Haßliebe, Ja oder Nein ?

[Cosmanova]

Hallo


Meint Ihr es gibt solche Haßliebe ? Wo sich beide Partner eigentlich lieben aber nicht miteinander auskommen wenn sie z.B. zusammen wohnen ?

Habt Ihr das schon selbst erlebt (Bekannte) ? Wie geht diese Liebe letztendlich aus ? Ist es in so einem Falle besser sich entgültig zu trennen, oder weiterkämpfen ?

Hab das gestern im TV gesehen und mich würde eure Meinung dazu interessieren

Liebe Grüße
Cosma

[kukuschka]

Hallo,

ich denke, "Haßliebe" meint umgangssprachlich meist nichts anderes als Inkompatibilität zweiter Menschen hinsichtlich ihrer Werte, Ziele und Alltagsgewohnheiten. Es muss weder Liebe noch Hass sein, sie sind schlicht inkompatibel, völlig wertfrei betrachtet. Sie halten ihre Anziehung aber für Liebe und versuchen es auf Biegen und Brechen trotzdem weiter, während imho die reife Liebe, die alle Ebenen erfaßt, gerade schon diese bestimmte Kompatibilität voraussetzt und auch umfaßt.

Ich finde den Begriff "Liebe" generell arg mißbraucht für alle möglichen Schattierungen von Anziehung oder allgemeiner: Verhältnis, die/das zwischen Menschen bestehen können. Ebenso wird bei "Haßliebe" der Haß überdehnt. Rein formal betrachtet, sind Liebe und Haß zwar zwei zusammengehörende Pole, die einander bedingen. Diese Betrachtungsweise würde aber eher in eine rein philosophischeh Diskussion münden. Bezüglich der praktisch lebbaren und praktisch möglichen romantischen Liebe zwischen Mann und Frau halte ich Haßliebe per se für ausgeschlossen. Während sie in leichter Ausprägung bei einer reinen amour fou sicher möglich ist.

Es kommt halt immer drauf an, was man anstrebt: harmonische, lebbare Beziehung, oder die Vermeidung derselben

Also um Deine Frage zu beantworten: als reine Beschreibung eines möglichen emotionalen Zustands zwischen zwei Menschen halte ich sie unter überdehnendem Mißbrauch der Begriffe "Liebe"und "Haß" für möglich, denke aber, sie meint schlicht Inkompatibilität und dennoch romantisierendes Handeln wider besseres Wissen.

Liebe Grüße,
Kukuschka

[Isis]

Hallo Cosma,

für mich gibt es sowas ganz klar.

Ich habe die letzten fünf Jahre in einem solchen Zustand gelebt. Mal besser, mal schlechter. Eine solche Beziehung kostet soviel Kraft, andererseits ist es (fast) unmöglich, sich von dem Gegenüber völlig zu lösen.

Ich glaube mittlerweile, dass es Beziehungen zu anderen Menschen gibt, die einfach nicht "gesund" sind. Warum so etwas entsteht, weiss ich allerdings auch nicht und ich habe weiss Gott sehr viel gegrübelt.

Ich habe mich vor drei Monaten von diesem Menschen getrennt und - obwohl wir uns jeden Tag sehen - haben wir nicht mal mehr Augenkontakt. Die Lage ist sehr angespannt

Mein Fazit: Ich möchte nie wieder eine derartig anstrengende Beziehung zu einem anderen Menschen. Offen gesagt: Das hat mich fast fertig gemacht. Aber verhindern kann man Gefühle wohl schlecht

[Dawn13]

Original geschrieben von Isis
Hallo Cosma,

für mich gibt es sowas ganz klar.

Ich habe die letzten fünf Jahre in einem solchen Zustand gelebt. Mal besser, mal schlechter. Eine solche Beziehung kostet soviel Kraft, andererseits ist es (fast) unmöglich, sich von dem Gegenüber völlig zu lösen.

Ich glaube mittlerweile, dass es Beziehungen zu anderen Menschen gibt, die einfach nicht "gesund" sind. Warum so etwas entsteht, weiss ich allerdings auch nicht und ich habe weiss Gott sehr viel gegrübelt.

Ich habe mich vor drei Monaten von diesem Menschen getrennt und - obwohl wir uns jeden Tag sehen - haben wir nicht mal mehr Augenkontakt. Die Lage ist sehr angespannt

Mein Fazit: Ich möchte nie wieder eine derartig anstrengende Beziehung zu einem anderen Menschen. Offen gesagt: Das hat mich fast fertig gemacht. Aber verhindern kann man Gefühle wohl schlecht

Dito in allen Punkten, mit der Ausnahme, dass ich "erst" seit 1.5 Jahren und nicht seit fünf in so was lebe und der definitive Schlusstrich noch nicht gezogen ist. Ob man sich trennen oder kämpfen soll, tja, weiss ich nicht. Aktuell ist es bei mir mal wieder ersteres, da wir zur Zeit mal wieder auseinander sind, aber das kommt und geht wie es will Ein bisschen hat die Kampfphase bereits wieder begonnen Langfristig wird wohl einzig eine endgültige Trennung die Lösung sein, aber das kann - wie Isis sagt - dauern...

[Isis]

@ Dawn

kämpfen...um was eigentlich ? Ich dachte jetzt auch jahrelang, ich muss mich anstrengen, kämpfen, durchhalten...Das muss aber nicht sein. Ich bekomme gerade gezeigt, wie es ist, wenn man jemanden einfach nur gern hat und mit ihm Zeit verbringen will.

Dann ist nämlich alles ganz einfach und unbeschwert (aber natürlich auch weniger leidenschaftlich )

Wie auch immer, ich wünsch Dir, dass Du die für Dich richtige Entscheidung triffst !

[Sophie]

Es war schön und furchtbar gleichzeitig. Wir konnten nur sehr schwer ohne einander, aber gemeinsam war auch nicht das gelbe vom Ei, aber schon gar nicht, wenn andere dabei waren.

Wir haben in 2 vollkommen unterschiedlichen Welten gelebt. Ja, das war anstrengend. Die endgültige Trennung nach 4 Millionen gescheiterten Versuchen war sehr gut für beide Beteiligten und im Nachhinein eine Erlösung. Das ganze hat sich über Jahre hingezogen.

Sonderbar war, daß wir uns nach einer "Trennung" immer zufällig wo über den Weg gelaufen sind und es war wie am ersten Tag, ganz komische Gefühle. Ein dauerndes Auf und Ab, zwischen Liebe und Haß.

Da macht man viel mit.

[HopiStar]

Ich denke nicht, das eine "einfache(rere)" Beziehung weniger Leidenschaftlich sein muß, sollte. Im Grunde kanalisiert man die Leidenschaft einfach in eine andere Richtung und positiv genutze Leidenschaft ist soviel befriedigender und berauschender, das sie den Namen "Leiden schaffen" zu Unrecht trägt.

Ansonsten kenne ich es genau so wie Isis und Sophie, wenn ich nicht über so eine lange Dauer, weil mein Selbsterhaltungstrieb da früher Veto eingereicht hat. Von den Gefühlen ist es eigentlich recht schwer zu beschreiben, ich kann nicht mal wirklich sagen, ob man es Liebe nennen kann, denn eigentlich ist Liebe für mich ein positives Wort, das mit positiven Gefühlen besetzt ist und sich eigentlich komplett ausschließt von dem, was man unter "Haßliebe" versteht.

Aber wie bei allem im Leben geht der Krug zum Brunnen bis er bricht, Menschen sind auch emotional sehr leidensfähig.

Viele Grüße
Hopi

[Noémi]

Original geschrieben von Isis
@ Dawn

kämpfen...um was eigentlich ? Ich dachte jetzt auch jahrelang, ich muss mich anstrengen, kämpfen, durchhalten...Das muss aber nicht sein. Ich bekomme gerade gezeigt, wie es ist, wenn man jemanden einfach nur gern hat und mit ihm Zeit verbringen will.

Dann ist nämlich alles ganz einfach und unbeschwert (aber natürlich auch weniger leidenschaftlich )

Wie auch immer, ich wünsch Dir, dass Du die für Dich richtige Entscheidung triffst !

Genau so geht es mir auch gerade. Ich habe selbst auch 3 Jahre ein solches Auf und Ab mitgemacht, gekämpft, Spielchen gespielt und alles getan, damit die Beziehung klappt. Es war eine furchtbar nervenaufreibende Zeit, zwar spannend, aber zermürbend. Wie Du schon sagst, ich bin ewig nicht von diesem Typ losgekommen. Er war eben witzig, gut aussehend, intelligent, speziell und hatte das Bild von meinem Partner verkörpert, das ich mir immer so ausmalte. Nur war es eben quasi eine Hülle, weil er menschlich eine absolute Katastrophe war. Er war egoistisch und hat nur für sich selbst und absolut introvertiert gelebt. Ich Doofkopp hab das alles mitgemacht, weil ich einfach so unsterblich verliebt war.
Ich habe auch danach noch lange daran geknappert, aber zum Glück ist er aus meinem Dunstkreis ganz weit entschwunden, wohnt jetzt einige hundert Kilometer entfernt. Mein Glück.

Und jetzt habe ich seit einiger Zeit einen Mann an meiner Seite, der so gar nicht meinem Idealbild entspricht, weder von Alter noch Aussehen o.ä., aber er ist einfach nur liebevoll, ehrlich, treu udn würde alles für mich tun. Er ist verläßlich, wir haben gleiche Interessen und verstehen und blind.
Ich kann nur sagen, ich fühle mich richtig wohl.

Lange hab ich mich gequält, weil er so gar nicht meinen Vorstellungen entsprach und es auch nicht so gekribbelt hat anfänglich, aber ich gewöhne mich langsam daran, daß es trotzdem gut sein kann.

[Franco]

Ich denke auch daß es das gibt. Ich würde das folgendermaßen definieren:

Die Chemie stimmt und man zieht sich irgendwie gegenseitig an, aber die menschen sind in ihren Vorstellungen, Werten und Zielen absolut unterschiedlich (um nicht zu sagen inkompatibel)

Franco

[Akki]

Ob man es Hassliebe nennen soll, weiß ich nicht. Ich war fünf Jahre mit einem Mann zusammen, der mich sehr faszinierte und das heute immer noch tut Getrennt haben wir uns zwei Jahen lang, die Abstände zwischen den Trennnugen wurden immer kürzer. Ich wusste recht schnell, dass wir nur in bestimmten Bereichen harmonieren, liebte aber genau die sehr. Körperlich war ich von ihm gefesselt, wie selten vorher von einem Mann.

Kukuschka schreibt es so schön. So lehrbuchhaft. Nur, bis zu dieser Beziehung hätte ich auch gesagt, mir passiert so etwas nie. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir so weh tun lasse (obwohl eigentlich hab ich mir ja selbst weh getan), dass ich mich klein mache etc. Habe ich alles, wider besseren Wissens.