Wie seid Ihr aufgewachsen?

[ansa]

Mich würde mal interessieren, wie die äußerlichen Gegebenheiten waren, als Ihr Kinder wart, denn ich finde, es hat sich enorm viel verändert. Ich bin 1979 geboren und habe bis ich 10 war in der DDR, irgendwo JWD gewohnt. Wir haben in einem 2-Familienhaus auf dem Land gelebt und

- wir hatten ein Plumpsklo mit Gießkanne als Wasserspülung.
aus der Wasserleitung kam nur kaltes Wasser, um warmes Wasser zu bekommen, musste Wasser im Topf auf dem Herd erhitzt werden.
- der Herd war nicht Gas oder Elektro, sondern wurde mit Holz und Kohle beheizt, darauf wurde auch gekocht
- eine Heizung gab es nicht, das Wohnzimmer wurde per Kachelofen beheizt
- "Geduscht" wurde in einer Plastikschüssel, die mit warmem Wasser gefüllt wurde, dazu gab es - einen Waschlappen
- gebadet wurde 1 x die Woche im Schuppen über dem Hof, dort gab es eine Metallbadewanneund es war schweinekalt
- Brennholz wurde aus dem Wald geholt und per Beil zerhackt
- nur mein Vater hatte einen Führerschein
- das Auto war aus Pappe und fuhr nicht mehr als wirklich 100 km/h bei Rückenwind, ausserdem war es 20 Jahre alt
- mein Vater hat jedes Wochenende Stunden damit verbracht, das Auto zu reparieren
- der Linienbus kam 2 x pro Tag und war aus den 50er Jahren
- zum nächsten Zug musste man 3 km laufen, der kam ca. 4 x pro Tag, gezogen wurde er von einer Dampflok
- zu meiner Oma, die 50 km entfernt wohnte, war es eine halbe Weltreise
- Telefon gab es nur bei der Gaststätte im Ort, sonst hatte niemand Telefon
- wir konnten nicht bauen, denn es gab keinen Zement, da musste man seine Beziehungen spielen lassen
- der größte Laden war die Kaufhalle im Nachbardorf, zu vergleichen mit einem sehr kleinen Supermarkt heute

War das bei Euch auch so oder seid Ihr in zivilisierteren Verhältnissen aufgewachsen?

[Turquatic]

Ich bin in einer hübschen, netten Gemeindewohnsiedlung aufgewachsen, am Stadtrand, in einer großen Wohnung mit Balkon. War schön damals, hab nix vermisst.
War allerdings auch zu einer guten Zeit, ich bin 1985 geboren.

[DarkAngel81]

Ich kenne solche Erzählungen nur von meiner Ma (Bj 46) und meinem Dad (Bj 36).

Geboren bin ich 1981. Ich bin normal aufgewachsen. Typisch deutsch behütet und in einem Ein-Familienhaus etwas ländlicher. Zur nächst größen Stadt war es gut 1 Km. In die Landeshauptstadt 10 min. mit dem Auto. Der Bus fuhr jede Stunde. Ich hatte zwei Zimmer. Eins zum Schlafen und eins zum Spielen. Ein Klo (mit Dusche) für mich alleine. Meine Eltern hatten bis zur Rente meines Vaters immer 2 Autos. Das Familienauto wurde erneuert, wenn der Aschenbecher voll war.

[versi]

wow, ansa - das finde ich wirklich interessant, wenn Du die Jahreszahl nicht dazugeschrieben hättest, hätte ich wohl geschätzt dass Du ca. 1949 geboren wurdest!

Ich bin 1975 geboren, in einem ca. 14 qm Kinderzimmer in einer 80 qm wohnung mit balkon in einer Kleinstadt. Typische Mittelschicht, 1 Auto, meine Mutter hat ein paar Stunden gearbeitet. Mit 14 hatte ich einen eigenen TV und war sehr stolz drauf

Im Vergleich hat sich bei mir kaum was geändert seitdem, meine Eltern wohnen immer noch dort. Und wie siehts bei dir heute aus?

[Miria]

Ich bin 1977 geboren. Bei uns war alles so wie es heute noch ist. Ok, wir hatten nicht so viele Fernsehprogramme, aber ansonsten eigentlich den gleichen Standard wie heute.

[caroline]

@ ansa

Ich bin 10 Jahre älter aber solche Geschichten kenne ich nur von meinen Grosseltern.


Aber schönes Thema!

Ich wuchs in einer normalen Wohnung mit fliessend Wasser (heiss und kalt ) und Zentralheizung auf. TV, Telefon, Radio war da. Telefon allerdings noch so ein altes Teil, welches im Flur stand und man konnte nur im stehen telefonieren Nix mit kabellos....

Öffentliche Verkehrsmittel fuhren damals schon im 7-Minuten-Takt.

Der TV hatte nur drei Programme (in Deutsch) und es gab keine Fernbedienung.

Eigentlich hat sich gar nicht viel verändert...
Muss echt mal überlegen...

Ach ja, die Schule war um die Ecke und es kam nicht vor das Eltern ihre Kinder in die Schule fuhren.

[sabine21]

ich bin in Damaskus / Syrien aufgewachsen. Bin Jahrgang 74

Es gab Strom- und im Sommer auch Wassersperre. Das waren aber nur wenige Stunden am Tag, das war nicht so schlimm, wir wohnten direkt zwischen der russischen Botschaft und der Parteizentrale, deswegen waren die Sperren wohl so niedrig dosiert, in irgendwelchen Vororten gab es tagelang nichts. Das meiste was man so einkaufte war Schmuggelware, die war aber reichlich vorhanden.

wir hatten eine Mietwohnung mit ca. 115 qm (gilt dort nicht als große Wohnung eher normal ) in einem eher gemischten Viertel, wo also die verschiedenen Konfessionen zusammenwohnen. Auch vom Bildungsstand her war alles vertreten.

Insgesamt lässt sich das Leben mit dem Leben in jeder sonstige Mittelmeerstadt vergleichen.

VG
Sabine

[caroline]

Ach, mir fällt noch ein:
- Es gab noch den "Ochsner Kübel" (die Schweizer werden den kennen) und keine Abfallsäcke.
- Man kaufte Getränke in 1-L-Glasflaschen mit Pfand
- Es gab noch Rabatmarken, aber ich weiss nicht mehr für was die gut waren...
- Die Milch wurde zum Teil noch vor die Türe gestellt
- Man kannte die Kassiererin im Supermarkt noch mit Namen (und auch den Briefträger)
- Es gab nur eine Sorte Cola und Pepsi war die billige Kopie
- In regelmässigen Abständen kam der Messerschleifer mit seinem Schleifstein vorbei und alle Hausfrauen liessen ihre Messer bei ihm neu schleifen, das fand ich immer aufregend

[Akki]

Bj. 71 und in der DDR aufgewachsen. Wir hatten
- immer warmes Wasser
- ein funktionierendes Telefon
- ein Blechauto
- es gab Bäcker, Fleischer, Kaufhalle etc. in 2 min Laufweite
- es fuhren ständig Busse und Züge
- unser Haus stand (steht) am Stadtrand



jaja ....

[Suha]

Was Du beschreibst, kenne ich nur von Verwandten-Besuchen in der DDR. Ich fand das total spannend . Vor dem Plumpsklo, das direkt neben dem Schweinestall lag, habe ich mich allerdings gefürchtet.
Mein Opa hat mir eingeschärft tierisch aufzupassen, weil dort schon Kinder hineingefallen seien .

Ich bin bei Oma und Opa in einer mittelgroßen Stadt aufgewachsen. Wir hatten eine kleine 3 Zimmer Wohnung und geheizt wurde mit Ölöfen.
Es gab TV, Telefon und so weiter.

Neben dem Wohnhaus hatten meine Großeltern ein Grundstück, auf dem mein Opa etliche Tiere hielt. Das wäre heute undenkbar. Ziegen, Kaninchen, Hühner, Tauben mitten in der Stadt würde heute wohl niemand mehr dulden.

Im Geschäft meiner Großeltern wurde sehr viel "angeschrieben". Ich weiß gar nicht, ob es das heute noch gibt.
Wir Kinder wurden nicht so stark kontrolliert. Die Straße war fest in unserer Hand .