"Nachfaßbrief" nach Vorstellungsgespräch?

[musika]

Guten Abend allerseits,

ich hatte heute ein fast zweistündiges vorstellungsgespräch. mein eindruck ist insgesamt positiv, bis auf wenige aussetzer des potenziellen projektleiters (hatte z.b. sein handy auf lautlos gestellt und schaute gelegentlich nach, ob anrufe eingegangen sind).

nun stellt sich für mich die frage: nachfaßbrief - ja oder nein?

ich würde reinschreiben, dass ich das gespräch sehr interessant und angenehm empfunden habe und mich dafür bedanken. dann würde ich nochmal darauf eingehen, warum ich jetzt erst recht denke, für diese stelle geeignet zu sein.

findet ihr das übertrieben (anbiedernd?) oder angemessen?

danke und liebe grüße

musika

[Maja]

Ich muß zu meiner Schande gestehen das ich sowas gar nicht kenne.

Ich denke entweder man läßt in das Gespräch mit einfließen das man an dem Job interessiert ist (Gründe, Details die man erst vor Ort erfahren hat) oder nicht. Sonst hättest du ja auch keine 2 Stunden dort verbracht.

LG Maja

[Miss Buffington]

Ich kenn das auch gar nicht. So vom Gefühl her würde ich das als aufdringlich empfinden. Insbesondere dann wenn er sehr beschäftigt ist (und immerzu aufs handy schaut). Wenn er dich will wird er sich schon rühren denke ich. die Meinung hat er sich ja in den 2 Stunden gebildet. Außerdem ist es etwas dass du ja noch gestern in diesem Gespräch anbringen hättest können.

Allerding bin ich auch nicht in einer Personalabteilung tätig. Vielleicht ist das ja doch sehr positiv.

[texasbluebonnet]

Hallo Musika,

in USA ist es zum Beispiel zwingend erforderlich, nach einem Vorstellungsgespräch mittels einer kleinen Danksagungskarte seine Wertschätzung über das Interview auszudrücken. Das macht man dort innerhalb allerdings schon innerhalb von 2-3 Tagen nach dem Bewerbungsgespräch.

Manches kommt in abgewandelter Form über den großen Teich zu uns und in meinem Bewerbertraining im letzten Herbst und dem Bewerbungscoaching hat mir mein Coach folgendes geraten:

"...Auch nach einem Vorstellungsgespräch können Sie mit einem "Nachfassbrief" noch einmal zum Ausdruck bringen, was Sie motiviert und was Sie für diesen Arbeitsplatz qualifiziert. Allerdings sollten Sie sich ausschließlich auf das Vorstellungsgespräch beziehen und nicht etwa Sachen wiederholen, die Sie bereits in Ihrem Bewerbungsschreiben erzählt haben. Auch Einwände, die im Verlauf des Gesprächs vielleicht aufgetreten sind, können Sie durch einen gut formulierten Nachfassbrief entkräften und Ihr Bewerbungsvorhaben noch einmal einen großen Schritt nach vorne bringen.

Ihr Nachfassbrief sollte nicht länger als eine Seite sein - es soll der Eindruck vermieden werden, Sie wollten das Gespräch zurücknehmen oder hätten hier grundsätzlich nicht alles gesagt oder etwas verschwiegen. Und: Beziehen Sie sich in jedem Fall positiv auf das Gespräch und vermeiden Sie den Eindruck, Sie wollten Druck machen oder um eine positive Entscheidung betteln, falls Sie wirklich etwas zu bieten haben...."

So, ich hoffe, ich konnte Dir helfen und drück Dir die Daumen, dass Du den Job bekommst.

[HopiStar]

Hallo Musika,

also ich kenne es auch gar nicht und ich muss sagen, ich empfinde das auch als übertrieben und hoffe, dass es mittlerweise nicht Standard geworden ist .

Viele Grüße
Hopi

[musika]

Hallo,

ich habe jetzt schon öfter gelesen, dass dieser "trend" auch bei uns vermehrt beachtung findet und man sich dadurch zusätzlich in ein positives licht rücken und den bewerbungsprozess damit abrunden kann.

@ texasbluebonnet: genauso habe ich das gemeint. nicht irgendetwas aus dem gespräch geradebiegen wollen, sondern das gesagte bekräftigen.

mein gefühl sagt mir, dass die mitarbeiterin aus der personalabteilung, die auch anwesend war, so einen brief positiv werten würde. beim projketleiter bin ich mir nicht sicher.... und irgendwie finde ich etwas sehr komisch, dass er dauernd auf sein handy geguckt hat...

[Chiquitita]

Hi,

ich denke eigentlich nicht, dass das schaden kann. Ob das anbiedernd klingt, kommt ja sicher auch darauf an, wie es formuliert ist.

Und der Projektleiter erwartete vielleicht einen wirklich wichtigen Anruf?

[Funny]

Hallo Musika,

ich kenne das mit dem "Nachfassbrief" auch nicht. Ich hab auch kein Gefühl dafür, wie so etwas aufgenommen wird. Für die jeweilige Personalabteilung bedeutet es ja wohl erheblichen Mehraufwand, wenn neben den Bewerbungsschreiben auch noch die Danksagungen und Nachfassbriefe zu bearbeiten sind. Ist das denn eine amerikanische Firma, bei der das Gespräch stattfand?

Die Geschichte mit dem Handy ist etwas unhöflich, aber ich würde es nicht überbewerten. Vielleicht ist er in einem Projekt und erwartete einen wichtigen Anruf.

LG, Funny

[Binie]

Ich habe mal in einer Personalabteilung gearbeitet. Wenn eine Entscheidung für oder gegen einen Bewerber gefallen ist (und das ist ziemlich kurzfristig nach dem Gespräch der Fall), dann ändert sich die Entscheidung auch mit so einem Nachfassbrief nicht mehr.

[musika]

Hallo nochmal,

das ist keine amerikanische firma, aber trotzdem sehr innovativ und dazu noch recht unkonventionell.

ausserdem ist es auch noch so, dass das budget für diesen job noch nicht feststeht. d.h. sie wollten wohl zuerst die passende kandidatin haben, um beim controlling argumentieren zu können: wir haben die richtige frau für den job, die arbeit wächst uns über den kopf und jetzt muss bitteschön die kohle her.

ich denke, vielleicht wäre so ein nettes schreiben das tüpfelchen auf dem i.

@ binie: ich war die erste kandidatin und das auswahlverfahren wird ja wahrscheinlich erst nach dem vorstellungsgespräch der letzten kandidatin abgeschlossen werden. oder meinst du, dass schon nach dem jeweiligen gespräch die entscheidung mehr oder weniger steht?