Wer einen alten Menschen in ein Pflegeheim geben muss, sollte sich jetzt

[Nicht_der_Papa]

im Internet-Chat bei Monitor einklicken.

[Nicht_der_Papa]

Habe gerade den Bericht zu dem Thema gesehen. Ein Mann, der sich den katastrophalen Zuständen angenommen hat, hat Briefe von 1500 Altenpflegern bekommen, die hierzu anonym Stellung genommen haben.
Seiner Erfahrung nach ist die Szene von Angst durchsetzt. Wer kritisch ist und sich beschwert kommt auf eine schwarze Liste, die den meisten Heimen einsehbar ist. Heißt, wer deshalb gekündigt wird oder kündigt, kann sich meist gleich umschulen lassen.

Eine Krankenschwester, die sich beim Landratsamt über ihren AG beschwert hat, hat darüber erzählt. Im Winter gab es zeitweise keine Heizung, wochenlang gab es keine Körperpflegeprodukte. Essen für Diabetiker stand nur auf dem Speiseplan, tatsächlich war es nicht verfügbar.

Bilder der unzähligen Liegegeschwüre wurden auch gezeigt und sind sicher vielen bekannt, die in dem Bereich arbeiten.

Mich macht das wild.
Ich bin ratlos und würde gerne etwas tun, um dieses Drama in das Bewusstsein der Menschen zu bringen, damit es endlich genug Öffentlichkeitsdruck gibt, die Verhältnisse zu ändern.

Wir werden alle mal alt, sofern wir nicht jung sterben.
Ich kann überhaupt nicht verstehen, wieso hier so so viele sich darüber aufregen, dass die Tiere so schlecht behandelt werden, aber dazu kein Wort verlieren.
Ist ein alter Mensch mittlerweile schon weniger wert als eine Kuh, so dass es einem egal sein kann?

[Day]

Das ist ein Thema, das mich sehr trifft und ich denke, dass es für die meisten weit weg ist, da sie damit wenig oder keine Berührung haben.
Ich habe durch einen Pflegefall in der Familie solche Heime kennen gelernt und deshalb haben wir uns entschlossen, die Mutter meines damaligen Freundes selbst zu pflegen.
Es hat mich 5 Jahre ohne Urlaub und ohne "Pause" gekostet....aber ein Gutes Gewissen jemanden nicht zum sterben weggeschoben zu haben.
Ich weiß, dass das nicht jeder leisten kann, wenn beide berufstätig sind und es auch sein müssen, dann wird die Lage schwierig.
Ich weiß auch nicht konkret was man da tun könnte, es wäre endlich an der Zeit, an die Armut und an die unmenschlichen Zustände, denen alte Menschen oft ausgesetzt werden- trotz des Sozialstaates- zu denken.
Doch die junge Generation ist mit so vielen Problemen belastet und das Alter so weit weg. Wenn man dann alt ist, kann man sich kaum noch wehren.

[Nicht_der_Papa]

Und doch ist es nicht nur von den Kosten abhängig. Eine Untersuchung von vor ein paar Jahren war damals zu dem Schluß gekommen, dass man gute Pflege in teuren Heimen genauso bekommen kann, wie in günstigen.

Es hängt nur von der Einstellung der verantwortlichen Heimleitung ab.
Geht es ihr um den Menschen oder hauptsächlich um den Profit.

Ich kann einfach nicht verstehen, dass es hier nicht genügend Kontrollen und anscheinend auch keine ausreichenden Gesetze gibt. Ich empfinde die Zustände als zutiefst menschenfeindlich und kriminell. Sie verstoßen gegen das Grundgesetz (die Menschenwürde ist unantastbar) und erfüllen den Tatbestand der Körperverletzung.

Menschen, die dort arbeiten und die Zustände zur Anzeige bringen, werden entlassen. Aber den Heimen passiert gar nichts.
Das Heim, von dem die Frau berichtet hatte, wollte keine Stellung nehmen. Da fragt man sich, wie kann das sein? Hätte das nicht geschlossen gehört, wie viele andere. Das ist doch mafiös.
Warum gibt es keine schwarzen Listen für solche Heime. Aber auch hier wird lieber alles geheim gehalten, wie bei den Gammelfleischfirmen.

Vor einigen Jahren wurde berichtet, dass ein Mann seine Frau in ein Heim gab, da er die Pflege nicht mehr leisten konnte. Bei einem unangekündigten Besuch sah er, dass seine Frau fixiert war, unter starken Medikamenten stand und künstlich ernährt wurde. Er hat sich bei der Heimleitung beschwert und bekam Hausverbot. Er hat versucht seine Frau aus dem Heim zu bekommen, in dem er klagt. Über diese Klage vergingen 2 Jahre in denen seine Frau verstarb.

In welcher Welt leben wir?
Seit ich das gesehen habe, verstehe ich die Welt nicht mehr.

Eigentlich müssten wir alle auf die Strasse gehen. Aber soweit ich gesehen habe, ist das Thema nicht mal bei den Grauen Panthern ein Punkt im Programm.

[Gloria]

Leider sind aber auch viele Menschen (Angehörige und Patienten selbst) oft nicht bereit, Pflege und Wohnplatz angemessen zu bezahlen.

Das ist natürlich keine Entschuldigung für solche Misstände, aber leider die andere Seite der Medaille

Für ehrliche Betreiber, die sich das Geld nicht nur in die Tasche wirtschaften ist das Betreiben eines Heimes ein hartes Brot.

[Suha]

Original geschrieben von Nicht_der_Papa



Ich kann überhaupt nicht verstehen, wieso hier so so viele sich darüber aufregen, dass die Tiere so schlecht behandelt werden, aber dazu kein Wort verlieren.
Ist ein alter Mensch mittlerweile schon weniger wert als eine Kuh, so dass es einem egal sein kann?

Ich bin von Beruf Altenpflegerin und habe in einigen Häusern gearbeitet. Es gab Heime, in denen ich sehr, sehr gerne ein alter Mensch wäre und andere, die ich meiden würde. Grundsätzlich hat sich, meiner Meinung nach, in dem Bereich vieles zum Besseren verändert, weil mehr auf Qualität und überhaupt "auf die Finger" geschaut wird.

Ich kenne aus meiner Ausbildungszeit noch Torfmatratzen und darauf liegende inkontinente Menschen. Zwischendurch wurde der Torf auch mal erneuert....Dekubitus war normal. Es war sooo schrecklich! Ich habe bis heute, von Zeit zu Zeit Albträume wegen dieser Zeit.

Den Vergleich mit Kühen verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht.

[Nicht_der_Papa]

Da hast Du ja echt schon die totalen Horrorerfahrungen gemacht. Dass man das nicht abschütteln kann und noch lange danach Albträume hat, kann ich gut nachvollziehen. Mir tun ja schon die Berichte weh.

Ich verstehe auch gar nicht, wie die Menschen die dort arbeiten, damit leben können. Eigentlich lernt man (denke ich jetzt mal) so einen Beruf ja auch, um den Menschen zu helfen. Aber wahrscheinlich können es viele gar nicht, sonst hätten nicht so viele anonym geschrieben. Die anderen müssen wohl Verdrängungsweltmeister sein.


Die Kühe als Synonym für die Behandlung des Schlachtviehs und vieler anderer Tiere. Dies hat immerhin schon einige Threads gefüllt.

[Suha]

Zu meiner Anfangszeit war es sogar normal die Menschen zu fixieren, was nichts anderes bedeutet, als sie ans Bett oder Stuhl zu fesseln. Jeder zweite konnte sich nicht rühren. Heute braucht es dafür zumindest eine richterliche Genehmigung.

Ich habe der Altenpflege, nicht zuletzt wegen der vielen sadistischen "Kollegen" den Rücken gekehrt und später in einem Kinderheim gearbeitet.

[Cara]

@NdP: Da hast du Recht. Ich weiss, dass die Zustände in einigen Heimen sehr heftig sind. Eine meiner Bekannten arbeitet im Krankenhaus und sieht häufig alte Menschen, wundgelegen, mit offenen, nässenden Wunden.

Das Thema "Alter" ist leider - so meine ich - ein Tabuthema. Alt werden möchte jeder, wenn es geht, so wie Jane Fonda, Catherine Deneuve, Sean Connery. Aber niemals wie die kranke Nachbarin, die Verkäuferin war. Und in einer Zeit, in der wir auf "Jugendlichkeit" fixiert sind, ist es schwer, sich damit auseinanderzusetzen. Ich merke dies in verschiedenen Gesprächen, wenn wir im Bekanntenkreis über Liebe, Partnerschaft, ***, Krankheit im Alter reden. Oft wird sich eher Gedanken über eine neue Handtasche gemacht als über eine Lebensplanung. Und glaube mir, die Zukunft im Alter hat z.T. auch ein Mensch noch selbst in der Hand (ich sage hier "zum Teil). Und ein Teil des gedanklichen Beiseiteschiebens liegt mMn auch in unserer Wegwerfgesellschaft. Wo man sich leider auch neue Partner nimmt, wenn es mal zu Problemen kommt.

Allerdings: Sicher reden wir hier auch über Tiere und deren Not. Es mindert aber die Not der Tiere keineswegs, wenn ich Vergleiche mit alten Menschen, die in Heimen dahinsiechen, anstelle.

Manchmal erscheint es mir, dass der Respekt vor dem Leben irgendwie verlorengeht.

[Noémi]

Ich kann dazu auch ein Liedchen singen.

Meine Großmutter lebt seit nunmehr 2 Jahren auf Grund ihrer Demenz in einem wirklich auf den ersten Eindruck sehr schönen Altenwohnstift, das einen guten Ruf genießt. Das Haus ist sehr gepflegt und sauber und schön gelegen, die Mitbewohner sind sehr nett.

Gerade aktuell war sie für 3 Wochen in einer geriatrischen Klinik, um sie auf neue Medikamente einzustellen und um sie etwas "aufzupäppeln", mit ihr Gedächtnisübungen usw. zu machen. Diese Therapie schlug wunderbar an, das Gedächtnis und die Orientierung kann man zwar nicht zurückholen, aber immerhin ist sie nicht mehr depressiv.

Gestern nun durfte sie wieder nach Hause in ihr Altenwohnstift, das mittlerweile nicht mehr so wirklich das geeignete Haus für ihre inzwischen fortgeschrittene Demenz ist.
Da meine Oma ja nun auf neue Medikamente eingestellt ist und der Arzt der Klinik uns auch auch weitere Anweisungen für das Pflegepersonal mitgab, war es notwendig, mit einer erfahrenen Schwester zu sprechen.

Und jetzt kommt der Punkt:
Es war über eine dreiviertel Stunde keine Schwester aufzutreiben, da sich das gesamte Pflegepersonal im ambulanten Dienst, das heißt außerhalb des Hauses auf Hausbesuchen, aufhielt. Natürlich ist das noch ein wunderbares Zubrot für das Altenwohnstift.

Aber kann es denn sein, daß für 150 Leute keine Hilfe da ist???
Unmöglich. Wir waren überaus aufebracht und keiner konnte weiterhelfen!

Das ist nicht das einzige Manko in diesem Haus.

Es wird insgesamt kaum nach den Alterchen geschaut, wenn man um eine Schwester klingelt, dauert es oft nicht unter einer halben Stunde, meine Oma liegt manchmal bis morgens um 11 im Bett, keiner schaut nach ihr.....usw. usw.

Jetzt ist es so, daß wir sie sobald ein Platz frei wird, in einem anderen Haus unterbringen müssen.

Schockierend, was man diesbezüglich erleben muß!
Und das ist sicher in vielen Häusern ähnlich, weil man der Meinung ist, die Alten bekommen ja eh nichts mehr mit und können sich nicht wehren!