Santa goes BB: Teil 4


Mrs. Claus und die Emanzipation


Heute blieb die Küche kalt. Mrs. Claus hatte sich nämlich entschieden, mit zum alljährlichen Besuch beim Nikolaus zu kommen. Sie wollte endlich mal wieder ihre alte Freundin, Mrs. Saint Nikolas, treffen und mit ihr ausgiebig plaudern. Die Elfen wollten ja das Nikolaus-Team nach weiteren Geschenkideen befragen und sich über neueste Trends bei Geschenkpapier und Verpackung austauschen, da würde genug Zeit bleiben, um mit der Frau des Nikolaus ein paar Worte zu wechseln.
Nach einer Stunde Fahrt war Team Santa endlich angekommen. Quer durch den verschneiten Wald war es gegangen, nachdem sie die endlosen Weiten des Nordpols durchquert hatten. Bibberkalt war es, und die Reisenden freuten sich auf einen warmen Punsch.
Nachdem alle nach der Fahrt verköstigt waren, zogen sich Mrs. Santa und ihre alte Freundin Mrs. Saint Nikolas zurück. Vorsichtshalber hatte man noch eine Karaffe Punsch mitgenommen, damit den beiden Damen beim Plaudern nicht der Mund austrocknete. Unweigerlich ging es im Gespräch bald um frühere Zeiten, und plötzlich wurde Frau Nikolaus ganz aufgeregt. „Du!“ flüsterte sie verschwörerisch. „Wir müssen aufpassen!!!“ „Ja, warum denn?“ fragte Mrs. Claus verdutzt. Frau Nikolaus rückte noch ein Stückchen näher. „Die anderen dürfen nichts davon wissen, sonst kommen wir in Teufels Küche!“ „Aber was denn, nun erzähl doch“ drängte sie Mrs. Claus.
„Also! Unsere Elfen erzählten neulich von den Geschenkelisten. Und stell dir vor, da gibt es einen neuen Duft von Rancé, der heißt Laetitia!“!
„Oh mein Gott!“ Mrs. Claus wurde ganz blass um die Nase....“Na, wenn das raus kommt, dann gute Nordpol-Nacht!“ „Genau!“ bestätigte auch Mrs. Saint Nikolas. „Aber was machen wir denn nun???“ „Gar nichts. Wir können gar nichts tun“, wiegelte Mrs. Claus ab. „Sei es drum.... dann kommt es eben raus und alle Welt weiß Bescheid“, seufzte sie. Doch was die beiden zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Es war bereits zu spät. Viel zu spät. Ihr Schicksal lag nicht mehr in ihren Händen....
Denn kurz darauf, als sich alle zum Nachmittagskaffee im Wohnzimmer des Nikolauses versammelt hatten, nahm alles seinen Lauf.
Team Nikolaus wollte natürlich den Besuch beeindrucken, und so kam es, dass die Niko-Elfen sich mächtig ins Zeug legten und mit ihren geplanten Geschenken ein wenig protzten. Die Abteilung Beauty hatte eine recht lange Liste mit potentiellen Präsenten, und Namen, Marken, Farbschattierungen flogen verbal nur so hin und her. Dann drang ein Name durch das Gemurmel... Laetitia.... Laetitia.... lauter und lauter, bis es schließlich unüberhörbar war. Mrs. Saint Nikolas sank immer tiefer in ihren Sessel, Mrs. Claus zupfte nervös an ihrer Frisur herum, doch es ließ sich nicht vermeiden: Der Weihnachtsmann brach in schallendes Gelächter aus. Das Haus dröhnte, Tränen liefen dem alten Herrn die Wangen herunter, während die anderen nur still und verdutzt lauschten. „Lae---ti----tia“ schnaufte Santa und versuchte sein Glucksen unter Kontrolle zu bringen. „Schön, wenn du dich amüsierst“, steuerte Mrs. Claus süffisant bei. Nun brach auch der Nikolaus in Gelächter aus. Die anderen wollten natürlich den Anlass für den Lachanfall, der beide Herren fest im Griff hatte, erfahren.
Mrs. Claus sprang flink aus ihrem Sessel auf. „Genug!“ rief sie. „Ich werde euch erzählen, warum der Weihnachtsmann und der Nikolaus einen Lachkrampf nach dem anderen haben!“
Plötzlich war es still im Raum. Naja, fast. Ein paar Gluckser drangen noch durch den Bart des Weihnachtsmannes, während der Nikolaus fast verlegen seine Kutte glatt strich.
„Es war vor etwa einhundertfünfzig Jahren“, begann Mrs. Claus. „Unser jetziger Weihnachtsmann war noch nicht in Amt und Würden. Der damalige Weihnachtsmann wollte abtreten, und ein würdiger Nachfolger sollte gesucht und gefunden werden. Die damalige Oberelfe war... nun ja, sie war für ihre Zeit sehr modern. Sie hieß Laetitia“.
Team Nikolaus und Team Santa lauschten andächtig. Mit einem Seitenblick auf Mrs. Saint Nikolas setzte Mrs. Claus schließlich ihre Geschichte fort.
„Laetitia war sehr für Emanzipation. Sie schlug vor, dass in Zukunft eine Weihnachtsfrau den Job von Santa machen solle. Das schlug damals natürlich große Wellen“, berichtete Mrs. Claus. „Ohne unser Wissen meldete Laetitia mich und Mrs. Saint Nikolas als Kandidaten an!“.
Ein Raunen ging durch die Reihen. „Ooooh“, riefen die Elfen. Aber Mrs. Claus schüttelte den Kopf. „Es war nicht lustig. Der Spott aller Weihnachsmannkandidaten war uns sicher. Als wir beide zum ersten Mal das Weihnachtsmannkostüm anzogen, lachten alle. Es war uns natürlich viel zu weit und zu groß – wir waren wirklich Witzfiguren in einem roten Kostüm!“ Doch nun musste auch Mrs. Claus schmunzeln. „Selbstverständlich hat uns keiner gewählt!“
„Und was ist aus Laetitia geworden?“ wollten nun die anderen wissen. „Laetitia hat ihren Fehler eingesehen, dass nur ein WeihnachtsMANN ein Weihnachtsmann sein kann. Und wir konnten ihr wirklich nicht böse sein. Es war doch ein schöner Gedanke. Alle zwanzig oder dreißig Jahre treffen wir uns mit Laetitia. Das ist dann immer ein sehr amüsanter Abend. Also, Ende gut, alles gut!“ rief Mrs. Claus.
„Ach nein“, schaltete sich der Weihnachtsmann ein. „Jetzt müsst ihr auch noch das Geheimnis des Duftes Laetitia von Rancé lüften!“
Team Nikolaus war sofort dabei. „Laetitia ist ein raffinierter, intensiver und charaktervoller Duft, für leidenschaftliche und energische Charakter-Frauen geschaffen. Der zitrischen Kopfnote mit der Frische von Bergamotte und Neroli folgt ein florales Herz aus bulgarischer Rose, Magnolie und Glyzinie mit der Würze von Muskatnuss. Die Basisnote hat einen warmen und ambrierten Ausklang. Patschuli, Labdanum und Vanille aus La Réunion runden die Komposition ab“.
„Gut!“ ließ Mrs. Claus verlauten. „Als ehemalige Weihnachtsfraukandidatin bin ich sehr dafür, wenn wir den Beauties drei Eau de Parfums mit 50ml zum Preis von jeweils 82,00 Euro mitbringen! Was meint ihr???“ „Jaaaaaaaa“ riefen alle durcheinander. „Und das Stichwort????“
„Das Stichwort lautet „Weihnachtsfrau“, erklärte Mrs. Claus.