Bin mit neuer Beziehung emotional total überfordert

[Marlene25]

Tja.. der Titel sagts eh schon..

Es werden sich ja einige vielleicht noch an meinen "ehemals schüchternen Mann" erinnern nach langem Hin- und Her sind wir endlich zusammengekommen und das ist jetzt bald 3 Monate her!

Eigentlich läuft es sehr sehr gut, wir haben auch schon die Eltern kennengelernt usw. Streiten nie, verstehen uns eigentlich super und sehen uns fast jeden Tag, eigentlich müsste ich überglücklich sein.

Doch irgendwie komm ich mit meinen Gefühlen nicht klar. Es ist so dass ich ohnehin seelisch nicht grad die stabilste bin.. ich hab jahrelang wegen Depri und Ängsten Antidepressiva genommen, war jetzt soweit dass ich sie (bevor ich ihn kennengelernt hab) abgesetzt hab, weil ich kaum mehr Probleme hatte. Seit ein paar Wochen nehm ich sie wieder und überlege auch endlich wieder eine Psychotherapie zu beginnen (hatte schon eine, hat aber nicht wirklich was gebracht weil die Therapeutin wohl nicht so gepasst hat).

Ich grüble nicht nur ständig was alles ein Anzeichen dafür sein könnte, dass er es eh nicht ernst meint, sondern werde auch noch rasend eifersüchtig, sowohl auf Frauen die er jetzt kennenlernen könnte als auch auf seine Exfreundinnen. Besonders bei einer befürchte ich, dass noch immer Gefühle da sind, auch wenn er das nicht zugibt. Eifersucht war bis jetzt nie wirklich ein Thema in früheren Beziehungen. Das kenne ich so eigentlich nicht und es belastet mich schrecklich.

Insgesamt hab ich eigentlich nur schlechte Erfahrung mit Männern. Ich wurde ziemlich sicher betrogen, hatte einen Freund der über seine Ex nie hinweggekommen ist und wurde auch schon verlassen, weil der Mann mit meinen psychischen Problemen überfordert war. Ich hab jetzt dass Gefühl dass jede einzelne dieser Verletzungen nochmal hochkommt und ich fürchte dass es mir mit ihm nochmal passieren könnte.

Ich hab so schreckliche Angst dass ich damit alles kaputt mache. Gerade was meine Eifersucht betrifft, die er leider auch schon mitbekommen hat. Ich bin zurzeit nervlich ziemlich am Ende und hab Angst dass ich wieder richtig depressiv werden könnte.

In einer gewissen Weise ist es wohl normal, dass man Angst hat dass es schief geht, wenn man so begeistert und verliebt ist, aber ich merk ja dass das weder normal noch gut für uns ist.

Ich wäre über Rat oder Trost sehr dankbar

[Turquatic]

Ohje Marlene, ich kenne das leider auch nur zu gut..
War in meinen früheren Beziehungen nie wirklich eifersüchtig, jetzt bin ichs ganz extrem.. Das tut so weh und macht so viel kaputt, vor allem mich selbst teilweise..
Hab auch hin und wieder depressive Schübe, vor 5 jahren ca wars ganz schlimm, seitdem wars immer nur kurz und nicht so schlimm..
In letzter Zeit wieder häufiger, leider.
Ich würd dir gerne helfen, aber ich weiss auch nicht wirklich wie..
Mir hilft es, mit meinem Freund viel darüber zu reden, mich auch mal hemmungslos bei ihm auszuweinen und sowas..
Er ist selbst sehr eifersüchtig, daher kann er mich wohl irgendwo verstehen.. Trotzdem belastet es natürlich ungemein.. Seufz..
Ich hoffe, du bekommst das irgendwie in den Griff.. und erzähl mir dann bitte wie..

[angeleye263]

Oh, da einen Rat zu geben ist wirklich nicht einfach, allerdings kann ich es versuchen.

also ich finde es schonmal richtig dass du nochmal zu einem Therapeuten gehen willst, denn ich finde es nicht schlimm einen zu besuchen, wenn es hilfreich ist.

Zum anderen wegen der Eifersucht: du musst dir darüber klar werden, dass er mit Dir zusammen ist und das er sich will, ich hab das ja bei dir auch mitverfolgt, von wegen schüchtern und so, und trotz allem hat er sich auf dich eingelassen und es versucht und ich glaube darauf kannst du stolz sein. Seine Ex-Freundinnen musst du akzeptieren und zum anderen sieh es mal so, nur durch diese Sachen ist er heute so wie du ihn magst, mit allen Macken und so, denn natürlich wird man durch seine Beziehungen geprägt. Was zukünftige Bekanntschaften angeht, da kannst du nichts gegen machen, du musst und solltest sie akzeptieren. Wenn er dich wirklich liebt passiert da auch nichts. fang nur nicht an dir gedanken zu machen, dass reisst einen nur noch weiter nach unten und man hat das Gefühl es zerreißt einen. Du musst lernen die dinge positiv zu sehen und du kannst auch mal Glück haben.

Versuch die Beziehung zu geniessen und rede mit ihm über deine Ängste. Das sollte er schon aushalten. aber versuch ihn nicht zu sehr einzuengen, dass kann oft zum Gegenteil des Zweckes führen.

Ich wünsch Dir alles Gute und Kopf hoch :-)

[Day]

Hallo Marlene,


Also, Eifersucht ist zunächst ein mal ein ganz normales Gefühl, dass wohl jeder in einer mehr oder minder ausgeprägten Form kennt.
Schwierig ist es,wie Du schon erkannt hast, wenn die Eifersucht die Beziehung so weit belastet, dass man selbst und der Partner darunter leiden.
Extreme und „grundlose“ Eifersucht hat Ursachen, wobei meistens ganz starke Verlustängste im Vordergrund stehen.
Ich würde Dir raten, tatsächlich diesen Ängsten auf den Grund zu gehen und mit Hilfe eines Therapeuten, zu erforschen, warum Du eine solche starke Angst entwickelt hast und wie Du diese starken Eifersuchtsschübe „beherrschen“ kannst.
Denn "bei Lichte betrachtet", gibt es wahrscheinlich in Eurer Beziehung keinen wirklichen Grund warum Du eifersüchtig sein müsstest.
Ich würde den Weg der Therapie gehen, da Du offensichtlich nicht selbst in der Lage bist, diese Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
Schlimmstenfalls riskierst Du Deine Beziehung. Für einen Partner gibt es nämlich nicht schlimmeres als grundlose Vorwürfe und ständige Überwachung. Und dann könnte es sein, dass alles zur einer „selbsterfüllenden Prophezeiung“ wird.
So wie Du die Situation beschreibst, hat sich Dein Freund voll und ganz für Dich entschieden und hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Mache Dein Glück also nicht selbst kaputt.

Ich wünsche Dir Kraft und ich kann Dir sagen, dass Du mit diesen Gefühlen sicherlich nicht alleine bist!

[Nicht_der_Papa]

Original geschrieben von Marlene25
....... und überlege auch endlich wieder eine Psychotherapie zu beginnen (hatte schon eine, hat aber nicht wirklich was gebracht weil die Therapeutin wohl nicht so gepasst hat).

Man darf auch nicht Zuviel erwarten. Der Therapeut kann einem nur Dinge vergegenwärtigen und den Weg zeigen. Gehen muss man ihn selber.

[Marlene25]

Hallo!

Vielen Dank für Eure Antworten. Es tut schon gut zu wissen dass man nicht allein ist mit diesen Gefühlen. Der Ansatz, dass seine Exfreundinnen ihn zu dem gemacht haben was er heute ist gefällt mir sehr gut

@NdP: ich bin auch mit keiner anderen Erwartung in die Therapie gegangen. Es ist leider eine Tatsache dass man zumindest statistisch 5 Therapeuten ausprobiert bis man den richtigen gefunden hat.

[Souriette]

Ich kenne das Gefühl auch, bei mir ist es nur nicht Eifersucht sondern fehlendes Vertrauen in seine Gefühle. Ich weiß dass das falsch ist und das man damit vieles kaputt macht, aber ich kenne die Schwierigkeit über seinen eigenen Schatten zu springen.
Kopf hoch, du bist nicht allein!

[Chiquitita]

Hallo Marlene,

lass Dich erstmal drücken. Hast Du mit ihm denn drüber geredet? Ich denke, er sollte schon Bescheid wissen - wenn auch nicht unbedingt in allen Einzelheiten - damit er Dein für ihn manchmal vielleicht "komisches" Verhalten oder auch nur Deine Niedergeschlagenheit besser einschätzen kann.

Ansonsten halte ich auch professionelle Unterstützung für am besten. Ich hoffe, Du findest bald einen guten Therapeuten. Den solltest Du suchen, denn es ist ja eine langfristige Sache, die nicht nur mit der jetzigen Beziehung zusammenhängt.

Deine Eifersucht, ist. denke ich, einfach nur ein Ausdruck Deiner großen aktuellen Unsicherheit.

Ansonsten: Hast Du eine gute Freundin oder jemand ähnlichen, mit der/dem du über alles reden kannst? Das befreit auch immer ein wenig und manchmal kriegt man ja da auch den Kopf mal ein bisschen zurechtgerückt, wenn man sich selbst schonmal allzusehr verrennt. Das sollte aber natürlich nicht die Therapie ersetzen.

Alles Gute
Chiqui

[Marlene25]

@Souriette: ja das ist leider auch ein Teil meines Problems. Ich fokussiere praktisch ständig nur ihn, beobachte ständig welche Laune er hat um rauszufinden ob er sich eh wirklich wohl fühlt, ob es irgendwelche Anzeichen gibt, dass es für ihn nicht passt und so weiter. Dass das alles völlig irrational ist ist mir dabei auch bewusst, aber ich kann nicht anders...

@chiquitita: da hast Du gleich zwei Probleme angesprochen: erstens trau ich mich noch nicht ihm was zu sagen weil ich Angst hab dass er das alles nicht versteht und überfordert ist. Als man mir vor ein paar Jahren von Depris und Angst erzählt hat hab ich auch keine Vorstellung gehabt wie so etwas überhaupt passieren kann. Dass ich selbst jemals in die Situation komme hätte ich mir nie träumen lassen. Ich weiss irgendwann muss ich mit ihm drüber sprechen, aber vorher möchte ich noch abwarten, und er soll mich einfach kennenlernen. Ich denke abgesehen von solchen schwierigen Phasen lebe ich ja praktisch völlig "normal" und symptomfrei, ich habe Angst dass sich sein Bild von mir komplett wandelt wenn er von dem ganzen erfährt, und dann jede "normale" Stimmungsschwankung darauf zurückführt dass ja "bei mir was nicht stimmt".. .

Das zweite ist mein eigentlich nicht so kleiner Freundeskreis, in dem es momentan aber drunter und drüber geht. Bei mir wissen alle von meiner Situation und stehen mir immer sehr hilfreich bei wenn ich mal eine schlechte Phase habe, aber zur Zeit steckt jeder selbst in Problemen und Stress, sodass ich niemand belasten möchte. Gerade dass meine beste Freundin, die immer meine wichtigste Stütze war, seit Beginn ihres Studiums praktisch kaum mehr Zeit hat scheint die Lage für mich so akut werden zu lassen. Ich bin eigentlich mit dem Problem und meinen Sorgen völlig allein, und deswegen möchte ich auch die Therapie beginnen. Schliesslich wird dort fürs Zuhören bezahlt

[kukuschka]

Liebe Marlene,

ich würde Dich gerne ein wenig beruhigen, indem ich Dir eines versichere: es ist VÖLLIG NORMAL, was Dir gerade passiert. Diese berühmte Grenze von (spätestens) 3 Monaten findet sich in nahezu jeder Beziehung, und ist auch mit ein Grund, warum viele Beziehungen, die so glücklich gestartet sind, nach 3-4 Monaten zerbrechen und die Beteiligten nicht wissen, wie ihnen geschehen ist.

Der Grund ist, dass nach ca. 3 Monaten der intensiven emotionalen Konfrontation mit einem anderen Menschen eigene unbearbeitete Verletzungen an die Oberfläche gespült werden und dort sehr unangenehme Gefühle verursachen können. Da wir uns dieser Verletzungen aber vorher in der Regel nicht bewußt sind, suchen wir nach einer Ursache im Außen und finden sie - im Partner, wo sonst, scheinbar ist er der Grund für unsere Ängste und Zweifel, da er ja der Auslöser ist.

Dies ist aber nur eine Projektion. Er macht wie ein Spiegel einfach nur Dinge sichtbar, die einzig und allein in uns sind. Er löst sie aus, ist aber nicht die Ursache. Dieser Vorgang setzt voraus, dass uns jemand seelisch sehr tief berührt, was imho erstmal darauf deutet, dass ein großes Nähepotential da ist.

Ich habe diese 3/4-Monatsphase in meiner jetzigen Beziehung auch erlebt, sie äußerte sich nicht ganz so massiv wie bei Dir, da ich vorher schon mit vielem aufgeräumt hatte. Dennooch ging es nochmal ans Eingemachte, äußerlich daran zu erkennen, dass ich mich eingeigelt habe und auch einige Kilos zugelegt habe, wohl quasi als Schutzwall gegen die einströmenden Emotionen.

Chuck Spezzano, ein amerikanischer Psychologe und Paartherapeut schreibt dazu:

"Da sind zwei, die zueinander finden, eine wunderbare Zeit erleben und nach spätestens drei Monaten geht die seelische Bombe im Untergrund hoch, sprich sämtliche unverdauten Ereignisse kommen an die Oberfläche und sabotieren die Beziehung."

Deswegen wird auch immer gesagt, dass erste Voraussetzung für eine glückliche Beziehung zu einem anderen eine glückliche Beziehung zu sich selbst ist, das mit sich im Reinen sein.

Was ich Dir mit dem Geschwafel eigenlich sagen will: mit Deiner Beziehung ist (vermutlich) alles in bester Ordnung. Aber mit Deinem Verhältnis zu Dir selbst scheint einiges im argen zu liegen. Mit einem gesunden Selbstwertgefühl stellen sich solche Ideen wie Eifersucht und Verlustangst gar nicht erst ein. Das hast Du ja auch schon selbst richtig erkannt. Aber die Konsequenz daraus sollte imho wirklich sein, ihn aus diesem Prozess ganz scharf rauszuhalten, und bei Dir mit dem Aufräumen anzufangen, was u.U. ein jahrelanger Prozess sein kann.

Ich würde ehrlich gesagt mit ihm auch nicht über diese Gefühle reden, da es für eine solche Selbstoffenbarung imho noch zu früh ist, zum einen, und zum anderen geäußerte Zweifel an der Beziehung wie ein schleichendes Gift wirken. Denn mit einer Offenbarung Deiner Gefühle würdest Du ihm vermitteln, dass Du an seinen Gefühlen Dir gegenüber zweifelst, oder an der Richtigkeit der Beziehung überhaupt. Und dann kann es gut passieren, dass er anfängt, dem zu entsprechen, da Menschen sich oft gemäß unserem Bild von ihnen verhalten, völlig unbewußt. Und fehlendes Vertrauen in einer Beziehung geht nunmal leider auch gar nicht.

So, herzlichen Glückwunsch, wenn Du bis hierhin durchgehalten hast , ich hoffe, Du kannst mit meinem Ansatz ein wenig anfangen.

Ich wünsche Dir alles Liebe!

Viele Grüße,
Kukuschka