Worüber habt ihr euch die letzten Tage gefreut?

[Mellusine]

Liebe Gästin, das freut mich auch sehr für dich!

[juttali]

Über sowas wurde im Vorfeld gar nicht gesprochen. Selbst ein Versicherungsgutachter hatte eine Verbesserung ausgeschlossen. Und die sind mit solchen Sachen ja nicht so fix bei der Hand.

Schön, das auch hier noch mal nachbegutachtet werden muss; bringt Dir vielleicht noch etwas...

Und das mit dem als Rechtshänder alles mit links zu machen kann ich seit letztem Jahr nachvollziehen; das ist richtiger Bockmist. Kämmen fand ich am allerschlimmsten, hat dann meistens meine schon immer kurzhaarige Mutter gemacht. Da hab ich oft geschrien, das ich das ja mit links noch besser kann...

Lustigerweise mache ich aber so 2/3 Sachen immer noch nicht wieder mit rechts, u.a. das benutzen des Toilettenpapiers. Klingt komisch, ist aber so.

[selvie]

Ich habe mich gestern sehr darüber gefreut, dass ich beim Sport von einer Frau für 10 Jahre jünger geschätzt wurde.

[Gästin]

Ich habe mich gestern sehr darüber gefreut, dass ich beim Sport von einer Frau für 10 Jahre jünger geschätzt wurde.

Das ist die neue Frisur - alles richtig gemacht, selvie.

Juttali, du verwechselst da was. Ich hatte keinen Arbeitsunfall. Also wird auch nichts nachbegutachtet. Auf Klopapier muss ich mal achten, das war am Anfang auch doof und jetzt weiß man es nicht mal mehr. Aber beim Auto aussaugen bin ich heute auch an Stellen gekommen, die in den letzten Jahren undenkbar waren.

[juttali]

Das ist die neue Frisur - alles richtig gemacht, selvie.

Juttali, du verwechselst da was. Ich hatte keinen Arbeitsunfall. Also wird auch nichts nachbegutachtet. Auf Klopapier muss ich mal achten, das war am Anfang auch doof und jetzt weiß man es nicht mal mehr. Aber beim Auto aussaugen bin ich heute auch an Stellen gekommen, die in den letzten Jahren undenkbar waren.

Ah ok. Hätte ja auch ein sonstiger Unfall sein, den eine BG oder ein ähnlicher Träger zahlen muss...

Klopapier finde ich halt lustig, weil in der neuen Wohnung der Halter jetzt auch auf der linken Seite ist und ich nun gar nicht mehr umgreifen muss.
Es geht ne Menge mit nur einer Hand bzw. nur einer Seite, aber vieles ist halt auch einfach unmöglich, wo man erstmal gar nicht so dran denkt. Unterhose hoch ziehen war mir zB am verhasstesten, vorallem weil es im Sommer 2018 auch noch sehr heiß und man selbst immer so leicht schwitzig war...

[Gästin]

Ich fand alles mit Hygiene und Anziehen schwierig, aber ich hatte ja nicht mal eine Hand. Es waren ja beide Matsch, eigentlich beide gleich, aber rechts waren die Nachwirkungen heftiger. WC ging irgendwann mit links, aber die Zeit, die ich brauchte, die Tränen, die ich geheult habe und die Schmerzen, die ich hatte, täglich mehrmals, über Monate hinweg - alles unvergessen. Unvorstellbar wenn beide Hände in den letzten drei Jahren so unbrauchbar gewesen wären.
Bei mir kamen dann ja noch schwere und schwerste Psoriasis-Ekzeme mit großflächigen Hautrissen in der Handinnen- und an den Außenflächen (und an sonstigen Körperstellen) dazu, stark juckend und extrem schuppig. Lt. Hautarzt war die Hautbarriere so zerstört, dass sie nicht wieder gut werden würde. Das sieht er heute auch anders.

Ich merke gerade, dass mich das nicht nur einfach glücklich macht, sondern dass ich da grade was abarbeite, was mich belastet hat. Feine Sache.

[juttali]

Ich hatte vor Jaaahren mal beide Arme in Gips, nach einem Skiunfall.
DAS habe ich aber irgendwie verdrängt/vergessen.
Ich war 19/20 und mein ehemaliges Kindermädchen kam für 8 Wochen nochmal zu uns, weil es meiner Mutter damals sehr schlecht ging und sie auch 4 Wochen davon in Kur war.
Aus der Erinnerung heraus habe ich damals gar nichts alleine gemacht und auch insgesamt nur rumgesessen, schlecht geschlafen und mich gelangweilt. Da war 2018 fast noch besser.

Meine Haut an der rechten Hand war irgendwann babyzart, keine Hornhaut mehr und die Fingernägel ewig lang. Mit der Haut hatte ich nur am Kopf Probleme : Psoriasis wenn ich Stress habe und das hatte ich.

[Gästin]

Aus der Erinnerung heraus habe ich damals gar nichts alleine gemacht und auch insgesamt nur rumgesessen, schlecht geschlafen und mich gelangweilt.

Schlafen ging, aber beim Aufwachen taten beide Hände so hölleweh, dass ich immer geschrien und geweint habe. Ich habe viel mit dem Tolino gelesen und fern gesehen, mit den Fingerspitzen konnte ich auch so halbwegs den Laptop bedienen. Für alles, was gemacht werden musste, hatte ich den Pflegedienst, auch für körperliche Hygiene und WC-Bedürfnisse. Danach wurde es allmählich besser. Nach vier Monaten habe ich dann das neue Knie bekommen, das hat Krankenhaus und REHA-Klinik bedeutet - insgesamt war ich ein gutes halbes Jahr betreut - und kam mir alterstechnisch ungefähr wie 90 vor.

[juttali]

Die Gipse waren so schwer, das ich meistens im Kaminzimmer gesessen habe und Irene um mich rum.
Sie hat vorgelesen und mich wie als Kind gewaschen und auch mit auf die Toilette. Gefüttert hat sie mich auch.
Sie war da genau richtig, weil sie mir da auch so vertraut war und eben keine Fremde. Zum Glück hat sie das damals gemacht; ihr sehr verständnisvoller Mann war damals sogar einverstanden, das sie wieder bei uns wohnte.
Heute ist sie fast 80 und ich hoffe, das es zwischen den Jahren klappt, das ich sie mal abhole und sie sich die neue Wohnung anschaut.

[Gästin]

Gipse hatte ich ja keine, sondern Platten und ansonsten dicke Verbände.

Mir war es eigentlich ganz lieb, dass es Fachpersonal war, das mich gepflegt hat. Das war zwar auch herzlich, aber doch mit einer gewissen Distanz, die es mir sehr leicht gemacht hat, das als Dienstleistung zu sehen. Und wenn einem jemand zweimal den Hintern abgewischt hat, dann ist auch schnell jegliche Schamgrenze gefallen, die es die nächsten Male einfacher gemacht hat. Es war ja sowieso nicht zu ändern.

Ich habe in der Zeit sehr viel gelernt, über mich, über andere, über Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft, über Dankbarkeit und über meine körperlichen und mentalen Grenzen und über die Notwendigkeit einen guten, seriösen Arbeitgeber zu haben, der seine Mitarbeiter absichert und persönliche Vorsorge, die einem in langfristigen Krankheitsfällen, finanzielle Sorgen nimmt.

Und nun genieße ich einfach die neuen Möglichkeiten, die beweglichere und schmerzfreiere Hände bedeuten.