Liebe Michaela,
ich missbrauche mal deine Antwort und schreibe darin direkt zurück weil ich mich leichter tue, direkt drauf einzugehen
Liebe witchy,
eine langjährige Ehe - auch ohne erschwerende Begleitumstände wie bei dir - ist sehr oft von üblen Phasen geprägt.
Richtig!
Ich habe mir jetzt deinen langen Bericht durchgelesen und meine ersten Gedanken waren : Wie müsst ihr euch doch langweilen! und Wie geht es Witchys Mann?
Ich langweile mich sehr. Mein Mann? Weiß ich nicht!
Ich glaube, du hast mal geschrieben, dass du im Rollstuhl sitzt, was deinen eigenen Bewegungs- und Wirkungskreis natürlich arg einschränkt. Stimmt ich sitze im Rollstuhl seit dem 25.05.80 auf Grund eines Motorradunfalles. Vor meinem Armbruch hat es mich nicht eingeschränkt.
Trotzdem glaube ich, anhand der Kommentare, die ich schon von dir gelesen habe, dass du eine sehr aufgeweckte, moderne Frau bist. DANKE! In dir steckt bestimmt viel Unternehmensgeist, Ideen, die du bestimmt mit deinem Mann zusammen umsetzten kannst, wenn ihr euch wieder ein bisserl zusammentut Da gehören immer zwei dazu.
Dein Mann: Es ist bestimmt sehr sehr hart für ihn, dich mittlerweile pflegen zu müssen. Ich meine dabei nicht die körperliche, sondern die psychische Seite. Nicht jeder Mensch ist dazu geschaffen, einen anderen pflegen zu können/wollen. Weißt du wirklich, was dabei in ihn vorgeht?
Eventuell ist es wirklich psychisch für ihn zu belastend, und deshalb zieht er sich von dir zurück. hast du mit ihm schonmal über diese, also seine, Situation gesprochen? Schau witchy, er ist nämlich in erster Linie dein Mann, nicht dein Pfleger!
Da ich gerade beim Wasserlassen mit ihm war habe ich ihn direkt gefragt, ob es ihn stört dass er dies jetzt machen muss. Seine Antwort "Nein". Belastet es dich denn, habe ich ihn dann gefragt "Nur das ich meistens vor 24 Uhr nicht ins Bett komme, alles andere nicht". Dazu muss ich sagen, dass er mich nicht abführen muss, da würde er "kotzen". Ist verständlich, da dies ja nicht jedermanns Sache ist. Bis vor Kurzem hat dies mein Bruder gemacht, da der MdK die Pflegestufe III abgelehnt hat, macht dies jetzt ein Pflegedienst.
Auch wenn du sagst, eine Pflegerin sei für dich unangenehm:
Wenn du eine Trennung "durchspielst", würdest du ja auch eine fremde Hilfe brauchen.
Da gebe ich dir vollkommen recht!
Du solltest genau überlegen, was DU willst: Eine funktionierende, nette Ehe - dafür aber evtl. Fremdpflege, evtl. nicht mehr so viel Geld für (unnütze) Dinge, ... und das Haus.. Ist ein Haus maßgeblich für Glück?
Das hat meine Therapeutin auch gesagt. Mein größtes Problem ist dabei, dass ich sehr spät ins Bett gehe und da kein Pflegedienst kommt. Wenn ich früher ins Bett ginge (haben wir schon probiert) muss ich gegen 4 Uhr Wasserlassen und ich muss irgendjemanden wecken. Das geht gar nicht.
ich finde es sehr gut, dass du schon massiv versucht hast, mit deinem Mann zu reden. lass nicht locker!
Baut euch mal einen neuen Zukunftsplan: Was willst du, was will er, was wollt ihr gemeinsam?
Und auch ganz wichtig: Was willst du nicht (mehr)? Und wo sind seine Wünsche, was will er eigentlich nicht?
Geht mal wieder gemeinsam spazieren, will er nicht ins Kino, kostet Geldf (sagt er) ladet Freunde ein kostet Geld (sagt er).. es gibt so viel, was gemeinsam Spaß macht. Erinnert euch daran, weshalb ihr geheiratet habt, was liebenswert und schön am Partner ist.
Mir ist bezüglich Heirat noch eingefallen, dass es damals so war. Ich hatte eine Eigentumswohnung und mein Mann sagte "Ich habe hier nix zu tun, bei Gerti (erste Frau) hab ich wenigstens was am Haus machen können". Dieser Satz viel öfters. Irgendwann sagte ich gut, wenn wir bauen, dann müssen wir heiraten und ich wünsche mir, dass du mir Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit gibst. Mittlerweile weiß ich, dass man solche Forderungen nicht stellen kann, weil es nicht funktioniert. Ich wollte übrigens auch mal Kinder, also muss ich wohl auch Liebe empfunden haben. Mittlerweile bin ich froh, dass wir keine haben. Ich sehe ja wie selten er seine aus der ersten Ehe sieht bzw. eingefordert hat (das habe immer ich gemacht!).
Degradiere dich nicht zum Pflegefall - und ihn nicht zum Pfleger! Das sind nicht eure Jobs.
Das hat meine Therapeutin auch gesagt und ich gebe euch beiden da vollkommen recht. Es ist aber nicht so einfach, wie man vielleicht denken mag.
LG
Michaela
Danke liebe Michaela für deine lieben und ehrlichen Worte!
♥ ♥
Bevor Du urteilen willst über mich oder mein Leben,
ziehe Dir meine Schuhe an und laufe meine Wege,
durchlaufe die Straßen, Berge und Täler,
fühle die Trauer, erlebe den Schmerz und die Freude,
durchlaufe die Jahre, die ich ging, stolpere über jeden Stein über den ich gestolpert bin,
stehe immer wieder auf und gehe genau die selbe Strecke weiter… genau wie ich es tat.
Und erst dann, aber erst dann kannst du über mich urteilen! (Autor unbekannt)
♥ ♥