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Thema: Bruder drogensüchtig

  1. #1
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    Standard Bruder drogensüchtig

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    Was meint Ihr? Mein Bruder ist jetzt schon jahrelang Heroinabhängig. Zwei Entzugskuren waren erfolglos. (Beide nicht ganz freiwillig.) Nach dem Tod meines Vaters hat er sich bisher geweigert (obwohl er die letzte gut fand und sich vorstellen könnte, da wieder hinzugehen) eine Entgiftung mit anschließender Entziehungskur zu machen. Aber kann er das überhaupt entscheiden, solange er drauf ist?
    Nun hat er angerufen und gesagt-Wenn er bis Dienstag einen Geldbetrag nicht zahlen würde, käme er für ca. 2 Monate in das Gefängnis. Bisher hatte mein Vater wegen dem Ruf und weil er Sorgen hatte, dass mein Bruder dadurch kriminell werden könnte solche Sachen gezahlt.
    Und einmal habe ich ihn bereits selbst kurz nach Vaters Tod ausgelöst und da abgeholt.
    Allerdings hätte er dort keine Möglichkeit sein Heroin zu nehmen und wäre medizinisch betreut. Dies würde einem zwangsweisen Entzug gleichkommen. Und mit klarem Kopf könnte er dann vielleicht besser entscheiden?
    Es würde sich um einen Aufenthalt von knapp 2 Monaten handeln. Dann wäre er wieder frei und erstmal gründlich entgiftet.
    Soll ich ihm das Geld geben (wodurch sich sicher nichts ändert) oder ihn die kurze Zeit absitzen lassen? Dann gibt es doch eine kleine Chance, dass sich was ändert?
    Wie würdet ihr Euch entscheiden?

  2. #2
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    Nun, NdP, ich denke durch seine bisherige Suchtgeschichte ist Dir bewusst worden dass der Erfolg von Entziehungskuren sehr viel davon abhängt ob der Abhängige gewillt ist diese durchzustehen.

    An sich finde ich Deinen Gedankengang, von wegen, "Im Gefängnis hat er keine Drogen aber eine medizinische Betreuung" schon logisch, aber in Gefängnissen gibt es sehr wohl Drogen und wenn er dort nicht zum Entziehen gewillt ist, wird ihm die beste medizinische Betreuung kaum helfen? Zumindest würde er wohl wieder in ein Programm aufgenommen werden.

    Ich finde es richtig, dass er ins Gefängnis geht, da er wohl bisher kaum gelernt hat die Konsequenzen seines Handelns zu ertragen, da dein Vater für ihn in die Bresche sprang. Nun hat sich das durch den Tod Deines Vaters ja wohl gründich geändert.
    Ob er sich nun dadurch zum Besseren ändert - ich weiss es nicht, und ich denke, es ist auch schwer zu beurteilen. Aber die Chance ist da.

  3. #3
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    Ja, ich weiss natürlich das sein Wille das Entscheidende ist.
    Und die Drogen im Gefängnis gibt es sicher nicht ohne Gegenleistung. Daher denke ich, dass wird für jemand der nur kurz drin ist nicht so einfach sein da ran zu kommen.
    Ich sehe es auch nur als eine kleine Chance dass ihm vielleicht bewusst wird, was Sache ist, bevor es ganz zu spät ist.
    Denn noch steht ein kleiner Geldbetrag als Erbe im Raum, mit dem er einen Neuanfang machen oder dass er in Kürze auf die Scene tragen kann.
    Die momentanen Bedingungen hat er daher später nicht mehr.

    Ich weiss, ich bin nicht seine Mama. Obwohl er damals, als ich ihn abholte am Telefon tatsächlich Mama (Freudscher Versprecher) zu mir gesagt hat.

  4. #4
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    Hallo NdP

    Schwierig, Dir da aus der Ferne einen Rat zu geben. Worum handelt es sich denn bei dem Geldbetrag? Ist er zu einer Geldstrafe verurteit worden und die 2 Monate wären Ersatzfreiheitsstrafe oder ist ein Verfahren gegen Zahlung des Geldbetrages eingestellt worden? Und war er schon mal in Haft?

    Er müsste ja vermutlich nicht gleich in den Vollzug, er würde irgendwann zum Haftantritt geladen. Das kann bei einer "normalen" Haftstrafe bisweilen ganz schön dauern.
    Vielleicht könnte man auch noch eine Haftverschonung erreichen wenn er eine Therapie anfängt?

    Leider bin ich nicht die Heldin in Sachen Strafvollzugsrecht und kann auch derzeit niemanden fragen (bin gerade im Examen), aber vielleicht solltet ihr mal einen Anwalt fragen (evt. hat Dein Bruder ja einen).

    VG
    Brauny

    P.S. An Drogen kommt man generell auch im Vollzug. Es fragt sich nur, wo er hinkommt, evt. wird es dort schwierig. Aber wäre er überhaupt im geschlossenen Vollzug oder käme er raus?
    Strafverteidiger zum Mandanten: "Gleich wird das Urteil verkündet. Wie fühlen sie sich?" Mandant: "Wie eine Braut vor der Hochzeitsnacht. Ich weiss genau, was kommt. Ich weiss nur noch nicht, wie lang es ist."

  5. #5
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    Oh je, das tut mir leid.

    Aber lt. Fachleuten sollte man Menschen, die drogensüchtig sind, nicht helfen. In keiner Hinsicht. Es besteht die Auffassung, dass nur, wenn sie "unten" sind, sich auch wieder aufrappeln können. Nur nach einem Absturz kann ein "Vorwärts" erfolgen.

    Das heisst, vorher sind sie sich sehr wohl bewusst, dass Verwandte und Freunde helfen. Aus vielerlei Gründen: Ansehen, Liebe was weiss ich... So, wie es eben auch dein Vater getan hat. Und eben das sollte man dann nicht mehr tun. Das mag für dich furchtbar schwer sein, dem Bruder nicht zu helfen. Aber vielleicht ist das Gefängnis und die "Gegenleistungen für seine Drogen" eine Chance? Übrigens wird jeder Süchtige sich "vorstellen können, in eine Therapie zu gehen. Nur nicht sofort. Und nicht dort. Und erst mal nur der eine Schuss... Damit man klar denken kann...."
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  6. #6
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    Ich kenn die Problematik nur zu gut. Leider! Ich würd ihn auch in den Knast schicken! Man darf ihnen nicht helfen, denn nur durch den guten Willen anderer kommen sie nicht weg davon. Ich weiß,es ist sehr hart, weil man als Schwester einfach helfen möchte, aber ich hab mir auch den Mund fusselig geredet, und mein Bruder tat ganz verständnisvoll und meinte ja du hast ja recht und blabla, und sobald ich aus der Tür war, hat er das nächste genommen. Laß ihn einsitzen, dann besteht wenigstens die minimale Möglichkeit dass er die Zeit hat, darüber nachzudenken! Und endlich für die Konsequenzen verantwortlich sein muß! Man darf es ihnen einfach nicht abnehmen, weil sie sich sonst immer auf irgendwen verlassen, der kommt und alles für sie regelt. Sie müssen ihr Tun selber ausbaden!
    I love Holidays!

  7. #7
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    @Brauny
    Es ist nur eine ersatzweise Haftstrafe für einen Betrag den er nicht gezahlt hat. Strafrechtlich nicht relevant. Aber vor ein paar Monaten hat er das Geld gehabt und hätte es zahlen können. Sowas entsteht ja nicht von heute auf morgen.

    @all
    Habe mich gestern nochmal mit dem Freund meines Vaters, der unsere Familie seit Anbeginn aller Zeiten kennt, darüber unterhalten. Dessen Schwester hat in dem Bereich gearbeitet und sagte ihm schon das Gleiche wie Cara bereits geschrieben hat.
    Insgesamt ist er auch der Meinung, dass es besser und an der Zeit ist, dass mein Bruder endlich lernt die Konsequenzen selber zu tragen. Möglicherweise hat das ja eine Schockwirkung auf ihn *hoff* und wenn er sich klaren Kopfes dort Gedanken über sein Leben machen muss, besteht zumindest eine kleine Möglichkeit, dass er sich besinnt. Ich weiss natürich nicht, ob er von dort aus direkt in eine Kur kommen könnte. Die Voraussetzung dafür-nämlich die vorherige Entgiftung- wäre jedenfalls erfüllt.
    Die letzte Kur hat er zur Abwendung einer Haftstrafe wegen BTM-Missbrauch gemacht, aber wie die erste (auf Druck seiner Exfrau) vorzeitig abgebrochen. Wenn er sich dort entschliessen könnte anschließend eine zu machen, wäre es die erste, für die er sich alleine entscheiden würde.

    Ich werde dann sicher erstmal die böse Schwester sein, aber das bin ich sowieso und ich denke damit kann ich leben.

    Nachdem ich ihn kurz nach dem Tod des Vaters schon nach einem Tag Aufenthalt das erste Mal rausgeholt hatte, bin ich anschließend bereits zu der Meinung gekommen, dass es ein Fehler war, dies zu tun. Ganz einfach, weil ich das Gefühl hatte, ihm eine Chance zur Entgiftung genommen zu haben.

  8. #8
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    ich denke, wenn er immer wieder "ausgelöst" wird und er nie die konsequenzen zu tragen bekommt, wird sich nie etwas ändern. was natürlich nicht heisst, dass er dadurch, dass er ins gefängnis geht, etwas ändert.
    leider ist es mit den drogen so, dass sich wirklich nur etwas ändert, wenn es der betroffene selbst will. einmal körperlich entziehen heisst noch lange nicht, sauber zu bleiben. das schwierigste kommt erst danach. neuen sinn im leben zu finden, vorallem neue freunde, sich mal mit sich selbst beschäftigen, sehen wer man eigentlich ist, das dann aushalten,...

    meine schwester war ebenfalls jahrelang drauf und ja, sie konnte sich trotz ihrer sucht entscheiden, aufhören zu wollen. irgendwann war sie an dem punkt angelangt, an dem sie das gefühl hatte, so nicht mehr weiter zu können und vor allem nicht zu wollen.
    sie bekam dann einen therapieplatz, was an sich gar nicht so einfach war. da mussten doch einige kriterien erfüllt werden. dort angelangt heisst aber auch noch nicht, den platz behalten zu können.
    ich denke, dein bruder muss das wirklich wollen, denn einmal ein fehltritt und er ist den platz wieder los, leider
    meine schwester hatte ebenfalls zig entzüge hinter sich, immer wieder rückfällig geworden, doch als die entscheidung ganz alleine von ihr kam, der wille da war, hat sie es endgültig geschafft. mitlerweile seit über 10 jahren.

    ich wünsche euch alles gute und viel kraft

    lg
    lora
    "Der Duft der Dinge ist die Sehnsucht, die sie in uns nach sich erwecken"

    (Christian Morgenstern)


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  9. #9
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    Hi NdP, ich arbeite ja im Vollzug, allerdings im Jugendbereich und kann natürlich deine Hoffnungen, die du in den Vollzug legst, verstehen. Allerdings sieht dies in der Praxis anders aus, als im Fernsehen. An Drogen kommt man immer, meistens mehr gepanscht mit Rattengift etc., als draußen. Und im Vollzug, es kommt natürlich drauf an, wo er hinkommt, wird er auch nur verwahrt und wenn er nicht gerade einen Superaffen schiebt, dann werden Entzugserscheinungen gerne ignoriert, das ist bitter und gefährlich, aber es ist so, zumindest bei uns im Jugendbereich. Die Idee mit dem Anwalt ist schon gut, du solltest dich aber nicht darauf verlassen, dass dies in Zukunft ein Allheilmittel für ihn und dich sein wird. Im übrigen habe ich gestern einen Bericht aber einen Verein Luna eV. oder ähnlich gesehen, wo Schwerstabhängige bis zu zwei Jahre lang intensiv bereut werden, vielleicht ist das ja was. Fakt ist, wenn er selbst nicht will und ihm immer geholfen wird, wird sich für ihn und euch nichts ändern. Viel Glück
    Ein Kluger bemerkt alles. Ein Dummer macht über alles eine Bemerkung (Heinricht Heine)

  10. #10
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    Original geschrieben von lora
    neuen sinn im leben zu finden, vorallem neue freunde, sich mal mit sich selbst beschäftigen, sehen wer man eigentlich ist, das dann aushalten,...
    lora
    Ich glaube die Sinnfrage ist ein ganz wichtiger Punkt und die neuen Freunde ebenfalls. Alles schwierig.
    Super das Deine Schwester das geschafft hat. Wie lange war sie denn abhängig?

    Mein Bruder ist sicher schon rund 20 Jahre auf Heroin. Davon ca. 9 Jahre an der Nadel. Er war auch schon mal ne Zeitlang zusätzlich auf Rohypnol und ist sicher auch noch Alkoholabhängig. Das Methadonprogramm war ebenfalls erfolglos. Eine starke Suchtpersönlichkeit, was die Sache nicht vereinfacht.
    Er ist 42 und ich wundere mich, dass man damit überhaupt so lange leben kann. Körperlich und geistig wird er vielleicht nach der langen Zeit nie mehr richtig gesund.
    Arbeiten kann er auf Grund eines Betriebsunfalls eh nicht mehr. Zum Glück bekommt er deshalb eine kleine Rente.

    Ehrlich gesagt hatte ich die Hoffnung schon manchmal ganz aufgegeben und auch jetzt (mit durch die veränderten Umstände-da er ja bei meinem Vater gewohnt hatte) ist sie nur minimal.

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