GAAANZ alte Düfte...

[Susi Simpel]

hallo ihr lieben,

angeregt u.a. durch den plausch mit peppernuts dachte ich, ich könnte mal einen thread zu den GANZ ALTEN düften hier reinstellen.

in letzter zeit bin ich über carons poivre / coup de fouet, sowie tabac blond, en avion etc. auf ältere schätze, das heißt parfums von anfang bis mitte des zwanzigsten jahrhunderts aufmerksam geworden und habe den einen oder anderen lieben gelernt.

wie steht es mit euch? habt ihr auch einige der "alten" zu hause und wenn ja, was? wie riechen sie? wo kauft ihr die?

auf meiner demnächst-probier-liste stehen, wenn ich sie irgendwo auftreibe, auf jeden fall noch jicky, mitsouko und l'heure bleue von guerlain, chypre von coty, jolie madame von balmain, shocking von schiaparelli, futur von piguet, die edc von farina/köln (v.a. das juchten) -
kennt wer etwas davon? duftbeschreibungen bitte!!!


ich bin, wie immer, sehr gespannt auf eure antworten...

liebe grüße,

die susi.

[Thea]

Hallo Susi,

ich denke schon, dass die "Alten" Düfte immer noch populär sind. Mir fällt da z.B. Chanel No 5 ein. Lange Zeit war er mir viel zu schwer und ich hatte ihn als "omahaft" eingestuft. Dies lag aber daran, dass ich immer nur das EdT probiert habe - kommt bei mir ganz schrecklich heraus - einmal am reinen Parfüm gerochen und ich war hin und weg.
Coco sagte ja damals (1920 wohl) "Eine Frau ist keine Blume, weshalb sollte sie also nach einer riechen wollen" (oder so ähnlich )

Mitsouko von Guerlain fällt mir ein - mit diesem Duft fällt man heute noch auf. Kein Wunder. Die alten Düfte hatten meiner Ansicht nach zwar das gewisse Etwas, vielleicht auch nur aufgrund dessen, dass die Möglichkeiten einen synthetischen Duft herzustellen nur sehr begrenzt waren. Nein, ich finde nicht, dass diese Düfte "besser" sind - sie sind lediglich anders. Das ist irgendwie wie mit Filmen. Manche sind Klassiker geworden, manche nicht. Für damalige Verhältnisse war der erste King Kong Film ein Meilenstein.

Viele Düfte mussten auch der EU Norm (bin mir hier aber nicht absolut sicher) angepasst werden (keine Verwendung von reinem Amber, kein natürliches Moschus, etc) so dass selbst diese Düfte nicht mehr "Original" sind. Dies wird ja immer wieder bemängelt: Sie riechen einfach nicht mehr wie das Original welches man vor 20 Jahren hatte.

Ein Duft, den ich aber auch heute noch mag ist Fracas - der polarisierte heute wie damals genauso wie Angel von Mugler.

Narcisse Noir von Caron gibt es z.B. seit 1911 - ist auch noch heute ein "moderner" Duft.

Arpege von Lavin gibt es auch heute noch fast überall zu kaufen - der ist mir aber wirklich zu, wie soll man sagen, parfümig - war aber damals der Renner, wird ihm zumindest nachgesagt.

LG
Thea

[isab]

Hi,

einer meiner Duftfavoriten ist Fath de Fath, der auch um ca. 1960 entstanden ist. Allerdings hat die Firma ihn wohl "modernisiert", so dass er nicht mehr ganz dem Original entspricht.


OT:Ich denke, bei den alten Düften war Mode weniger ein Herstellungsgrund als die Nase des Entwicklers, die Düfte sind eigenständiger und "runder". Heute wird nach Label, Trend und Preissegment hergestellt, viele Düfte sind deshalb nur auf einen kurzen Lebenszyklus eingestellt, damit schnell wieder was Neues nachkommen kann.


Viele Grüße

[Cara]

Besser sind die alten Düfte nicht. Sie haben ihre Zeit repräsentiert, so wie eben die Neuen das Heute repräsentieren.

Nur ist man heute vielleicht weniger wagemutig. Selbst wenn die Düfte rar sind, so sind sie doch frei vom Polarisieren. Der letzte Duft, der dies tat, war imho Angel. Der läutete gleich eine ganze Generation ein und kurz darauf waren seine Nachfolger da.

Davor waren es Düfte wie Opium, Poison, die wirklich "aus der Reihe tanzten". So was gibt es heute fast nicht mehr. Sehr speziell ist aber in jedem Fall die Lutens-Duftreihe.

Aber kann man bei Düften überhaupt sagen besser oder schlechter? Ich finde, eine Frau, die einen Duft trägt, der zu ihr passt, und das kann durchaus auch Tosca sein, hat mehr Stilgefühl als eine, die sich mit einem teureren, vermeintlich besseren Duft einkleidet, der ihr aber überhaupt nicht steht.

[lora]

hallo susi,

ich habe einen sehr alten herrenduft zuhause, den es aber überall noch gut zu kaufen gibt, nämlich hammam bouquet von penhaligons aus dem jahre 1872.
er ist sehr eigenwillig und meine umwelt mag ihn entweder sehr, oder findet ihn schrecklich aber so geht es mir mit vielen düften die ich präferiere (aber da geht es dir sicher nicht anders)

ich denke, die alten düfte sind langlebiger und einige davon wird es auch noch in 50 jahren geben, hingegen die 'modernen' düfte verschwinden teilweise nach einer saison wieder, damit immer wieder ein 'neuer' duft auf den markt geschmissen werden kann und man somit im gespräch bleibt. heutzutage geht es oftmals vielmehr um modeerscheinungen und nicht um den duft an sich. meine meinung.

lg
lora

[peppernuts]

Die alten Düfte haben imo viel Volumen und Charakter, aber es mag auch sein , dass unsere Nasen nicht so an das Komplexe, sich Wandelnde gewöhnt sind, und wir deshalb fasziniert sind. Es ist eine Art Romantik, Sehnsucht....die von vielen der neueren (auch Nischen) Düften nicht erfüllt wird (viele Ausnahmen betätigen natürlich die Regel, Serge Lutens z.B. und auch einige andere "erschaffen" noch). Oft sind diese Düfte spröde, verschlossen und schwierig zu verstehen....man muss sich einlassen . Und, übigens, der ganz alte Kingkong, der hat für mich immer noch den größten Zauber.
LG von peppernuts
jajaja momentan anitquiertduftromantisch

[HopiStar]

Original geschrieben von Susi Simpel
jicky, mitsouko und l'heure bleue von guerlain, jolie madame von balmain, shocking von schiaparelli

Hallo,

all Diese habe ich mal gehabt oder getestet und fand sie wirklich richtiggehend abstossend. Genau wie Shalimar, das ich früher mal geliebt habe. Diese starken, sehr opulenten Düfte sind mir seit einigen Jahren einfach viel zu viel, sie gehen einfach keine Symbiose mit der individuellen Haut ein und ich bekomme tatsächlich Kopfschmerzen.

Daher kann mich von den "alten" Düften eigentlich Keiner mehr locken.

Viele Grüße
Hopi

[viabr]

Ich mag die meisten der "alten Düfte" überhaupt nicht. Waren sie doch hauptsächlich aldehyd- und chyprelastig (zumindest einige der hier angesprochenen).

Ich finde sie schlicht altmodisch und das passt nicht zu mir und meinem Duftempfinden

Zugeben muss ich, dass ich diese Düfte auch an anderen Damen weniger angenehm finde, aber das muss jeder selbst wissen

LG Via

[kikifatz]

Ich muss etwas widersprechen - es geht nicht nur darum, den Duft dem aktuellen Zeitgeist anzupassen, denn dann wäre er schnell wieder weg vom Fenster.

Einem Duft den Markt zu bereiten bedeutet, sich mit einer massiven, auffälligen und daher schweineteuren Marketingkampagne gegen Dutzende von gleichzeitig erscheinende Düfte durchzusetzen. Die Entwicklungskosten für den Duft nicht zu vergessen, langen wir bei enormen Beträgen an, die der Duft zunächst wieder einspielen muss, und dann muss er sich lange genug am Markt halten, um Gewinn abzuwerfen.
Ein Bestreben, dass die Firmen sicher bei jedem Duft haben. War nicht Tresor ein Erstlingswerk einer Parfumeurin, das monatelang oder sogar jahrelang (?) die Hitliste anführte? Davon träumen sie alle - das Parfum neu zu erfinden.

Wie hält sich ein Duft lange genug?
Er darf nicht so beliebig sein, dass er austauschbar ist oder man die Duftnote bald im Putzmittel- oder Raumspraybereich wiederfindet, und er muss revolutionär und auch exklusiv genug sein, eine Anhängerschar aufzutun, für die der Duft neu und attraktiv ist (und die Sinne noch reizt!)

In diesen Zeiten der synthetischen Geruchs- und GEschmacksstoffe, wo man selbst dem Geschmack von Erdbeerjoghurt nicht mehr trauen kann), empfinde ich viele Düfte als schrecklich künstlich und aufdringlich und würde mir eine Rückkehr zum "Weniger ist Mehr"-Gedanken wünschen.

Just my two cents.

LG,
kikifatz

[Susi Simpel]

da habe ich ja durchaus eine interessante diskussion angestoßen - ich bin begeistert!

tja, was soll ich sagen...
mir fällt so viel dazu ein...

ich persönlich habe mich gerade wie gesagt durch die alte caron-riege getestet.
und, ehrlich, es gibt kaum bessere düfte wie ich finde.
ich gehe von dem absolut göttlichen coup de fouet aus, des weiteren von tabac blond, nuit de noel und, vermutlich, von en avion (habe es lange nicht mehr gerochen) -
das muss man erst einmal nachmachen...
das sind derartig komplexe düfte, da kommt heute einfach auch aus dem nischen-sektor fast kein parfum(eur) ran, ausgenommen (vielleicht) die "firmen" lutens und malle.
oder der großartige bandit von piguet, der zugegebenermaßen geschmackssache ist...

trotzdem, derartig komplexe und trotzdem runde, vollkommen (durch)komponierte düfte gibt es heute wirklich selten.

wie gesagt, durch die anderen düfte bin ich noch nicht durch, habe aber bei guerlain & konsorten dann doch starke vorbehalte, da mir persönlich heute einfach zu viele synthetische stöffchen drinne sind und ich bei diesen firmen nicht sicher bin, ob sie nicht, wie auch schon von jemand von euch erwähnt wurde, die rezepturen geändert haben und damit die originale verfälscht haben...

sicher gibt es eine ganze reihe von parfums, die früher kult waren und heute nur noch altmodisch riechen -
ich kann nur über die von mir erwähnten carons reden:
das trifft in diesem falle absolut nicht zu - diese düfte sind moderner bzw. zeitloser, aussagekräftiger und perfekter als 85 - 90% von den düften, die heute so auf den markt kommen, unabhängig davon ob nischen-duft oder normal-parfum... meine meinung

so, jetzt lasse ich erstmal wieder jemand anderes...

liebe grüße,

die susi.