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Thema: ...und nun drückt mich auch mal der Schuh (Vorsicht sehr lang!)

  1. #21
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    missie, die zweifel sind wirklich normal. ich denke jeder, der ein kind hat, zweifelt manchmal daran es richtig zu machen. gerade wenn kinder in eine neue entwicklungsphase kommen, etwas neues da ist, überprüft man selbst auch immer wieder die richtigkeit der erziehung und des eigenen verhaltens. aber du wirst mit der zeit sicherer werden. spätestens wenn der kleine ein halbes jahr/ganzes jahr bei euch ist, bist du da schon sehr routiniert. auch wenn das junge mädchen da auf dich sehr souverän wirkt, auch sie wird ihre kämpfe gehabt haben.
    und zweifelsohne ist es so, daß es dem kind jetzt sehr viel besser geht als vorher!!
    hmm.. ich hab ja selbst 2 kinder, aber ganz ehrlich - wenn heute anstünde das kind vom bruder meines freundes aufzunehmen, würde ich auch erst mal das nachgrübeln anfangen. will ich das? kann ich das?

    frage am rande: wie macht ihr das zeitlich? ich vermute ihr arbeitet beide, bekommt ihr das alles mit der betreuung unter einen hut?

    bzgl. des bruders ist die lage natürlich sehr schwierig. suchtkranke sind mE nach sehr mit vorsicht zu genießen und versprechen viel, wenns ihnen dementsprechend geht. die frage ist hier wohl eher, ob er langfristig clean bleibt und die verantwortung übernimmt.

  2. #22
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    Original geschrieben von grumby


    frage am rande: wie macht ihr das zeitlich? ich vermute ihr arbeitet beide, bekommt ihr das alles mit der betreuung unter einen hut?


    Mein Freund macht Leistungssport, sein Studium hat er fast fertig, es fehlt nur die Diplomarbeit. Es gibt Zeiten, da ist er sehr viel zuhause, so wie jetzt....da lässt es sich mit dem Kind super vereinen. Aber dann kommen auch wieder Monate, wo er 2-3 Wochen am Stück unterwegs ist und wie wir das dann machen, dafür müssen wir erst eine Lösung finden.

    Ich selbst studiere noch. Und ich brauche noch 2,5 Jahre bis zum Ende. Ich kann allerdings sehr vieles per Fernstudium machen.... ich bin wenig an fixe Unizeiten gebunden. So kann ich mir das also gut einteilen....und habe auch Zeit für den Kleinen. Von daher passt es eigentlich schon.....es hätte da wirklich schlimmer oder komplizierter sein können.
    Solange mein Freund nicht unterwegs ist, klappt es sowieso alles, da ich dann auch genügend zum Lernen habe. Wenn er allerdings weg ist, dann muss ich zusehen, wie ich klarkomme.... meist es es dann so, dass - wenn der Kleine endlich schläft - ich so groggy bin, dass ich mich selbst auch hinlegen muss
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  3. #23
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    Hallo Missie,
    Du bist quasi wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Zudem kommt die ganze ungeklärte Situation noch dazu, die sich so schnell vielleicht auch nicht klären lässt. Dass Du da zweifelst ist vollkommen normal. Viele werdende Mütter haben (obwohl sie sich bewußt für ein Kind entschieden haben) in der Schwangerschaft Phasen des Zweifels, da sie sich von ihrem bisherigen Leben trennen müssen. Und für jede Frau ist die Mutterschaft etwas Neues, Unbekanntes. Wie sollst Du da keine Zweifel haben.

    Ihr habt ein Kind, dass mit Euch verwandt ist, vorübergehend aufgenommen.
    Was jetzt aktuell mit dem Vater und der Mutter ist, scheint ihr nicht genau zu wissen.
    Sich jetzt Gedanken um Sorgerecht etc. zu machen, scheint mir etwas verfrüht.
    Das der Vater des Kindes wollte, dass ihr das Kind betreut, sehe ich als positives Zeichen, dass er tatsächlich Interesse an dem Kind hat.

    Mein Bruder und dessen Frau waren vor ca. 15 Jahren gemeinsam in einer Therapie. Wir haben damals das Kind für die ersten 3 Monate aufgenommen, da die ersten 3 Monaten der Therapie ohne Kind gemacht werden mussten. Bei meinem Bruder war die Sucht stets stärker und keine Therapie half bisher. Seiner Frau habe ich, trotz der räumlichen Differenz, zum eigenen Schutz vor der Versuchung nach einem erneuten Rückfall geholfen. Wir haben sie und das Kind aufgenommen, haben sie täglich zum Arzt gefahren, viele Gespräche geführt und sie hat es geschafft. Nicht ohne sich von meinem Bruder zu trennen.
    Ich habe dem Kind damals versprochen, dass wir es jederzeit aufnehmen, wenn eine Situation dies erforderlich macht. Soweit ist es zum Glück aber nicht mehr gekommen.
    Letzten Monat ist er 18 geworden und lebte die ganze Zeit über bei seiner Mutter. Und er schämt sich zutiefst für seinen Vater.

    Was ich damit sagen will. Wenn dem Bruder deines Freundes sein Kind wichtig ist, wird er alles dafür tun, in die Situation zu kommen sich um das Kind kümmern zu können. (Meinem Bruder war sein Kind nie so wichtig, wohl aber der Mutter des Kindes.)
    Wie bereits vorher erwähnt, hat er in D bei Drogendelikten und eigener Abhängigkeit, gute Chancen eine "Therapie vor Strafe"-Verurteilung zu bekommen. Vor allem, wenn er das erste Mal polizeilich aufgefallen ist.
    Da Drogenabhängigkeit rechtlich als Krankheit gewertet wird, wird die Vernachlässigung hier rechtlich sicher auch anders bewertet. Ist also eher nicht mit einer bewußten Vernachlässigung gleichzusetzen. Zumal laut Suchthilfe in D jede achte Familie vorübergehend und jede zwölfte dauerhaft von einer elterlichen Suchtstörung betroffen ist. http://www.suchthilfe-duisburg.de/Info/klein.5.5.htm
    http://80.92.48.160/addiction.de/fil...leinM2001I.pdf

    Zu berücksichtigen ist sicher auch, dass die Mutter nach einer Behandlung möglicherweise wieder gesund wird und Anspruch auf ihr Kind erheben könnte.

    Ich stelle es mir äußerst schwierig vor, wenn ihr das Sorgerecht beantragt und die leiblichen Eltern ihr Kind wieder haben wollen.
    Es ist in jedem Fall eine sehr blöde Situation.

  4. #24
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    Danke für deinen Beitrag, NdP

    Nachdem ich selbst gerade erlebe, wie schwierig die Aufgabe ist, ein Kind einfach so bei sich aufzunehmen, muss ich sagen, dass ich wirklich aufrichtig bewundere, was ihr für das Kind deines Bruders und insbesonders auch für seine Mutter gemacht habt. Ich bin mit der derzeitigen Situation schon so ausgelastet, dass ich es mir überhaupt gar nicht vorstellen kann, auch noch die Mutter oder auch den Vater des Kindes aufzunehmen, mit ihr täglich in ein Therapiezentrum oder zum Arzt zu fahren und auch die vielen Gespräche .... Wahnsinn. Ich bewundere das, was ihr da gemacht habt, wirklich sehr.

    Bei uns ist es "nur" das Kind, allerdings wird der Vater vielleicht ab Ende Juli hier in der Nähe einen Therapieplatz bekommen und somit werden wir auch mehr Kontakt zu ihm haben. Ich weiß nicht, ob sich rechtlich hier bei uns in Ö auch alles so verhält wie in D , aber zumindest wurde uns gesagt, dass er die Möglichkeit hätte, das Kind dort bei sich zu haben, aber er möchte das nicht. Derzeit befinden er (und auch die Mutter) sich fast 400km entfernt.

    Wir fahren alle 10-14 Tage dorthin, damit der Vater den Kleinen sehen kann.

    Die Mutter möchte das Kind nicht sehen.


    LG
    Missie
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  5. #25
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    Wir hatten zu der Zeit schon 3 eigene Kinder, da kam es auf eines mehr nicht so an. Hinzu kam, dass wir selbstständig waren, unser Büro im Haus hatten und mein Mann schon damals vorrangig die Betreuung unserer Kinder übernommen hatte. Insofern waren die Bedingungen schon anders.
    Klar war auch, dass die Eltern das Kind später in jedem Fall in der Therapie haben wollten.

    Eure Situation ist eine vollkommen andere. Ihr habt keine Erfahrung mit einem Kind und befindet Euch noch in der Ausbildung. Da wirbelt natürlich ein überraschendes Kind das gesamte Leben komplett durcheinander.

    Ich denke man kann derzeit noch nichts zu der Mutter sagen. Da spielt vielleicht auch ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Kind eine Rolle. Zudem ist sie sicherlich total verzweifelt, sonst hätte sie kaum versucht sich das Leben zu nehmen. Wer kann sich schon in ihre Lage versetzen? In D ruht im Fall der Unzurechnungsfähigkeit das Sorgerecht der Mutter. In ihrer derzeitigen Lage wird sie als Erstes wieder zu sich selbst finden müssen.

    Wenn der Bruder deines Freundes in Eure Nähe kommt, ist das auf jeden Fall gut.
    Mich wundert nicht, dass er das Kind nicht zu sich in die Therapie nehmen will. Schliesslich ist auch das kein unproblematisches Umfeld.
    Ich kann schon verstehen, wenn man seine Probleme erstmal ein Stück weit alleine aufarbeiten will und wohl auch muss.
    Die Frage, wie es sich mit dem endgültigen Verbleib des Kindes verhält, ist auch nicht sofort zu klären. Allerdings sollte und wird er sich in dieser Beziehung auch Gedanken machen.
    Da würde ich ihm Zeit geben, aber auch anregen sich darüber perspektivische Gedanken zu machen.

    Wenn das Kind längere Zeit mit Euch lebt und weder Vater, noch Mutter es zu sich nehmen wollen oder können, muss natürlich eine Entscheidung getroffen werden. Ich würde mich aber davor hüten mich späteren Vorwürfen auszusetzen und erstmal alles für eine Zusammenführung der Familie bzw. Kind und Vater zu tun.

    Wegen der Schulden gibt es auch in Ö die Möglichkeit der Privatinsolvenz. Da werden ihm die Leute in der Therapie sicher helfen können.

    Ich wünsche Dir und allen Betroffenen das erdenklich Beste und einen glücklichen Ausgang dieser Geschichte.

  6. #26
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    Standard wie geht es euch heute?

    Hallo Missie!

    Ich habe deinen Thread damals mit sehr viel Anteilnahme und stiller Bewunderung für dich und deinen Freund gelesen, wie ihr es geschafft habt in so kurzer Zeit euer Leben komplett umzukrempeln mit einem kleinen Kind, von dem ihr kurz vorher noch nicht mal etwas wusstet. Und es interessiert mich wirklich brennend, wie es alles weiterging, wie ihr mittlerweile zurechtkommt und auch wie es dem Vater des Kindes geht?

    Melde dich doch mal.
    Viele Grüße,
    Brown Sugar.

    PS: Achja, und weil das hier jemand geschrieben hatte, ich würde eure Geschichte glatt verfilmen, egal wie unrealistisch sie klingt, das ist das Leben.
    I don't work, I don't clean, I don't pay bills, all I do is talk about having skillz....

  7. #27
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    Standard ......

    liebe missie,


    ich ziehe auch den hut vor euch....... seit stolz auf euch!!!!!
    wenn ich an den kleinen denke, kommen mir direkt die tränen .....als mutter kann ich das verhalten seiner eltern nicht nachvollziehen.....auch die sucht ist für mich keine entschuldigung!

    ich finde es toll, dass ihr dem kleinen die liebe gebt, die er braucht um zu leben........auch wenn du jetzt manchmal an dir zweifelst (in dieser situation wohl ganz normal) wirst du diesen schritt bestimmt niemals bereuen!!!! spätestens wenn er MAMA zu dir sagen kann, wird dich das für alles entschädigen!!!!

    wünsche dir /euch weiterhin ganz viel kraft und stärke

    lg die alex

  8. #28
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    hallo missie

    hab das eben erst duch das hochpushen gelesen und bin noch ganz sprachlos und beeindruckt... würde mich auch interessieren, wie es euch inzwischen geht mit der schwierigen situation
    wirklich toll, wie ihr euch verhalten habt!
    Viele liebe Grüße
    Katze

    * Alles was passiert, hat seinen Sinn – nur verstehen wir den oft erst sehr viel später *

  9. #29
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    Hallo Missie,

    auch ich habe das eben erst gelesen, da der Thread gepusht wurde... meinen vollen Respekt!

    Ich weiß nicht, wie es in Ö ist, aber in D haben die leiblichen Eltern sehr sehr viele Rechte. Meines Erachtens schon zu viele Rechte. Deshalb finde ich es nicht zu früh, daß Ihr Euch um ein eventuelles Sorgerecht Gedanken macht.

  10. #30
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    Hallo ihr


    Ich habe erst jetzt gesehen, dass der Thread schon vor einigen Tagen gepusht wurde... aber ich bin momentan so wenig hier und wenn dann meist nie lange, deshalb ist mir das total entgangen.

    Vielen Dank für die Nachfrage Uns geht es sehr sehr gut. Der Kleine ist nun schon ein halbes Jahr bei uns und nach einigem Chaos am Anfang, hat sich nun alles bestens eingependelt.

    Wenn ihr den Süßen vor einem halben Jahr gesehen hättet, und ihn dann heute erleben würdet, dann würdet ihr nicht glauben, dass es ein und dasselbe Kind ist. Es ist unglaublich, wie sehr er sich entwickelt und verändert hat. Natürlich tun das alle Kinder, ich weiß, aber als ich ihn zum ersten Mal sah, hätte ich nie gedacht, dass er mal so werden würde .... ich denke, ihr versteht schon, wie ich das meine.

    Er war so verschreckt damals, hat keinen Laut von sich gegeben und ist jedes Mal zusammengezuckt, wenn man sich ihm genähert hat. Er hat nie geschrien, aber auch nie gelacht. Er hat nie nach Essen verlangt, dementsprechend klein und dünn war er auch. Er konnte keine Babysprache und es gab nichts, was seine Aufmerksamkeit erregt hätte und womit er sich mal beschäftigt hätte. Er ist einfach nur da gesessen und hat den Rest der Welt ernst, manchmal auch teilnahmslos, beobachtet. Damals war er ja 9 Monate alt.

    Jetzt, ein halbes Jahr später, sieht die Sache komplett anders aus. Er brüllt wie ein Löwe, isst für drei, hat Babyspeck angsetzt, kann ein bisschen sprechen und schon ganz gut laufen. Er fällt zwar nach jedem zweiten Meter über seine eigenen Beine, aber er rappelt sich jedes Mal unverdrossen auf und weiter gehts.

    Er liebt es Auto zu fahren und seine Augen werden ganz groß und fangen an zu leuchten, wenn er das Auto sieht und ich ihm sage, wir fahren jetzt gleich los. Am liebsten fährt er mit Musik und wenn ich dazu singe, strahlt er übers ganze Gesicht und macht so ein paar Geräusche, die andeuten, dass er auch mitsingt.

    Er würde den ganzen Tag Auto fahren...oder Tiere ansehen und streicheln. Unser Nachbar hat zwei Trekkinglamas, die haben es ihm sehr angetan. Ansonsten müssen wir jeden Tag Enten füttern gehen und er wirft mit Begeisterung Brotkrümel rein.

    Er kann sich auch stundelang mit seinem Spielzeug und mit sich selbst beschäftigen. Das kommt mir persönlich sehr entgegen, denn nebenher kann ich immer ein bisschen was für die Uni machen. Dass das mal so gut klappt, hätte ich nie gedacht. Ich brauche für die Zeit weder meinen Freund noch einen Babysitter, sondern ich kann einfach 2-3 Stunden lernen, während er nebenher spielt.

    Natürlich sollte man ihn nie aus den Augen lassen, denn er ist auch gerne "on Tour" und reißt dann alles raus und runter, was er in die Hände kriegt. Mit Vorliebe macht er sich auch im Haus meiner Großeltern selbstständig, wenn wir zu Besuch sind, denn dort gibt es lauter aufregende Sachen, die sie von den ganzen Reisen aus aller Welt mitgebracht haben...und die gefallen ihm sehr. Leider musste sich meine Oma schon von einer chinesischen Vase verabschieden, ein altes Buch aus dem Tibet musste auch dran glauben. Sie fanden ihr Ende in Scherben bzw. in 1000 kleinen zerrissenen Fetzen. Dieses Schicksal ereilte noch ein paar andere Gegenstände.

    Der Kleine ist wirklich sehr aufgeweckt und lebhaft, er plappert den ganzen Tag und manchmal kann ich es selbst nicht glauben, was aus ihm geworden ist.

    Wir waren in der gesamten Zeit aber auch in Kontakt mit einem Kinderpsychologen, und mir persönlich hat auch jemand sehr weitergeholfen. Bis vor einem Jahr habe ich Leistungssport gemacht, und als der Kleine zu uns kam, habe ich Kontakt mit meinem früheren Sportpsychologen aufgenommen. Das Ganze ist zwar nicht sein Spezialgebiet, aber er mir wirklich sehr sehr geholfen hat.

    Anfangs war ich sehr überfordert, aber dann habe ich irgendwann gesehen, dass es doch halb so schlimm war und ich die Aufgabe auch ganz gut meistern konnte. Meine Familie und unser Freundeskreis hat sehr viel dazu beigetragen, dass es heute alles so super läuft. Alle vergöttern den Kleinen und man findet innerhalb kürzester Zeit mehr Babysitter, als einem lieb ist. Besonders der beste Freund meines Freundes ist so vernarrt in das Kind, er würde am liebsten jeden Tag mit ihm losziehen.

    Nicht zuletzt ist da natürlich mein Freund, der das Ganze absolut traumhaft meistert und immer die Ruhe behalten und eine Lösung bereit hatte, wenn ich mal ausgetickt bin.

    Trotzdem wir nun ein kleines Kind haben, bleibt immer noch genug Zeit für uns selbst... und nicht zuletzt auch für mich alleine, um Dinge zu machen, die ich vorher auch gemacht habe.

    Wie so vieles im Leben, war auch diese Aufgabe eine, die sehr viel im Kopf entschieden wurde. Ich hab anfangs diese Panik gehabt, nun NICHTS mehr machen zu können ... und kaum habe ich gesehen, dass es ja doch gehen würde und ich ja noch genug Zeit für mich selbst habe und noch mehr haben könnte, hat es mich schon nicht mehr so interessiert. Denn ich bin am liebsten sowieso mit dem Kleinen zusammen und wenn ich dann doch mal eine Stunde laufen gehe, freue ich mich während der ganzen Zeit schon drauf, ihn wiederzusehen.

    Das große Glück, das wir hatten, war wirklich jenes, dass wir - wenn auch alles so überraschend war - gute Vorraussetzungen für alles hatten. Meine Familie und unser Freundeskreis taten, was sie konnten.... sie haben uns sehr geholfen. Nicht zuletzt spielt es auch eine große Rolle, dass es uns finanziell sehr sehr gut geht. Und damit möchte ich nun nicht protzen, nicht dass das nun bei einigen in den falschen Hals gerät, nachdem es ja in den letzten Tagen schon mal zwei Threads dazu gab... sondern ich möchte einfach nur sagen, dass das für mich eine große Hilfe war und ist, dass wir es uns leisten können, uns derzeit beide um das Kind kümmern zu können - was angesichts der schwierigen Situation (auch psychisch) wirklich nötig war. Sonst hätte ich das nicht durchgehalten. Die Zeit oder das Geld drängen uns nun auch zu nichts. Dafür bin ich sehr dankbar.

    Wir versuchen, unsere Aufgabe so gut wie möglich zu meistern und den Kleinen gut zu erziehen. "Gut" nach den Werten und Vorstellungen, an denen wir uns orientieren. Ob uns das gelingt....nun, ich denke, wir haben dasselbe Risiko wie alle anderen Eltern auch Klar vergöttern wir ihn und er ist wohl auch sehr verwöhnt.... aber es ist so schwer, das nicht zu machen, weil ich ihn am liebsten den ganzen Tag knuddeln würde und ich nie ernstlich böse sein kann, wenn er mich aus seinen großen blauen Kulleraugen anstarrt. Er hat meinen Freund und mich sehr um den Finger gewickelt....aber was solls , dagegen ist nichts zu machen

    Dem Vater des Kleinen geht es den Umständen entsprechend...seine Therapie dauert noch drei Monate und sie verläuft eigentlich ganz gut. Seit ein paar Wochen leidet er jedoch an schweren Depressionen.... wir sehen ihn sehr oft und ich achte auch darauf, dass er den Kleinen oft genug zu sehen kriegt. Der Süße ist anfangs immer total verwirrt gewesen, weil der Mann, der den ganzen Tag über bei ihm ist (also mein Freund), genauso aussieht wie sein leiblicher Vater. Zwillinge eben. Manchmal ist er dann da gestanden, hat immer von einem zum anderen gesehen und war total durcheinander. Aber wir mussten ihn an das gewöhnen, alles andere hätte ihn später noch mehr verwirrt.

    Er hat sich wirklich sehr normal entwickelt, was innerlich von der Zeit vorher zurückgeblieben ist, weiß heute noch niemand. Wir tun was wir können....und wir würden wirklich ALLES dafür machen, dass es ihm gut geht.

    Im nächsten Frühjahr haben wir vielleicht die Möglichkeit, ihn zu adoptieren.

    Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn ich ihn weggeben müsste. Meine Welt würde zusammenbrechen. Wir lieben diesen kleinen Kerl so sehr und ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Wir haben alles miterlebt, sein erstes Lachen, die ersten Zähne, die ersten Schritte, die ersten Worte....und die ganze Entwicklung vom kleinen verschreckten Baby zu dem, was er heute ist.

    Als er im August an seinem 1.Geburstag seine erste Kerze ausgeblasen hat, und uns dann stolz angesehen hat, hatte ich wirklich Tränen in den Augen. Ich bin so froh, dass er zu uns gekommen ist.

    Es gab Menschen, die zu mir gesagt haben, ich sollte mein Herz nicht zu sehr an ihn hängen....bevor ich nicht wüsste, ob wir ihn wirklich behalten können. Nun....in meinen Augen unmöglich. Soll ich alles, was ich ihm gebe und auch geben möchte, auf Sparflamme fahren lassen, und dann, wenn ich weiß, er darf bleiben, ihn total mit allem überhäufen. Unmöglich. Klar hänge ich mit Haut und Haaren an ihm....aber anders ginge das gar nicht. Mein Freund und ich wollen im nächsten Jahr Haus bauen....und wenn wir dort als Familie wohnen können, gibt es nichts mehr, was ich noch an Wünschen offen hätte

    Ich bin sehr glücklich, so wie es jetzt ist. Das Leben hat uns damals mit einer Situation überrascht, auf die wir natürlich nicht vorbereitet waren...und viele andere Pläne sind auch über den Haufen geworfen worden. Ohne den Kleinen hätte unser Weg anders ausgesehen....aber wie sagte Laotse so schön. Ein Weg ist nur ein Weg. Es ist keine Schande - weder vor sich selbst noch vor anderen - wenn man ihn eines Tages verlässt , weil das Herz und vielleicht auch das Schicksal einen anderen ausgesucht hat. Und ich bin sehr sehr froh, dass es alles so gekommen ist, wie es nun heute ist.

    Nachdem nun schon so viel von ihm geredet wurde, muss ich natürlich noch mit einem Foto vom Prinzen protzen ... ich bin einfach so glücklich darüber, was aus dem kleinen Kerl geworden ist ...und diese blauen Augen machen ihn immer zum Objekt der Begierde wenn wir irgendwo unterwegs sind *angeb*

    http://img291.imageshack.us/img291/8278/dsc00278jo5.jpg


    Ich sehe, mein Beitrag ist gerade etwas llang geworden, sorry


    Danke für eure Anteilnahme


    Liebe Grüße
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