Betroffen von der Wirtschaftskrise?

[Mäusken]

Ich denke, von der Finanzkrise sind erstmal hauptsächlich die Banken betroffen sowie die Firmen, die schon seit Jahren in der Krise stecken und von den Banken abhängig sind.

Die Automobilbranche ist ja schon seit Jahren wackelig, kein Wunder bei hohen Energiepreisen und äußerst unzureichenden Versuchen, energiesparende Autos herzustellen. Klar, dass es solche Firmen und ihre Zulieferer zuerst trifft.

Ansonsten denke ich, dass die Krise bei uns in erster Linie eine "gefühlte" ist. Die Menschen werden vorsichtig und konsumieren weniger, nicht unbedingt notwendige Anschaffungen werden verschoben. Und statt Luxus wird es vielfach einfacher. Es gibt aber auch Branchen, die profitieren deutlich von der Krise. Die Menschen ziehen sich halt ein bisschen in die eigenen vier Wände zurück, um Geld zu sparen, da wird dann aber ein bisschen mehr investiert, um es sich zuhause gemütlich zu machen. Die Möbelbranche z.B. verdient derzeit allgemein gut, und auch Computerhardware verkauft sich wie geschnitten Brot. Und im Kosmetikbereich verzeichnen die günstigen Anbieter gute Zuwächse. Es treten also Verschiebungen in der Wirtschaft auf. Wer als Firma entsprechend flexibel reagieren kann, der wird auch weiterhin über die Runden kommen. Die Edelboutique muss dann vielleicht einfach ein Teil ihres Sortiments auf günstiger umstellen, um ihre Kunden noch anzusprechen.

Ich verdiene mir ja ein Zubrot mit Mystery Shopping. Die Auftragslage brach da nach Bekanntwerden der Bankenkrise im Herbst etwas ein, im Dezember haben die auftraggebenden Firmen aber wohl noch ihre Etats verbraten, da konnte ich mich vor Aufträgen kaum retten. Im Januar und Februar herschte ziemliche Zurückhaltung, seit März kommen wieder die gewohnten Aufträge und ich habe gut zu tun. Nur eine große Firma hat einen Großauftrag gerade wieder zurückgezogen, aber von der ist bekannt, dass sie seit Jahren (!) wirtschaftlich zu knapsen hat. Ich sehe das als Barometer für die Stimmung in der deutschen Wirtschaft an.

[Cordu]

Hmmm, der Thread nimmt eine interessante Wendung, da freue ich mich doch, dass ich uns als Loserfamilie geoutet habe... ich lasse das trotzdem stehen, sind wir halt die einzige Familie in ganz Deutschland, die tatsächlich Auswirkungen spürt.

[Hexy]

Ich denke so schlimm wie zur Zeit war es noch nie.
Ich habe zwar meinen Job noch, aber ich leide gewaltig unter der Krise. Da ich provisionsabhängig bezahlt werde, und meine Kunden nur das Nötigste bestellen, ist es seit Januar bei mir wirklich hart.
Ich erlebe auch einige Insolvenzen bei meinen Kunden, da deren Kunden ebenfalls ausbleiben.
Unsere Firma unternimmt nichts, wir bekommen noch mehr Druck und sollen noch mehr verkaufen. Nur wie, wenn das Geld beim Kunden nicht da ist. Ein Teufelskreis. Ich wünsche allen Gebeutelten hier an Board, dass sie die Krise überstehen und ihre Arbeit behalten können.

LG,
Hexy

[Isis]

Bei uns wackelt es gewaltig, hat aber nur zum Teil mit der Krise zu tun.
Durch Änderungen im Privaten wäre das für mich ein härterer Schlag als "sonst".

Aber was solls, ich will mich jetzt nicht übermäßig verrückt machen und hoffe das Beste.

[Hexy]

Ja genau, verrücktmachen bringt einfach nichts, wir können es ja nicht ändern.

[Tromsöchen]

Bei uns ist es so, dass wir sehr wahrscheinlich hier wegziehen müssen, was aber weder Mr. Tromsi noch ich wollen, da wir angefangen haben, hier zu "wurzeln" und es uns eigentlich gut gefällt. Danach geht es aber nicht.
Unser Motto ist: Schulen gibt es überall (für mich, und ich habe glücklicherweise Mangelfächer), aber eben, das, was Mr. Tromsi macht, nicht (er hat Informatik studiert und hier, wo wir wohnen, gibt es nicht wirklich andere größere Firmen).

Aktuell sieht es so aus, dass Mr. Tromsi (bzw. ALLE, also nicht nur Produktion, sondern auch die Büroleute) in Kurzarbeit ist, und Ende Mai bekommen wir dann mitgeteilt, wen es trifft. Die IT-Abteilung ist eine extra Firma, da arbeiten 53 Leute, von denen so ca. 20 gefeuert werden. Mr. Tromsi bewirbt sich schon (Headhunter) und hat diese Woche ein erstes Vorstellungsgespräch.

Das Problem ist, auch wenn es ihn nicht treffen sollte, können die wenigen Mitarbeiter, die dann noch übrig sind, die Arbeit nicht erledigen, wie es sein soll. Bedeutet: Man macht nur nur "Flickerei" und nichts Richtiges mehr, und da schon vor zwei Jahren gemunkelt wurde, die IT-Abteilung auszulagern......Niemand weiß genau, wie es weitergehen wird.

@ Cordu: Ihr seid nicht die einzige Familie, wie Du siehst. Und mit Loserfamilie hat das schon mal gar nichts zu tun.

[andijo]

Hallo,
mein Mann mußte für seine Fa. ab Mai Kurzarbeit anmelden, sie arbeiten hauptsächlich für Automobilisten bzw. Firmen wie Thyssen und Zulieferer, von denen die meisten auch Kurzarbeit haben. Das macht mir schon zu schaffen, zumal auch mein eh schon kleiner Job reduziert wird. Vor der Krise lief die Fa. wirklich gut. Ich glaube, dass die Talsohle noch nicht erreicht ist, ich hoffe nur, dass es ab 2010 langsam wieder aufwärts geht... Die Aussage, dass die Krise für viele eine Art "Ausrede" sei, kann nur jemand äußern, der in solch einer Situation noch nicht war, schon ne Unverschämtheit denen gegenüber, die wirklich kämpfen müssen.

Gruss, Andrea

[HopiStar]

Wir sind direkt (noch) nicht betroffen, im Freundeskreis sehe ich es aber schon sehr deutlich. Insbesondere durch die Anmeldung von Kurzarbeit und freiwilligen Lohnkürzungen, um die Firma zu retten. Ich wohne allerdings auch in einem Gebiet, in dem es Großbetriebe gab, deren Wegfall bzw. Krisen wirklich Städte betreffen und keine "Einzelschicksale" sind. Und es geht quer Beet, durch alle Bereiche und Positionen.

Und wirklich sicher kann sich kaum Jemand sein, ich blende es so weit als möglich aus aber gewisse Zukunftssorgen sind durchaus da, wenn ich ehrlich bin.

Ich habe mich kürzlich noch mit einer Freundin unterhalten, dass meine Generation sich da vielleicht auch sehr schwer tut : für uns ist es die erste Krise dieser Art und wir hatten dieses in die Hände spucken und von vorne anfangen noch nicht. Und man weiss nicht, wie man damit umgeht. Wenn man einen guten und komfortablen Lebensstandard gewöhnt ist.

Viele Grüße
Hopi

[miss made]

also, ich bin ja relativ unbefleckt, da ich ja noch nicht richtig beruflich tätig bin, aber im schuhgeschäft, in dem ich arbeite, läuft alles wie gehabt.da merkt man die wirtschaftskrise nicht.es gibt monate wie januar oder februar, da wird generell wenig gekauft, einerseits wegenden ganzen rechnungen zu beginn des jahres, andererseits haben die leute auch keinen bock mehr auf winterkollektion, aber sommerkollektion ist noch nicht zu kaufen.mit einzug der sommerkollektion war die bude wieder gerammelt voll. das ist bei uns eher so jahreszeit- und wetterabhängig, möcht ich meinen.

andererseits möcht ich mal bemängeln, dass ich den hype um die krise nicht so gut finde.ich bin zwar ein absoluter laie auf dem ökonomiegebiet, aber ich möchte doch meinen, wenn überall rumposaunt wird, es ist krise und die leute ihr geld wieder in den sparstrumpf tun, anstatt zu investieren und zu konsumieren, dann kann die krise nicht besser werden.deswegen würde ich mir von den medien ein bisschen mäßigung oder zumindest fundierte berichterstattung statt panikmache erwarten.

[Ella*]

Weder bei uns noch in unserem Freundeskreis ist jemand betroffen. BISHER. Ich weiss nicht, was kommt und ich hoffe natürlich, dass der Kelch an uns vorbei geht. Die Prognosen sind nicht so schlecht (für uns), aber eben auch nicht rosig.
Ansonsten muss sich wohl niemand als Loser fühlen, der seinen Job verloren hat und ich drücke allen Betroffenen hier die Daumen, dass Ihr bald wieder auf die Beine kommt.

Dennoch teile ich die Meinung von Dawn in Teilen. Es gab schon immer Mitarbeiter, die haben mies gearbeitet und Firmen, die haben schlecht gewirtschaftet. Beide trifft es in harten Zeiten eben. Tja so ist das. Aber den Schuh muss sich ja nun wirkilch nicht jeder anziehen und niemand sagt, dass es NUR die Schlechten erwischt.