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Thema: LyrikliebhaberInnen unter uns?

  1. #41
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    sooooo schöööönnnn.

    Das ist der schönste Thread des Jahres - ganz grandios.

  2. #42
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    [LEFT][FONT=Arial]
    Wie jede Blüte welkt
    und jede Jugend dem Alter weicht,
    blüht jede Lebensstufe,
    blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
    [/FONT][/LEFT]
    [FONT=Arial][LEFT]
    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
    bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    in and're, neue Bindungen zu geben.

    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    an keinem wie an einer Heimat hängen,
    der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    und traulich eingewohnt,
    so droht Erschlaffen!

    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    uns neuen Räumen jung entgegen senden:
    des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.

    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

    (Hermann Hesse)
    [/LEFT]
    [/FONT]

  3. #43
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    In Sand geschrieben

    Daß das Schöne und Berückende
    Nur ein Hauch und Schauer sei,
    Daß das Köstliche, Entzückende,
    Holde ohne Dauer sei:
    Wolke, Blume, Seifenblase,
    Feuerwerk und Kinderlachen,
    Frauenblick im Spiegelglase
    Und viel andre wunderbare Sachen,
    Daß sie, kaum entdeckt, vergehen,
    Nur von Augenblickes Dauer,
    Nur ein Duft und Windeswehen,
    Ach, wir wissen es mit Trauer.
    Und das Dauerhafte, Starre
    Ist uns nicht so innig teuer:
    Edelstein mit kühlem Feuer,
    Glänzendschwere Goldesbarre;
    Selbst die Sterne, nicht zu zählen,
    Bleiben fern und fremd, sie gleichen
    Uns Vergänglichen nicht, erreichen
    Nicht das Innerste der Seelen.
    Nein, es scheint das innigst Schöne,
    Liebenswerte dem Verderben
    Zugeneigt, stets nah am Sterben,
    Und das Köstlichste: die Töne
    Der Musik, die im Entstehen
    Schon enteilen, schon vergehen,
    Sind nur Wehen, Strömen, Jagen
    Und umweht von leiser Trauer,
    Denn auch nicht auf Herzschlags Dauer
    Lassen sie sich halten, bannen;
    Ton um Ton, kaum angeschlagen,
    Schwindet schon und rinnt von dannen.
    So ist unser Herz dem Flüchtigen,
    Ist dem Fließenden, dem Leben
    Treu und brüderlich ergeben,
    Nicht dem Festen, Dauertüchtigen.
    Bald ermüdet uns das Bleibende,
    Fels und Sternwelt und Juwelen,
    Uns in ewigem Wandel treibende
    Wind- und Seifenblasenseelen,
    Zeitvermählte, Dauerlose,
    Denen Tau am Blatt der Rose,
    Denen eines Vogels Werben,
    Eines Wolkenspieles Sterben,
    Schneegeflimmer, Regenbogen,
    Falter, schon hinweggeflogen,
    Denen eines Lachens Läuten,
    Das uns im Vorübergehen
    Kaum gestreift, ein Fest bedeuten
    Oder wehtun kann. Wir lieben,
    Was uns gleich ist, und verstehen,
    Was der Wind in Sand geschrieben.

    Hermann Hesse

  4. #44
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    Oh, "Stufen". So wunderbar und trostspendend. Aber auch herausfordernd-auffordernd. Mit diesem Gedicht (so bekannt und "abgenudelt" es evtl. auch ist) verbinde ich sehr viel.

    Ich komme heute leider nicht mehr zum posten, bin gerade nach Hause gekommen und müde. Aber morgen werde ich noch meinen Beitrag dazu leisten

  5. #45
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    Zitat Zitat von kadsana Beitrag anzeigen
    sooooo schöööönnnn.

    Das ist der schönste Thread des Jahres - ganz grandios.
    Absolut! Danke für diesen Thread Katinka.
    Warum sind wir eigentlich nicht früher darauf gekommen?

  6. #46
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    Gewonnen - Theodor Fontane


    Ich schaute einst im Traume
    Zwei Äuglein, klar und schön,
    Die waren wie die Sterne
    So lieblich anzusehn.

    Ich küßte auch zwei Lippen,
    In Morgenrot getaucht,
    Die waren wie die Rosen,
    Von Anmut überhaucht.

    Ich hörte eine Stimme,
    Von silberhellem Klang,
    Die zitternd mir zum Ohre
    Und wohl noch tiefer drang.

    Was schon in luftgen Träumen
    Mein trunknes Herz erschaut,
    Sie, die im Traum ich liebte -
    Ward heute meine Braut! -

    Die Augen wie die Sterne,
    Die seien nun begrüßt,
    Die Lippen wie die Rosen,
    Die seien nun geküßt;

    Und Worte wie die Lieder
    Erlausche Herz und Sinn,
    In Worten kling' es wieder
    Wie glücklich heut ich bin.

  7. #47
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    Meine Braut - Theodor Fontane

    Wenn der Tag zur Ruh' gegangen,
    Und des Abends Dämmrung graut,
    Naht, mich liebend zu umfangen,
    Meine heißersehnte Braut.

    Aus der Hülle schwarzer Schleier
    Mir allein ihr Antlitz lacht,
    Himmlischer als sich ein Freier
    Die Geliebte je gedacht.

    Rein das Herz -gleich Glockentönen -
    Trägt ihr Haupt den keuschen Mond
    Würdger, als er auf der schönen
    Stirne der Diana thront.

    Millionen Diamanten
    Schmücken ihr das Rabenhaar,
    Unermüdliche Trabanten
    Bilden ihre Dienerschar;

    Und an ihrem Busen hauch' ich
    Aus mein Weh und Herzeleid,
    Denn aus ihren Küssen saug' ich
    Mir der Dichtung Seligkeit.

  8. #48
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    Und es fehlt noch der wunderbare Theodor Storm

    Dämmerstunde


    Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen -
    Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
    Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
    Und stiller ward es zwischen mir und dir;
    Bis unsre Augen ineinandersanken
    Und wir berauscht der Seele Atem tranken.

  9. #49
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    Blondie, das habe ich mich auch gefragt. Ich hätte auch geschworen, dass wir sowas schon haben und habe auf die Schelte a la "Maaaan, benutz doch mal die Suche!" gewartet (Was ich ja getan hatte, aber manchmal verschluckt die gerne mal Threads).

    Aber nun ist der Austausch ja rege im Gange, was mich sehr freut.

    Ich habe mit 12 Jahren angefangen in einem kleinen Büchlein Gedichte zu sammeln, die mir gefallen. Das habe ich heute noch. Da werde ich morgen mal reinschauen.


    Ooooh Blondie, das letzte Gedicht ist ja wunderbar*schmelz*

  10. #50
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    Und noch eines meiner Lieblingsgedichte von Novalis:

    IHR HERZ UND KUSS

    Mir wirds so weit im Busen drin,
    So offen, hehr und frei,
    Nie wars so hell in meinem Sinn
    Und meiner Phantasei;

    Mir glüht die Wange und die Stirn,
    Mir schmückt der Himmel sich,
    Und süßer dünkt der Weste Girrn
    In jenen Eichen mich;

    Um mich tanzt Blumentrift und Flur,
    Und jedes Hälmchen lacht,
    Und seliger blüht die Natur
    Mir in der Frühlingstracht.

    Der Mond, der dort voll Freundlichkeit
    Sich sonnt, so hell und klar,
    Ist mir noch eins so lieber heut,
    Als er mir sonst wohl war.

    Ha! wie sich schnell mein Rosenblut
    Durch alle Adern rafft;
    Wie jede Fiber schwellt von Mut
    Und niegefühlter Kraft.

    Doch weißt du, Freund, woher, woher?
    Der Wonne Überfluß?
    Sie gab mir heut von ohngefähr
    Ihr Herz und einen Kuß.

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