Hallo,

ich habe eine alte Tante (89), die seit über 4 Jahren im Altenheim lebt. Leider ist sie dort totunglücklich und spricht von nichts anderem, als dass sie unbedingt wieder nach Hause möchte, was aber leider nicht möglich ist. Ich bin fast die einzigste, die sie dort besucht, allerding auch nur alle zwei Wochen mal, weil ich mich echt immer überwinden muß dort hinzugehen. Nur mal kurz die Vorgeschichte:

Tante ist oder war immer etwas zurückgeblieben, geistig war sie nie ganz auf der Höhe. Hat also keinen richtigen Beruf gelernt, nie geheiratet, keine Kinder. Sie hat früher bei ihrem Bruder (meinem Vater) den Haushalt gemacht, Gartenarbeit und so. Dann hat meine Mutter da eingeheiratet als Tante schon 45 war und vom ersten Tag an haben sich die beiden nicht verstanden. Klar wenn zwei Frauen gleichzeitig den Haushalt machen, gibts immer Zoff, weil keine der anderen was recht machen kann. Später hat Tante eine zeitlang als Putzfrau im Krankenhaus gearbeitet, aber auch da wurde sie eher gemobbt, weil sie eben etwas seltsam ist, außerdem kann sie nicht mit anderen Leuten reden. Ich würde sagen, sie hat eine Form von Autismus, sie kann mit anderen Leute keine wirkliche Komunikation aufbauen. Leider ist Tante aber auch etwas bösartig geworden, das heißt sie ist früher im Dorf soweit sie kam rumgerannt und hat bösartigen Tratsch über andere und auch unsere Familie verbreitet, auch über mich natürlich. Das heißt sie redet selber sehr viel, aber oft unsinniges Zeug, und kann nicht verstehen was andere sagen, oder sie kann das nicht umsetzen.

Vor 4 Jahren wurde sie ganz hinfällig im wahrsten Sinne des Wortes, sie ist jeden Tag gefallen und konnte kaum noch einen Schritt laufen. Meine Eltern waren damals nicht in der Lage sich um sie zu kümmern, weil mein Vater da auch schon um die 90 war, und selber eher ein Pflegefall. Meine Mutter ist zwar jünger, aber auch sie ist seit einigen Jahren nur noch in der Lage mit Krücken oder Rollwagen zu laufen. Also blieb nichts andere übrig, als das Altenpflegeheim. Kaum dort war Tante nach wenigen Wochen schon wieder recht fit, um wollte unbedingt wieder nach Hause. Nun ist mein Vater vor 2 Jahren gestorben, was für meine Tante natürlich noch zusätzlich ein schwerer Schlag war, über den sie nicht hinwegkommt. Meine Mutter (78) wohnt nun allein im dem Haus, die Räume, in denen Tante früher gewohnt hat, Wohnzimmer, Schlafzimmer sind längst umgebaut und meine Mutter will auf keinen Fall, dass Tante wieder nach Hause kommt, auch wenn abzusehen ist, dass das höchstens noch ein paar Jahre sein werden. Vielleicht würde das technisch möglichs sein, weil ja auch täglich ein Pflegedienst kommen könnte, aber ich kann meiner Mutter das ja nicht vorschreiben, wenn sie es selber absolut nicht will. Ich denke, es geht es darum, dass sich die beiden früher einfach nicht verstanden haben.

Nun muß ich mir ständig anhören: Ich will nach Hause! Das Altenheim ist schrecklich! Sie schimpft und heult jedesmal und ich kann leider auch nichts anders tun, als sie zu besuchen und mal zum Friedhof mit ihr zu fahren. Meine Mutter will auch nicht, dass ich sie kurzfristig nach Hausel hole. Autofahren kann Tante auch nicht vertragen, sonst könnten wir mal mit ihr einen Ausflug machen.
Eigentlich würde ich mir echt wünschen, dass die Tante bald sterben würde, weil sie einfach nur seit fast 90 Jahren totunglücklich ist, und ich glaube, es gab bis jetzt keinen Tag in ihrem Leben, an dem sie nicht geheult hätte. Ich finde es auch ganz schlimm, dass andere viel zu früh sterben müssen, bei meiner Tante wäre das wirkich am besten so (versteht mich nicht falsch!). Aber körperlich geht es bei ihr so, sie könnte bestimmt noch 100 werden, was ich ihr echt nicht wünschen würde. Sie tut mir einfach richtig leid, und ich weiß leider nicht, was ich in diesem Fall am besten tun kann, außer eben sie zu besuchen, reden kann ich allerdings auch nicht mit ihr, sie versteht kaum ein Wort.

Möchte nur mal wissen, habt ihr auch solche Problemfälle schon mal erlebt, wie soll man sich da verhalten?

Belladin