An sich glauben

[Exuser 25]

Hallo,

nach einem Erlebnis gestern möchte ich euch mal fragen, wie es so bei euch ist mit dem Selbstvertrauen usw.

Eigentlich bin ich ein sehr selbstbewusster Mensch und ich weiß, was ich kann. Aber ich glaube auch zu wissen, worin ich nicht so gut bin und in diesen Punkten mache ich mich wohl schlechter als ich bin. Ich will etwas ganz oder gar nicht können. Wenn ich etwas nicht auf Anhieb kann, denke ich gleich, ich wäre blöd.

Wir hatten gestern eine Schnuppertanzstunde und es dauerte ewig, bis ich einigermaßen aufgetaut war. Ich habe mich bisher immer für einen Bewegungslegastheniker gehalten und Tanzstunden gescheut, weil ich mich nicht blamieren wollte. Der tanzlehrer hat das sofort durchschaut und mich immer wieder wachgerüttelt. Nicht nachdenken, einfach fühlen und machen.

Da ist mir aufgefallen, wie schwer mir das generell fällt. Man muss nicht alles hinterfragen und auch nicht alles perfekt können. Wie komme ich nur aus diesem Perfektionsanspruch raus? Ich merke nämlich immer mehr, wie mich diese Einstellung belastet.

[Badeverixe]

Ach liebes Fettchen,
du sprichst mir ja so aus der Seele. Mir geht es immer genauso. Ich halte mich auch unheimlich schnell für nicht begabt genug oder gar für dumm.

Ich mache gerade nebenbei eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und wenn ich nicht direkt alle Vokabeln kann, bzw. meine Übersetzungen nicht so gut sind, wie ich das eigentlich von mir erwarte, dann bin ich direkt unzufrieden und überlege, alles hinzuschmeißen, anstatt mir zu sagen: "Mensch, halt doch mal den Ball flach und gib dir selber Zeit zum Lernen!" Wenn ich mir dann doch wiedermal selber den Kopf zurecht gerückt habe, ist es auch wieder für einige Zeit ok.

Aber ich bin ein solcher Kopfmensch und Perfektionist, der sich dadurch häufig selber um Spaß bringt. Z.B. schäme ich mich, vor anderen Lieder aus dem Radio mitzusingen, das mach ich nur allein und auch tanzen ist ein gutes Beispiel, da bin ich auch immer total gehemmt und es dauert richtig lange, bis ich mal ganz frei abzappeln kann und mich nicht an den Blicken anderer störe.

Aber ich kann dir leider auch keinen guten Tip geben, wie du aus der Falle herauskommst, mir geht es ja leider auch so... Aber vielleicht hat eine andere einen guten Ratschlag für uns?

LG
Badeverixe

[Schnutenpitzel]

Same here.

Was mir geholfen hat: Kleinigkeiten, bei denen es nicht drauf ankommt, mit Herzblut machen, so gut man grad kann und dann aufhören. Abstand gewinnen und dann nicht nachbessern. Das Unperfekte aushalten. Klingt jetzt dramatischer, als es ist, ich hoffe, es kommt rüber, was ich meine.

Ein Beispiel: eine Zeichnung machen, ein Bild malen. Aufhängen, anschauen, wirken lassen. Verbesserungsmöglichkeiten entdecken und nicht nachbessern.

Ein Fenster bei Sonnenschein putzen, später Streifen entdecken und nicht nachwischen.

Eine Arbeit unter Zeitdruck gut -aber eben nicht perfekt- erledigen und abliefern.

Oder sich einfach mal im Kleinen blamieren und merken: davon geht die Welt nicht unter, es merkt vielleicht nicht mal jemand.

Alles Liebe

[goldfrapperl]

hier, ich auch

deine Sätze könnten von mir sein. Ich denke man steht sich mit dem hohen Anspruch oft selbst im Weg. Manchmal kann der Perfektionismus aber auch gut sein. Aber in welcher Situation man "los lassen" muss und zufrieden sein soll, mit dem was man bisher erreicht hat, hab ich auch noch nicht herausgefunden....

lg
goldfrapperl