Das arme Parfumtrüffelschwein...

[urlauber]

Original geschrieben von Susi Simpel
nun, und manchmal zweifle ich an mir, ob der holy grail nicht vielleicht längst in meinem schrank steht und ich nach jahren der suche merke, daß es - auch und gerade für mich - eben NICHTS besseres gibt als die zwei, drei heißgeliebten parfums, die ich oft auf der suche nach DEM duft vernachlässige, obwohl sie weit mehr potential haben als die meisten neuen düfte, die ich schnüffele.

Das denke ich auch manchmal. Ich habe Parfums, es sind drei an der Zahl, die nehme ich seit Jahren, es gibt keine Pause, sie sind mir immer willkommen, wenn ich "nichts passenderes" finde. Sei es morgens, das Wetter ist durchwachsen, es regnet und ich habe ein Meeting morgens und neun. Das Wetter würde mich animieren vielleicht zu Arabie zu greifen, des Meetings wegen wäre es eher Chergui. Was nehme ich? Burberry Touch. Das passt zu beidem. Die drei Düfte sind einfach so vollkommen, dass sie so universell sind, ich brauche mir keine Gedanken zu machen.
Und im übrigen würde ich auch nicht so gerne nur mit zwei, drei Düften leben. Denn es gibt die Tage, da brauche ich nicht auf meine drei Schätze zurückzugreifen, sondern kann guten Gewissens auch was anderes nehmen und bin total überzeugt davon.

[Cara]

Ich lebe sehr gut mit zwei Düften. Sogar extrem gut.


Nicht falsch verstehen: Ich mag auch andere. Aber ich finde es so schön, Düfte zu haben, die viel mit einem mitgemacht haben.

Aber ist es nicht auch ein Phänomen der Zeit? Wir haben Möbel, die nicht lange halten sollen, die Geräte werden "auf Zeit" gebaut - Reparaturen lohnen sich nicht. Schuhe sollen sich nicht den Füßen anpassen - Mode für 2 Monate und weg damit. Ein Trend jagt den nächsten. Wegwerfgesellschaft ist das eine Stichwort. Es ist auch nicht der Duft, der langweilt. Oft ist es die interessante Jagd danach. Das Rare, das Seltene.

Da denke ich, jeder muss für sich herausfinden, wie er leben will. Das Kurzzeitige hat genau so seinen Reiz wie das Langlebige (nicht bei Teens).

[HopiStar]

Das hast Du sehr schön gesagt, Cara

[Susi Simpel]

sicher ist die jagd nach dem hg reizvoll, sie ist aber nicht das eigentliche ziel.

sie hat - zumindest bei mir - auch nichts mit mangelnder wertschätzung des einzelnen duftes zu tun.
ich bin kein olfaktorischer don juan, den nur die MÖGLICHKEIT des besitzens und des besitzes reizt und für denn die jagd danach alles ist und der duft ab dem punkt uninteressant wird, wo er bei mir im schrank steht...
im übrigen ein weit verbreitetes phänomen in unserer zeit heute, das deine theorie noch erweitert und auf alle beliebigen bereiche übertragbar ist:
das verliebtsein in die möglichkeit, die suche nach dem immer besseren update - oft genug ohne festes ziel vor augen - und der eigentlich unstillbare hunger, der sofort wieder aufflammt, wenn das objekt der begierde besitzt, welches dadurch schon bedeutungslos wird...

nun, ich denke, um es mal zu simplifizeren und stark zu generalisieren - das passiert eben genau dann, wenn man sich nicht kennt, nicht weiß, was man EIGENTLICH will und somit kein klares ziel vor augen hat.

ich persönlich habe verschiedene klare ziele vor augen was die düfte angeht:
ich hätte gerne DEN lederduft gefunden.
dann hätte ich gerne DEN regenduft, sowie DEN kamin gefunden.

ich kann und will nicht mit einem, zwei oder drei düften leben, weil ich gerne - wie ich es bei büchern auch habe - einen duft für jede stimmung haben würde, die mich so befällt.
und ich möchte für einige viele glückliche momente, die ich im leben hatte, die passenden düfte haben, um diese für mich so abrufbar zu machen - eine sehr schöne idee, die die intention eines sehr bekannten parfumeurs für seine kreationen war (war es roudnitzka? ich weiß es nicht mehr...) - glück zu konservieren, einen augenblick absolut festzuhalten und so die zeit anzuhalten... für einen moment.

howgh - die susi sprach und schwafelte

[urlauber]

Das hast du wunderbar gesagt, Susi. Genau SO ist es. Vor allem der letzte Satz gefällt mir und ich kann das bestätigen. Ein Duft lässt mich einen Moment lang nur in Glück schweben und ich sehe bei jedem Duft ein anderes, wunderbare Bild vor Augen. Das nenne ich Magie.