absolute Abneigung gegen Kollegen- was tun?

[Lenchen]

Hallo,
würde so gerne einmal ganz neutrale Meinungen zu meinem `Problem` hören und deshalb poste ich mal hier in der Hoffnung auf gute Tipps und ehrliche Meinungen.
Zuerst einmal - ich liebe meine Arbeit und habe lange gebraucht um endlich die Position und Stellung zu bekommen. Nun habe ich seit ca. 2 Jahren einen Kollegen, mit dem ich zwar nicht in einem Zimmer sitze, doch tagsüber reichlich Kontakt habe. Er steht stellungsmäßig über mir und so kann ich leider offen meine Meinung ´ohne Gefahr´nicht direkt sagen. Er ist so was von super nett zu mir, dass es fast schon künstlich wirkt ( ist aber so ein Typ), er findet alle Menschen ganz toll und selbst bei wirklichen Nervensägen oder furchtbaren Leuten, die es nunmal gibt, findet er irgendwas nettes und ´wenn es nur die Stimme ist- liebe Kollegin- so sein Spruch. Sein ganzes Leben ist so - friede, freude, eierkuchenmäßig. Ihr könnt es euch wahrscheinlich nicht vorstellen, aber so etwas 10 STunden am Tag kann derartig nerven. Wenn er nur wirklich so ein super Typ wäre, mit permanentem Verständnis und salbungsvoller Stimme, würde ich mich vielleicht daran gewöhnen und es sogar bewundern, doch er vergisst ganz schnell, wenn es um seine Belange- sprich Arbeit- geht, wann meine Kolleginnen und ich z.B. Feierabend haben etc.- ach, das tut mir leid, dass habe ich jetzt völlig vergessen- Pustekuchen- wer´s glaubt. (Wobei wir wirklich hilfsbereit sind und nie auf die Uhr sehen). Meistens stellt sich dann auch noch heraus, dass Sachen, für die man Überstunden gemacht hat und vielleicht sogar priv. Termine verschoben hat gut und gerne noch eine Woche oder mehr Zeit gehabt hätten. Ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Alle mehr oder weniger direkten Hinweise enden immer mit einer scheuen lächelnden Entschuldigung und mit aufrichtigem Bedauern. Habe mich mittlerweile so hineingesteigert, dass mir die Nackenhaare hoch gehen, wenn ich ihn kommen sehe. Wie er geht und spricht, eigentlich alles geht mir so was von furchtbar auf die Nerven, dass ich schon seit Tagen Magenschmerzen haben. Könnte nie mit meinem Chef über so ein Probl. reden, erstens tue ich so etwas grundsätzlich nicht, zweitens kennen ihn alle als einen furchtbar lieben Kollegen, der ganz ´entzückend´ist. Sorry für den langen Text. Nur wie kann ich lernen, damit umzugehen und nicht abzudrehen.
Lg lenchen

[Miss Buffington]

Kannst du "nein" sagen?

Ich finde du solltest deine Grenzen klar abstecken und ihm nicht 'jeden' Gefallen erfüllen. Denn ein "Ja" zu ihm ist ein"Nein" zu dir, da du deine Interessen zurücksteckst in dem Moment. Dabei ist es ganz egal, ob er dir gleichgestellt oder übergestellt ist. D.h. jetzt nicht dass man jeden Wunsch nicht erfüllen soll aber man sollte sich wirklich überlegen, ob es das einem Wert ist. Gerade auch wenn du schon körperlich reagierst. In allen anderen Fällen freu dich über deine Menschenkenntnis, dass du siehst dass er wirklich übertreibt und stell auf durchzug.

[Lenchen]

Hallo Miss Buffington,
vielen Dank für deine Antwort.
Nun, - ab und an nein zu sagen habe ich mittlerweile gelernt. Was ich bei mir nur nicht mehr verstehe, dass ich mich dermassen hineingesteigert habe und mir die blosse Präsenz des Kollegen oftmals schon reicht um mich absolut unwohl zu fühlen. So kenne ich mich gar nicht und das erschreckt mich. Es ist sehr schwer aus diesem Kreislauf wieder vernünftig raus zu kommen.
LG lenchen

[sanni]

Lenchen, ich kann Dich da so gut verstehen!!! Ich hatte 4 Jahre lang einen Kollegen, der mir genau gegenüber saß und der meine Nerven Tag für Tag strapaziert hat. Die Art und Weise, wie er sprach, aß, lief, redete, guckte, das alles hat mich in den Wahnsinn getrieben!!! Und es wurde jeden Tag immer schlimmer. Zudem hat er seine Arbeit auch immer schön lange liegen lassen und ich konnte es nicht mitansehen, dass er wichtige Termine versäumt hatte oder Dinge vergessen hat, die nunmal von großer Wichtigkeit waren. Wir arbeiteten in einem Team und für seine bescheuerten Fehler war ich auch immer mitverantwortlich.

Das einzige was hilft ist: nimm es mit Humor, aber biete ihm die Stirn! Sag ihm, was Du denkst, aber verpack es humorvoll und genauso "liebreizend" wie er das auch immer tut! Wenn er Dich das nächste Mal dämlich grinsend fragt, dann antworte ihm genauso strahlegrinsend, dass Du nicht kannst! Es ist wirklich einfach, wenn man den ersten Schritt dazu gemacht hat.

Am Anfang kommst Du Dir vielleicht gemein und dreist vor, aber das legt sich mit der Zeit. Ausserdem stärkt das "Nein"-Sagen ungemein das Selbstbewusstsein .

[Cara]

Je nun, er ist quasi dein Vorgesetzter. Er mag gefallen oder auch nicht, aber er hat diese Position inne. Und kein Vorgesetzter ist optimal. Manche "lassen den Chef raushängen", diese Super-Freundlichkeit ist eben seine Methode.

Du wirst dich damit auseinandersetzen müssen, falls du nicht die Stelle wechseln willst. Ihn wirst du nicht ändern können, also wirst du über kurz oder lang deine Meinung zu ihm ändern müssen. Vielleicht einen Vorteil darin sehen, dass er sonst höflich ist?

Ich halte auch nicht sooo viel davon, "nein" zu sagen. Ihr seid auf der Arbeit, die Dinge müssen erledigt werden. Ihr steht nicht im Boxring: "Wer zuerst nein sagt und dabei bleibt, hat gewonnen". Dieser Schuss kann sehr schnell nach hinten losgehen.

[Chiquitita]

Hm, wenn es öfter vorkommt, dass Du private Termine wegen Dingen verschiebst, die dann doch eigentlich nicht soo eilig waren, vielleicht hilft es dann in Zukunft, öfter mal nachzuhaken, nach dem Motto "Hat das nicht noch etwas Zeit/noch Zeit bis morgen, ich habe gleich noch eine Verabredung/einen Termin" evtl. mit dem Zusatz "Aber morgen kümmere ich mich sofort darum" o.ä. ?? Dann müsstest Du Dich schonmal wg. unsinniger Überstunden nicht aufregen ... Und wenn Du nichts vorhast, kannst Du ja auch ab und an mal ein Auge zudrücken und ohne zu schmollen länger bleiben.

[Chiquitita]

... oder Du suchst doch mal die Aussprache mit ihm, zumindest hinsichtlich der Überstundengeschichte. Sein ganzes Wesen kannst Du ihm ja kaum vorwerfen.

[Bobbi]

Machs doch genauso, wenn wiedermal Ueberstunden angesagt sind, sagst Du einfach ganz herzlich, dass Du das ja liebend gern machen wuerdest, aber heute gehts leider nicht. Und das machst Du so charmant, dass er nichts dagegen sagen kannst.
Dass er ein positiver Mensch ist, kannst Du ihm nicht vorwerfen.