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Thema: Spiegel: "Die Frauen-Falle"

  1. #1
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    Standard Spiegel: "Die Frauen-Falle"

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    Bezogen auf díe Mütter-Freizeit Diskussion
    http://www.beautyboard.de/showthread...hreadid=132548 habe ich hier mal ein paar ganz interessante Abschnitte aus einem Bericht des Spiegels abgetippt
    (hätte ja lieber einen Link auf den ganzen Artikel gepostet, aber den gibt's nicht online)

    Der Spiegel vom 22. April 2006
    "Die Frauen-Falle"

    Mehr als die Hälfte der Frauen bleibt mindestens sechs Jahre im trauten Heim – dabei wünscht sich das nur 6 Prozent. Und mehr als 60 Prozent kehren nicht aus der Elternzeit zurück, obwohl sie es vorher angekündigt haben. Drei Jahre nach der Geburt des erstens Kindes arbeiten weniger als 20 Prozent aller Mütter wieder wie vorher. Die allermeisten schlagen sich mit Teilzeitjobs herum, die ins Karriere-Abseits führen, oder machen gar nur 400-Euro-Jobs. Nirgendwo in Europa arbeiten mehr Frauen Teilzeit als in Deutschland.

    …Drauf ist auch das deutsche Bildungssystem aufgebaut: Ein Elternteil muss den ganzen Tag zur Verfügung stehen. Krippenplätze beispielsweise gibt es in den westlichen Flächenländern gerade mal für 2,4 Prozent der unter Dreijährigen, in Schweden hingegen für alle, die es wollen. Bevölkerungsforscher Klingholz: „Da ist ein direkter Zusammenhang: Wo mehr Kinder unter drei Jahren betreut werden können, gibt es mehr Kinder.“
    Auch die Angebote zur Betreuung von Vorschulkindern sind hierzulande rar. Und in der Schule geht es so weiter: Die Kinder kommen in der Regel mittags nach Hause, zu unregelmäßigen Zeiten.
    Staaten mit Ganztagsschulen hingegen haben höhere Geburtenziffern, mehr erwerbstätigen Frauen und laut Pisa-Studie nebenbei Kinder mit besseren Leistungen.

    Schuld an der dramatisch niedrigen Geburtenziffer in Deutschland sei „nicht Modernität – sondern Traditionalismus der Geschlechterrollen“.
    Heute gilt nach mehreren Studien … in Industrieländern die Faustformel: Je mehr Frauen in einem Land berufstätig sind, desto mehr Kinder kommen dort zur Welt. Beispiel Island: Die Inselrepublik hat mit zwei Kindern pro Frau die höchste Geburtenziffer in Westeuropa – und mit fast 90 Prozent auch die höchste Erwerbsbeteiligung von Frauen. Knapp dahinter liegen Norwegen und Schweden. Deutschland hingegen gehört zum unteren Mittelfeld Europas, in beiden Kategorien.
    Deshalb sei es grober Unfug, … in Deutschland etwa das Kindergeld weiter zu erhöhen – es ist ohnehin das zweithöchste in ganz Europa. Nur zeugt Geld keine Babys. Länder, die in den vergangenen Jahren ihre Geburtenziffer steigern konnten, wie Schweden, versuchen mitnichten, sich Nachwuchs schlicht zu erkaufen. Sie investieren stattdessen in eine Infrastruktur, die es Frauen ermöglicht, Kinder zu bekommen und trotzdem Karriere zu machen.

    … der Staat lockt die Frauen mit Kindergeld, Ehegattensplitting und überlangem Erziehungsurlaub effektiv zurück an den Herd. Und wenn sie nicht spuren, werden sie bestraft: Das Steuersystem ist so konstruiert, dass ein zweites Einkommen nahezu aufgefressen wird. Anders als etwa in Frankreich kann der Lohn für Kinderbetreuer und Haushaltshilfen nur sehr begrenzt von der Steuer abgesetzt werden – eine andere Regelung könnte Arbeitsplätze schaffen und gutqualifizierten Müttern die Chance geben, ihre Karriere zu verfolgen.

    20 Milliarden Euro kostet etwa das Ehegattensplitting. Mehr als ein Drittel davon hilft Paaren, die gar keine Kinder haben. Frankreich hingegen koppelt das Splitting an die Anzahl der Kinder. Die EU hat Deutschland zudem mehrfach gemahnt, das Steuersystem zu überprüfen, weil es Frauen benachteiligt: In der Steuerklasse V, mit besonders rabiaten Abgaben, arbeiten fast nur Frauen.

    ...Zugleich sind alle finanziellen Vergünstigungen in Schweden an die Kinder gekoppelt – der Trauschein alleine bringt dort gar nichts: „Bei uns ist die Ehe eine private Entscheidung, die nicht meine Steuerklasse, meine Rente oder sonst etwas ändert“ …
    So ermuntert der Staat die Frauen, ihr eigenes Geld zu verdienen, für ihre eigene Alterssicherung zu sorgen.

    In einem europaweiten Vergleich des Anteils von Frauen in Managementpositionen landete Deutschland im hinteren Viertel – sogar hinter weit weniger entwickelten Ländern wie Lettland oder Ungarn.
    Das US-Wirtschaftsmagazin Fortune veröffentlicht regelmäßig eine Liste der 50 mächtigsten Wirtschaftsfrauen außerhalb der Vereinigten Staaten. Dazu gehört derzeit etwa die Chefin der führenden Stahlfirma Chinas oder die Vizechefin der türkischen Milliarden-Holding Dogan. Dabei sind auch Frauen aus streng muslimischen Ländern wie Saudi-Arabien – aber keine einzige Frau aus Deutschland.

    Männer arbeiten nach der Geburt ihres ersten Kindes nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sogar mehr Stunden statt weniger - um die wachsende Familie zu versorgen, aber vielleicht auch, um dem Geschrei daheim zu entkommen.

    In Ländern, in denen Gleichberechtigung nicht nur Theorie ist, leben Männer inzwischen fast genauso lange wie Frauen. In Deutschland sterben Männer im Schnitt fünf Jahre früher.
    Viele Grüße, Lilalucy

  2. #2
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    Schön, dass Du das gepostet hast. Sonst kommt noch jemand auf die Idee, wir Frauen wären schuld an der Situation. Wenn man dem Volk die entscheidenden Daten vorenthält, und es sich selbst nicht anderweitig informiert, lässt sich vorzüglich Politik zu Lasten beliebiger Gruppierungen machen.

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