@ chipsy: Die beiden Gedichte gefallen mir sehr! "Am Strande" berührt mich total und bei "Meer" bekomme ich sofort wieder Sehnsucht!
Fände es schön, wenn dieser Thread immer mal wieder auflebt...
Jörn Pfennig
DÜRFEN,MÜSSEN,SOLLEN
Daß du mir fehlst
macht mir mehrere Probleme:
Erstens,
daß du mir
nicht fehlen
solltest.
Zweitens,
daß du mir
nicht fehlen
müßtest.
Drittens,
daß du mir
nicht fehlen
dürftest.
Viertens,
daß du mir
fehlst.
Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.
@ chipsy: Die beiden Gedichte gefallen mir sehr! "Am Strande" berührt mich total und bei "Meer" bekomme ich sofort wieder Sehnsucht!
Fände es schön, wenn dieser Thread immer mal wieder auflebt...
Blatt im Wind (Mascha Kaléko)
Laß mich das Pochen deines Herzens spüren,
Daß ich nicht höre, wie das meine schlägt.
Tu vor mir auf all die geheimen Türen,
Da sich ein Riegel vor die meinen legt.
Ich kann es, Liebster, nicht im Wort bekennen,
Und meine Tränen bleiben ungeweint,
Die Macht, die uns von Anbeginn vereint,
Wird uns am letzten aller Tage trennen.
All meinen Schmerz ertränke ich in Küssen.
All mein Geheimnis trag ich wie ein Kind.
Ich bin ein Blatt, zu früh vom Baum gerissen.
Ob alle Liebenden so einsam sind?
Vergiss die Liebe nicht!
Schauder (Christian Morgenstern)
Jetzt bist du da, dann bist du dort.
Jetzt bist du nah, dann bist du fort.
Kannst du's fassen? Und über eine Zeit
gehen wir beide die Ewigkeit
dahin - dorthin. Und was blieb? ...
Komm, schließ die Augen, und hab' mich lieb!
Vergiss die Liebe nicht!
Ich bin ja, als Germanistin, quasi lyrik-vorbelastet. Ich mag auch viele englische Stücke sehr gern, dann Hesse, Brecht, Rilke, Heine, einige Expressionisten, die Romantiker nicht so gern (sülz, trief) und die "Klassiker".
Ich mag gern "Erinnerung an die Marie A.", obwohl das ja schon irgendwie "abgegriffen" ist..
1
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
2
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei.
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst.
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: ich küßte es dereinst.
3
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke dagewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
"Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."
Achso, und was ich immer wieder nett finde: Heines Sicht auf die Romantiker.
Das Fräulein stand am Meere
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
"Mein Fräulein! Sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."
"Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."
Wilhelm Busch
Schein und Sein
Mein Kind, es sind allhier die Dinge,
Gleichwohl, ob große, ob geringe,
Im wesentlichen so verpackt,
Daß man sie nicht wie Nüsse knackt.
Wie wolltest du dich unterwinden,
Kurzweg die Menschen zu ergründen.
Du kennst sie nur von außenwärts.
Du siehst die Weste, nicht das Herz.
Beruhigt
Zwei mal zwei gleich vier ist Wahrheit.
Schade, daß sie leicht und leer ist,
Denn ich wollte lieber Klarheit
Über das, was voll und schwer ist.
Emsig sucht ich aufzufinden,
Was im tiefsten Grunde wurzelt,
Lief umher nach allen Winden
Und bin oft dabei gepurzelt.
Endlich baut ich eine Hütte.
Still nun zwischen ihren Wänden
Sitz ich in der Welten Mitte,
Unbekümmert um die Enden.
“These are used emotions. Time to trade them in. Memories were meant to fade, Lenny.”
— Mace, Strange Days
rosa-hellblau-falle.de
Dieses Gedicht treibt mir immer wieder kalte Schauer über den Rücken:
Antigonish
Yesterday, upon the stair,
I met a man who wasn’t there
He wasn’t there again today
I wish, I wish he’d go away...
When I came home last night at three
The man was waiting there for me
But when I looked around the hall
I couldn’t see him there at all!
Go away, go away, don’t you come back any more!
Go away, go away, and please don’t slam the door...
Last night I saw upon the stair
A little man who wasn’t there
He wasn’t there again today
Oh, how I wish he’d go away
Hugh Mearns
"Es gibt Windhunde und es gibt Möpse. Und ich werde nunmal in diesem Leben kein Windhund mehr."
Im Zechenwald
Im Zechenwald
- die Invaliden sahen zu -
hingen wir Kinder mal Nistkästen auf
die hatten wir in der Schule gebaut
aus festem Holz genau nach Maß
für Höhlenbrüter
sogar für Käuze
Im Zechenwald
brüten keine Käuze mehr
da stehen Bänke, gehen breite Wege
schnurgerade mit einer Packlage Schotter
teilen sie den Wald in kleine Karrees
für Spaziergänger
für die Invaliden
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24. Dezember, nachmittags
Grauhaarig
im Kostüm
zwei Taschen
voller Kuchen
schon am Arm
steht sie da
wartet darauf
in den BMW
des jungen Ehepaares
einzusteigen
die Feiertage
in dessen Wohnung
zu verbringen
Die junge Frau
zu ihrem Bruder:
Nächstes Mal
nehmt ihr sie aber
[RIGHT]Gerd Puls
Hinterm Haus
Gedichte vom Rand
der großen Städte
[/RIGHT]