Barack Obama schlägt Hillary Clinton

Im US-Bundesstaat Iowa haben die ersten Vorwahlen für die Nachfolge von US-Präsident Bush stattgefunden. Bei den Demokraten setzte sich Barack Obama durch. Seine schärfste Konkurrentin Hillary Clinton verpasste sogar den zweiten Platz – eine bittere Enttäuschung.

Um zehn Uhr Iowa-Zeit trat der Sieger vor seine jubelnden Anhänger. Barack Obama sagte: „Sie behaupteten alle, dieser Tag würde nie kommen. Sie sagten, wir griffen zu hoch, das Land sei zu polarisiert. Aber in dieser Januarnacht, in diesem geschichtlichen Moment, habt ihr volbracht, was die Zyniker für ausgeschlossen hielten. Ihr habt gezeigt, was in fünf Tagen in New Hampshire möglich ist, und was Amerika in diesem Jahr 2008 schaffen kann: Der Wechsel in Amerika steht vor der Tür!“ Obama kam nach offiziellen Angaben und nach Auszählung aller Stimmen auf 37,58 Prozent, Clinton auf 29,47 Prozent, geschlagen noch von John Edwards mit 29,75 Prozent.

So viele Parteianhänger wie nie zuvor hatten sich an den Vorwahlen beteiligt. Rund 232.000 Wähler gaben ihre Stimme ab, wie die Demokratische Partei mitteilte. Bei den vergangenen Vorwahlen 2004 waren es nur 125.000 gewesen. Experten hatte im Vorfeld vorausgesagt, dass vor allem Barack Obama von einer hohen Wahlbeteiligung profitieren würde.

Die Enttäuschung für Hillary Clinton ist bitter, die Begeisterung im Lager Barack Obamas umso gewaltiger. Das Ehepaar Clinton hatte Iowa nach einigem Zögern zu einem Prüfstein der Attraktivität Hillarys im ländlichen Mittleren Westen erklärt – mit dem unausgesprochenen Anspruch auf den ersten Platz.

Die Strategie ging nicht auf. Clinton wurde vom Neuling Barack Obama klar geschlagen, und zwar zu einem guten Teil aufgrund junger weiblicher Wähler. Hillary bekam die Mehrheit der Frauen nur bei über 60-Jährigen. Das ist für Hillary, die doch für den Wandel stehen möchte, schon unangenehm genug. Aber ihr dritter Platz ist für sie noch gefährlicher, als es aussieht.

Denn Obama hat nun bewiesen, dass er in einem nahezu rein weiß geprägten Bundesstaat siegen kann – und darauf, sagen nicht wenige Beobachter, warten viele Schwarze, die bislang unentschieden sind oder für Clinton votieren. Obama hat gezeigt, das er im nationalen Maßstab wählbar ist, und die unsichtbaren Schranken einer „schwarzen“ oder „weißen“ Kandidatur überwinden kann. Mit dem Caucus von Iowa wurde er von einem exotischen Ritter zu einem faszinierenden Kandidaten mit der Aura des gänzlich Neuen. Der frühere Senator John Edwards, der schon seit 2004 unablässig Iowa beackert hatte, kam ebenfalls nur auf 30 Prozent. Das ist viel gegen die bekannte Hillary Clinton, aber wenig gegen den gut aussehenden Obama, der mit seinem Slogan „Wandel, an den man glauben kann“ auch dem gut aussehenden Edwards die Wähler(innen) wegnahm.

„Auf nach New Hampshire!“, begann Hillary Clinton um halb zehn Uhr abends ihre Dankesrede in Des Moines. In New Hampshire folgt am 8. Januar die nächste wichtige Vorwahl. Dort, im Nachbarstaat von Clintons Heimat New York, muss Hillary gewinnen, sonst wird es allmählich ernst für sie.

Die Umfragen in New Hampshire sind uneinheitlich, in manchen liegt Hillary zehn Prozent vor Obama, in anderen gleichauf. „Ich bin gerüstet zum Wettbewerb, wer der beste Kandidat ist!“, sagte Clinton in Des Moines. Die Rekordbeteiligung von Demokraten am Caucus von Iowa habe gezeigt, dass Amerika reif für einen Demokraten im Weißen Haus sei. Es fragt sich nur, welchen. Dienstag folgt der nächste Test. Dann wird Christopher Dodd nicht mehr dabei sein: Er erklärte als erster Kandidat seinen Ausstieg aus dem Rennen. Auch Joe Biden plant nach Angaben aus seinem Umfeld, den Wahlkampf abzubrechen.