No Anorexia - Kampagne

[Exuser13]

Die Wogen in der Presse und im TV schlagen heute hoch: Grund ist die neue Werbekampagne "No Anorexia" eines italienischen Modelabels. Was haltet ihr davon, Magersucht so drastisch in der italienischen Presse und auf Werbetafeln darzustellen. Insbesondere zur Mailänder Modewoche ....

Ich persönlich finde die Kampagne zwar auch heftig, aber gut ! Wenn ich die Magermodels so weltweit sehe, dreht sich mir der Magen rum ... ich finde es ist Zeit, wenigstens eine gesunde Größe 36 - 38 auf den Laufstegen zu zeigen und nicht eine unterernährte 32 - 34 ....

Wenn ein über 1,75 m großes Model heute nur noch um die 50 kg wiegen darf, um confirmed zu werden ... Himmel, wo sind wir denn hingekommen ????

Choco

[Dawn13]

Ich trage auch 34 und bin nicht unterernährt und schon gar nicht magersüchtig oder bulimisch.

Der Grundgedanke hinter Aktionen wie dieser ist sicher gut. Jedoch finde ich nicht, dass man Magersucht (= psychische Krankheit) an Kleidergrössen oder BMI festmachen kann. Entsprechend finde ich es bspw. ziemlich sinnfrei, Models mit einem BMI von unter 17 (oder was es dann halt ist) vom Laufsteg zu verbannen. Plakate etc. bewirken imho in etwa genauso viel, wie die Hinweise auf Zigarettenpackungen, dass Rauchen tödlich sei. Das ist alles bereits bekannt und die Gründe, warum man es trotzdem tut, liegen woanders.

Das klingt abgebrüht, ist aber nicht so gemeint. Ich habe genug Freundinnen, die essgestört waren oder sind und finde das ganz bestimmt nicht lustig. Aber der Kern der echten und langandauernden Esstörung liegt nicht zwangsläufig im Wunsch nach Schlanksein (sogar nur in den wenigsten Fällen) und entsprechend sehe ich die Kampagnen nur als Symptombekämpfung mit beschränkter Wirkung.

Auch das Geschrei nach grösseren Grössen und weniger dünnen Models scheint nicht wirklich zu Resultaten zu führen. Da nützt es auch nichts, 34-er Grössen einfach in 36-er umzuwandeln (im Gegenteil). Schlank wird in der westlichen Welt nunmal seit langem als Ideal gesehen und dürfte das auch noch eine Weile sein - davon gehe ich jetzt mal aus (Ich meine SCHLANK und nicht KRANK). Weshalb und warum ist eigentlich auch egal.

[Exuser13]

Allerdings können die Übergänge zwischen dünn sein "müssen" und Magersucht /Bulemie sehr fließend sein ... ich war damals auch schneller dabei, als ich dachte

LG
Choco

[clinique-freak]

Ich erhoffe mir von der Kampagne, dass vor allem junge Frauen merken, dass es nicht wirklich erstrebenswert ist so dünn zu sein.
Auf den Laufstegen sehen die meisten Mager-Models ja dennoch einigermaßen gut aus, durch Outfit und tonnenweise Make-up.
Aber die nackte Frau sieht ja tatsächlich FURCHTBAR aus.
Schlimme Krankheit...

[Dawn13]

Das streite ich auch nicht ab.

Im Übrigen kommt dieses Gefühl nach "dünn sein müssen" mMn von innen. Ich schiebe das nach wie vor nicht primär auf die Gesellschaft. Gut, möglicherweise habe ich leicht reden. Aber es gibt tausend Dinge, bei denen die Gesellschaft angeblich Druck macht, Dinge, die man sein sollte, erreicht haben sollte, was auch immer - wer welchem Bereich welche Bedeutung zumisst oder wer sich inwieweit worüber definiert, ist nunmal individuell. Entsprechend dürfte es auch genug Leute geben, an denen der angebliche Schlankheitswahn so ziemlich abprallt. Von den sechs kranken Menschen, die ich im Umfeld habe oder hatte, ist nicht eine deswegen erkrankt, weil sie dünner sein wollte. Aber vielleicht ist das nicht repräsentativ. Die, die dünner sein wollen, sind eher die, die immer mal wieder ne Diät machen - aber klar, wie gesagt, da hast du recht, die Grenzen sind manchmal fliessend. Ich glaube sowieso, dass kaum eine Frau ein wirklich vernünftiges Verhältnis zum Essen hat. Ich finde schon dieses elende "och guck mal ich hab ein Kilo zugenommen jetzt ess ich drei Tage nicht" nicht wirklich gesund oder "normal". Aber sicher, eine Esstörung ist das noch nicht.

[Darcie]

Toscani wurde mit seinen Werbefotos für die Firma Benetton weltbekannt, die Insassen von Todeszellen und an AIDS sterbende Menschen zeigten.

Warum wundert mich das nicht?

"Toscani hat seine Subjekte buchstäblich enthüllt, um jedem durch diesen nackten Körper die Wirklichkeit der Krankheit zu zeigen, die in den meisten Fällen durch von der Modeindustrie geschaffene Stereotype entsteht", schreibt das Label Nolita auf seiner Website zu der Aktion gegen Magersucht.

Ich finde das nahezu unverantwortlich. Als ob es dem um Magersüchtige geht. Ist doch nur eine Schockwerbung

Wie soll das Betroffenen helfen, frage ich mich? Das ist doch fast schon ein Aufruf zur Hetzjagd

[Exuser13]

@ Darcie

Interessante These ... aber Hetzjagd in welche Richtung ... was denkst Du ?

Neugierige Grüsse von

Choco

[cybersappho]

Aber vielleicht ist das nicht repräsentativ. Die, die dünner sein wollen, sind eher die, die immer mal wieder ne Diät machen - aber klar, wie gesagt, da hast du recht, die Grenzen sind manchmal fliessend. Ich glaube sowieso, dass kaum eine Frau ein wirklich vernünftiges Verhältnis zum Essen hat. Ich finde schon dieses elende "och guck mal ich hab ein Kilo zugenommen jetzt ess ich drei Tage nicht" nicht wirklich gesund oder "normal". Aber sicher, eine Esstörung ist das noch nicht. [/B][/QUOTE]

Aber genau das ist doch der Punkt. Doch, für mich beginnen Essstörungen auch schon dort. Weil es so verdammt verharmlost wird. Weil es Frauen davon abhält, sich dem Leben zu widmen und den wirklich wichtigen Dingen zuzuwenden. Statt dessen soll ich ständig darüber nachdenken, ob ich dieses Stück Käse jetzt noch esse oder nicht. Und das soll nicht psychotisch sein?

Ich nehme mich da gar nicht aus. Habe eine lange Geschichte mit dem Zu-und Abnehmen. Nein, vielleicht habe ich keine Essstörung im eigentlichen Sinne, aber die Gesellschaft, die hat ganz sicher eine!

Und ich denke schon, dass diese Aktion, Models mit Magermaßen vom Laufsteg zu verbannen, sinnvoll ist (das ist auch keine Diskriminierung oder unterstellt irgendeiner, sie sei magersüchtig, denn es gibt ja auch keine dicken oder kleinen Models auf dem Laufsteg). Denn in den letzten 20-30 Jahren hat sich die Wahrnehmung von dick/ dünn ja so stark verschoben, dass die Bilder, die wir zu sehen doch eine große Rolle spielen müssen. Darüber gibt's auch Studien. Aus sich selbst heraus kommt's bloß, weil nahezu jede Frau das verinnerlicht hat!

Ein endloses Thema!

[Darcie]

Hallo,

Hetzjagd, weil dieses Plakat nicht differenziert zwischen den fließenden Übergängen, wie ihr so schön schreibt.

Abgebildet auf dem Plakat ist eine Frau, die schwer krank ist, ja krank! Sie sieht nicht so aus, weil sie Kate Moss nachgeeifert hat. Aber auf sie wird nun -stellvertretend für andere Kranke- mit dem Finger gezeigt.

"Das Model der Kampagne, die 27-jährige Französin Isabell Caro, erklärt in ihrem Blog, das sie auf Grund einer schwierigen Kindheit seit ihrem 13. Lebensjahr an Magersucht leide. "

Ich behaupte jetzt mal, ohne es wissenschaftlich belegen zu können, dass diejenigen, die sich von den Laufstegmodels "inspirieren" lassen, ganz ganz überwiegend die Mädels sind, die sich von einer natürlichen 36 oder 38 in eine 34 oder 32 reinhungern. Kenne ich zu Genüge. (Anwesende natürlich ausgeschlossen )

Aber so schlimm krank zu werden, hat doch psychische Ursachen. Wie kann man das so Verallgemeinern? Und dann noch mit "No Anorexia" betiteln?

Wenn ich Frauen auf die möglichen Folgen des Rauchens in der Schwangeschaft aufmerksam machen möchte, kann ich auch schlecht ein behindertes Kind ablichten und "No Disabilities" neben dran schreiben

[Dawn13]

Genau das meine ich, Darcie