"Bestraft für Zivilcourage: Mann in Berliner U-Bahn..

[blubber]

..bewusstlos getreten"

http://www.spiegel.de/panorama/justi...538816,00.html

[Polarlicht]

Ohne Worte...

[chocoloco]

Da werde ich wirklich wütend.

Hoffentlich können sie den Täter noch finden.

[Cara]

Da kommt mir die Galle hoch.

Aber ich weiß auch nicht, wie man sich verhalten soll. Ich habe mit Herrn Cara darüber gesprochen. Wenn man hilft, läuft man die Gefahr, selbst getreten zu werden, hilft man nicht, bekommt man eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. Die Polizei rufen dauert oft zu lange. Was tun?

Ich fahre wirklich oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und mir ist mittlerweile gar nicht wohl dabei. Pöbelei, Gespucke, Fenster werden zerkratzt und Busfahrern wird Schläge angedroht. Und ich wohne beileibe in keinem Problemgebiet.

[Milla]

So etwas ist entsetzlich!

Leider muss ich Cara zustimmen. Auch hier hat sich das Fahren mit den Öffentlichen sehr verändert, ebenfalls kein Problemgebiet. Hätte ich Kinder, würde ich sie nicht mehr zu jeder Zeit mit den Öffentlichen fahren lassen, das war bei mir früher völlig bedenkenlos.

Über das Eingreifen in brenzligen Situationen haben wir auch schon gesprochen. Mr. Milla ist da sehr beherzt, ich selbst denke, alleine ist so etwas immer problematisch, gezielt weitere Personen/Passanten ansprechen und dann gemeinsam etwas sagen, sachlich ruhig, ohne Angriff, nur schlichtend, ist das einzige was ich versuchen würde.
Leider muss ich sagen, wenn überhaupt. Denn ich war noch nicht in einer solchen Situation und kann das nicht einschätzen. Kollektives Wegschauen finde ich jedoch auf keinen Fall tragbar.

[Exuser50]

Milla hat es schon richtig beschrieben, nicht den einsamen Helden spielen sondern andere Mitfahrer oder Passanten ansprechen und bitten gemeinsam einzuschreiten.

Ich verstehe auch nicht, warum niemand eingegriffen hat, als auf dem Mann eingeschlagen wurde? Vorallem von den Frauen für die sich der Mann eingesetzt hat?

[Cara]

Stimmt schon, wegschauen ist nicht tragbar. Nur in den Fällen, wo Menschen eben eingegriffen haben, sind einige auch übelst verprügelt worden. Da steckt man ganz schön in der Zwickmühle.

Ist das ein Phänomen unserer Zeit? Neid, Hass, Wut? Ich weiß es nicht. Früher bin ich wirklich sorglos mit ÖPN gefahren. Heute ist das nicht mehr so. Da bin ich froh, wenn ich heil ankomme, ohne belästigt zu werden. Und ich wundere mich, wie sogar wegen Lapalien Menschen ausrasten können.

[Nicht_der_Papa]

Ich weiß nicht, ob das heute so viel häufiger vorkommt.
In Berlin sank die registrierte Kriminalität im Jahr 2006 auf 496 797 Straftaten und damit auf den niedrigsten Stand seit 1990.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Berliner Senator für 2005 veröffentlicht hatte: Erfreulich ist der weiterhin rückläufige Trend der erfassten Straftaten um 5,7% auf insgesamt 509.175 Straftaten. Es handelt sich damit um die niedrigste Fallzahl der letzten 13 Jahre.
http://www.berlin.de/sen/inneres/pre...300.35968.html
Gerade in Berlin ist mit der Wiedervereinigung die Kriminalität massiv angestiegen.

Vielleicht ist es auch nicht uninteressant, mal festzustellen, wie die Statistik aussieht:
http://www.bka.de/pks/pks1997/rg004.html

-bekannt gewordene Straftaten in Westdeutschland einschl. Westberlin
1983- 4.345 Mio.
1988- 4.356 Mio.
1992+Gesamtberlin- 5.209 Mio.
Nach der Wiedervereinigung wurden Anfangs nicht alle Fälle für Gesamtdeutschland erfasst, sondern erst ab
1993- 6.750 Mio.
1997- 6.586 Mio.
2004- 6.600 Mio., davon ca 5.5 Mio. Westdeutschland
2005- 6.39 Mio.

Schließlich haben wir schon vor über 20 Jahren entschieden, dass wir wegen der viel höheren Kriminalität und Gewalttaten in Städten und an städtischen Schulen mit unseren Kindern aufs Land ziehen.


Schon als ich jung war, gab es auf der S-Bahnstrecke meines Heimatorts (die bis Fft. fuhr) regelmäßig beschädigte Sitze und Schmierereien und abends habe ich genau geschaut, wer da in den Abteilen sitzt, bevor ich einstieg.
Oft bin ich erst kurz vor der Abfahrt eingestiegen, wenn ich besser abschätzen konnte, welches Abteil keine seltsamen Elemente beherbergt.

Es kann eh ein Problem sein einzugreifen.
Mein Mann ist z.B. während des Studiums Taxi gefahren und ist dabei mehrfach bei handgreiflichen Streitigkeiten zwischen Paaren eingeschritten. Zum Schluss ist dann regelmäßig die Frau auf ihn los gegangen.

Meine Kinder sind ständig mit den Öffentlichen unterwegs, aber Bedrohungen haben sie dort zum Glück noch nicht erlebt.
Blöde Anmachen gibt es schon vermehrt.

[Cara]

Ja, das ist richtig. Auch früher gab es das und auch da musste man schauen. Verbrechen sind keine Erfindung der letzten Jahre.

Aber ich finde, die Qualität - wenn man das so sagen kann - hat zugenommen. Es mögen weniger Verbrechen sein. Aber die sind sehr viel gewalttätiger. Auf den am Boden liegenden Menschen eintreten ist relativ neu. Es gab mal Zeiten, da hat es gereicht, wenn einer am Boden lag. Da musste man nicht noch auf den Kopf eintreten und tat es auch nicht. Was mich so schockt, immer schockt, ist dieses ungeheure Gewaltpotential.

[glitzermaus]

Das ist sicher richtig, aber es ist brutaler geworden, früher wurde nur geprügelt heute ist ne Messerstecherei schon fast normal und inzwischen werden ja schon andere Waffen gezückt.

Ich wohne in Zehlendorf und versuche wo es geht zu vermeiden in bestimmte Bezirke zu fahren und ich fahre überwiegend Bus und S-Bahn, in ne U-Bahn trau ich mich kaum noch rein.