Das Bundesverfassungsgericht hat ein Grundsatzurteil in Sachen Sterbehilfe gesprochen: Es gebe ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Weitere Infos bei ZDF heute: https://kurz.zdf.de/Bgi/
Endlich!
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Das Bundesverfassungsgericht hat ein Grundsatzurteil in Sachen Sterbehilfe gesprochen: Es gebe ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Weitere Infos bei ZDF heute: https://kurz.zdf.de/Bgi/
Endlich!
Ich finde es auch gut. In den Ländern, in denen es die Sterbehilfe legal ist, gibt es ja auch feste Regeln und es werden nicht wahllos Menschen um die Ecke gebracht.
Es kann m.E. nicht sein, dass schwerkranke Menschen, die aus nachvollziehbaren Gründen nicht mehr leben wollen, nur die Wahl haben, vom Hochhaus zu springen oder sich vor den ICE zu schmeißen.
Ja, aber was mit denen , die sich auch nicht mehr selbstständig vor den ICE werfen konnten, wie die unheilbar an ALS Erkrankten, die sich nur durch Verhungern das Leben nehmen konnten:(
Diese Reportage aus dem Themenabend würde heute im mm angeschnitten. Ich habe sie noch nicht gesehen. Ist auf meiner Merkliste:
Frau S. will sterben
https://www.daserste.de/information/...erben-108.html
Ich möchte mal wieder erwähnen, dass viele Lokführer ihren Beruf nicht mehr ausüben können weil sich irgendein Depp vor den ICE geworfen hat. Ich fände es so viel besser, wenn die sich vom Hochhaus stürzen...
Natürlich wäre es noch besser, wenn sie Hilfe finden und glücklich leben könnten. Aber ihr wisst, was ich meine.
Natürlich ist es für Lokführer oder alle anderen, die in einen Suizid irgendwie mit hineingezogen werden, extrem belastend.
Umso besser finde ich es, wenn Sterbehilfe in klar definierten Rahmenbedingungen erlaubt ist.
Auf dem WDR lief gerade die Story über Sterbehilfe und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts.
Es kamen Betroffene zu Wort, Ärzte und auch Gegner der Sterbehilfe. Sehr interessant.
Erschreckend fand ich die sinngemäße Aussage eine Palliativmediziners, man könne ja Essen und Trinken einstellen
und dann unter ärztlicher Begleitung verhungern und verdursten. Sehr human.
Ich finde die Entscheidung sehr gut, weil dadurch ein (halbwegs) würdevoller Abschied aus dem Leben möglich ist. Ich habe heute nur davon gehört, aber bisher keine Zeit gehabt, darüber nachzulesen.
Was ich mich aber frage ist, ob Menschen diese Möglichkeit auch in Anspruch nehmen, alleine aus dem Grund, dass sie ihren Angehörigen nicht weiter emotional und finanziell „zur Last“ fallen wollen, oder diesbezüglich den todkranken Menschen Druck von außen aufgebaut wird.
Ja und wenn dann jemand unheilbar krank ist und das Gefühl hat er/sie müsse Sterbehilfe beantragen, alleine um seinen Mitmenschen/Verwandten nicht mehr zur Last zu fallen?
Diese Erfahrung haben wir hier in der Schweiz, soweit ich weiss, in all den Jahren nicht gemacht.
In Holland hat es da wohl ein paar schwierige Geschehnisse gegeben, weil überforderte Angehörige die Sterbehilfe organisiert haben. Aber das Gericht hat ja auch nicht Tür und Tor geöffnet, sondern den Gesetzgeber aufgefordert, andere Regeln als das strenge Verbot zu finden.
Vorab – ich habe noch keine dezidierte Meinung. Aber mir ist unwohl. Als Erstes rührt es in mir an etwas tief Verwurzeltes, nämlich das christliche (zivilisatorische) Tötungstabu, und zweitens gehen wir jetzt von der idealen Lösung aus (alter Mensch, unerträgliche Schmerzen, Krebskranke) ... was aber, wenn zB eines meiner Kinder (erwachsen und selbstbestimmt) in eine Depression geraten würde und beschlösse, nicht mehr leben zu wollen? Und jemand würde ihm dabei "assistieren"? Wie würde ich mich dann fühlen? Fände ich das Urteil von gestern dann noch gut?
In einer idealen Welt könnten wir unterscheiden, wann seelische Notlage keinen anderen Ausweg kennt (da fängt es bei mir schon an: gibt es das? Ich kenne persönlich Leute, die in schweren Krisen lebensmüde waren und jetzt gerne leben), wann Schmerzen nicht mehr erträglich sind, wann ein Leben "nicht mehr lebenswert"" ist. Das sind schon ethisch schwierige Fragen. Dazu kommt, dass unser medizinisches System am Kollabieren ist, viel zu wenig Psychotherapieplätze, viel zu wenig palliativmedizinische Angebote vorhanden sind. Vor allem in ländlichen Regionen, wo alte Menschen dahinvegetieren, die nur notdürftig pflegerisch und medizinisch unterversorgt sind und kaum mehr menschliche Ansprechpartner haben.
Wenn wir alle Potenziale ausschöpfen würden, gesellschaftlich, menschlich, sozial ... aber es fehlt doch hinten und vorn, dazu kommen die berechtigen Existenzängste der alten Menschen, deren Rente inzwischen gerade mal für die Miete reicht und die lieber sterben, als ein Sozialfall zu werden oder den Angehörigen zur Last zu fallen.
Für mich ergeben gerade dieses Urteil und die gesellschaftliche Entwicklung ein ganz ungutes Konglomerat.
Danke Paulinka, da hast Du wichtige Argumente gebracht.
Es ist schwierig, wir werden sehr von den Medien beeinflusst und sehen häufig nur noch schwarz und weiß. De facto ist das Sterben heute so sanft wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. Es gibt extrem viele Möglichkeiten in der Palliativmedizin, die man häufig aber nicht kennt.
Sterbefasten, weil es hier jetzt angeschnitten wurde, kann durchaus sehr sanft gestaltet werden, ohne "qualvolles Siechen" oder wie es gerne genannt wird.
Problematisch ist es, wenn die Beihilfe zum Suizid eine Dienstleistung wird. Wieso sollte ich jemanden über alle anderen Möglichkeiten aufklären, wenn ich mit meiner "Methode" um die 9.000 EUR machen kann?!
Und genau jene Ängste sind eine ganz wunderbare Werbung für Sterbehilfevereine
Ich zitiere mal aus dem Urteil:
Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben ist nicht auf fremddefinierte Situationen wie schwere oder unheilbare Krankheitszustände oder bestimmte Lebens- und Krankheitsphasen beschränkt. Es besteht in jeder Phase menschlicher Existenz.
Das BVG hat damit das Leben als Rechtsgut beurteilt - das ist ihr Job.
Es wird nur leider eben nicht berücksichtigt, dass die Einschätzung der eigenen Lebenssituation manchmal zeitweise von psychischen Erkrankungen oder seelischen Krisen beeinflusst sein kann.
Oder wie paulinka eben formuliert hat: es gibt Menschen, die eine Zeit lang lebensmüde waren und jetzt gerne leben.
Und es geht im Urteil eben nicht nur um die Menschen, die schwer und terminal erkrankt sind.
Und dann gibt es da noch interessante Fakten, die aus feministischer Perspektive bedenklich sind: während sich bei vollendeten Suiziden das Verhältnis Männer zu Frauen 3:1 gestaltet, wird assistierter Suizid signifikant häufiger von Frauen in Anspruch genommen. Warum eigentlich?!
@Paulinka,
deine Argumente geben auch meine Meinung wider. Ich habe bei diesem Thema arge Bauchschmerzen.
Für mich als Christ ist es an sich ein Unding, wenn der Mensch sich zum Richter über Leben und Tod aufspielt. Andererseits ist das durch die moderne Medizin im Grunde längst geschehen und hier auch überwiegend positiv zu sehen. Es ist wirklich nicht ganz einfach.
Religiöse Ansichten dürfen, zum Glück, für die Gesetzgebung niemals eine Richtlinie sein. Und ich bin sehr dankbar, dass es in diesem Land so ist.
Dass man sich nicht gegenseitig tötet, ist eine Übereinkunft jeder zivilisierten Gesellschaft, das hat nur bedingt mit Religion zu tun.
Diese Regelung bleibt natürlich bestehen, indem man die Ausnahmen davon jetzt gesetzlich klar definieren muss, aber es ist für mich trotzdem ein echter Bruch, der mich mehr nachdenklich macht, als er mich jubeln lässt.
Man gesteht jedem Haustier zu, dass es nicht leiden soll. Menschen aber bisher nicht, auch wenn sie im Gegensatz zum Tier ihren Willen formulieren können.
Ich finde den Satz:
„Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben ist nicht auf fremddefinierte Situationen wie schwere oder unheilbare Krankheitszustände oder bestimmte Lebens- und Krankheitsphasen beschränkt. Es besteht in jeder Phase menschlicher Existenz.“
bemerkenswert.
Das bedeutet JEDER kann, egal, welchen Alters und ohne Krankheit mit Hilfe eines Arztes Suizid verüben.
Es bleibt abzuwarten, wie der Gesetzgeber das ausgestaltet. Ob z.B. eine Art Ethikkommission Anträge prüft, mit Antragstellern und Angehörigen spricht. Oder zumindest eine Pflichtberatung bei Ärzten oder Juristen erforderlich sein wird, um z.B. über palliative Maßnahmen umfassend aufzuklären.
Ich kann die Pro- und contra-Gedanken alle nachvollziehen. Möchte aber nicht in der Haut stecken, solche Entscheidungen, zu treffen.
Wie es wohl bei Menschen sein wird, die unter Betreuung stehen? Oder bei Minderjährigen?
Ich habe vor vielen Jahren eine Doku gesehen, die jemanden von solch einer Organisation begleitete. Das kam mir vor wie "Sensenmann auf Reisen". Der genoß diese Rolle sichtlich und hat den Leuten richtig Druck gemacht, daß sie sich doch endlich die Tüte, die er mitgebracht hatte, über den Kopf ziehen sollten. Der wurde richtig pampig, wenn sie noch nicht wollten.
Ich fand das ganz gruselig.
Der Großteil der betreffenden Patienten, die keinerlei Perspektive mehr haben, wird es als beruhigenden Anker empfinden, den Kampf, der auf sie zukommt, nicht bis zum Ende ausfechten zu müssen in dem Wissen, dass dieser gar nicht gewonnen werden kann. Ich habe in meinem nähreren Umfeld einige Menschen im Endstadium Krebs erlebt, die nur noch auf ihre Erlösung gewartet haben - und das Ende war immer qualvoll. Den Eindruck, dass Sterben sanfter ist, als jemals zuvor kann ich daher nicht unterschreiben. Für diejenigen in der Lage empfinde ich das Urteil als bereichernd.
Für alle anderen, die aus anderen Gründen aus dem Leben gehen möchten, muss wirklich eine sehr vorsichtige Beurteilung stattfinden, damit keine ethisch fragwürdigen Voraussetzungen legitimiert werden können.
Dennoch denke ich, dass es im schlimmsten Fall besser ist, begleitet zu sterben, als sich vom Hochhaus stürzen zu müssen. Denn wo ein Wille ist, findet sich immer auch ein Weg. Vielleicht ist es sogar möglich, den ein oder anderen sogar durch so ein Angebot zu retten, da ja dann Kenntnis über den Zustand des Betroffenen herrscht und Hilfe geleistet werden kann. Wie viele Suizide passieren, ohne dass sich das nähere Umfeld erklären konnte, was die Ursache war?
Kannst du da genauer werden?
Wo war das?
Hier in der Schweiz ist begleiteter Suizid ja legal, eine Tüte bringt da keiner mit und gedrängt wird schon mal gar nicht.
Ich habe im Schweizer Fernsehen auch einen Film gesehen, der Mann war seit Jahrzehnten schwerst depressiv und man hat ihn begleitet wie er Abschied nahm von Freunden und Familie usw., bei Gesprächen mut Ärzten....
Das war alles sehr einfühlsam, auch die Gespräche (mehrere!) mit Exit, nie und nimmer wurde da gedrängt oder beeinflusst.
Ich persönlich fände es deutlich besser, kranken Menschen ihr Leiden zu erleichtern durch entsprechende Medikamente z. B., als ihnen dabei zu helfen, sich umzubringen.
Im Laufe der Jahre denke ich mittlerweile anders, früher war ich absolut pro selbstbestimmtes Sterben, heute bin ich eher kein Freund davon.
Gewerbsmäßges Anbieten, also eine bezahlte Dienstleistung, wäre so ziemlich das letzte. Das ginge m. E. nur über Ehrenamt.
Ich bin immer noch konsterniert über deinen Beitrag.
Wieso sollte ich Hilfe zum Suizid brauchen, wenn ich mich mit einer Tüte über dem Kopf umbringen will?
Das kann ich auch ohne einen Helfer und von würdigem Sterben ist das wohl weit entfernt.
Gerade darum geht es doch eigentlich.
Dass man mit tauglichen Mitteln/Medikamenten möglichst sanft sterben kann.
Und nicht jämmerlich erstickt mit Tüte über dem Kopf :eek:
die mutter meines exfreundes hat damals medikamente und alkohol gemischt eingenommen und sich dann im fluss ertränkt.
schrecklich! :( und für die angehörigen und nächsten ist der gedanke, dass die geliebte person so verzweifelt und alleine sterben musste, ganz schlimm.
der grossvaters meines jetzigen partners hatte damals einen sehr verständnisvollen hausarzt und hat ihm damals -noch vor exit- mit entsprechender medikation geholfen. allerdings musste es da sehr umsichtig vorbereitet werden.
die familie war an jenem tag anwesend und konnte sich verabschieden.
keiner in der familie spricht von dem tag als schlimmes, traumatisches erlebnis.
anders als im ersten, selbst erlebten fall, wo man die geordneten unterlagen fand und dann auf die benachrichtigung von den polizeitauchern warten mussten.
wir wohnen unterhalb des rheinfalls. und würd sagen, dass im schnitt alle 2-3 wochen polizeiboote das ufer absuchen & hubschrauber den flusslauf abfliegen, boote mit taucher unterwegs sind... darf nur nicht kommuniziert werden. und das ist nur das was wir mitbekommen.
jede katze lässt man nicht elend sich selbst überlassen sterben. aber menschen sollen qualen und schmerzen nach christlichem dogma ertragen!?
Tier können noch nicht einmal ihren eigenen Willen äußern, aber trotzdem erlöst man sie, wenn sie unheilbar krank sind.
Aber Menschen, die unheilbar krank sind und sterben möchten, verweigert man es?
Es gab vor ein paar Jahren mal eine richtig gute Reportage bei Stern TV zu Sterbebegleitung.
Ein sehr altes Ehepaar hatte entschieden, beide Anfang 90, seit 20 Jahren nicht glücklich im Seniorenstift und nicht gesund, gemeinsam aus dem Leben zu gehen. Keiner wollte womöglich alleine zurück bleiben.
Wohnhaft am Bodensee mussten sie nur ans andere Ufer. Beide haben Händchenhaltend nebeneinander gelegen, es lagen Zugänge und eine Ärztin hat ganz ruhig mit ihnen gesprochen und dann jeweils was injiziert. Ganz sanft, ganz still.
Seitdem denke ich mir : wer will, soll dürfen.
Das ist bezeichnend, dass junge Leute eher pro Sterbehilfe sind, je näher der Zeitpunkt kommt, desto skeptischer werden sie...
Gerade gegoogelt :eek:
Man kann ja hoffentlich mit Sicherheit davon ausgehen, dass der in Deutschland keine Anwendung finden wird, jedenfalls in der Schweiz wird der nicht verwendet, soviel ich weiss.
Ich bin älter und ich bin dafür, dass Beihilfe zum Suizid erlaubt ist.
Ich lebe in der Schweiz schon seit zig Jahren im Bewusstsein, dass es hier legal ist und ich finde es nach wie vor gut so.
Es ist ja absolut freiwillig.
Das liest dich manchmal so, als ob das nicht der Fall wäre.
Im übrigen kann ja eh jeder, der will, sich umbringen, die Selbstmordraten sind ja leider (!) hoch.
Aber wenn man weiss, dass man im Fall der Fälle (und eben wohlüberlegt und nicht als Kurzschlusshandlung) und nach entsprechender Abklärung und Beratung mit Hilfe und schmerzlos seinem Leben ein Ende setzen kann, dann ist das doch eine Erleichterung und Beruhigung - für diejenigen, die das in Anspruch nehmen möchten.
Die anderen brauchen sich ja nicht aktiv damit zu befassen.