Das Konzept eines Duftes

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Ich lese immer wieder, dass Mitglieder hier im Board einen Duft suchen, der nach einem sehr konkreten Aroma riecht, wie zum Beispiel Sahne mit Limette oder Karamellbonbon mit Vanille oder aber nach Lilie, Rose usw. Dann sagen manche auch, dass sie absolut eine Blüte nicht mögen oder zum Beispiel Moschus nicht ertragen. Engt man damit nicht seine Möglichkeiten ein und begibt sich auf die Suche nach einem Duft, den es womöglich nicht so gibt?

Ich stelle bei mir fest, dass ich gar nicht so konkret sein kann. Ich lasse mich lieber von einem Duft betören oder finde ihn schrecklich ohne zu wissen, was genau darin ist, denn die meisten Parfumeure geben eh nur einen Teil der Komposition an und lassen die schnöden Aromen aus der Beschreibung weg. Hinzu kommt auch, dass die einzeln Akkorde molekulare Verbindungen miteinander eingehen und ganz andere sensorische Erlebnisse verschaffen als zum Beispiel ein einzelnes ätherisches Öl. Für mich sind zum Beispiel die Düfte von Christopher Brosius unerklärlich, was ihre Akkorde oder einzelnen Komponenten angeht. Es ist mir auch egal, wie er es hinkriegt, dass ein Duft wie frische Erde riecht und der andere wie ein Tag am Strand. Für mich zählt nur, wie und ob der Duft zur mir spricht.

Mich würde Eure Eindrücke sehr interessieren.

LG,

Jan

[Magoylyn]

Hallo Jan!

Ich kann auch nicht so konkret sein. Sicher ist es so, daß ich manchmal einen Duft suche, der in eine bestimmte Richtung geht (z.B. Lindenblüten, wenn ich gerade unter einer blühenden Linde durchgelaufen bin, oder was Warmes, Kuschliges wenn der Herbst kommt), aber ich habe dann keinen bestimmten Duft im Kopf, sondern fange mal an auf den einschlägigen HP´s zu lesen und überlege mir, ob mir dieser oder jener Duft gefallen könnte und ob es sich lohnt eine Probe zu organisieren.

Ich gehe dabei nicht nach den eigentlichen Inhaltsstoffen, sondern danach, was andere aus dem Duft rausriechen und wie sie ihn als Ganzes empfinden. Besonders gerne schmökere ich bei Luckyscent. Ich liebe die vielen Testberichte von verschiedensten Personen - ich finde, man kann sich oft ein ganz gutes Bild vom Duft machen.

VLG von Mago

[Gonzo]

Jan, mir geht es da eher so wie Dir, zumindest seit ich hier im Forum unterwegs bin und ich von lieben Beautys Pröbchen bekommen habe, von Düften, die eigentlich für mich nie in Frage gekommen wären, jüngstes Beispiel A.Tauer , ich bin also dufttechnisch offener und neugieriger geworden (zum Glück , allerdings nicht für den Geldbeutel) und habe so manches Dufterlebnis der besonderen Art erleben dürfen (positiv wie negativ), das ich unter "normalen" Umständen nicht gehabt hätte.
Allerdings kann ich den Wunsch nach einem speziellen Duft trotzdem gut nachvollziehen, in meiner Erinnerung gibt es auch so Vergangenheitsfetzen, die mit besonderen Gerüchen einhergen, die bei mir ein euphorischen Gefühl oder einfach nur tiefe Zufriedenheit auslösen (z.B. eine Mischung aus Opium YSL, Persil Waschpulver und einfacher Niveacreme), diese Mischung als Parfüm zum Ausprühen wäre ein Traum in der Flasche, aber Du hast schon recht man muß sich nicht einschränken und viel schöner ist es mit Sicherheit sich immer wieder auf´s Neue überraschen zu lassen

[Exuser28]

Ich habe verschiedene Noten, die ich im allgemeinen nicht so mag, teste aber trotzdem hin und wieder Düfte, die sie enthalten. Denn bei vielen meiner "Hass-Noten" gibt es bestimmte Ausprägungen oder Kombinationen, in denen sie mir gefallen. Beispielsweise mag ich normalerweise keine Zitrusdüfte. Diese "Dessert-Zitrone" in Eclix finde ich aber wunderbar. Normalerweise mag ich auch keine fruchtigen oder beerigen Düfte - die Beerennote in Guerlain Insolence finde ich aber sehr schön neben dem Veilchen.

Die Komponenten, die von den Herstellern angegeben werden, nehme ich nur bedingt ernst. Manche scheinen sie ja wie eine Art Kochrezept zu betrachten. Ich hab hier im Board schon ein paarmal gelesen: "Dieser Duft riecht nach Duftnote x, dabei ist die gar nicht enthalten!" Natürlich ist in einem Duft viel mehr enthalten, als von den Herstellern angegeben wird. Und manches wird hauptsächlich angegeben, um den Duft interessant zu machen, was natürlich wenig erfreulich ist, wenn man sich auf einen Duft aufgrund bestimmter Noten gefreut hat (ging mir schon oft so).

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Hi Magolyn und Gonzo, das mit den Düften, die Erinnerungen erwecken verstehe ich so sehr. Gerade Lindenblüten oder frisch gerösteter Kaffee lösen in mir sehr schöne Gefühle aus, aber ich weiss nicht, ob ich sie als Duft auf der Haut tragen möchte oder spezifisch danach suche. Manchmal passiert es, dass ein Duft, der völlig anders beschrieben wird, bei mir eine Erinnerung auslöst, die ich mit anderen Düften oder mir lieben Aromen in Verbindung gebracht hätte. Ich bin dann mehr als baff, wenn ich die Akkorde betrachte und feststelle, wie einen die Nase an der Nase herumführen kann

Parfums lösen bei mir häufig auch Erinnerungen aus, manchmal angenehm (wie zum Beispiel das Ivoire de Balmain, den meine Mutter seit mehr als 30 Jahren trägt) oder unangenehm (Poison - den trug die Chefsekretärin während meiner Lehre in Riesendosis auf *schüttel*)

[Pete67]

hmmm, Jan, schwierig.....

Grundsätzlich bin ich auch für allles und jede Richtung offen. Ich lasse mich von neuen Düften inspierieren (möchte oft noch nicht mal wissen was drin ist, da man sich da schon vorab eine Meinung bildet) und urteile dann ob er mir gefällt oder nicht. Für mich muß ein Duft handwerklich gut gemacht sein und was Besonderes haben, dann gefällt mir auch "das Blümchen" oder "das Zitrönchen" obwohl mein Herz normalerweise für die Chypres und die Orientalen schlägt. Wie Du schon so schön formuliert hast: Der Duft muß zu mir sprechen!

Ich denke aber, man "lernt" mit der Anzahl der Düfte die man gerochen hat (oder besitzt).
Ich kann z.B. von mir sagen, daß ich mit Tuberose nicht zurechtkomme. Ich probiers immer wieder - gerade weil ich mich nicht einschränken möchte - aber es funktioniert nicht

Auch mir kommt machmal ein Duft in den Sinn und dann suche ich verzweifelt ob es sowas gibt. Aus was für Inhaltsstoffen der dann gemacht ist oder wie sich diese Akkorde auf molekularer Ebene verbinden/verändern ist mir da egal - das Endergebnis muß so riechen wie ich es mir vorstelle
Aber solche "Anfälle" bekomme ich meistens nur im Frühling/Sommer wenn ich meine, den naturgetreuesten Flieder oder den "echtesten" Sonne-Strand-Meer-Duft etc. finden zu müssen.

lg, pete

[Cloudy]

Ich versuche momentan auch, dieses Schubladendenken bei Duftnoten außen vor zu lassen. Mir passiert es zur Zeit immer öfter, dass Aromen, die bei mir als unerträglich eingestuft wurden, bei bestimmten Düften ein richtiges Erlebnis sein können!
Z.B. habe ich mir mal ein Pröbchen von einem Weihrauch Duft zugelegt, der einfach grausam roch. Sofort hab ich Weihrauch auf die "Schlechte Liste" gesetzt. Jetzt habe ich den Lavendelduft von Andy Tauer lieben gelernt, und mag gerade den Weihrauch daran. Genauso mit Passage d`Enfer. Da mag ich ihn auch.

Sehr schlecht ertrage ich auch Vanille, aber in Verbindung mit Rose und Patchouli bei Lady Vengeance liiiiebe ich sie! Habe nun beschlossen, der Vanille noch ein paar Chancen zu geben und mich bei Düften, die Vanille enthalten, NICHT davon abschrecken zu lassen und sie trotzdem zu probieren!
Wenn man eben mit bestimmten Komponenten schlechte Erfahrungen gemacht hat, mag man oft Düfte, die diese enthalten, nicht einmal mehr probieren. Aber du hast schon Recht, es zählt ja der Duft als Ganzes, und nicht die einzelnen Inhaltsstoffe!

[Thea]

Nach Inhaltsstoffen (Inhaltsnoten) gehe ich schon lange nicht mehr. Selbst die Betonung Kopf/Mittel und Herznote gibt einen Duft nicht unbedingt wider.

Es ist ja die Ausprägung, die Mischung der verschiedenen Inhaltsstoffe die einen Duft interessant machen. Da mag drinstehen was will - wenn ich es nicht herausrieche ist es mir egal ob es enthalten ist oder nicht.

Generell mag ich keine Düfte die nach offensichtlicher Frucht riechen - keine Ahnung warum. Ich meine jetzt eine ausgeprägte Himbeer/Erdbeer oder z.B. Waldfruchtnote. Wenn dann jemand explizit schreibt, dass ein Duft nach genau dieser Fruchtnote riecht, ist er für mich in erster Linie erst mal uninteressant.

Ansonsten hast du Recht - die Hersteller schwindeln was das Zeug hält um wenigstens irgendeinen Inhaltsstoff reinschreiben zu können. Wenn ich schon z. Kristallmoschus lese weiß ich ganz genau "Das Duftmolekül hat ein Reagenzglas nie verlassen"



Aber egal - wichtig ist was man selber riecht und nicht was "drin" ist.

lg
Thea

[chipsy]

Natürlich lese ich mir die Inhaltsstoffe durch und wenn da lauter (für mich) leckere Sachen drin sind,bestelle ich Proben.
Ich fange auch sofort Feuer,wenn es um sogenannte "Erinnerungsdüfte" geht:
Wenn ich Heimweh habe,ist so ein Flaschengeist,den man aufschrauben kann und beim Nase hineinhalten bestimmte Bilder oder Stimmungen heraufbeschwören kann,etwas sehr Schönes.
Bei mir heißt das Schlagwort "MEER" und wenn das in einer Duftbeschreibung vorkommt,liege ich fast schon winselnd am Boden.
Allerdings wurde ich auch schon oft überrascht und habe Proben mitgeschickt bekommen,die ich von alleine nie und nimmer getestet hätte und aber dann doch völlig begeistert war.

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Original geschrieben von chipsy

Bei mir heißt das Schlagwort "MEER" und wenn das in einer Duftbeschreibung vorkommt,liege ich fast schon winselnd am Boden.

Das will ich sehen!!!!! MEER MEER MEER!!!!!