Querschnittslähmung...

[caroline]

Hallo,

Schwieriges Thema. Ich hadere grad mit mir seit Tagen....

Mein ehemaliger Geschäftspartner liegt nach einem Unfall querschnittgelähmt in der Reha.

Ich will ihn anrufen, ich will ihm schreiben, ich will ihm ein Paket schicken.
Aber ich weiss nicht wie und was.

Auf gut Deutsch: Ich habe Angst ihn anzurufen. Ich weiss nicht was ich sagen soll, was passend ist ect. Und schiebe es vor mir her und finde das ganz fest scheisse von mir.

Man kann doch nicht mit den Worten "wie geht es?" beginnen? Ist doch absolut unmöglich. Was sagt man da? Was könnte ich ihm schicken? Ich möchte nicht seine Familie anrufen, die sind grad selber wohl im Ausnahmezustand. Auf jeden Fall möchte ich diese Woche agieren, nur wie?

Sorry, ich fühle mich grad total hilflos, wie ein kleines Kind.
Vielleicht hat jemand von euch damit Erfahrung? Was ich natürlich nicht hoffe! Oder arbeitet evtl. in so einem Rehazentrum?

Caro

[Milchstrasse]

Hallo Caroline,

ich habe ein bisschen ähnliches Problem. Eine gute Freundin von mir hat vor kurzem ein Auge entfernt bekommen weil sie einen Tumor darin entdeckt haben.

Ich habe auch einfach nicht gewusst, wie ich nach ihr fragen soll, was ich ihr sagen soll.
Je länger ich gegrübelt habe, umso schwieriger erschien es mir Und dann habe ich einfach gedacht
: Ich frage jetzt nicht "Wie geht es Dir". Wenn Du erzählen möchtest, rede einfach los, wenn Du lieber nicht reden möchtest, dann ist das auch verständlich. Aber ich habe immer ein offenes Ohr für Dich.

So ähnlich denke ich mir das. Aber "live" ist es auch ein bisschen einfacher. Man kann durch eine Umarmung so viel sagen. Und das Treffen steht auch bei mir noch an

Ich weiss auch nicht was ich Dir raten soll. Ausser: Versuch, es nicht vor Dir her zu schieben. Tut mir leid, dass ich nicht viel dazu beitragen kann.

Ich wünsch Dir viel Kraft für das Gespräch!

Alles Liebe!

[maneschijn]

Ich habe keinerlei Erfahrung mit solchen Situationen, aber ich würde einfach das sagen, was du in diesem Thread geschrieben hast, denn das klingt ehrlich und aufrichtig.

Dass du dich hilflos fühlst und nicht weißt, was du sagen sollst, dass du Angst hattest, auf ihn zuzugehen nach diesem Unfall und dass du weißt, dass ein "wie geht es dir?" in dieser Situation einfach nicht passt, du aber auch nicht weißt, was du anderes sagen kannst. Dass du ihn aber nicht vergessen, sondern an ihn gedacht hast.

[caroline]

hmmm, ja.

Ich habe jetzt seine Nummer, aber ich traue mich noch nicht....
Soll aber eine der "Aufgaben" sein die ich diese Woche meistern möchte.

[fille]

Hi!Schwierige Situation, trauriges Thema.

Auf jeden Fall anrufen, ehrliche Bestürzung zeigen, Hilfe anbieten. ich glaube, ich würde sowas wie "Ich habe gehört, was passiert ist...und es fällt mir schwer, jetzt das Richtige zu sagen, aber es ist mir einfach ein Bedürfnis, mich bei dir zu melden...."So wie Milchstrasse das gesagt hat, finde ich das sehr gut.

Als sich der Bruder meiner Freundin umgebracht hat, ging es mir genauso. Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun und sagen sollte.Am Telefon habe ich keine Worte gefunde. Ich bin dann einfach hingegangen und da fiel es mir viel leichter.Eine Umarmung kann so viel mehr aussagen.

[Kassandra]

Warum schreibst du ihm das nicht so wie uns es geschrieben hast? Ich finde, das wirkt alles glaubwürdiger, aufrichtiger und ehrlicher als ein konstruierter Brief, den er wahrscheinlich von etlichen anderen Leuten bekommt.

[caroline]

Ja, das sind alles gute Inputs. Ich muss noch ein wenig nachdenken. Morgen möchte ich seine Freundin anrufen. Habe schon versucht seinen Onkel zu erreichen, leider erfolglos.

[shirl69]

Ich habe von Berufs wegen u. a. auch mit Rollstuhlfahrern zu tun und die berichten meist davon, dass das Schlimmste nach dem Unfall bzw. der Diagnose die Angst der Freunde / Bekannten / Kollegen vor eben dieser ersten Begegnung war. Die meisten zögern den Besuch / das Telefonat dann solange hinaus, dass der Betroffene sich schon ziemlich alleingelassen fühlt.

Jeder geht mit der Diagnose anders um, manche wollen keinen sehen oder hören, aber man kann ja mal in sich reinhören, was man selber in diesem Moment brauchen würde. Und jemand der sich meldet und sagt "Ich weiß nicht was ich sagen soll, aber ich bin für dich da, möchtest du reden, kann ich etwas tun?" ist zumindest ein Angebot, auf das man eventuell später mal zurück kommt. Was natürlich gar nicht geht ist "Oh mein Gott wie schrecklich, Du Armer, Du tust mir so leid!"...

Je nachdem wie gut man sich kennt, kann man ja auch fragen, wie es ist in der Reha, was da so gemacht wird, wie weitreichend die Lähmung ist, ob es schon Pläne gibt, wie es weitergeht, etc. Also mehr so die praktischen Dinge. Die meisten möchten darüber sprechen, früher oder später! Und wenn er schon in der Reha ist, muss der Unfall ja schon eine Zeit her sein, oder?

Ich kann Deine Zweifel verstehen, aber mach Dir nicht zuviele Gedanken, ob Du etwas Falsches sagst oder wie Du anfangen sollst. Melde Dich einfach, dass ist erstmal das Wichtigste!!!

[caroline]

Danke, das bestärkt mich in dem was ich selber schon für mich ausgebrütet habe.

Der Unfall war vor zwei Monaten. Aber er war längere Zeit in einem künstlichen Koma und man konnte ihn als Nicht-Familienangehörige nicht besuchen. Erst seit etwa einem Monat. Wir stehen uns jetzt nicht so nahe, obwohl ich ihn sehr gut kenne. Wir haben zum Schluss unseres Business fast nur noch gestritten. Trotzdem will ich ihn besuchen oder etwas für ihn tun.
Ich kann das alles immer noch kaum glauben. Er war so ein sportlicher und aktiver Mensch!

[Mela1973]

Hi caroline,


es ist schlimm was passiert ist.

Aber gehe einfach hin, und sei so wie du bist.

Es ist schwer, aber schiebe es nicht hinaus.

Sei einfach du selbst, und du wirst sehen, es wird klappen.

Meistens geht es einem danach besser.

Ich war schon zu oft mit solchen ähnlichen Situationen konfrontiert, sei einfach da, das bringt mehr als tausend Worte!

Viel Glück, ich weiß so etwas ist schwer.

Aber du schaffst das!



Liebe Grüße Mela