Mein Vorstellungsgespräch...

[Padme]

Ich hatte ja bereits in der Bürojob-Umfrage erwähnt, dass ich gestern nach knapp einer Woche schon ein Vorstellungsgespräch auf meine erste Bewerbung seit Jahren hatte.

Tja, wie sich herausgestellt hat, hätte ich mir das wohl sparen können. 200 KM für nichts. Der Herr, mit dem ich gesprochen hatte, hat offen zugegegen meine Bewerbung nur überflogen zu haben, aber das habe ihm gut gefallen. Dann ging´s um mein jetziges Aufgabengebiet, soweit so gut. Viele Punkte hatte ich zwar bereits in meinem Anschreiben geschildert, aber wenn man das nicht vernüntig liest.... Desweiteren hat sich dann herausgestellt, dass er einen Ersatz für eine Steuerberaterin sucht. Laut Anzeige wurde eine Steuerfachangestellte /Steuerfachwirtin mit mind. 3 Jahren Berufserfahrung gesucht. Und zwischen Berater und Angestellter besteht doch ein kleiner Unterschied. Die dort geschilderten Aufgaben sind für gute Steuerfachangestellte ebenfalls kein Problem, nicht erwähnt wurde allerdings, dass der-/diejenige auch bereits in der Wirtschaftsprüfung Erfahrungen haben sollte.

Desweiteren hat er quasi in den ersten Minuten bereits erwähnt, dass ihm mein Alter (32) und die Tatsache, dass ich weiblich bin, also schwanger werden könnte, doch sehr grosse Probleme bereiten. Und dieses Thema hat er auch während des gesamten Gesprächs immer wieder aufgegriffen. Ich habe ihm zwar x-mal versichert, dass ich in absehbarer Zeit keine Kinder möchte und darauf kam dann sinngemäß, meine Zeit dafür laufe in absehbarer Zeit ab?!?!? Ich kann ja verstehen, dass so etwas für Arbeitgeber ein Problem darstellt, aber in einer solchen Form. Ich fand das schon ziemlich daneben. Für mein Geschlecht kann ich nichts, das hab ich mir ja nicht ausgesucht.

[Nisifeh]

Wieso hast Du auch nicht gleich in Deiner Bewerbung geschrieben, dass Du eine Frau bist?

Sieh es als Training.

Die Frage nach der Familienplanung ist unzulässig, und ich muss ganz ehrlich sagen: wenn mich jemand verbotenerweise dazu befragt hätte, hätte ich einfach gesagt: ich möchte keine Kinder. Nicht "in absehbarer Zeit nicht" sondern "defacto". Oder sogar "ich kann keine Kinder bekommen". Zack, fertig.
Das ist eine Frechheit, deswegen eine Frau so offen zu diskriminieren.
Es gibt ja immerhin noch die MÖglichkeit, einfach keine Frau im gebärfähigen Alter zum Vorstellungsgespräch einzuladen.

Dass die Stelle aus verschiedenen Gründen dann doch nicht passt kommt vor. Geht mir leider auch so zur Zeit.

Kopf hoch und weiter gehts

[Exuser3]

Hallo Padme,

ich hab es grad gelesen und beim zweiten Teil fällt mir nichts mehr ein. Daß Du eine Frau bist und Dein Alter hat er doch schon in Deiner Bewerbung gesehen. Dann hätte er Dir Deine Zeit sparen können und die Fahrt wenn er solche Bedenken hat, eine Frau einzustellen.
Ich find das auch mehr als daneben. Was will er? Eine schriftliche Erklärung daß Du wirklich kein Kind willst? Den Nachweis einer Sterilisation?
Und dann noch obendrein zugeben er hat die Unterlagen nur überflogen. Boah ich krieg da ein richtiges Krönchen beim Lesen.

Ich glaub bei mir hätt sich der starke Drang entwickelt (auch bei 200 km Fahrt) spätestens während dieses Dialoges bzgl. einer Schwangerschaft aufzustehen, ihm zu sagen er soll sich den Job wohin stecken und zu gehen.

VG
Sun

[Nisifeh]

Original geschrieben von sunshine2006
... aufzustehen, ihm zu sagen er soll sich den Job wohin stecken und zu gehen.

Oder so

edit: Vielleicht wäre es effektiv, wenn Frauen in solchen Situationen tatsächlich aufstehen und gehen würden. Das wäre loyal und souverän und würde einen Personaler vielleicht dann doch dazu bringen, sich solche (zudem unsinnigen, weil zu nichts führenden) Bemerkungen bei der nächsten Bewerberin zu verkneifen.

Und wenn man merkt, 'das wird eh nichts' kann man sich diesen Luxus ja leisten.

Für den Fall, dass ich den Job unbedingt will, würde ich trotzdem an dieser Stelle eiskalt lügen.

[Exuser3]

Ich würd es auch als Training ansehen. Allerdings doch mit hohen Kosten verbunden. Mal eben 200 km ist ja kein Pappenstiel. Die vertane Zeit würd mich schon ärgern. Mal abgesehen davon, daß solche Fragen nach dem Kinderwunsch nicht zulässig sind.

Mich hätte es so aufgeregt, daß ich ggf. wirklich mit nem Spruch aufgestanden und gegangen wäre. Ich find es auch eine Zumutung dem Bewerber gegenüber, wenn man sich nicht mal die Mühe macht die eingereichten Unterlagen sorgfältig zu lesen.
Sieht doch schon nach Desinteresse aus.
Ansonsten seh ich es auch wie Nisi, kackendreist lügen. Ist nicht die feine Art aber diese penetrante Fragerei auch nicht!

VG
Sun

[Medha]

Antidiskriminierungsgesetz - Schadenersatz

Genau für solche Fälle wurde das gemacht.

[Padme]

Ja, ich fand das auch sehr daneben. Auf meinen Foto, Lebenslauf, Name und co. ging klar hervor, dass ich a) eine Frau und b) im gebährfähigen Alter bin. Er hat zwar gesagt, er würde mich voraussichtlich gerne nochmal einladen zu einer zweiten Gesprächsrunde, dann mit weitern Partnern der Kanzlei, aber ich muss sagen, dazu hab ich schon mal gar keine Lust mehr. In meinem Job ist es eben so, dass den viele Frauen machen und er weiss auch, dass gute Fachkräfte schwer zu kriegen sind.

Aber beim nächsten Mal werd ich sagen, ich will überhaupt keine Kinder. Dass solche Fragen unzulässig sind, war mir bewusst. Die kommen natürlich trotzdem hin und wieder, aber so massiv???

[Exuser3]

Wenn Du eh keine Lust mehr hast, würde ich auf die zweite Einladung hin ein nettes Schreiben verfassen. Auf die penetrante und unzulässige Fragerei nach dem Kinderwunsch verweisen und denen ganz klar mitteilen, daß zum Einen aus diesem Grund und auch aus weiteren Gründen Deinerseits kein Interesse besteht.
Okay, ich würde es so machen. Mit nem Verweis hin auf das von Mehda grad eben genannte Antidiskriminierungsgesetz
Echt, wenn ich das so auf der Zunge zergehen lasse welche Dreistigkeiten man sich bieten lassen muss, egal ob es Vorstellungsgespräche sind oder die Arbeitsplatzsituationen an sich (Überstunden etc) , kommt es mir echt hoch und ich hab noch nicht mal gefrühstückt.

VG
Sun

[Padme]

Tja, ich hab mir während des Gesprächs mehrfach gedacht: "Der weiss doch genauso gut wie ich, dass die Frage unzulässig ist."

Ne, ein zweites Mal werd ich dort sicher nicht hinfahren. Die Zeit und den Aufwand spar ich mir.

[Padme]

Original geschrieben von Medha
Antidiskriminierungsgesetz - Schadenersatz

Genau für solche Fälle wurde das gemacht.

Und wie soll man das beweisen??? Ich hab doch kein verstecktes Mikro dabei... Ausserdem würd das eh nichts bringen.

Ich betrachte es als Erfahrung und Geldverschwendung (dafür hätt ich besser Klamotten etc. kaufen können).