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Thema: An alle Jura- Studentinnen

  1. #1
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    Standard An alle Jura- Studentinnen

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    Hallo!

    Ich spiele nun schon seit längerem mit dem Gedanken Jura zu studieren, und da ich leider in meinem Bekanntenkreis niemanden habe, der mir darüber Auskunft geben könnte, frage ich Euch einfach mal.

    1. Warum habt ihr Euch ausgerechnet für Rechtswissenschaften entschieden?

    2. Ist es wirklich so hart, wie immer behauptet wird, wo liegen die besonderen Schwierigkeiten?

    3. Seid ihr glücklich mit dem Studium? macht es noch Spaß?

    4. Welchen Beruf wollt ihr danach ergreifen?


    Wäre toll,wenn Ihr mir etwas darüber erzählen könntet!

    Vorab schon mal vielen Dank!

  2. #2
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    hallo,

    bin in der examensvorbereitung und deswegen noch auf (seufz).
    ih habe jura angefangen, weil mein traumberuf journalistin ist und man mir geraten hatte, mich durch das studium etwas von den im journalismus üblichen germanisten abzusetzen.

    ein guter rat - leider liegt mir das studium nicht. ich bin ein mensch, der ziemlich impulsiv ist und oft aus dem bauch heraus argumentiert. das ist für das lösen rechtswissenschaftlicher fälle, die einen kühlen kopf und überzeugende argumente brauchen, hinderlich.
    trotzdem kann man sich einarbeiten, es fällt dann nur schwer und bei der fülle des stoffs kann man leicht verzweifeln. ich hatte immer wieder das gefühl, absolut dumm zu sein (ja, wirklich).

    zweiter knackpunkt: das examen ist ziemlich schwer. ich schreibe in bayern, wo die durchfallquote bei ca. 40 prozent liegt. und ich kenne einige durchaus intelligente menschen, die es trotz unmenschlichen lernens nicht geschafft haben. und jetzt nach ihrem studium mit nichts ausser dem führerschein und dem abi dasitzen.
    wie du vielleicht gehört hast, soll das studium langsam reformiert werden mit mehr und härteren zwischenprüfungen usw. das ist auch bitter nötig. da kein anwesenheitszwang vorhanden, geniessen viele das schöne studentenleben und stehen dann vor einem berg an stoff. diese verzweifelten ernähren die repetitorien, die mit dem verfehlten aufbau des jura-studiums ihr geld machen, weil die uni es nicht bringt.

    ausserdem sind die job-aussichten ziemlich schlecht. die zeiten, in denen in den neuen ländern juristen gesucht wurden, sind vorbei. beamtenlaufbahn wie richter geht nur, wenn das examen vorzüglich ist. die meisten versuchen daher, rechtsanwalt zu werden. und werden von kanzleien ausgebeutet, die für eine 60-stunden-woche ´nen appel und ein ei zahlen. weil aber so viel auf dem markt sind, muss das gemacht werden, weil sondt ein loch im laebenslauf droht.

    ich habe mich dem entziehen können, mache nun ein volontariat bei einer zeitung. wenn es mit dem abschluss nichts wird, habe ih trotzdem eine ausbildung. andere haben nicht so viel glück und sind vor dem examen am durchdrehen, weil hier die formel: "viel lernen - dann bestehen" nicht zutrifft.

    ich bin dem jura-STUDIUM (nicht der materie!) gegenüber sehr negativ eoingestellt. wenn dir die denke liegt und du glaubst, eine GUTE juristin werden zu können, dann mach es. ansonsten kann ich nur abraten.

    lg,
    franky


  3. #3
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    359
    Hallo Angelina,

    ich bin zwar schon Volljuristin, aber ich antworte trotzdem mal. Solange ist mein Studium ja auch noch nicht her.

    Schade, dass das Studium Franky nicht so gefällt.
    Warum habe ich also ausgerechnet Jura studiert.
    Also , ich war in der Schule schon der totale Gerechtigkeitsfanatiker, immer dabei, wenn es galt, die Angelegenheiten und Interessen der Schüler vor dem Lehrkörper, der Direktion und der sonstigen Menschheit zu vertreten. Ich diskutiere und argumentiere gern.
    Im ersten Semester hat man mir dann doch erstmal einen Dämpfer verpasst: Recht ist nicht Gerechtigkeit, darüber muss man sich klar werden.
    Das Studium war schwer (habe wie Franky in Bayern studiert), aber es war machbar. Juristen werfen nicht unbedingt mit guten Noten um sich, nicht umsonst ist Jura einer der wenigen Studiengänge (gibt es überhaupt noch weitere?) die ein Vollbefriedigend als Note eingeführt haben, dass sogenannte "vb".
    Anfangs bin ich auch verzweifelt, ich war nur erstklassige Noten gewohnt, und dann stand da nur befriedigend oder gar ausreichend unter der Arbeit. Als ich mal eine Klausur völlig versiebt habe, war ich nah dran, alles hinzuwerfen. Aber, so was kommt vor, abhaken und weiter gehts.
    Du lernst im Studium eine Menge theoretischen Balast, zum Examen musst Du sozusagen die letzte Hundesteuerverordnung präsent haben, aber davon sollte man sich nicht demotivieren lassen.
    Ich habe mein Studium beendet, sogar gut beendet, und bin dann für das Referendariat nach NRW (geliebte Heimat) gegangen.
    Ich wusste schon während des Studiums, was ich alles nicht werden wollte - und das war eigentlich so ziemlich alles. An erster Position stand jedenfalls Rechtsanwalt, dicht gefolgt von jedweder Tätigkeit als Verwaltungsjuristin. Ich hasste öffentliches Recht.
    Franky hat schon recht, als RA hat man es nicht ganz leicht, ich habe viele Kommilitonen, die total ausgenutzt wurden.

    Tja, was bin ich also nun geworden. RAin? Nein, aber ich bin Verwaltugnsjuristin im Ö. Dienst! Ich und öffentliches Recht, ich hätte meine Hand ins Feuer gelegt, dass das nie passiert.
    Der Job macht mir i.R. total Spass, obwohl ich mit Arbeit ziemlich überlastet bin. Na manchmal hängt mir auch alles zum Halse raus, vor allem wenn alle pünktlich um 4 Uhr ihren Griffel fallen lassen und ich wieder bis 19, 20 Uhr, manchmal sogar später im Büro bleibe.
    Reich wirst Du im öffentlichen Dienst entgegen langläufiger Meinung übrigens auch nicht.
    Dafür stellen sich mir aber die vielfältigsten Aufgaben, ich habe Einblick in alle Materien des Hauses, vertrete all unsere rechtlichen Angelegenheiten.

    Du siehst, Jura kann auch Spass machen.

    Wenn Du aber sehr unsicher bist, würde ich Dir empfehlen, mal ein Praktikum bei einem RA zu machen (nur so zum Reinhören). Warst D eigentlich schon mal bei Gericht? Die meisten Sitzungen sind ja öffentlich. Vielleicht hörst Du Dir einfach mal einige Verhandlungen verschiedener Sparten (Zivilrecht, Strafrecht, HAndesrecht, oder, oder...) an. Oder geh doch mal in die juristische Fakulität einer naheliegenden Uni und unterhalten Dich mit den Studenten. Ach genau, hör Dir doch einfach mal einige Vorlesungen an. Dann siehst Du bestimmt klarer.

    LG
    Annie

    @ Franky
    Ich drück Dir die Daumen für die Deine Klausuren (sind es immer noch 8?).
    Ich weiss, wie anstrengend die Vorbereitungen sind. Das Examen selbst ist dabei noch der einfachste Teil.
    Wie sagte schon Oscar Wilde (?): In Prüfungen stellen Narren Fragen, die der WEise nicht beantworten kann.

    Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen, vor alem wenn Du in der Prüfung feststellst, dass Du inm gefragten Gebiet eine absolute Lücke hast. Ist mir passiert (im Ergebnis dann übrigens immerhin meine viertbeste Klausur). Ruhig bleiben, logisch drangehen, dann kommst Du auch einigermaßen durch die Klausuren.
    Die mündliche Prüfung empfand ich später als fast gemütliches Intermezzo, da die Profs uns doch sehr wohlgesonnen waren. Da hat es meiner Kommilitonin nicht mal mehr geschadet, dass sie auf der Suche nach der bayr. BegnadigungsO den Schönfelder konsultierte.
    Bonne chance! Du schaffst das schon!

  4. #4
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    Danke!

    Ja, ich habe mir ja schon gedacht, daß das Studium kein Spaziergang werden wird.
    Ich denke auch, daß ich die nötige Disziplin aufbringen kann.
    Habe wohl nur etwas Angst, nicht schlau genug dafür zu sein, ich halte mich nämlich nicht gerade für ein Superhirn...

    Jedenfalls werde ich Eure Ratschläge beherzigen, mir erstmal ein paar Vorlesungen anhören usw.

    Vielen Dank nochmals
    Angelina

  5. #5
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    Hallo Angelina,

    ich bin auch Volljuristin, bin als Syndikusanwältin tätig und ab und zu auch als Anwältin, wenn mir der Fall zusagt.

    2 mal im Jahr trainiere ich ReNos für ihre Prüfung.

    Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen.

    Es ist ein langes, zähes Studium, natürlich gibt es auch Highlights, manchmal macht es richtig Spaß. Aber insgesamt gesehen muss man sich alles erlernen, da gibt es nix mit Talent, wie in anderen Studiengängen.

    Ich hatte während meines Studiums den Eindruck, dass die Kommilitonen, die aus Juristen-Familien kamen einen Heimvorteil hatten, weil da oft doch Thema zu Hause war und viele Begriffe und Sachverhalte geläufiger waren, als bei den anderen, zu denen auch ich zählte.

    Die Idee mit dem Praktikum finde ich sehr gut, schnupper einfach mal rein. Aber bedenke, dass das Studium wenig mit der Praxis zu tun hat.

    Lass Dich nicht zu sehr abschrecken und versuche Dir, ein eigenes Bild zu machen.

    Und schlimmstenfalls gibt es auch die Möglichkeit das Studium abzubrechen, wenn Du bemerkst, dass Du Dich auf dem falschen Weg befindest. Das ist keine Schande (besser als das, was Franky von Kommilitonen berichtet: nach dem Studium nur mit Führerschein & Abi dazustehen).

    Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen.

    [img]/forum/biggrin.gif[/img]
    LG
    [img]/forum/smile.gif[/img]
    Bea

  6. #6
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    Hallo Angelina,

    dann bin ich wohl der erste (bayerische) Halbjurist? [img]/forum/biggrin.gif[/img]
    Ich habe jetzt mein Examen gemacht.

    Ich habe vorher eine Ausbildung gemacht und bemerkt, daß mir Jura liegt. (den Gerechtigkeitssinn hatte ich auch, Diskussionen fand ich schon immer faszinierend und Gegenargumentation habe ich in der Schule schon geeübt - meine armen Lehrer [img]/forum/biggrin.gif[/img] )
    Dann bin ich fast größenwahnsinnig ins Studium gegagen: ich war mir absolut sicher, daß ich niemals schlechter als befriedigend werden würde...
    Dann kam die erste Hausarbeit:
    leider hatte uns niemand vorher gesagt, wie ich eine Hausarbeit schreibe... Raus kam ein "netter" Aufbau, ein paar Fehler, die ich damals als nicht sehr relevant ansah..
    Ich war mir sicher: mindestens gut (ich wußte ja noch nicht, was ich alles falsch gemacht habe [img]/forum/wink.gif[/img] )
    Dann: 2 Punkte: durchgefallen

    Ich habe den ganzen Tag nur geweint und die Welt nicht mehr verstanden.

    Insgesamt finde ich das Jura Studium sehr schwer; es fangen extrem viele Leute an und dann werden es immer weniger.
    bei einigen Scheinen gab es zB eine Durchfallquote von 40 %.

    Nächstes Jahr werde ich mein Referendariat machen (aber vorher ruhe ich mich endlich einmal aus... wegen der Examensvorbereitung und den Scheinen hatte ich eeeeeeeewig keinen Urlaub mehr [img]/forum/biggrin.gif[/img] )

    Viele Grüße

    Brit



    [Diese Nachricht wurde von Brit am 13-08-2001 editiert.]

  7. #7
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    @annie,

    ja, es sind immer noch acht klausuren. da ich wegen meiner arbeit nur sehr, sehr wenig lernen konnte, schaffe ich den ganzen stoff sowieso nicht mehr. ich schreibe vor allem klausuren und stelle mich schon mal darauf ein, viel neues im examen zu lernen ;-)
    vielen dank für deine lieben wünsche. ich hoffe, das examen ist bald da (am 3.9. fängts an).

    @angelina

    lass dich von meiner meinung nicht zu sehr abschrecken. die anderen haben recht, schau es dir mal aus der nähe an und urteile dann selbst.

    lg,
    franky

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