Durchgangssyndrom nach OP - kennt sich da jemand aus?

[Exuser61]

Hallo!

Vielleicht kennt sich jemand damit aus:

Meine 90jährige Omi wurde am vergangenen Freitag wiederholt am Darm operiert, ein abgestorbener Teil wurde operativ entfernt.
Die selbe Operation fand vor einem Jahr im Februar statt, war jedoch damals eine Not-OP, wo sie sehr auf der Kippe stand.

Alles verlief soweit bestens, sie schien mir Samstag schon wieder recht "fit", jedoch müde und am gestrigen Sonntag habe ich mich sogar wieder richtig mit ihr unterhalten können. Da lag sie noch auf der ITS.

Heute komme ich ins Krankenhaus und mich traf fast der Schlag:
sie war wieder auf der normalen chirurgischen Station und muß wohl so aggressiv gewesen sein, das man ihr Beruhigungsmittel eingeflößt hat.
Sie war in einem Dämmerzustand, Augen zu.... redete wirres Zeug...., das sie wo herunterfällt und als ich zu ihr kam und meinte "Hallo Omi, ich bins doch, Deine Janine", da zischte sie ganz giftig, ich soll mich verziehen, sie will mich nicht mehr sehen und haßt mich!
Das war ein Riesenschock für mich und ich bin dann zum Personal, die mir von einem sogenannten Durchgangssyndrom bei ihr berichteten.

Sie muß so aggressiv sein, schüttet den Schwestern den Tee und Medizin ins Gesicht und flippt regelrecht aus.
Und dabei ist sie eine Seele von Mensch und neben meiner kleinen Tochter und meinem Schatz das Liebste, was ich habe.

Seitdem ich sie so gesehen habe, weiß ich nicht mehr, was ich denken oder hoffen soll.
Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Bekannten oder Verwandten gemacht und kennt sich damit aus?
Ist das ein Dauerzustand - muß ich mich sorgen, das sie fortan in einer "anderen Welt" lebt?

Ich bin fix und alle, sag ich Euch:-(
Mich macht es vor allem so traurig, weil sie alles ist, was ich an Familie habe - meine Eltern sind bereits tot und deshalb hänge ich so sehr an meiner geliebten Omi.

LG Eure Jeannie

PS: Ich hab natürlich schon gegoogelt, aber da stand auch nichts von der Dauer dieses Zustandes:-(

[N_C]

Ich kenn mich leider nicht aus,
aber möchte deiner Omi eine gute Besserung wünschen.

[Exuser61]

Danke, das ist ganz lieb von Dir!
Auch wenn ich hundemüde bi, ich kann nicht schlafen und sitz hier am PC, suche im Internet nach Erklärungen ...

Hoffe so sehr, daß sich alles zum Guten wendet!

[Nicht_der_Papa]

Ich denke wiki und der Link unten auf der Seite erklären das ganz gut
http://de.wikipedia.org/wiki/Durchgangssyndrom

Entscheidende Passage: Die entsprechenden Symptome bilden sich innerhalb von Stunden oder Tagen zurück (daher Durchgangssyndrom genannt).

Gute Besserung.

[N_C]

Bitte bitte.

Schaumal was ich hier hab,

http://de.wikipedia.org/wiki/Durchgangssyndrom


edit: http://www.lebertransplantation.de/durchgang.htm


quelle siehe oben:

Sie bilden sich gewöhnlich in Stunden bis wenigen Tagen völlig zurück

[N_C]

NdP ich lache gerade, haben beide zur gleichen Zeit gepostet

[N_C]

Was vielleicht auch noch interessant wäre Jeannie,


Auch das Alter des Patienten ist zu berücksichtigen, da mit steigendem Alter eine rapide Zunahme des Durchgangssyndroms zu verzeichnen ist.

[Exuser65]

Ich habe jahrelang als Krankenschwester auf Intensiv gearbeitet. Dort habe ich sehr häufig Patienten im Durchgang betreut. Je älter die Patienten, desto wahrscheinlicher ist es, daß dieses Durchgangssyndrom nach einer OP oder Beatmungsphase auftritt. Es ist eine Reaktion auf die Medikamente und die Patienten sind in dieser Zeit wirklich nicht sie selbst. Sie können Realität und Traum nicht unterscheiden und leben in der Zeit nicht in dieser Welt. Das kann dann auch schon mal 1 Woche andauern und dann nur sehr langsam ändern. Das ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Da die Patienten in dieser Zeit eben auch nicht kooperativ sind und z.B. physiotherap. Übungen mitmachen o.ä., gibt es hier auch ein erhöhtes Risiko. Aber das Personal kennt sich mit diesem Problem aus und weiß, damit umzugehen! Mach dir also keine Sorgen!

Ich drücke dir und deiner Oma ganz fest die Daumen, daß sie diese Phase ganz schnell übersteht!

lg
Struppi

[Exuser61]

Danke, Ihr Lieben!

Die Links kenn ich schon - hab ja die halbe Nacht im Internet gesurft.

Vielen Dank an Struppi für Deinen "Erfahrungsbericht".

Für mich ist es halt so ein Schock, weil sie im letzten Jahr nicht solche Erscheinungen nach der OP hatte, aber dafür war sie damals in einem sehr miserablen körperlichen Zustand.

Habe vorhin im KH angerufen und sie hat wohl die Nacht geschlafen und wird weiterhin ruhig gestellt.
Ich kann leider erst morgen wieder zu ihr fahren, da ich mit meinem kleinen Baby daheim bin und die mag ich noch nicht mit hinschleppen.

LG Jeannie


PS: Bis gestern wußte ich garnicht, daß es sowas gibt!

[WoodElf]

Hallo,

du Arme, lass dich mal drücken!

Mein Schwiegervater wurde letztes Jahr herztransplantiert und war danach in akuter Lebensgefahr, weil durch die ganzen Bluttransfusionen, die er vorher bekommen musste, sein Immunsystem in völligem Aufruhr war. Jedenfalls, als es ihm dann besser ging (körperlich), mussten wir auch feststellen, dass er geistig nicht mehr er selbst war. Er beschwerte sich über die feiernden Ärzte, die ständig Weinflaschen hin und her trügen, dass er in einem zugigen Speicher liegen muss und dass sein Gegenüber sich sehr merkwürdig verhält (damit meinte er die Atemmaske, die am Bett hing). Er hat auch mal Pfleger geschlagen etc. Das dauerte leider ein paar Tage, ging aber dann wieder weg, als wäre nie was gewesen. Erinnern konnte er sich nur an Bruchstücke und es war ihm auch sehr unangenehm. Es ist aber wie gesagt restlos weggegangen.

lgW