Ärztliche Versorgung während der Feiertage!?!?

[Maureen]

Hallo,

vielleicht sind hier ja einige Fachfrauen oder -männer im Board und können das relativieren und mehr dazu schreiben, aber ich muss hier mal kurz mein Entsetzen äussern.

Ich weiss von 2 Fällen, einer davon gut bekannt, der zweite ist ein guter Bekannter meiner Bekannten. Beide kamen letzten Samstag in unser renommiertes Klinikum. Der eine ist 92 Jahre alt, kam mit starken Magenbeschwerden und hartem Bauch ins KH, bis auf eine Infusion wurde nichts weiter gemacht. Der zweite hatte einen Hinterwand-Herzinfarkt, erst heute, also 5 Tage nach Einweisung ins KH wollte man ihm einen Katheter legen. Das ist jetzt hinfällig, denn er ist heute gestorben.

In Beiden fällen hiess es, dass erst nach den Feiertagen mit der Diagnostik/Weiterbehandlung begonnen wird.

Ich bin ehrlich gesagt etwas geschockt! Gerade bei einem Herzinfarkt zählt doch jede Minute dachte ich mir!?

Ist das Standard in deutschen Krankenhäusern, dass sich die Patienten über die Feiertage retten müssen?

Dann kann man nur hoffen, dass man nicht an Feiertagen ernsthaft krank wird.

LG
Maureen

[Britta]

Hi,

habe ich auch schon erlebt: "Sonntags passiert hier nichts mehr".

Erst als ich damals ein halbes Fass aufgemacht, und ganz spezifische Diagnostiken verlangt habe (weil akutgefährdung bestand) - da tat sich dann plötzlich doch noch was...

Viele Grüße
Britta

[Susi Simpel]

ich persönlich bin immer äußerst skeptisch und meide ärzte ohnehin wenn möglich.
wenn es denn mal wirklich brennt wie neulich (notfall) habe ich tatsächlich nicht den krankenwagen gerufen (war auch nicht lebensbedrohlich nur supersupersuperschmerzhaft und mußte sofort operiert werden...) sondern mich in die nächste uniklinik fahren lassen.
der krankenwagen hätte mich eben im nächsten kh abgestellt - das wollte ich nicht.

ich würde, wenn es (einem noch) möglich ist, auf jeden fall nur in eine uniklinik gehen.

lg, die susi.

[Nicht_der_Papa]

Wer am Wochenende einen Schlaganfall erleidet, dessen Überlebenschance ist besonders schlecht.

Zwischen 25 und 45 Prozent der Betroffenen sterben innerhalb der ersten Wochen. Besonders schlecht ist die Prognose offenbar, wenn Menschen am Wochenende einen Schlaganfall bekommen.

Dies zeigt eine Studie aus Kanada in dem Fachmagazin Stroke (online).

Der Neurologe Gustavo Saposnik aus Toronto und seine Kollegen haben Daten von 26.676 Patienten analysiert, die im Laufe eines Jahres mit Schlaganfall ins Krankenhaus mussten.

2039 Menschen starben in den ersten sieben Tagen nach dem Anfall.

Diejenigen, die am Wochenende in die Klinik gebracht worden waren, hatten ein 13 Prozent höheres Risiko zu sterben als die Patienten, die an den Werktagen ins Krankenhaus kamen.

Der Wochenendeffekt war noch größer, wenn die Patienten in ein ländliches Krankenhaus statt in ein städtisches kamen, und wenn ein Allgemein- statt eines Facharztes Dienst hatte.

In Deutschland wurden deshalb - wie in anderen Ländern auch - Schlaganfall-Einheiten (stroke units) eingerichtet.
Leider kommt nicht jeder Schlaganfallpatient in eine stroke unit - diese befinden sich meist in Ballungszentren.
http://www.sueddeutsche.de/,ra17m2/g...kel/58/104953/

Dieses spezielle Problem ist also bekannt. Zumindest den Medizinern.

Aber gut, dass wir darüber gesprochen haben. Falls wir mal so was in unserem Umfeld erleben müssen, wissen wir jetzt, auf was wir unbedingt achten müssen.

Ich habe es auch schon öfter erlebt, dass am WE nur versorgt wurde und die eigentlichen Behandlungen/Untersuchungen dann erst am Montag begannen.
Normal, da ist halt nur Notdienst angesagt.

[Svea]

Das liegt aber sicherlich nicht daran, daß der Assistenzarzt, der am WoE/Feiertag Dienst hat (u.U. über 24h am Stück), keine Lust hat, Diagnostik/Therapie zu betreiben - sondern daran, daß er u.U. als einziger Arzt für ca. 300 Patienten gleichzeitig zuständig ist - plus die, die in der Ambulanz aufschlagen...plus die Angehörigen, die (zu Recht) ein Gespräch mit einem Arzt wünschen...
Der Verwaltung ist es nämlich wichtig, kosteneffektiv zu wirtschaften - also bloß nicht zuviel Personal...
Die bekommen ja den Trouble an solchen Tagen auch gar nicht mit

[femina]

Original geschrieben von Svea
Das liegt aber sicherlich nicht daran, daß der Assistenzarzt, der am WoE/Feiertag Dienst hat (u.U. über 24h am Stück), keine Lust hat, Diagnostik/Therapie zu betreiben - sondern daran, daß er u.U. als einziger Arzt für ca. 300 Patienten gleichzeitig zuständig ist - plus die, die in der Ambulanz aufschlagen...plus die Angehörigen, die (zu Recht) ein Gespräch mit einem Arzt wünschen...
Der Verwaltung ist es nämlich wichtig, kosteneffektiv zu wirtschaften - also bloß nicht zuviel Personal...
Die bekommen ja den Trouble an solchen Tagen auch gar nicht mit

Sehr wahr!