Ein Jahr ist es nun her...

[Frika]

...ein Jahr, daß unsere Nelly, ihres Zeichens Schäfer-Mischlingshündin, Wächterin von Haus und Hof, Seelentrösterin und Quasi-Familienmiglied im Alter von zwölf Jahren verstorben ist.

Gestern abend um 18 Uhr saßen mein Vater und ich im Wohnzimmer und haben geheult ... nicht geweint sondern geheult, so wie es unsere Nelly jeden letzten Freitag im Monat um Punkt 18 Uhr immer getan hatte, wenn im Dorf Feuerwehr-Probealarm war und die Sirene losging, und in uns der Verdacht aufkam, daß an dem Gerücht von der Abstammung des Hundes vom Wolf doch was dran ist... (sonst glaubten wir bei ihr immer eher an das "Schaf im Wolfspelz"... sie war ein braver Köter!). Da hat sie sich aufrecht hingesetzt, die Schnauze in die Luft gereckt, und die schaurigsten Töne von sich gegeben. Irgendwann sind dann mein Vater und ich dazu übergegangen, aus Spaß mitzuheulen. (Mit niemandem außer mit meinem Vater kann man so einen Scheiß machen! ) Das hat unsere Nelly immer sehr irritiert, sie wußte dann nicht mehr sicher, wer denn nun der große Leitwolf ist, die Sirene oder einer von uns beiden...

Der erste Freitag nach ihrem Tod war trotz Feuerwehr-Sirene der stillste Augenblick seit zwölf Jahren. Ein Moment, in dem wir drauf gewartet haben, daß gleich das Hunde-Geheule anfängt... und ausblieb.
Da ist uns erst so richtig bewußt geworden, daß sie tot ist.

Gestern, am Freitag, haben wir zu Ehren unserer Nelly noch einmal geheult - zu zweit. Aber ich bin mir sicher, daß sie - irgendwo, irgendwie - doch mitgeheult hat.

Nelly, wir vermissen dich!! Ruhe in Frieden!

[frl-v-boedefeld]

Frika, was für eine schöne Geschichte ... Kann es so gut nachvollziehen ... Was bleibt einem anderes, außer dankbar zu sein, für die Zeit, die man mit dem Tier haben durfte und sich daran zu erinnern.

Bei mir werden es am 3. September 3 Jahre, dass meine große Kaninchenliebe gehen musste - ich trage heute noch eine Kette mit einem kleinen Anhänger, der mich immer an ihn erinnert. Manche Tiere sind eben etwas ganz besonderes, und eure Nelly hat bestimmt von irgendwo mit euch geheult und sich gefreut, dass ihr immer an sie denkt ... Mir macht so eine Vorstellung auch heute noch den Abschied (etwas) leichter.

[geruchsvictim]

oje Frika, wie gut kann ich das verstehen.
Für mich ist das schlimmste an der "Hundehaltung" deren von vornherein begrenzte "Haltbarkeit".
Seit dankbaren 36(!) Jahren teile ich mein Leben mit diversen eigenen oder geliehenen Hunden und kann es mir nicht anders vorstellen, aber der Abschied ist immer nur schauderhaft.
Eigenarten wie Nellys Heulen entwickeln die meisten Hunde und wenn das fehlt, fällt die Endgültigkeit richtig auf.
Baghira, mein jetztiges Hundeweib "spricht" in grollendem tiefen Ton, wenn ich sie irgendwohin nicht mitgenommen habe. Oder auch sonst etwas ihres Kommentars bedarf. Bei einer Dame von gut 55 kg hört sich das wirklich beeindruckend an. Es scheint von ganz tief aus dem Bauch zu kommen.
Wer das das erste Mal hört und kein Vertrauen in sie hat, könnte es schon mit der Angst zu tun bekommen.
Mein Sohn und ich kommunizieren auch manches Mal auf diese Art - da steht sie dann etwas ratlos da.
Vielleicht zieht ja wieder ein Hund bei euch ein und lehrt euch seine Eigenarten?
Das hat auch nichts mit Untreue zu tun, denn Nelly bleibt sicher in euren Herzen wie all meine Viecher in meinem.