Trauernde verstehen...

[soulsister]

Hallo,
ich weiß, ein sehr persönliches Thema, aber ich versuche es trotzdem mal anzusprechen.
Ein Bekannter von mir hat innerhalb von knapp 1 1/2 Jahren Stiefmutter und Vater verloren. Er ist völlig von der Rolle, wütet, schreit und provoziet ganz bewusst Streit mit Freunden. Er meint, wenn wir das nicht aushalten können, wäre das unser Problem und er könnte auch gut ohne uns. Er stößt allen vor den Kopf mit seiner zornigen Art und einige Bekannte ziehen sich schon langsam zurück. Aber ist das wirklich das, was er will? Ich habe mich schon im Netz schlau gelesen über Trauerphasen und Trauerarbeit, aber wenn Jemand etwas persönliches berichten könnte und ein paar Tips hätte...wäre toll.
Ich möchte Ihn so gerne verstehen und wissen wie ich mich verhalten soll.
Vielen Dank...soulsister

[Exuser50]

Wie lange es in Anspruch nimmt, lässt sich nicht sagen ... und so lange er keinen an sich heran lässt?

Letztendlich kann ich nach 10 Jahre Trauer aber auch nur sagen: jemand der das nicht selbst erlebt hat, kann es nicht nachvollziehen.

[jerry]

Original geschrieben von Paris
jemand der das nicht selbst erlebt hat, kann es nicht nachvollziehen.

Das unterschreib ich so, ein schwieriges Thema, über das ich niemals ein Urteil fällen möchte, jeder erlebt das anders oder geht damit um, für das Umfeld u. Außenstehnde manchmal oft nicht nachvollziehbar.

[HopiStar]

Trauer ist individuell und zwar alles an ihr,
die Dauer, die Tiefe, die Form, die Emotionen, die äußere Darstellung, der Grund.

Und ich denke, Trauer ist verletzend und wenn man verletzt ist, dann neigen Menschen manchmal dazu, verletzend zu werden und um sich zu schlagen. Und in diesem Moment ist es egal, wen es trifft, man hofft einfach, daß es vielleicht weniger weh tut, wenn man selbst und sich selbst verletzt. Und wenn sich dann Menschen abwenden, dann lebt man damit und packt es evtl. zu der Trauer dazu.

[Exuser50]

Hmm. Aus meiner Erfahrung kann ich nur folgendes sagen: ich war bei dem Tod meines Bruders wütend auf alle, die ihre Geschwister noch hatten. Selbst auf meinen eigenen Eltern. Der Anblick und deren Mitleid machte mich eine Zeit lang wütend, weil hej, ihr habt ja eure Geschwister noch! Also was wisst ihr schon!

Und dein Freund hat recht, soulsister. Für ihn ist es die schlimmste Zeit seines Lebens. Und wer mit ihm diese Zeit übersteht, der bleibt auch sein Freund.

Trauer braucht Zeit. 1 1/2 Jahre finde ich nicht viel. Und es geht ja auch nie weg. Es ist immer da. Es wird nur irgendwann vom Leben etwas erdrückt, aber es ist immer da.

[Tromsöchen]

Original geschrieben von Paris


Trauer braucht Zeit. 1 1/2 Jahre finde ich nicht viel. Und es geht ja auch nie weg. Es ist immer da. Es wird nur irgendwann vom Leben etwas erdrückt, aber es ist immer da.

Das unterschreibe ich voll und ganz.

[deelite]

ja, Paris hat recht, jemand, der das noch nicht durchgemacht hat, kann das leider nicht nachvollziehen.

Ich würde die Aggressionen ignorieren, das war bei mir teilweise auch so, weil ich so hilflos war und meine Gefühle auf irgendeine Art rauslassen musste, da wird man dann auch mal richtig Sch...
Es wird ihm danach bestimmt auch leid tun, deshalb dieses Verhalten einfach ignorieren, vielleicht einfach weggehen, wenn er einen Ausbruch hat und später wieder kommen...
Ist auf jeden Fall nicht einfach, denn unbewusst weiß euer Freund auch, dass ihr ihn gar nicht verstehen könnt.

[Cara]

Ich habe Trauer erlebt. Mein Mann auch. Das ist in unserem Alter verständlich.

Es gibt keine Berechnungsgrundlage für Trauer. Weder für Tiefe der Emotionen noch für die Länge der Trauerphase.

Und vielleicht ist es so, dass dieser junge Mann denkt, er schlägt um sich und verletzt andere, um zu schauen, wer noch bei ihm bleibt. Wer ihn eben nicht verlässt. Denn er fühlt sich verlassen. Dies geht ja aus seinen Worten hervor.

Dennoch sollte man ihm klarmachen, dass solche Aktionen auch nach hinten losgehen können. Manche Menschen gehen wirklich. Und ich denke, dass ist es, was er am wenigsten möchte.