sache ganz harmlos. Die Gedanken sind unschuldig. Es wird aber - von wem auch immer - etwas hinein interpretiert. Und schon ist es böse. Stellt etwas dar, was es nie war.
Ja, aber irgendwie sitzt man da in der Falle, irgendwas wird einem mittlerweile ja immer vorgeworfen, Sachen, an die man im Traum noch nicht gedacht hat. Und schon fängt man an, an sich selber zu zweifeln.