Ergebnis 1 bis 6 von 6

Thema: Wie einer Essstörung entkommen?

  1. #1
    Registriert seit
    22.10.01
    Beiträge
    514

    Standard Wie einer Essstörung entkommen?

    Anzeige
    Hat jemand eine Ahnung, wie man da rauskommt?

    Es tut mir regelrecht weh, mitzubekommen, wie eine Freundin wahnsinnig drunter leidet, ein Kilo nach dem anderen zuzulegen und es trotzdem einfach nicht schafft, sich zu irgendwas aufzuraffen. Sie ist sich der Problematik und der Lösungsansätze bewusst, kriegt es aber einfach nicht geregelt, den Teufelskreis Langeweile-Essen-Frust zu durchbrechen.

    Leider wohnt sie 300 km entfernt, so dass ich sie auch nicht persönlich motivieren kann. Kann es sein, dass man da - ähnlich wie bei Magersucht - fast nur noch mit professioneller Hilfe rauskommt oder hat jemand eine andere Idee?

    Zu den Hintergründen:
    - wir haben kurz hintereinander unsere Kinder bekommen (dann zog sie weg)
    - auch sie ist "voll" zuhause
    - ihr Mann hat wenig Freizeit (alles bleibt irgendwie an ihr hängen)
    - sie hat wenig Bekannte und übt aktiv kein Hobby aus
    - das Geld ist knapp
    - sie ist in ihrer Beziehung nicht mehr glücklich, will sich aber auch nicht trennen

    Vor allem sehe ich die Gefahr einer Depression. Sie ist wie das hypnotisierte Karnickel...
    Es geht nicht so sehr um Ideen, was man tun könnte, statt zu essen (hab auch schon -zig Vorschläge gemacht) sondern darum, wie man es schafft, den Teufelskreis zu durchbrechen und endlich (sorry: ) den Hintern hoch zu kriegen.

    Ratlose Grüße,
    kunter

  2. #2
    Registriert seit
    20.08.02
    Beiträge
    2,228
    Hallo kuntergruen,

    es stimmt wirklich - Esssucht ist mit den anderen Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht gleichzusetzen, was die Ernsthaftigkeit der Erkrankung und die Schwierigkeit des Sieges über die Sucht betrifft. Ich bin selbst betroffen, besuche eine Selbsthilfegruppe aber möchte keine Therapie machen, obwohl mir immer wieder dazu geraten wird. Doch von anderen Esssüchtigen bekomme ich mit, dass die Therapie nur schmerzhaft ist, aber auch noch nicht wirklich was gebracht hat. Wenn überhaupt, dann würde ich eine Verhaltenstherapie empfehlen.

    Ich glaube, alle liebgemeinten, guten Ratschläge können nicht helfen. Als Süchtiger nimmt man diese Ratschläge zwar wahr, resigniert aber leicht dabei. Zum einen, weil man es möglicherweise gerade nicht schafft, sich nach den guten Ratschlägen zu richten, oder weil man den Eindruck bekommt, es müsse doch so leicht sein, da rauszukommen, weil es ja schließlich unheimlich viele gute Tipps, Ablenkungsmanöver oder dergleichen mehr gibt. Nur als Betroffener irgendeiner Essstörung kann man wahrscheinlich wirklich nachvollziehen, wie aussichtslos die Lage manchmal, oftmals scheint. Ich habe auch gerade wieder zwei schlimme Wochen hinter mir, obwohl ich vorher gute sechs Wochen alles im Griff hatte. Es ist ein einziges auf und ab, selbst wenn man sich dafür entschieden hat, endlich den Kampf gegen die Sucht aufzunehmen.

    Vielleicht kannst Du Deiner Freundin bei der Suche nach einer Selbsthilfegruppe behilflich sein. Der Träger meiner Gruppe ist z. B. die SOS Jugendhilfe der SOS Kinderdörfer und die Abteilung für Essstörungen heißt bei uns in Augsburg "Schneewittchen". Beim Gesundheitsamt kann man Selbsthilfegruppen-Treffen erfragen, oder es gibt auch die Overeaters Anonymous. Allerdings ist das Programm wohl nicht für jeden geeignet. Weißt Du, eine Selbsthilfegruppe tut echt gut, selbst wenn man erst Kräfte sammeln muss. Und eine Selbsthilfegruppe ist auch nicht gleich so förmlich wie der Besuch beim Therapeuten. Vielleicht kann das Deiner Freundin erstmal neue Hoffnung geben.

    Natürlich ist es immer auch leichter, sich aus einer Essstörung zu befreien, wenn man voll im Leben steht. Vielleicht gibt es Hobbies, die man mit Baby auch gut ausüben kann und sich vielleicht darüber hinaus auch mit anderen Leuten anfreunden kann. Ach ja, und vielleicht magst Du ihr www.pfundsweib.de empfehlen.

    Oh Mann, das war jetzt bestimmt ziemlich konfus, aber manchmal kann man gar nicht so schnell schreiben, wie die Gedanken schon beim nächsten Aspekt sind.

    Liebe Grüße
    Monika

  3. #3
    Registriert seit
    22.10.01
    Beiträge
    514
    Liebe Monika,

    vielen Dank für Deine Mühe und die ausführliche Antwort. Ich bin jetzt nur mal schnell ins Arbeitszimmer gesaust, um nachzusehen, ob sich was getan hat und habe nur kurz Zeit. Ich maile Dir später (per PN) mehr.

    Ich kann nur den Hut vor Dir ziehen, Dich hier zu Deiner Essstörung zu bekennen: Alle Achtung.

    Erstmal nur soviel und herzliche Grüße

  4. #4
    Registriert seit
    17.03.03
    Ort
    FRA
    Beiträge
    5,176
    Ich finde violetts Vorschlag mit der Selbsthilfegruppe sehr gut.

    Man kann noch so viele Ratschläge geben wie "zieh die Diät eben einmal duch" oder "mach doch einfach ein bißchen Sport". Es geht nicht. Auch wenn man noch so will. Es geht einfach nicht. Man kann sich nicht dazu aufraffen.

    Ich habe auch solche Phasen in denen ich einfach alles esse. An Aufhören gar nicht zu denken. Ich fühle mich sehr schlecht dabei, weil ich mich natürlich 1. immer vollgefressen fühle und 2. kommt noch das schlechte Gewissen dazu.

    Ach, das ist so ein komplexes Thema. Einmal habe ich die total Esssucht und dann esse ich wieder nichts, weil ich bei jedem Joghurt mit 0,1% Fett denke, dass ich davon fett werden könnte.

    Zur Zeit fühle ich mich sehr wohl, da ich mich, für meine Begriffe zumindest, ganz normal ernähre und mich gut dabei fühle. Das Thema "Essen" bestimmt nicht meh meinen Tag. Ich habe festgestellt, dass es mir besser geht, wenn ich Sport mache. Ich bin davon sehr viel ausgeglichener und esse dann auch lange nicht so viel. Ich weiß aber nicht, wie ich auf die Idee kam Sport zu machen. Ich wusste ja eigentlich die ganze Zeit, dass das gut für mich wäre, aber habe es nicht gemacht. Ehrlich, keine Ahnung, wie ich mich dazu aufgerafft habe.

    LG

    Miria

  5. #5
    Registriert seit
    02.04.02
    Beiträge
    509
    Nach einem guten Therapeuten umhören und einen Termin ausmachen! Das Essen ist nur ein Symptom für ein anderes Problem. Solange sie dieses nicht kennt und in den Griff bekommt hilft ihr keine Diät, Motivation, Selbsthilfegruppe, etc...

    Eventuell ihr auch gut zureden dass eine Therapie nichts schlimmes ist, man ist nicht "irre im Kopf" nur weil man einen Psychotherapeuten aufsucht - und dieser wird einem auch nicht mit Medikamenten zudröhnen oder zwingend an einen Psychiater weitergeben, diese Angst haben auch viele. Und man hat auch immer die Möglichkeit zu sagen dass das nichts für einen selbst ist, aber zumindest auf einen Versuch kommt es doch an.

  6. #6
    Registriert seit
    20.08.02
    Beiträge
    2,228
    Anzeige
    Ich glaube, dass man bei einer Essstörung viel mehr mit Verhaltenstherapie als mit Ursachenforschung erreichen kann. Klar ist es schon mal schön zu wissen, wie man da hineingerutscht ist, doch die Leute die ich kenne und die in Therapie sind, sagen letztendlich auch, ein verhaltenstherapeutischer Ansatz (von Anfang an) wäre möglicherweise hilfreicher gewesen. Denn man stößt zwar auf die möglichen Ursachen, doch allein das Wissen darum wirkt sich noch nicht auf die Essstörung selbst aus. Ich kenne so einige meiner persönlichen Ursachen, aber das allein hat mich bisher noch nie auf einen guten Weg gebracht.

    Selbsthilfegruppen sind natürlich kein Therapieersatz, aber sie sind auch ein Weg und ich würde nichts sagen, dass "alles nichts bringt" nur weil man keine Therapie macht. Und in SHGs kann man sehr gut auch verhaltenstherapeutische Maßnahmen umsetzen (z. B. Nah- und Fernziele suchen und immer wieder in der Gruppe ansprechen, wie gut man sich in letzter Zeit dran halten konnte)

    Wir haben mal eine Liste gemacht mit Dingen, die uns schon mal geholfen haben:

    - mehr trinken (z.B. Wasser)
    - Mahlzeiten am Tag vorher planen und sich daran halten
    - ein Essensprotokoll führen um sich bewusst zu machen was man so alles isst
    - sich selbst möglichst keinen Erfolgsdruck machen
    - bei Essattacken: Gefühle und Gedanken bewusst machen und aufschreiben (Langeweile, Frust, Druck...)
    - bewusst essen / schmecken
    - 2-3 Mal die Woche Sport treiben
    - eine Tasse heiße Schokolade oder einen feinen Tee trinken anstatt Süßigkeiten zu essen
    - Lust auf bestimmte Dinge begrenzt befriedigen´
    - lieber ein Mini-Pralinen-Päckchen mit hochwertiger Schokolade kaufen und sich dann gönnen, anstatt günstige 5er-Packungen (eigene Wertschätzung und zugleich auch kleinere Menge)
    - andere Belohnungsmöglichkeiten suchen (exotische Blume kaufen, etc.)
    - andere Entspannungsformen suchen (schlafen, heißes Bad, Sonnenbad, Glas Wein, Tasse Tee...)
    - bewusstes Unterbrechen des Essanfalls
    - Motivationshilfen: Kleidungsstück, Spruch, Foto
    - Gefühle ausleben: nach was hungere ich wirklich?

Ähnliche Themen

  1. Dem Zoll entkommen ...
    Von Exuser 11 im Forum Beauty
    Antworten: 18
    Letzter Beitrag: 29.03.05, 10:39:28
  2. Einer hält 500 mal...
    Von Bernadette im Forum Beauty
    Antworten: 17
    Letzter Beitrag: 31.03.04, 18:32:09
  3. Wie kann ich dem entkommen?
    Von Kassandra im Forum That's Life
    Antworten: 16
    Letzter Beitrag: 17.11.03, 17:15:09
  4. Magen-Darm Grippe entkommen ?
    Von Jeanny im Forum That's Life
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 23.11.02, 16:08:36
  5. War schon einer bei einer Diätberatung??
    Von mekky im Forum That's Life
    Antworten: 7
    Letzter Beitrag: 22.09.02, 13:38:41

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •