Mitarbeiterin schuftet sich zu Tode

[Dawn13]

Ich hab' den Eindruck, dass manche es auch wirklich total "cool" finden, dass sie in der Firma anscheinend so sehr gebraucht werden, dass sie extrem viele Überstunden machen müssen.. und keine Zeit mehr für andere Dinge haben. ("ich hab' keine Zeit zu lesen!" *schulterklopf*) Wie heißt es bei den Beratern so schön, alle die nur 40h arbeiten sind "Minderleister". *brech*

Wenn ich Chef wäre, würde ich die Leute abends eher rauswerfen..
Was nützen einem Mitarbeiter die ihre Gesundheit ruinieren (oder unproduktiv sind) ?
Armselig, dass so viele Firmen meinen, ihre Mitarbeiter so arbeiten lassen zu müssen. Klar, wenn's total brennt müssen alle ran, aber doch nicht dauerhaft..? Skrupel scheinen viele in der Wirtschaft auch nicht mehr zu haben..

Es gibt einfach tatsächlich welche, die so viel arbeiten MÜSSEN, egal ob sie wollen oder nicht. In Zeiten, in denen wenig Personal eingestellt wird, die Arbeit aber nicht weniger wird, ist das nur mässig verwunderlich. Nicht jeder Chef hat a) die Kompetenz und b) das Interesse, seine MA abends rauszuhaben. Manche sind sich kein Stück bewusst, was für ein Druck in gewissen Unternehmen herrscht. Da ist nix mit lockerflockig und mir-doch-scheissegal-ich-geh-aus-Prinzip-um-fünf-heim-Getue. Das muss einem nicht gefallen, richtig - dann soll man halt nicht in einem entsprechenden Unternehmen arbeiten. Aber die, die es tun, wissen oftmals, was auf sie zukommt und das ist dann was ganz anderes als eine Selbstdarstellerei, weil es so supercool ist, nen Haufen Überstunden anzusammeln. Ganz bestimmt gibt es mehr als genug, die das, nun eben, cool finden und Stress ist heute ja eine gerngesehene Modekrankheit. Manche haben ihn aber halt tatsächlich. Ausserdem ist es auch eine Frage der Prioritäten. Wer die Möglichkeit UND das Interesse hat, viele Extraprojekte anzunehmen, warum sollte er es nicht tun? Der will halt vielleicht weiterkommen und ist durchaus bereit, dafür viel zu opfern und übermässig viel zu arbeiten. Andere wollen das halt nicht - das ist genauso gut, nur müssen die dann nicht das Gefühl haben, auf die anderen runterschauen zu müssen, weil der Stress ja angeblich eh gefakt ist.

[Glossy]

Das muss einem nicht gefallen, richtig - dann soll man halt nicht in einem entsprechenden Unternehmen arbeiten.

Ich finde, dann sollte eher die jeweilige Führungskraft nicht mehr in diesem Unternehmen arbeiten. Ich rede jetzt nicht davon, dass eine gute Führungskraft ihre Mitarbeiter um 5 nach Hause schickt. Aber wenn ich als Führungskraft nicht erkenne, dass mein Team überlastet ist und seit Monaten auf 180% läuft und ich nichts dagegen unternehme, dann habe ich meinen Job falsch verstanden.

Ich arbeite auch in einer Firma, wo jedesmal zum Quartalsende der Druck von oben so hoch wird, dann alle auf dem Zahnfleisch gehen. Aber wenn bei mir nicht mehr geht, dann geht eben nicht mehr - und das sage ich dann auch so.

[Dawn13]

Ich finde, dann sollte eher die jeweilige Führungskraft nicht mehr in diesem Unternehmen arbeiten.

Dann kannst du jeweils die ganz oberste Führungsspanne ersetzen und das wird nie passieren Der einzelne Mini-Pseudo-Teamleader ist selten das Problem bzw. die Ursache.

[hibernating]

Ich glaube aber, wenn du so eine Statistik in anderen großen Unternehmen (VW, Bayer, what ever) in Deutschland aufstellen würdest, dann käme ziemlich genau das gleiche Ergebnis raus.

aber normal kann das nicht sein, oder?

[deelite]

ich habe in der letzten Zeit die beiden Extreme kennen gelernt...

meine alte Firma, in der die Üs auch normal, selbstverständlich und natürlich unvergütet in irgendwelcher Form waren und ich viele Leute erschreckend schnell altern gesehen habe und ein älterer Mann ausgelutscht und bis zum Geht-Nicht-Mehr fertig gemacht wurde.
Der sitzt immer noch dort, dünn, fast durchsichtig, grau im Gesicht, geht täglich mit einer Scheißangst zur Arbeit, weil er in seinem Alter wahrscheinlich keinen Job mehr findet und völlig eingeschüchtert ist.
Als letztes Jahr irgendetwas um ein paar Prozente angehoben wurde (weiß nicht mehr, war es die KK?), meinte er, das muss er dann am Essen einsparen (hat eine Familie zu ernähren von weniger Geld, als ich dort verdient habe)
ich war mit diesem Mann ein wenig befreundet, wir haben uns gegenseitig bei der Arbeit geholfen, ich und auch viele andere haben versucht, ihm zu helfen, sich mal zur Wehr zu setzen etc., das hat leider alles nichts genützt.

Jetzt bin ich im anderen Extrem gelandet - im puren Luxus, wo die meisten außer den Führungskräften und einigen anderen "Positionen" immer pünktlich Feierabend machen, Üs abgefeiert werden und man mit Goodies überhäuft wird. Und wo selbst die einfachsten Arbeiten SEHR gut bezahlt werden.

Da macht es mich dann sauer, wenn einige Kollegen meinen, sie müssten auch noch das letzte aus der Firma rauspressen, weil es ihnen ja schließlich zusteht, unternehmerisches Denken und Kostenbewusstsein = 0
Zum Glück sind in meiner direkten Peripherie nur wenige so extrem eingestellt, ich finde, man sollte einem solchen Arbeitgeber auch mal ein bisschen Dankbarkeit und großen Einsatz entgegenbringen.

[blubber]

aber normal kann das nicht sein, oder?

eben. und außerdem rechtfertigt es doch diese Selbstmorde nicht

ich bleibe dabei, ich finde es erschreckend.

[miss made]

aber normal kann das nicht sein, oder?

naja, aber wenn man es tatsächlich in das verhältnis zu der selbstmordrate der gesamtbevölkerung setzt, ist es "normal".

[kadsana]

....
Da macht es mich dann sauer, wenn einige Kollegen meinen, sie müssten auch noch das letzte aus der Firma rauspressen, weil es ihnen ja schließlich zusteht, unternehmerisches Denken und Kostenbewusstsein = 0
Zum Glück sind in meiner direkten Peripherie nur wenige so extrem eingestellt, ich finde, man sollte einem solchen Arbeitgeber auch mal ein bisschen Dankbarkeit und großen Einsatz entgegenbringen.

Genau so.

Wegen der France Telecom: keine Ahnung was da los ist - aber finde ich auch eher bedenklich, wenn das in einem Unternehmen in so einer kurzen Zeit geschieht.

[Medha]

Selbstmorde in einer bestimmten Gruppe ziehen meist weitere nach sich, das ist das Konzept der Sozialen Bewährtheit bzw. bei Selbstmorden speziell auch als Werther Effekt bekannt. Deswegen halten sich die meisten Medien auch bei der Berichterstattung über Selbsttötungen extrem zurück.

[ballerinas]

erschreckend