Die Verstümmelung der Töchter

[Exuser 25]

Hallo,

den Themenabend habe ich nicht gesehen. Aber ich habe "Wüstenblume" gelesen, wodurch ich zum ersten Mal auf das Thema aufmerksam wurde. Schrecklich! Mir fehlen die Worte, wenn ich an das Thema denke.

Wie kann man sowas stoppen? Ich weiß es nicht, das wird sicher nicht von heute auf morgen gehen. Ich denke auch nicht, dass man den Müttern die Schuld geben kann. Sie haben keine andere Wahl.

[Michelle]

Ich finde die Initiative der Nehbergs auch Klasse. Gestern wurde ein guter Einblick gegeben. Vor allem treten sie nicht moralisch belehrend und christlich missionierend auf, sondern bieten auch Alternativen für die ehemaligen Beschneiderinnen, die z. B. als Schneiderinnen ausgebildet werden und Nähmaschinen bekommen.

Ich hoffe, dass diese Barbarei bald genauso ein alter Hut sein wird, wie das Füßebinden in China. Allerdings hat es dafür leider die Kulturrevolution gebraucht.

[Nisifeh]

Ich bin sonst kein Fan von Nehberg, aber ich finde es absolut bewundernswert und groß, wie er sich in diesem Thema engagiert. Noch schöner (und effektiver) wärs, wenn sich in der Öffentlichkeit stehende Männer aus den betroffenen Kulturkreisen zur Abschaffung der Beschneidung engagieren würden.

Caroline, was Du sagst, spiegelt zum größten Teil sicher die Beweggründe der Mütter wider, es macht es trotzdem für mich nicht nachvollziehbarer, denn diese Mütter tun nichts anderes, als auch ihre Töchter in ein Schicksal, das nicht unabwendbar ist, zu fügen, zu stürzen.

Es ändert sicher kulturell nichts, ein Mädchen nicht beschneiden zu lassen, aber wenn alle Mütter das nicht weiter mitmachten...

Ausserdem finden ja auch in D Beschneidungen statt, und hier bestehen - sofern man sich nicht nur im eigenen Kulturkreis bewegt - keine kulturellen "Zwänge" dazu.

Ich bleibe dabei, es ist herzlos und hirnrissig, seinem Kind so was anzutun.

Michelle, das mit dem Füßebinden ist ein guter Vergleich.

[maneschijn]

Original geschrieben von boyfrank
...hier hätten sie mal ein Feld, auf dem sie mit wenig Geld und hohen Strafen (zB für die "Chirurgin") Wunder wirken könnten ...

Strafen für die Beschneiderinnen zeigen meiner Meinung nach eben keine Wirkung. Erstens läuft das ohnehin meist "unter der Hand" ab und zweitens wird es Beschneidung geben, solange DIE ELTERN des Kindes davon überzeugt sind...

[caroline]

Original geschrieben von Nisifeh


Ich bleibe dabei, es ist herzlos und hirnrissig, seinem Kind so was anzutun.

Herzlos, ich weiss nicht. Sorry, aber dieser Gedanke ist mir zu einfach.

Natürlich würde sich was ändern wenn plötzlich alle Frauen dagegen wären, aber dies ist doch wirklich sehr, sehr hypothetisch. Wie sollen sich diese Frauen denn organisieren? Ausserdem ist es sehr unwahrscheinlich dass quasi von einem Tag auf den anderen sich alle plötzlich wehren wollen und können.
Es ist nun mal eine Sache die sehr, sehr tief in den Köpfen dieser Leute verwurzelt ist, das kann man nicht einfach auslöschen.

[caroline]

Original geschrieben von Michelle
... bieten auch Alternativen für die ehemaligen Beschneiderinnen, die z. B. als Schneiderinnen ausgebildet werden und Nähmaschinen bekommen.

sorry, aber das hat jetzt eine unfreiwillige perverse Komik.

[Mavie]

die beschneiderinnen haben für ihre "tätigkeit" relativ viel geld erhalten, natürlich sollte man ihnen da auch eine alternative bieten. ich finde es gut, dass sie zum teil als schneiderinnen ausgebildet werden.

ich habe die reportage gesehen, sie hat mich sehr berührt und schockiert. die bilder werde ich eine zeitlang sicher nicht aus dem kopf bekommen.

[Nisifeh]

Original geschrieben von caroline


Herzlos, ich weiss nicht. Sorry, aber dieser Gedanke ist mir zu einfach.

Natürlich würde sich was ändern wenn plötzlich alle Frauen dagegen wären, aber dies ist doch wirklich sehr, sehr hypothetisch. Wie sollen sich diese Frauen denn organisieren? Ausserdem ist es sehr unwahrscheinlich dass quasi von einem Tag auf den anderen sich alle plötzlich wehren wollen und können.
Es ist nun mal eine Sache die sehr, sehr tief in den Köpfen dieser Leute verwurzelt ist, das kann man nicht einfach auslöschen.

Na, dann sollte man lieber dabei bleiben.

Ich gestehe, dass ich froh bin, dass nicht ICH diejenige bin, die das Problem lösen muss, aber es gehört gelöst.
Und ja, ich finde es herzlos, Menschen zu verstümmeln *staun angesichts Zweifeln daran*

freundliche Grüße

Nisifeh

[caroline]

Original geschrieben von Nisifeh


Na, dann sollte man lieber dabei bleiben.

Ich gestehe, dass ich froh bin, dass nicht ICH diejenige bin, die das Problem lösen muss, aber es gehört gelöst.
Und ja, ich finde es herzlos, Menschen zu verstümmeln *staun angesichts Zweifeln daran*

freundliche Grüße

Nisifeh

Oh man, natürlich soll man NICHT dabei bleiben! Und ich goutiere diese Pratiken nicht im geringsten, aber ich denk dies sollte doch klar sein?

Ich wollte damit sagen dass ich es zu einfach finde diese Beschneiderinnen als herzlos hinzustellen, die einen mögen es vielleicht sein, wer weiss?
Aber sie handeln in einer uralten Tradition und ihnen wurde schon eingetrichtert dass es so richtig ist und alles andere ist falsch. Kann man ihnen das verübeln?
Gewisse Handlungen in unserem Kulturkreis/Religion mögen für sie vielleicht auch abartig sein. OK, wir verstümmeln niemanden, aber auch wir haben Werte welche uns über Traditionen vermittelt wurden. Und ob die immer gut und richtig sind bezweifle ich jetzt einfach mal.

[Nisifeh]

Ich schrieb auch nicht, dass die Beschneiderinnen herzlos seien (das wäre ja ähnlich, als von herzlosen Henkern zu sprechen - okay, der Vergleich hinkt, aber nur leicht) sondern die Mütter

Es war mir schon klar, dass Du nicht wirklich dafür sein kannst, hab mich nur gewundert, dass Du so sehr für die (Erklärung der *schlechtformulier*) Beschneidung argumentierst