Wie wurdet Ihr erzogen?

[andijo]

Hallo,

mich würde `mal interessieren, wie Ihr so erzogen worden seid, ob Ihr damit - wie soll ich sagen - zufrieden seid. Gibt es Dinge, die Ihr kritisiert? Würdet Ihr bei eigenen Kindern etwas anders machen als Eure Eltern *rhetorischefrage*

Ich finde, dass wir (4) Kinder zu leistungsorientiert erzogen worden sind, etwas weniger wäre besser gewesen, außerdem drückte meine Mutter oft mein Selbstbewußtsein, das mache ich ihr wirklich zum Vorwurf. Etwas mehr Offenheit und Konfliktfähigkeit hätte ich mir auch gewünscht. Es gibt natürlich auch viel Gutes

Ich weiss, das ist recht persönlich, aber wir sind ja unter uns , also...

Liebe Grüsse
Andrea

[Rebecca de W.]

ich bin definitiv zu "ängstlich" erzogen worden. Vielleicht lag es daran, daß ich ein nicht mehr geplanter Nachzügler war und meine Eltern schon älter waren. Jedenfalls war für meine Mutter immer alles zu gefährlich, daher war ich ein richtiger Angsthase, habe auch sehr spät schwimmen und fahrradfahren gelernt und so. Diese Angst und Übervorsichtigkeit habenmich lange begleitet,zum Glück habe ich aber irgendwann Ende 20 den dreh gekriegt, mich umzukrempeln.
Auch die mütterliche Parole " mit dem Strom schwimmen, sich keine Feinde machen" usw. habe ich gehaßt und mich davon freigemacht.
Ja, und im Teeniealter war meine Mutter dann komischerweise genau andersrum drauf, fand, ich müsse jetzt selbständig sein und wollte sich irgendwie selbst verwirklichen und -vielleicht verständlich nach 3 Kindern- endlich ihr eigenes Leben durchziehen. Da habe ich mich dann ziemlich zurückgesetzt gefühlt, wenn sie z.B. morgens nicht mit mir aufstand , um mir Frühstück oder ein Pausenbrot zu machen.
Ich habe keine Kinder, aber ich würde das meiste anders machen! Ich hatte aber trotzdem keine unglückliche Kindheit.

[niki*b]

Ich denke, an der Erziehung der Eltern zu kritisieren, macht ihr euch zu einfach. Natürlich erging es mir nicht anders, und meine Eltern machten in meinen Augen auch einiges falsch. Aber jetzt hab ich selber 2 Kinder ( 10 & 15), und dann sieht man vieles anders, und versteht gewisse Handlungsweisen besser, und macht es auch so. Ich denken, über das Thema sollte man sich erst dann unterhalten, wenn man selber vor dem " Problem" Kindererziehung steht. Alles andere ist unrealistischer Humbug!

[gesa1974]

Original geschrieben von Rebecca de W.
ich bin definitiv zu "ängstlich" erzogen worden. Vielleicht lag es daran, daß ich ein nicht mehr geplanter Nachzügler war und meine Eltern schon älter waren.

Ist interessant wie unterschiedlich das sein kann. Ich bin auch ein ungeplanter Nachkömmling. Meine Geschwister sind 15 Jahre älter als ich.
Bei meiner Mutter war es genau andersrum. Weil sie ja schon 2 Kinder grossgekriegt hat und durch ihr Alter schon etwas ruhiger war hatte sie bei mir wenig Sorgen und war eher unbekümmert. Ich durfte sehr viel, hatte oftmals keine klaren Grenzen und viel mehr Freiheiten als meine Geschwister in meinem Alter hatten.
Das hat mich einerseits in gewissen Mass selbstständig und unabhängig gemacht andererseits hätte ich mir manchmal mehr Druck seitens meiner Eltern gewünscht. Z.B. bei Hausaufgaben oder überhaupt schulischen Belangen hätten meine Eltern mich mehr unterstützen bzw. mehr in den Allerwertesten treten sollen.

Entscheidend bei meiner Entwicklung bzw. Erziehung waren aber meiner Meinung auch die Gegebenheiten in der Familie und der Ehe meiner Eltern die während meiner Kindheit und Teenagerzeit fatal war. Mein Vater war viel weg, wenn er da war gab es üblen Streit und meiner Mutter hat jahrelang total unter der Beziehung gelitten. Ich glaube das hatte ziemlich Einfluss auf meine Entwicklung.

[Rebecca de W.]

Nö , das sehe ich anders! Nur , weil ich selber nicht gut kochen kann, merke ich doch, wenn eine Suppe versalzen ist, oder??
Meine Eltern haben einiges falsch gemacht, was mich leider auch geprägt hat, und auch das Verhältnis zu ihnen beeinflußte. Natürlcih waren sie insgesamt wirklich gute Eltern, aber wieso soll Kritik an Tatsachen ungerechtfertigt sein?

[Wendolene]

Hallo Andijo,

interessante Frage

Ich bin mit der Erziehung meiner Eltern, bzw. hauptsächlich meiner Mutter, sehr zufrieden.

Meine Eltern haben mich immer gefördert und bestärkt in den Dingen, die ich getan habe. Sie waren auch immer sehr stolz auf mich, das hat mir wirklich genügend Selbstbewußtsein für meinen weiteren Lebensweg gegeben.
Ich habe immer genug Aufmerksamkeit und Liebe bekommen, vielleicht sogar schon ein bißchen zuviel (Einzelkind !!!).
Es gab zwar auch immer Regeln, an die ich mich halten mußte, aber auf der anderen Seite durfte ich auch immer sehr viel. Ich durfte immer meine Freunde nach Hause bringen und später durfte dann mein 'fester' Freund auch bei mir übernachten.

Natürlich gab es auch viel Krach und Ärger (Stichwort: Pubertät!), aber ich denke, das ist normal.

Ich kann wirklich sagen, dass ich sehr froh wäre, wenn ich es schaffe, meine Tochter auch so zu erziehen, wie es meine Eltern getan haben.

LG
Wendolene

[la tanja]

Meine Schnellantwort, ohne gross zu ueberlegen:

Ich bin von uns 3 Kindern die Aelteste & diejenige, die sich alles hat erkaempfen muessen. Meine Geschwister hatten's viel einfacher und machen es sich auch wesentlich einfacher. Ich bin die Kaempfernatur, meine Geschwister sind die "die Eltern werdens schon richten" Kinder. Hm.

Evtl. schreib ich spaeter nochmal eine Antwort mit mehr Tiefgang

LG

Tanja

[Chiquitita]

Hi!

Ich kann mich nicht beschweren, meine Mutter war zwar in manchem ein bisschen ängstlich, was offenbar auf mich abgefärbt hat (oder wäre ich sowieso so geworden?), aber ansonsten haben unsere Eltern uns (meine ältere Schwester und mich) weitgehend "in Ruhe gelassen". Beim Ausgehen usw. gab es natürlich gewisse Grenzen; meine Schwester hatte da schonmal Zoff, ich war eher brav und hatte es als die Kleinere wahrscheinlich auch ein bisschen leichter. Schulstress wurde auch keiner gemacht, was aber vielleicht auch daran lag, dass wir ohnehin relativ gute Noten hatten.

Meine Eltern waren/sind wirklich sehr ok und ich hatte eine schöne, recht behütete Kindheit. Das wird mir teilweise erst heute bewusst, wenn ich die Geschichten anderer höre. Und ich bin äußerst dankbar.

[la tanja]

Original geschrieben von Chiquitita
Hi!


Meine Eltern waren/sind wirklich sehr ok und ich hatte eine schöne, recht behütete Kindheit. Das wird mir teilweise erst heute bewusst, wenn ich die Geschichten anderer höre. Und ich bin äußerst dankbar.

Das kann ich bestaetigen - mir wurde mal gesagt "man merkt, dass du aus einer Familie stammst die das Abendessen noch gemeinsam einnimmt und nicht jeder still in seinem Zimmer".
Gut hatte und hab ich's, das weiss ich zum Glueck.

[Bobbi]

Als ich Kind war hab ich es gehasst. Ich habe sehr frueh sehr viel Verantwortung uebernehmen muessen. Nach der ersten Klasse meinen Bruder vom Kindergarten abholen vorgekochtes Essen warm machen, auf meinen Bruder aufpassen, bis meine Mutter (alleinerziehend, drei Jobs) von der Arbeit kam. Fuer jedes extra musste ich auch "extra arbeiten" wie z.B. Vorhaenge waschen und Fenster putzen. Wir hatten nie einen Kindergeburtstag, (kein Geld) und bei uns gabs immer nur Tee. Nie Limo oder Cola. Ich erinnere mich dass in meiner ganzen Kindheit vielleicht 4 oder 5 mal Freunde bei uns in der Wohnung waren. Na ja Klassenkameraden, ich konnte ja nur mit einem Bruder raus und war immer bei uns in der Wohnung und hatte deshalb erst als Jugendliche Freunde, die ich regelmaesig sah. Meinen Bruder habe ich gehasst und erst spaeter als wir groesser wurden und ich einiges verstanden habe sind wir richtig gute Freunde geworden. Leider nur fuer ein paar Jahre, denn er ist frueh gestorben. Also meine Kindheit fand ich super bescheiden. Aber: als ich mit knapp 18 ausgezogen bin, konnte ich einen Haushalt fuehren, kochen, naehen, mit Geld umgehen. Ich wusste, dass es nichts umsonst gab und im Nachhinein war mein Leben dadurch spaeter viel leichter als das von meinen Freunden, die immer alles gemacht bekommen haben. Erst als Erwachsene wurde mir klar, was es heisst zwei Kinder gross zu ziehen und drei Jobs zu haben, nie krank sein zu koennen etc.
Heute finde ich es erstaunlich, was meine Mutter geleistet hat. Als Kind hab ich das nicht so gesehen. Weder mein Bruder noch ich waeren auf den Gedanken gekommen, was zu stehlen, die Schule zu schwaenzen oder eine Aufgabe nicht zu erledigen. Wir haben zwar immer gemault aber wir haben unsere Sachen gemacht. Im Nachhinein kann ich sagen, es hat mir nicht geschadet.
die Bobbi