Seite 1 von 8 1 2 3 ... LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 74

Thema: Sterben als Kunstaktion

  1. #1
    Registriert seit
    07.08.04
    Ort
    NRW
    Beiträge
    17,977

    Standard Sterben als Kunstaktion

    Anzeige
    Der deutsche Künstler Gregor Schneider sucht einen todkranken Menschen, der sich bereit erklärt, öffentlich zu sterben. Oder einen seit kurzem Toten, den er ausstellen kann.

    Der Tod als Kunst. Kann das gehen? Ist das für euch Kunst? Begeht er damit einen Tabubruch? Oder darf Kunst alles und muß gerade solche Tabuthemen in Frage stellen?
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  2. #2
    Registriert seit
    26.08.07
    Beiträge
    3,467
    Für mich ist das sicher keine Kunst. Ich würde er sagen es sind Spinnereien. Wo will er bitte jemanden finden der dann auch sofort im richtigen Moment stirbt? Auch schwerkranke brauchen oftmals sehr lange bis sie sterben können. Die entscheidente Frage ist aber doch wohl eine Andere. Wer ist so krank und will sich das anschauen? Fangen wir jetzt wirklich an und filmen uns beim sterben? Andererseits hat das eben gerade noch gefehlt. Wir schauen ja auch alle fleißig Berichte über Hochzeiten, Geburten, Kindererziehung, vermüllte Wohnungen, "arme" verschuldete Mitmenschen, Renovierungen etc.
    Das Sterben fehlt in dieser Reihe eben nocht.
    Ist uns allen schon so langweilig das wir das "nötig" haben?
    Ich spiele dieses Spiel sicher nicht mit, ich schau mir das nicht an, auch keine Ausstellungen a la Körperwelten, echte Körper etc.

    Für mich ist das alles ein Tabubruch. Der "normale" Bürger sollte einfach nicht in alles Einblick haben. Es führt zu nichts.

  3. #3
    Registriert seit
    23.11.00
    Beiträge
    23,674
    Hallo,

    Tabuthemem muss, soll, darf man immer in Frage stellen. Ob das der richtige Weg ist, ist wieder ein anderes Thema.
    Ich weiss ja nicht wie er es machen will, wie respektvoll so was abläuft, ablaufen kann.

    In unserer Gesellschaft ist der Tod ja etwas was von den meisten Leuten komplett ausgeklammert wird, darüber wird nie gesprochen, die Toten liegen nicht mehr aufgebarrt im eigenen Wohnzimmer und viele haben noch gar nie einen Toten gesehen oder jemand sterben sehen.
    Von diesem Standpunkt aus finde ich so eine Aktion gut. Wenn es aber nur ein PR "Gag" sein soll finde ich es absolut verwerlich.

    Ich weiss zu wenig darüber oder über den Künstler darum habe ich keine wirkliche Meinung.

    Caro
    “You must be shapeless, formless, like water. When you pour water in a cup, it becomes the cup. When you pour water in a bottle, it becomes the bottle. When you pour water in a teapot, it becomes the teapot. Water can drip and it can crash. Become like water my friend.” Bruce Lee

  4. #4
    Registriert seit
    02.03.05
    Ort
    bei München
    Beiträge
    1,898
    Für mich ist vieles schlicht keine Kunst. Kunst ist für mich eine Begabung, die Fähigkeit etwas Schönes im weitesten Sinne zu erschaffen, kein Hang zur Provokation. Möchte sich jemand einen sterbenden Menschen ins Wohnzimmer hängen? Da ist für mich die persönliche Kunstgrenze - unabhängig davon wie etwas von sog. Kennern eingestuft wird.

    Und Sterben als Kunst ist für mich pervers. Ich weiß nicht wie sowas respektvoll ablaufen sollte. Es mag in unsere reißerische Zeit passen, wo aus allem und jedem eine Riesenstory gemacht wird, aber das machts auch nicht besser.

  5. #5
    Registriert seit
    12.10.01
    Beiträge
    6,516
    Ich habe keine Ahnung über diese "Kunstaktion".

    Allerdinsg war der Tod und auch das Sterben bis Ende des 19. Jh. ein öffentlicher Prozess. Nicht der Tod, sondern das einsame Sterben machte den Menschen Angst.
    Und öffentliches Sterben bedeutet in diesem Sinne nicht ein Sterben im engsten Familienkreis, sondern durchaus ein Sterben mit Kommen und Gehen bei offener Haustür.

    Zurück zur Aktion, da ich darüber nichts weiß, vermag ich mir dazu noch kein Urteil zu bilden. Jedoch aus Sensationslust bzw. Gier nach Ekel und Abschreckung, das würde ich nicht gut finden.

    Einen Sterbenprozess zu dokumentieren dagegen, finde ich nicht verwerflich. Es kommt dann darauf an wie und was daraus gemacht wird.

    Dass alleine die Idee in der heutigen Zeit der Tabuisierung aufschreckt, das ist logisch.
    Genau so is' es! Und wenn nicht, dann anders...


  6. #6
    Registriert seit
    25.10.00
    Beiträge
    18,653
    Eine Dokumentation finde ich auch nicht verwerflich. Aber als Kunst? Heißt das nicht, in irgendeiner Weise inszeniert? Das erscheint mir pervers. Vielleicht kann ich es mir auch einfach nicht vorstellen, aber irgendwas in mir revoltiert dagegen.

    Und: Ich kann mir nicht helfen, aber ich musste sofort an den "Kannibalen" denken.

  7. #7
    Registriert seit
    23.11.00
    Beiträge
    23,674
    Original geschrieben von grumby
    Möchte sich jemand einen sterbenden Menschen ins Wohnzimmer hängen?
    Und was ist mit all den Ölgemälden von toten??? Der Tod war schon IMMER ein Thema in der Kunst.
    Zumal dies "ins Wohnzimmer hängen" kein Argument ist. Wenn jeder so denken würde, gäbe es bis heute nur Stilleben von Blümchen. Nicht mal ein toter Fasan dürfte da neben den Äpfeln liegen
    “You must be shapeless, formless, like water. When you pour water in a cup, it becomes the cup. When you pour water in a bottle, it becomes the bottle. When you pour water in a teapot, it becomes the teapot. Water can drip and it can crash. Become like water my friend.” Bruce Lee

  8. #8
    Registriert seit
    07.08.04
    Ort
    NRW
    Beiträge
    17,977
    Hm, das ist eine Sichtweise. Kunst muss Tabuthemen brechen und alles in Frage stellen/können/dürfen/müssen.

    Auch hat sich Kunst schon immer mit dem Tod beschäftigt. Oder besser gesagt mit einigen Seiten des Todes.

    Ob es aber angebracht ist, einen Sterbenden zu zeigen? Die Besucher stehen drum herum und unterhalten sich? Wird dadurch ein Tabu gebrochen? Macht sich irgendjemand mehr Gedanken über den Tod? Über den Tod in unserer Gesellschaft? Über die Zeit, dem dem Sterben vorhergeht? Über das Alleinsein im Alter? Ich meine, Nein.

    Diese Aktion soll ja im Haus Estes im Krefeld stattfinden. Zufällig mein Heimatboden. Wenn sich jemand doch wirklich mit dem Tod befassen möchte, der sollte direkt gegenüber ins Altenheim gehen und dort die einsamen Alten besuchen und mit ihnen reden. Gesprächsstoff gäbe es genug. Auch der Besuch eines Pflegeheims würde schon mal ein Tabu für sich brechen.

    Wieso ist das eine etwas, was man doch nicht macht, weil es eben "die Alten" sind, das andere aber, das ist Kunst und "bricht ein Tabu", weil es ein Künstler zum Happening macht? Ich verstehe da etwas nicht. Vielleicht, weil ich mich mit dem Tod beschäftige und in meinem Alter die Luft dünner wird.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  9. #9
    Registriert seit
    12.10.01
    Beiträge
    6,516
    Das nicht Beschäftigen mit dem Tod oder vielmehr mit dem Sterben ist etwas sehr modernes.

    In meinen Augen ist das widernatürlich und es würde nicht schaden, genau dies wieder zu durchbrechen.
    Allerdings ist das eine generelle Aussage und hat nichts mit der Kunstaktion zu tun.
    Genau so is' es! Und wenn nicht, dann anders...


  10. #10
    Registriert seit
    23.11.00
    Beiträge
    23,674
    Anzeige
    Original geschrieben von Cara

    Ob es aber angebracht ist, einen Sterbenden zu zeigen? Die Besucher stehen drum herum und unterhalten sich? Wird dadurch ein Tabu gebrochen? Macht sich irgendjemand mehr Gedanken über den Tod? Über den Tod in unserer Gesellschaft? Über die Zeit, dem dem Sterben vorhergeht? Über das Alleinsein im Alter? Ich meine, Nein.
    Bin deiner Meinung. Falls es so ablaufen sollte geht es den Leuten doch nur darum "hey, ich war da dabei". Zumal ich mich frage ob ein im Sterben liegender überhaupt noch Herr seiner Sinne ist um mit allem was dazugehört so etwas zuzustimmen? *grübel* Das wäre für mich auch ein wichtiger Aspekt.


    Original geschrieben von Cara
    .. doch wirklich mit dem Tod befassen möchte, der sollte direkt gegenüber ins Altenheim gehen und dort die einsamen Alten besuchen und mit ihnen reden. Gesprächsstoff gäbe es genug. Auch der Besuch eines Pflegeheims würde schon mal ein Tabu für sich brechen.
    Ein Bekannter von mir ist Altenpfleger und begleitet regelmässig Leute in den Tod. Er meint es sei was schönes, ein unglaublich schöner Moment. Nun, ich kann es nur bedingt verstehen, finde es aber toll dass er es macht.
    “You must be shapeless, formless, like water. When you pour water in a cup, it becomes the cup. When you pour water in a bottle, it becomes the bottle. When you pour water in a teapot, it becomes the teapot. Water can drip and it can crash. Become like water my friend.” Bruce Lee

Ähnliche Themen

  1. Sterben
    Von Souriette im Forum That's Life
    Antworten: 31
    Letzter Beitrag: 09.10.06, 21:34:35
  2. Muß Harry Potter sterben
    Von HopiStar im Forum Gelesen & gehört
    Antworten: 36
    Letzter Beitrag: 02.07.06, 22:26:47
  3. Antworten: 28
    Letzter Beitrag: 19.01.05, 09:51:47
  4. Ich könnte im Moment sterben für...
    Von Sternchen20 im Forum Motz- und Plauderecke
    Antworten: 11
    Letzter Beitrag: 24.01.03, 20:08:44
  5. Könnte sterben für...
    Von Supiii im Forum That's Life
    Antworten: 26
    Letzter Beitrag: 05.06.02, 13:10:35

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •