Liebe Moonie,
ich habe mich schon sehr viel mit Eßstörungen beschäftigt (hatte selbst mal eine), aber ich möchte gleich vorweg sagen, dass ich Dir nicht den ultimativen Rat geben kann, den Du möchtest.
So, wie es klingt, leidet Deine Freundin tatsächlich unter einer Eßstörungen. Kotzt sie immer noch? Dann wird es wohl Bulimie sein, aber eigentlich ist die Bezeichnung auch egal. Ich kann Dir nur raten, so sensibel wie möglich mit Deiner Freundin umzugehen, und Ihr auf gar keinen Fall "Vorschriften" zu machen oder sie zu etwas zwingen zu wollen, oder so. Das allerwichtigste in einer solchen Situation ist, dass Deine Freundin weiß, dass sie sich 100%ig auf Dich verlassen kann, und dass Du hinter ihr stehst, egal was passiert. Sie darf nicht das Gefühl haben, Du würdest sie anormal oder abartig oder ekelig finden, das ist sehr wichtig. Möglicherweise bist Du ihre einzigste Vertrauensperson in diesem Punkt.
Eine Eßstörung ist eine wirklich komplizierte Sache und läßt sich fast nie einfach oder schnell aus der Welt schaffen. Die Hintergründe sind psychischer Natur, wie Du ja selbst schon festgestellt hast. Oft kann nur ein guter Psychologe helfen, wenn das Problem wirklich tief sitzt, die wenigsten schaffen es ohne psychologische Hilfe.
Meine ehemals beste Freundin hatte Magersucht, seit sie 14 oder 15 war, mit 17 ist sie dann bulimisch geworden und hat sich bis zu 5 x am Tag übergeben. Weil ich selbst psychische Probleme hatte und alles nicht mehr ausgehalten habe, habe ich den Kontakt zu ihr mit 21 abgebrochen, deshalb weiß ich nicht, wie es ihr heute geht. Ich habe es jedenfalls in 5 Jahren, in denen wir uns kannten, nicht auch nur annähernd geschafft, sie aus dieser Situation herauszubringen. Dass ich für sie da war, hat an der grundlegenden Situation nichts geändert, aber es hat ihr Kraft gegeben, das weiß ich.
Ich will Dich nicht entmutigen, denn ich kann die Lage Deiner Freundin wirklich nicht einschätzen, ich kann Dir nur sagen: Sei für sie da und hilf Ihr, Wege aufzuzeigen, die sie aus dieser Situation herausbringen können. Ob das lange Gespräche über die Situation und die Hintergründe an sich sind, oder ob Du sie von einer Therapie überzeugen kannst. Oft hilft es, wenn einem andere Menschen andere Sichtweisen vermitteln, z. B.: Natürlich bist Du das Essen wert, weil Essen ist eine der essentiellsten Dinge, die den Menschen überhaupt am Leben erhalten, deshalb stellt sich die Frage nach "wert sein" gar nicht, usw. Vieleicht kannst Du versuchen, sie erkennen zu lassen, dass Ihre Eltern ihr unbeabsichtigt!! eine nicht ganz richtige Einstellung gelehrt haben.
Das war's im groben, was ich Dir aus meinen Erfahrungen mitteilen kann.
Viele liebe Grüsse, ansa