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Thema: Begleiteter Freitod...

  1. #21
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    Ja, eine Kommerzialisierung wäre sicher fatal....

    Ich selbst würde, je nach Ausgangslage, auch den Weg des Freitods wählen. Ich denke, dass das sehr von der Erkrankung abhängt. Eine Aussicht auf einen "natürlichen" Tod durch Ersticken wie bei dem Professor aus dem Bericht ist einfach unzumutbar - wo ist da der Unterschied zu "begleiteter Folter", wenn ich mal ganz provokant fragen darf Es ist klar, dass jeden Tag in diesem Land tausende Menschen sterben, teils auch unter sehr unschönen Bedingungen - aber wenn der Tod / Todesart eines Menschen unter solchen Umständen schon so absehbar ist, ist es wirklich grausam, ihn sehenden Auges seinem Schicksal zu überlassen. In solchen Fällen, ist nur meine Meinung, gebietet es die Menschlichkeit, ihm das zu erleichtern.
    Andererseits ist die Palliativmedizin heute auch schon recht weit (vor 20 Jahren sah das doch noch ganz anders aus) und im Falle einer Erkrankung, die mit diesen Maßnahmen auch gut bis zum Ende behandelbar ist (im Sinne von "erträglich machen") wäre das sicher auch eine Alternative. Ich bin aber nicht so sicher, ob das in dem eingangs beschriebenen Fall eine Lösung gewesen wäre.

    LG
    Droso

  2. #22
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    Zitat Zitat von powderbox Beitrag anzeigen
    Ja klar, weiss ich dass die Menschen irgendwo ja sterben müssen. Deshalb auch mein Zwiespalt. Aber ich finde es nicht gerade gut, wenn die Kinder aus dem Fenster gucken und dann immer wieder Särge sehen, welche in Leichenwägen abtransportiert werden.
    Verstehe das Problem immer noch nicht. Es ist ja nicht so dass dort täglich hunderte von Menschen sterben, das ist alle paar Tage mal einer. In Spitälern wird auch gestorben und es gibt sicher viele die in unmittelbarer Nähe ein Schule haben.

    Als ich klein war wurden die Toten daheim noch aufgebarrt. Meine Grosseltern, meine Tante, meine Cousine ware alle noch ein paar Tage daheim in der Stube im Sarg. Die habe ich doch auch gesehen, man hat dann quasi neben dem Toten geschlafen. Etwas gruselig war es schon, aber ich habe deswegen kein Trauma davon getragen.


    Ich habe mal ein Interview von einem Exit-Mitarbeiter gesehen.
    Zum einen werden die Leute die zum Sterben kommen sehr genau geprüft. Also ein alter Mensch der einfach etwas Pflegebedürftig ist und nicht will dass sein Erbe im Altenheim aufgebraucht wird (solche Anfragen gibt es anscheinend) wird dort nicht "behandelt". Ich glaube auch der behandelnde Arzt wird noch dazu befragt. Das alles ist ziemlich aufwändig. Also man klopft dort nicht einfach an und zwei Tage später liegt man unter der Erde.

    Schade einfach dass es in gewissen Ländern nicht erlaubt ist. Denn schlussendlich können sich dann nur die reichen diesen "Luxus" erlauben. Mitglied bei diesen Organisationen zu werden ist jetzt nicht so teuer, das kann sich jeder leisten. Aber die Anreise, in der Regel mir mehreren Begleitpersonen, dann das Hotel usw.... das eben nicht. Das finde ich traurig.

    Caro
    “You must be shapeless, formless, like water. When you pour water in a cup, it becomes the cup. When you pour water in a bottle, it becomes the bottle. When you pour water in a teapot, it becomes the teapot. Water can drip and it can crash. Become like water my friend.” Bruce Lee

  3. #23
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    Zitat Zitat von caroline Beitrag anzeigen

    Als ich klein war wurden die Toten daheim noch aufgebarrt. Meine Grosseltern, meine Tante, meine Cousine ware alle noch ein paar Tage daheim in der Stube im Sarg. Die habe ich doch auch gesehen, man hat dann quasi neben dem Toten geschlafen. Etwas gruselig war es schon, aber ich habe deswegen kein Trauma davon getragen.
    Ein Familienmitglied wurde auch bei uns zu Hause aufgebahrt. Mir tat es gut immer mal wieder in das Zimmer zugehen und langsam Abschied zu nehmen.

    Und auch Kleinkinder können an ein Sterbebett, warum denn nicht? Je natürlicher wir mit dem Sterben und dem Tod umgehen umso "fassbarer" wird es.

  4. #24
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    Sterben und Tod waren bis vor gar nicht all zu langer Zeit eine öffentliche Angelegenheit. (Wer etwas Zeit mitbringt kann sich einen ausführlichen Überblick über den historischen Umgang mit dem Thema Tod und Bestattung zum Beispiel bei Aries "Geschichte des Todes" verschaffen.) In meinen Augen wäre es nur natürlich, wenn man ein Stück weit dazu zurückkehren würde. Denn das Verstecken von diesem und auch von Alten macht das Zusammenleben nicht menschlicher. Und gerade weil die Gesellschaft stark altert und Krankkeiten, Sterben und Tod in unmittelbarem Zusammenhang eine zunehmenden Präsenz für uns alle bekommen werden (einen ganz großen Anteil wird hier für fast alle von uns auch das Thema Demenz haben), wäre ein "ungezwungener" Umgang mit den Themen, im Sinne einer Abkehr von der Verdrängung in den eigenen Köpfen und Ausgrenzung aus der allgemeinen Lebenswelt erstrebenswert.

    Den Sterbeorganisationen in der Schweiz stehe ich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Ich finde es absolut in Ordnung, wenn man selbst über seinen eigenen Tod entscheiden möchte. Das Beispiel aus dem Artikel ist für mich nachvollziehbar. Das dabei gefilmt wurde, finde ich in keinster Weise abstoßend. Ebenfalls stört mich die Veröffentlichung des Films nicht. Denn es geschah ja nicht gegen den Willen des Sterbenden, das wäre etwas anderes.

    Den vorgestellten Film kenne ich nicht. Ich habe aber schon einige andere Filme über den Sterbetourismus gesehen. Leider haben mich einige Dinge dabei nicht so ganz überzeugt. Zum einen das in einer Dokumentation gezeigte sehr nüchterne Verfahren. Ich habe den Tod dort auch nicht als etwas natürliches empfunden, sondern in seiner Sachlichkeit und Nüchternheit pervertiert. Das Arztgespräch, die Sterbehelferin, das sehr nüchterne Sterbezimmer, das bis ins Detail abgestimmter Verfahren. Befremdlich amtlich.
    Außerdem wurden in den Dokus sowohl Menschen gezeigt, zum Beispiel ALS-Patienten, bei denen der Wunsch zu Sterben und nicht elendlich zu Verrecken offen nachvollziehbar war. Darüber hinaus wurden aber auch Patienten gezeigte, die lediglich lebensmüde im ursprünglichen Wortsinn waren. Da konnte man schon den Eindruck gewinnen, dass das Artzgespäch eine pro forma Sache war. Es wurde nicht so ganz deutlich, in welchem Maß das Sterbeunternehmen gewinninteressiert ist. So ganz durchschaubar scheint in diesen Firmen auch nicht immer alles gelaufen zu sein. Jedenfalls wurde das hier in Dokumentationen schon mehrfach dargestellt. Wenn dem so ist oder war, ist das natürlich kritisch zu sehen.
    Genau so is' es! Und wenn nicht, dann anders...


  5. #25
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    Ich glaube es eher anders herum: Wenn es mehr Unternehmen gäbe und diese nicht am Rande der Legalität arbeiten müssten, dann wäre es besser. Dann hätte der Klient mehr Auswahl.

    Ich finde, es ist illusorisch zu denken, dass der Tod nicht gewinnbringend umgesetzt wird. Man schaue sich mal die Kosten für eine Beerdigung an. Da wollen alle verdienen. Friedhof, Bestattungsunternehmen, Florist.

    Oder die Kosten für das Procedere im Krankenhaus. Noch nicht einmal die Behandlungskosten. Nur die Kosten für die Freigabe der Toten usw. Meine Güte!

    Aber Organisationen wie Dignitas wird vorgeworfen, dass sie am Tod Geld verdienen möchten. Solange sie so heimlich arbeiten müssen, wird sich nichts ändern.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  6. #26
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    Zitat Zitat von Cara Beitrag anzeigen

    Da wollen alle verdienen. Friedhof, Bestattungsunternehmen, Florist.
    Die Gemeinde/Stadt bitte nicht vergessen!

    Die Aufbewahrung in der Leichenhalle kostet ebenfalls und zwar nicht nach Tagen abgerechnet sondern pauschal (so zumindest bei uns damals).
    Aufgrund einer weiteren Beerdigung mussten wir unser verstorbenes Familienmitglied noch einen Tag in die Leichenhalle bringen (laut Gesetzt darf man nicht beliebig lange zu Hause (ungekühlt) aufbewahrt werden) und mussten also den vollen Satz bezahlen.
    Kommentarlos ging das Ganze natürlich auch nicht, man hatte Bedenken, dass das (Aufbewahren zu Hause) die Runde macht und somit eine sichergeglaubte Einnahmequelle schrumpfen könnte.

  7. #27
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    Genau! Der Grund, dass man Asche nicht verstreuen darf oder Urnen nicht kommentarlos bei sich zu Hause aufstellen darf, ist übrigens auch bei den Bestattungsunternehmern zu suchen: Die argumentieren nämlich, dass auch fremde Menschen Abschied vom Toten nehmen wollen.

    Und haben eine gute neue Einnahmequelle entdeckt. Das Kolumbarium. Da können dann die Hinterbliebenen ein kleines Fach für die Urne mieten. Auch hier dürfen sie die Urne nicht nach Hause nehmen.

    Es geht immer nur um das Geld.
    Liebe Grüße

    Cara

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  8. #28
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    Asche ist steril, was ist daran denn igitt? Ist doch total hygienisch.
    Wenn es nach mir geht, dann bitte mit meiner Asche einmal Blumen düngen.
    Zitat Zitat von Cara Beitrag anzeigen
    Genau! Der Grund, dass man Asche nicht verstreuen darf oder Urnen nicht kommentarlos bei sich zu Hause aufstellen darf, ist übrigens auch bei den Bestattungsunternehmern zu suchen: Die argumentieren nämlich, dass auch fremde Menschen Abschied vom Toten nehmen wollen.
    Das ist ja gar kein Argument, denn schließlich gibt es auch hier schon lange anonyme Friedhöfe oder Seebestattung etc.
    In einigen deutschen Bundesländern ist auch die anonyme Beisetzung in Form des Verstreuens der Asche auf einem Aschenfeld eines Friedhofs möglich. Allerdings muss es hier in D ein Friedhof sein.
    In einigen anderen Ländern kann man die Asche auch aus der Luft übers Land streuen.

    Allerdings klar- das ist ein Gewerbe, dass um so besser blüht, um so schlechter es den Menschen geht.
    Das fängt ja schon damit an, dass man erst mal im Sarg abgeholt wird. Heißt, den bezahlen die Angehörigen eh und darin wird man auch verbrannt. Anders ist es nicht erlaubt.
    Also nix mit Blechsarg, der danach gereinigt wird.

    Ich selbst bin aus Glaubensgründen grundsätzlich dagegen sich das Leben zu nehmen, gleichwohl dies eine besondere Situation ist. Muss aber jede/r selbst wissen. Schließlich würde man Tiere in bestimmten Situationen auch die Gnade erweisen.
    Für mich gibt es auch keinen Unterschied zwischen diesem und einem Freitod aus eigener Hand.

    Ein bestimmtes Risiko birgt die Form der Kommerzialisierung sicher als generelle Wahlmöglichkeit.
    Euthenasie hatten wir ja schon mal.
    Und wer wollte dann verhindern, dass nicht Menschen aus Kostengründen sehr schnell überredet werden, sich für eine solche Lösung zu entscheiden? Wer will dann verhindern, dass nicht eine depressive Phase ausgenutzt wird, dass man sich alter und kranker Menschen auf diese Art bequem entledigt usw. usf.?
    Ich sag mal, keiner.
    Geändert von Nicht_der_Papa (11.12.08 um 22:36:27 Uhr)

  9. #29
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    Interessantes und heikles Thema...
    Ich finde es gut, dass es sowas überhaupt gibt. Jeder Mensch hat vom ethischen her, das eigene Recht solche Entscheidungen zu treffen!

    Bei aktiver Sterbehilfe muss man als Beweis "die Tat" sowieso filmen.
    Hospize sollte man aber nicht verwechseln. Da geht es um passive Sterbehilfe!
    Dort werden z.B. Krebskranke Menschen palliativ gepflegt. Das heisst soviel wie,
    nur noch die nötigsten Therapien (z.B. Schmerztherapien) werden kurz vor dem Tod noch gemacht. Da geht es wirklich darum, dem Menschen eine so gut wie "angenehmste" Zeit vor dem Tod zu geben.

    caipi

  10. #30
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    Mal generell. Das sagt Wiki:
    Beihilfe zur Selbsttötung (assistierter Suizid)

    Selbsttötung mit Hilfe einer Person, welche ein Mittel zur Selbsttötung bereitstellt; dies geschieht oft in der Form, dass ein Arzt eine tödliche Dosis eines Barbiturats verschreibt und sie dem Patienten zur Verfügung stellt.

    Die Beihilfe zur Selbsttötung ist in Deutschland nicht strafbar, die dafür geeigneten Wirkstoffe dürfen aber für diesen Zweck nicht verordnet werden, es handelt sich deshalb u. U. um einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz.

    In der Schweiz ist Hilfe zur Selbsttötung nicht strafbar, sofern kein egoistisches Motiv vorliegt (Art. 115 des Strafgesetzbuches), ist aber gemäß den Richtlinien der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) nicht „Teil der ärztlichen Tätigkeit“. Bekannt sind in der Schweiz die Organisationen Dignitas und EXIT, welche Hilfestellung und Ärzte gegen Entgelt vermitteln, um bei der Selbsttötung zu assistieren.



    Wenn ich also bedenke, wie viele Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel die meisten zuhause haben, dann dürfte dies auch hier bei ausdrücklichem Wunsch und guter Dokumentation desselben ohne explizite Verschreibung eines Extramittels möglich sein.

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