Wenn ein Freund gestorben ist

[Steffi]

Gerade habe ich auf der Stayfriends-Seite hinter einem meiner "Kontakte" ein Kruzifix entdeckt.
Wir kannten uns nicht von der Schule, sondern von der Arbeit, aber das immerhin auch schon seit 15 Jahren.
Wir waren locker befreundet, aber der Mann hatte ein Alkoholproblem, schon lange, und ist deswegen auch aus unserer Firma geflogen (2 Entziehungskuren waren ihm schon gewährt worden).
Alle Vierteljahr hatten wir mal Kontakt, zuletzt immer nur per Mail, aber ich konnte mich drauf verlassen, wenn ich ihn anschrieb, schrieb er sofort zurück. Schien sonst auch irgendwie keine Freunde zu haben.
Das letzte Mal hatte ich vor etwa einem Jahr von ihm etwas gehört, danach brach der Kontakt ab. Ich hab dann mal angerufen, Handy und Festnetz, schon letzten Herbst, die Anschlüsse gab es nicht mehr, Emails kamen unzustellbar zurück. Als ich Weihnachten in Berlin war, bin ich an seiner Wohnung vorbeigefahren - dort stand ein anderer Name dran.
Wegen der vielen Alkoholrückfälle hatte ich schon die Vermutung:
Geschlossene Abteilung, Knast oder - tot.
Die schlimmste Befürchtung hat sich nun bewahrheitet und ich bin einigermaßen schockiert. Er wäre letzten Samstag 43 Jahre alt geworden.
Ich weiß nicht, wann er gestorben ist und auch nicht woran und wo er begraben ist. Könnte die Eltern anrufen (stehen im Telefonbuch), traue mich aber nicht, kenne die gar nicht. Komische Situation
Wollt ich nur mal hier loswerden....

[VuittonVictim]

Hallo Steffi,

das tut mir echt leid!

Hast mein tiefstes Mitgefühl.

Find eigentlich nur ich es komisch, dass da Kruzifixe verwendet werden?

[Blondfrapperl]

..... Könnte die Eltern anrufen (stehen im Telefonbuch), traue mich aber nicht, kenne die gar nicht. Komische Situation....

Das ist natürlich nicht einfach. So wie Du seine Lebensumstände beschreibst kann ich mir vorstellen, dass es die Eltern angenehm berührt,
wenn sie Anteilnahme erfahren und wissen, dass nicht nur sie um ihren Sohn trauern.

[sunshine lady]

Das ist natürlich keine schöne Situation für dich

Hattest du denn mit seinen Eltern je Kontakt? Also wissen sie, wer du bist? Ich weiß nicht ob ich es an deiner Stelle könnte, aber ich finde es eine gute Idee, sie anzurufen.

[Klaraverstand]

Finde ich sehr schön, dass es hier auch noch Menschen gibt, die sich um andere Gedanken machen.
Wie von Blondfrapperl schon geschrieben, vllt. tröstet es die Eltern sogar, zu wissen, dass ihr Sohn auch Menschen kannte, die mit einem Stück Traurigkeit an ihn denken.
Also,wenn es Dir ein Bedürfnis ist, mache es einfach. Mitgefühl hat noch niemanden geschadet.

[Steffi]

Das Komische ist ja, dass ich mich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken getragen habe, einfach bei den Eltern anzurufen. Bloß was hätte ich gesagt? Ich wusste ja nicht, wo er steckt bzw. hatte nur eine Ahnung. Nun hab ich wenigstens einen "Aufhänger " (toll).
Danke für euren Rat, ich werds mal in Angriff nehmen.
Ob die Eltern wissen, wer ich bin, weiß ich nicht, aber als befreundete ehemalige Kollegin kann ich mich doch bestimmt vorstellen.

[Heather]

Bei so etwas fällt mir immer diese Parzival-Geschichte ein: wenn ich es recht erinnere, kommt er nicht an den heiligen Gral, weil er den König Amfortas nicht fragen kann/will, was ihm fehlt, obwohl dieser offensichtlich krank ist/im Sterben liegt.

Wie Klaraverstand sagt, Mitgefühl hat noch nie geschadet, ich würde auch die Eltern kontaktieren.

[Andrea72]

Finde ich sehr schön, dass es hier auch noch Menschen gibt, die sich um andere Gedanken machen.
Wie von Blondfrapperl schon geschrieben, vllt. tröstet es die Eltern sogar, zu wissen, dass ihr Sohn auch Menschen kannte, die mit einem Stück Traurigkeit an ihn denken.
Also,wenn es Dir ein Bedürfnis ist, mache es einfach. Mitgefühl hat noch niemanden geschadet.

Das unterschreibe ich. Die Eltern meines verstorbenen Freundes freuen sich auch sehr darüber und sie sagen, dass es ihnen auch hilft.