Hallo Ihr,

folgendes Problem stellt sich und es wird etwas lang, da ich glaube, dass die Vorgeschichte irgendwie eine Rolle spielt.

Es ist so, dass ich meinen biologischen Vater nicht kenne. Meine Mutter rückt da nicht mit der Sprache raus. Allerdings war sie bis zu meinem 6. Lebensjahr mit einem Mann verheiratet. Erst Jahre später erfuhr ich, dass dieser Mann eben nicht mein Vater war. Meine Mutter hat es geschafft, dass ich diesen Mann nie wieder zu Gesicht bekam, was sehr schlimm war. Kontakt zur Mutter habe ich vor 3 Jahren eingestellt.

Ebenfalls vor 3 Jahren habe ich diesen Mann mittels einer Agentur wieder gefunden - nach 26 Jahren. Ursprünglich hatte ich die Hoffnung, dass er wüsste, wer mein Vater ist. Er wusste es nicht.

Dieser Mann - ich nenne ihn mal Ziehvater - ist seit über 20 Jahren verheiratet mit einer Frau die zuvor ihren Mann verloren hat. Ihre Kinder waren seinerzeit schon fast erwachsen.

Es kam sehr schnell zur ersten Treffen. Und es war wirklich toll. Seiner Frau ein Herz von Seele und er quasi so wie ich ihn in Erinnerung hatte, wenn überhaupt Erinnerungen vorhanden waren. Ich muss dazu sagen, dass meine Mutter nicht ein gutes Wort für ihn übrig hatte.

Wir waren mittlerweile schon ein paar mal dort und sie haben uns besucht. Irgendwie habe ich dadurch so eine Art Familienanhang erworben. Der Umgang mit Familie ist mir gänzlich fremd - so irgendwie. Alle sind sie nett, fröhlich und offen. Auch seitens der Kinder (beide mittlerweile über 40) gab es nie ein Problem. Ich bzw. wir wurde/wurden herzlich im Kreise der Familie aufgenommen. Ich bin einfach eine weitere Tochter.

Im Mai hatte seine Frau Geburtstag. Wir sind samstags hin und sonntags wieder zurück gefahren. Von Bonn nach Coswig bei Dresden. Der Sohn von ihr wohnt oben im Norden der Republik; die Tochter in der Nähe von Köln. Beide kamen mit Partner und blieben noch einige Tage dort.

Soviel zur Vorgeschichte.
Jetzt seht der 70. Geburtstag meines Ziehvaters an. Das Fest fällt auf einen Samstag (18.11.). Also eine ähnliche Konstellation wie zu ihrem Geburtstagsfest.

Jetzt ist es allerdings so, dass ich wirklich panische Angst vorm Autofahren habe. Jede Tour über die Autobahn ist der reinste Horror für mich und je länger die Strecke ist, desto länger brauche ich um wieder "runter" zu kommen. Ich bin dann mehrere Stunden völlig daneben; nicht zu gebrauchen. Da solch eine Tour für mich soooo anstrengend ist, brauche ich auch recht lange zur Regeneration.

Als wir an ihren Geburtstag teilgenommen haben, hatte ich die Tage nach der Rückkehr frei. Konnte also den ganzen Autofahrstress ablegen und musste mich auf nichts anderes konzentrieren. So war der Spuk nach zwei Tagen vorbei.

Jetzt ist es aber anders:
Am Donnerstag dieser Woche (2.11.) werde ich eine neue Stelle antreten. Ich bin damit wieder in einer Festanstellung und nicht mehr freiberuflich unterwegs und mithin natürlich gebunden. Der Job wird - zumindest in den ersten Wochen - alles von mir abverlangen. Sowohl geistig, körperlich als auch zeitlich. Es wird viel neuen Input geben, den ich sofort in die Praxis umsetzen muss. Learning by doing.

Ich kann mir also keinen Aussetzer erlauben!

Am 18.11. ist wie gesagt die Geburtstagsfeier meines Ziehvaters. Es ist irgendwie geplant, dass wir am Freitag (17.11.) aufbrechen wollen. Das kann möglicherweise ausgesprochen spät werden, denn ich glaube nicht, dass ich - grad mal 2,5 Woche in der neuen Tätigkeit - lustig trällere: So Jungs, es ist 14 Uhr, ich mach die Biege. Wahrscheinlich ist, dass wir erst ab 19 oder 20 Uhr starten können.

Die Strecke von Bonn nach Dresden ist lang und häufig viel befahren. Außerdem bin ich nachtblind; so extrem, dass meine Panikattacken schon mal mit einem Herzaussetzer und krampfhaftem Adrenalinausstoß einhergeht. Am Sonntag ginge es zurück und vor 20 Uhr werden wir nicht zu Hause sein. Am Montag ist dann wieder 5.30 Uhr aufstehen angesagt. Fahren wird mein Mann - für ihn ist das auch megaanstrengend, schon weil er so ein wild zuckendes und schreiendes Bündel 2 mal 6 Stunden an seiner Seite hat.

Tja, was soll ich tun?

Am liebsten würde ich nicht fahren (wer hätte das jetzt gedacht); aber ich hätte so ein verteufelt schlechtes Gewissen nicht zu fahren, dass mir bei jeder Entscheidung schlecht wird...


Was würdet Ihr tun? Oder habt Ihr irgendwelche Ideen?

Liebe Grüße
Anke