Wer kriegt den Job?

[SiGuenther]

Hi!

Ich weiß gar nicht mehr, auf welchem Sender das gestern kam, irgendwann gegen 23 Uhr:

Ein Blumenladen in Berlin suchte eine neue Mitarbeiterin, und das Fernsehteam begleitete die drei ausgesiebten Kandidatinnen, die zum Vorstellungsgespräch und zum Probearbeiten eingeladen wurden.

Von ca. 50 Bewerbungen waren das die drei besten Kandidatinnen. Beim Vorstellungsgespräch sollten sie dann ein wenig im Kopf rechnen und etwas Englisch sprechen - konnte keins der Mädel.

Wobei die Chefin des Ladens in der Hinsicht selbst die absolute Oberversagerin war: "I now tell you a question ..." *gröl*
Naja, trotzdem ist ja sie offenbar irgendwie in eine Position gekommen, in der sie bestimmen kann, wen sie einstellt. Und diejenige sollte eben gutes Englisch können!

Beim Probearbeiten war die eine zu langsam, die andere nicht demütig genug und die dritte zu ungeschickt.

Genommen wurde schließlich die Freche unter dem Vorbehalt, dass sie ihre Frechheit noch ablegt.

Ich fand es jedenfalls erstaunlich, wie groß die Diskrepanz zwischen dem, was die Kandidatinnen sich vorstellten, dem was sie sich zutrauten, dem was die Chefin alles verlangte und dem, was die alle tatsächlich konnten/nicht konnten, (Chefin eingeschlossen) war.

Liebe Grüße
Silke

[Binie]

Ich habe diesen Fall nicht gesehen. Aber ähnliche Sendungen gab es schon öfter, da war ich auch häufig entsetzt, wie wenig die jungen Leute aus der Schule mitkriegen.

Eine Blumenverkäuferin muss nunmal rechnen können, Englisch braucht sie meiner Meinung nach nicht unbedingt. Aber ein bißchen sollte nach der Schule schon noch hängenbleiben.

Liebe Grüße
Binie

[Cara]

Ich habe mal in so eine Sendung hineingeschaut. Da wurde gesiebt für einen Ausbildungsplatz beim Friseur und im Hotel-/Gaststättengewerbe. Ich finde es einfach nur mies, dass die Sender mit der Misere der jungen Leute Geld machen.

Der Friseur stellte sehr hohe Anforderungen, gut, soll er machen. Aber ein Mädel brach in Tränen aus, durch den Stress und die Kameras. Wurde abgelehnt. Sie hätte vielleicht in einer anderen Situation völlig besonnen reagiert. Aber das bringt Quote. Mies finde ich so was.

[Binie]

Das, was ich mal gesehen habe, war mit versteckter Kamera aufgenommen und die Gesicher der Jugendlichen wurden unkenntlich gemacht.

Die öffentlich vorzuführen, finde ich auch nicht in Ordnung.

Liebe Grüße
Binie

[caroline]

Original geschrieben von SiGuenther


Ich fand es jedenfalls erstaunlich, wie groß die Diskrepanz zwischen dem, was die Kandidatinnen sich vorstellten, dem was sie sich zutrauten, dem was die Chefin alles verlangte und dem, was die alle tatsächlich konnten/nicht konnten, (Chefin eingeschlossen) war.

Liebe Grüße
Silke

So was habe ich schon live erlebt bei Bewerbungen.
Wir suchten einen neuen Grafikdesigner mit Erfahrung "blabla"....

Da kam einer welcher früher Flugzeuge lackiert hat. Wir fragten ihn wie er dazu kommt sich hier zu bewerben. Er meinte darauf hin dass er doch auch mit Farben gearbeitet habe.

Ein anderes Mal bewarb sich auf so eine Stelle eine Putzfrau. Sie begründete ihre Bewerbung damit dass sie doch in einer Werbeagentur putzen würde und so den Leuten dort öfter über die Schulter schauen konnte.


Ansonsten schliesse ich mich Cara an, ich mag solche TV-Formate nicht.

[SiGuenther]

Hi!

Wenn sie es nicht mit "echten" Leute machen würden, wäre es aber vielleicht sehr lehrreich!

Ich stimme dir zu, Binie, im Normalfall wird eine Blumenverkäuferin kein Englisch brauchen, aber hier handelte es sich um einen Laden am Potsdammer Platz, wo sich schon öfter mal die eine oder andere ausländische Kundschaft rumtreibt

Bei uns in BW haben Hauptschüler die Möglichkeit, Englisch abzuwählen, und manche tun das auch, um ihren Notendurchschnitt nicht runterzuziehen.
Außerdem ist die Abschlussprüfung in Englisch auf einem Niveau, bei dem komplette Aufgaben deutsch beanwortet werden dürfen.

Das ist doch beides vollkommen unrealistisch: Man passt sich den also Deppen in der Schule an, statt sie zu fördern, die ein paar Jahre später dann vor einer Chefin sitzen, die gerne hätte, dass sie doch gut Englisch sprechen - und schwupps, ist der Job weg!

Wie kann Schule so am wirklichen Leben vorbeilaufen? Vor allem die Hauptschule, wo ja nicht so viel Zeit ist bis zur Lehre!

Liebe Grüße
Silke

[mmmm]

ich hab das auch gesehn und ich fand das total erschreckend: das mangelnde engagement der bewerber und dass sie überhaupt nicht mitdenken.
über fehler im englisch und mathe kann man ja zur not noch hinwegsehen (es gibt ja taschenrechner oder man kann kurz die kollegin rufen) aber dass die eine seelenruhig an ihrem strauss weiterfummelt, während die anderen alle die blumen vor dem regen retten find ich schon ne riesenfrechheit. oder dass die eine noch nicht mal versucht zu rechnen (5x1,95- man ist das schwer), oder dass sich die eine überhaupt nicht über den laden schlau gemacht hatte, das ist meiner meinung nach nichts was die schule versäumt hat beizubringen sondern grenzt an charakterschwäche und würde mich als chefin davon abhalten jemanden einzustellen.

[Binie]

Also ein Taschenrechner im Blumenladen kommt irgendwie nicht so richtig

Wenn ich einer Verkäuferin sage, ich möchte für 12 Euro einen Strauß mit diesen Rosen hier und den Gerberas da drüben, kann sie nicht erst nach hinten laufen und mit dem Taschenrechner ausrechnen, wieviele von welcher Blumensorte sie denn jetzt nehmen kann.

Und wie man heutzutage Englisch abwählen kann, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.

Liebe Grüße
Binie

[SiGuenther]

Hi!

Wir hatten bei uns mal Besuch von einem Herrn vom Oberschulamt, mit dem wir auch irgendwie ins Gespräch über Hauptschulen kamen:
Der war der Meinung, dass man bei diesen Kindern zu Recht so wenig Aufwand betreibt - die würden ja sowieso gleich nach dem Abschluss auf Vaters Bauernhof arbeiten gehen, die wollen gar nicht länger zur Schule und irgendwelchen Firlefanz wie Englisch lernen! Kühe sprechen kein Englisch.

Wie gesagt, ein Herr vom Schulamt! Als würden Hauptschulen nur auf dem Land liegen. Wir haben uns echt an die Birne gefasst!
Aber wenn das natürlich die gängige Meinung ist, die man an Hauptschüler heranträgt ... dann investiert auch keiner in sie und ihre Bildung.

@mmm, nein, ich denke, das hat nichts mit Charakterschwächen zu tun und ist in der Tat etwas, was auch die Schulen unterrichten müssen (steht ja auch auf dem Lehrplan): Wie verhalte ich mich in einem Bewerbungsgespräch/bei der Probezeit usw. Mit 16/17 sind halt viele noch nicht so weit, dass sie eigenverantwortlich denken und handeln können - vor allem, wenn zu Hause "Hotel Mutti" herrscht.

Das Dumme ist, Lehrer sind ja nun ausgerechnet diejenige, die das nie machen mussten. (Hier meine ich den Bewerbevorgang, nicht das eigenverantwortliche Denken und Handeln )
Da lag die Akte beim Schulamt und irgendwann kriegte man halt seine Stelle. Wie sollen solche Leute anderen denn beibringen, was sie selbst nie tun mussten?

Bei uns an den Haupschulen findet in der 8. Klasse das OiB statt, "Orientierung im Beruf", also Praktika usw. Leider hört man davon selten etwas Gutes oder dass etwas Gutes dabei rauskommen würde.
So gut wie kein Schüler schafft es z.B., sich selbst um eine Stelle zu bemühen, die ihn interessiert. Also werden sie zum Schluss in irgendwelche Betriebe geprügelt und schwänzen da, so gut es geht. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein.

Liebe Grüße
Silke

[mmmm]

naja ich denke schon dass werte wie hilfsbereitschaft, mitdenken, höflichkeit, freundlichkeit und interesse an seinen mitmenschen in der familie vermittelt werden müssen. die schulen können dann zwar konkret situation wie bewerbungsgespräch üben aber die grundlage muss von zu hause kommen.