Wie sagen? Was sagen?
Ich poste normalerweise unter einem anderen Namen (bzw. habe das in der Vergangenheit getan; war in der letzten Zeit fast nicht mehr aktiv hier), wollte aber wegen der delikaten Natur meiner Anfrage doch lieber anonym bleiben. Normalerweise wende ich mich nicht mit solch privaten Problemen an Internetforen, aber diese Sache beschäftigt mich sehr.
Also zur Vorgeschichte: Ich lebe im Ausland und hatte die vergangenen 1,5 Jahre eine ziemlich schwere Zeit: Meine Beziehung war unter sehr unschönen Umständen mit massivem Vertrauensbruch seitens meines Freunds auseinandergegangen, bin selbständig und hatte Stress hoch zehn, dazu war ich die letzen 8 Monate oder fast ununterbrochen mit Infekten angeschlagen. Viel Zeit oder Lust blieb da für ein Privatleben nicht.
Dann wurde das Miethaus, in dem ich lebe, renoviert. Ich will Euch jetzt nicht groß langweilen mit Einzelheiten, aber einer der Arbeiter schien sehr, sehr nett und ich hatte mich eigentlich auf den allerersten Blick in ihn verguckt, was für mich eher ungewöhnlich ist. Weiß der Gute aber nicht... das hab ich ihm nie gestanden. Außerdem bin ich mir wie ein Loser vorgekommen, weil ich eben schon eine ganze Weile kein Leben mehr hatte.
Aber gegenseitige Sympathie war von Anfang an da und mit der Zeit kam er, so oft er nur konnte auf einen Kaffee zu mir vorbei. Beim ersten Mal hatte ich ihn eingeladen, er war derjenige, der fragte, ob er wieder kommen darf. Da er das ganze vor dem Chef geheimhalten musste, konnte er leider immer nur sehr kurz bleiben. Nun beginnen die Probleme. Beim dritten Kaffee in meiner Wohnung sprach er bereits davon, übers Wochenende über Nacht zu bleiben. Das war mir definitiv zu früh, weil ich normalerweise nicht einmal Leute, speziell Männer, die ich kaum kenne in meine Wohnung lasse, und es überhaupt schwer finde, Menschen zu vertrauen. Hatte schon ein paar sehr schlechte Erfahrungen. Dazu aber später mehr. Meine Reaktion war etwas extrem... mich überkam wirklich sprachloses Entsetzen. Ich übertreibe nicht, ich wurde wirklich von einer Welle von Angstgefühlen überschwemmt und verspürte starkes körperliches Unwohlsein. Ich brachte gerade noch ein "vielleicht" heraus, aber auch er merkte, mir die Gefühle an. Sehr peinlich, denn das war wirklich eine unangemessen starke Reaktion.
Ich entschuldigte mich am nächsten Tag und meinte, dass das nicht an seiner Person gelegen habe, sondern an etwas anderem, was ich mir nicht erklären kann, und dass mir das ganze zu schnell ist. Er gestand mir, dass er mich recht gerne mag. Er schien zu erwarten, dass ich jetzt auch was sage (ich war zu feige), habe mich aber nur für seine netten Komplimente bedankt.
Über einen Zeitraum von gut 2 Wochen passierten aber diese Reaktionen immer wieder - entweder bei Hinweisen auf ***/Übernachtung oder einzelnen Stichwörtern, die Punkte betrafen, die ich aus meiner letzten Beziehung anscheinend nicht verarbeitet hatte. Gut, der Idiot hätte auch auf den Trichter kommen können, dass wiederholte Hinweise auf Übernachtung/*** NICHT die richtige Vorgehensweise sind... aber ich hätte es ja auch klären können. Nur ich hatte den unsagbaren Drang, dann immer das Thema zu wechseln oder mit Humor abzulenken und wäre eigentlich am liebsten davongelaufen. Also, ich gebe zu, dass ich ihm mit meinen Reaktionen sehr gemischte Signale geschickt habe... einerseits war ich sehr einladend und locker und konnte auch sagen, dass ich ihn sehr nett finde, und dann diese paradoxen Reaktionen, die ich mir selbst nicht erklären konnte. Ich hatte gehofft, dass wir uns außerhalb der Wohnung mal näher kennenlernen könnten, ich lebe auch in einem sehr schönen Ort, wo andere Leute normalerweise Urlaub machen, und er schlug eigentlich nur Dinge bei mir daheim vor, die a) nichts kosten und b) wo es einfach wäre *** zu haben. Das hat mich schon gestört, war aber nicht mutig genug, einfach vorzuschlagen, dass wir mal auf ein richtiges Date gehen.
Tja, dann waren die Renovierungsarbeiten nach etwa 3 Wochen abgeschlossen und er musste gehen. Er lebt nämlich leider Gottes in einer anderen Stadt, etwa 2 Stunden von mir entfernt. Meine Telefonnummer erfragte er noch, alles sah recht positiv aus (er kommt in ein paar Monaten auch wieder für ca. 5 Wochen), es gab auch noch Abschiedsküsschen... er kam nach dem ersten Abschied sogar nochmal zurück... und dann muss irgendetwas passiert sein, kann mir nicht erklären was. Beim Gehen meinte er, dass er zwar anrufen werde, aber keine Ahnung wann, vielleicht wenn ihm langweilig ist. Also auf gut Deutsch, ich werd wohl nichts mehr von ihm hören, vielleicht, wenn er wieder in meiner Stadt ist und er sich eventuell Hoffnungen macht, doch einmal hier zu übernachten... gut, kann sein, dass ich auch etwas zynisch bin.
Das ganze ist jetzt schon einige Wochen her und er hat sich selbstverständlich nicht gemeldet. Ich hab mich in die Arbeit gestürzt und kaum geschlafen, denn die Sache lässt mich nicht in Ruhe, vor allem diese Art Panikattacken. Irgendwelche Kleinigkeiten schienen die auszulösen und die lagen definitiv nicht an seiner Person. Denn anderswo fühlte ich mich in seiner Nähe eigentlich recht sicher und geborgen. Irgendetwas aus meiner Vergangenheit schien da hochzukommen.
Mir war aufgefallen, dass es eigentlich nur im Wohnzimmer passierte und fragte mich, ob das vielleicht damit zusammenhing, dass ich genau in dem Raum vor einigen Jahren fast ************ wurde... und mir war aufgefallen, dass er der erste Mann war, mit dem ich dort seitdem wieder alleine war (in meiner letzten Beziehung war ich nur bei meinem Ex, er besuchte mich nie). Ich meinte zwar, dass ich da ganz drüber hinweg war... aber bei genauerer Überlegung fiel mir auf, dass ich eigentlich alles was an diese Situation erinnerte nur vermieden hatte. Und auf einmal fiel mir auch wieder ein, dass ich ja schon einmal fast ************ worden war... ein Fremder war spätabends auf der Straße einfach über mich hergefallen, aber glücklicherweise schritt am Ende ein Passant ein. Sehr seltsam, dass das aus meinem Gedächtnis verschwunden gewesen war. Kann mich auch bis jetzt an bestimmte Einzelheiten nicht mehr erinnern und habe auch nie groß drüber gesprochen. Meinem damaligen Freund sagte ich nichts, denn der wäre wohl sauer geworden. Mir ist in beiden Fällen glücklicherweise körperlich nichts passiert.
Nun, und dann überlegte ich, ob da ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen bestehen kann, und ich wandte mich an eine Psychologin, die das bejahte. Sie erklärte mir das sehr gut und meinte, dass so etwas eine ganz normale Reaktion auf ein Trauma (so hatte ich das gar nicht gesehen) sei, dass auch versuchte **************en ernsthaften sei und dass das alles nicht vergessen, sondern nur verdrängt und abgekapselt und eingefroren worden. Das Vermeidungsverhalten (Themenwechsel, Ablenken und keine unbekannten Männer in meiner Wohnung) sei ebenfalls normal. Und in der Situation mit meinem Besucher habe es wohl Details gegeben, die eine Assoziation hervorgerufen haben, die diese Gefühle von damals, an die ich mich u.U. gar nicht mehr erinnern kann, sozusagen zum Schmelzen gebracht haben. Ich war verblüfft, weil sie das ganze, wie ich von den Gefühlen überschwemmt wurde und auch die körperlichen Aspekte, besser beschrieben hat, als ich das je könnte. Ich bin noch etwas skeptisch, aber es scheint Sinn zu ergeben. Auf jeden Fall hat sie mir konkrete Therapieempfehlungen gegeben und ich werde das hier bei mir am Ort weiterverfolgen.
Nun habe ich aber diesen netten Mann (auch wenn er sich zeitweise etwas doof verhalten hat) nicht vergessen können und ich habe das große Bedürfnis, mein Verhalten zu erklären - weil ich ganz genau war, dass es paradox ist. Leider habe ich seine Telefonnummer nicht. Dazu müsste ich seinen Chef anrufen.... etwas unangenehme und peinliche Sache. Nur, wenn ich seine Nummer habe.... was sage ich da? Ist ja alles schon sehr persönlich... habe mich ja sogar hier extra anonym angemeldet. Wie sagt man einem Mann überhaupt so etwas?
Ach ja, ich bin mir klar, dass ich damit möglicherweise wie eine Stalkerin wirke und es ist auch sonst wirklich nicht meine Art. Aber ich habe nun einmal das starke Bedürfnis, ihm mein Verhalten zu erklären und ihm zu sagen, was ich eigentlich will. Zumindest weiß ich dann, dass die Beziehung wenigstens nicht wegen einer Misskommunikation nicht zustande gekommen ist. Dann weiß ich, dass er mich einfach nicht mag
Könnte natürlich auch noch die paar Monate warten, bis er wieder bei mir in der Nähe arbeitet... aber ich weiß nicht, ob ich das so lange aushalte.
Ich hoffe, das klingt jetzt alles nicht zu konfus.
Zitieren
Zitat von Cara
