Das-häßliche-Entlein-Syndrom

[Aura]

Liebe Gemeinde,

im Allgemeinen leide ich nicht an einem Mangel an Selbstbewusstsein, musste aber dennoch am gestrigen Tage folgende unerfreuliche Erfahrung machen:

der Sonntag ist ein Wochentag, der bei mir bei trockenem Wetter mit einer Outdoor-Aktivität verbunden ist, die zwar zeitintensiv ist, aber weder besonders harten Einsatzes noch besonderer Anstrengungen bedarf.

Frau geht also "normal gestylt" und froher Dinge hin.
Und kommt irgendwann zerzaust und immer noch froher Dinge zurück.

So weit zum Setting.

Gestern aber hatten wir uns nach getaner Outdoor-Aktivität mit Bekannten getroffen, die sozusagen frisch aus der Styling-Garage dazu kamen und ich fühlte mich angesichts der Eleganz und frisch gepinselten Gesichter irgendwie ... langweilig, hausbacken und abgekämpft.

Ich möchte um kein Geld der Welt mit denen tauschen und meine Aktivität gegen Stunden vor dem Spiegel eintauschen und tief in meinem Herzelein wusste ich ja auch trotzdem noch, dass ich mich vermutlich schlechter fühle als ich ausseh - aber: kennt Ihr das auch?

Dieses innere Schrumpfen und der unweigerlich damit verbundene Entschluss, unbedingt wieder mehr Produkte nicht nur zu kaufen, sondern auch zu benutzen und sich echt mal wieder aufzudonnern?

Eure heute total verrückte Aura

[HopiStar]

Hallo Aura,

mir geht es eher andersrum. Unsere besten Freunde, mit denen wir viel gemeinsam haben und machen, auf jeden Fall die Frau davon ist immer völlig ungeschminkt und unfrisiert, geht nie zum Friseur, nie zur Kosmetikerin. Okay, ich denke mir zwar meistens, bitte, bitte lass mich Dich stylen aber andersrum denke ich mir auch, wow, was bin ich eine Tussi (geworden)

Viele Grüße
Hopi

[nina2704]

ja, das kenne ich auch.

Generell ist mein Selbstvertrauen ganz in Ordnung - obwohl ich lange daran arbeiten musste...

Dieses speziell von dir beschriebene Gefühl überkommt mich oft neben meiner Schwester. Sie neigt dazu sich, im Gegensatz zu mir, auch im Alltag stärker zu schminken und manchmal komme ich mir neben ihr mir Concealer, Puder und Wimperntusche vor als wäre ich völlig deplatziert und hässlich. dumm eingentlich


Schön geschminkt und aufgebrezelt fühle ich mich dann wieder "ebenbürtig"
Das kann wohl daran liegen das meine Oma als ich noch ein Kind war immer sagte, deine Schwester ist schön, du bist dafür wenigstens gscheid.... was aber nicht bedeutet das meine Schwester dumm wäre oder so, nur um das klar zu stellen
Da sieht man mal was man mit solchen Aussagen bei Kinden ausrichten kann, sowas kann sehr lange Auswirkungen haben...


LG/Nina

[Exuser66]

Ich bin auch zwischen diesen beiden Extremen hin und her gerissen. Wie Hopi fühle ich mich bei manchen unserer Freunde als die letzte Tusse, die nichts anderes in der Birne hat als ihr Äußeres, wir haben aber auch derart teuer und aufwändig gestylte Bekannte, die scheints ihren Friseur jeden Tag dahaben, dass ich mir dann auch vorkomme wie die Stiefschwester. Ich sage mir dann immer, dass dann ja noch alles in Ordnung ist, solang ich beides erlebe.

[Datura]

Während meines Studiums war ich das häßliche Entlein, das Mauerblümchen, obwohl immer geschminkt und zurechtgemacht. Viele junge Frauen verbringen anscheinend jeden Tag stundenlang mit der Zusammenstellung ihrer Kleidung, mit dem Haarstyling und dem Make-up. Das wäre mir dann doch zu viel.

Jetzt an meinem Arbeitsplatz (KiTa) ist Wimperntusche die Obergrenze, was meine Kolleginen in ihr Gesicht pinseln. Da komme ich mir schon manchmal albern vor, wenn ich morgens über Lidschattenkombinationen nachdenke. Mich sehen eh bloß die Kinder und die Kolleginnen.
Andererseits meinte vor einiger Zeit eine Dreijährige zu mir: "du bist so söööön". Da hatte ich BB Geleyeliner getragen.

Ich versuche einen Mittelweg. Ich glaube, meine Kolleginnen sehen mich als Tussi, aber was solls. Ich bin jung und will eben möglichst immer gut ausehen.

[gesa1974]

Frau geht also "normal gestylt" und froher Dinge hin.
Und kommt irgendwann zerzaust und immer noch froher Dinge zurück.

Ich kenne diese Situation in einem anderen Zusammenhang. Und zwar bin ich ganztags berufstätig, habe im Freundes- und Bekanntenkreis aber auch viele Frauen, die nur halbtags arbeiten, Hausfrau oder einfach Lebenfrau sind, oder aber auch Lehrerinnen, die eher Feierabend haben als ich.
Nun gibt es regelmäßig Verabredungen, Termine oder Feiern, zu denen ich erst nach Feierabend erscheine, also direkt aus dem Büro aus hinfahre. Und da fühle ich mich regelmäßig wie ein abgekämpftes, ungestyltes Entlein.
Die anderen Damen hatten zuhause noch viel Zeit sich frisch zu machen, nett anzuziehen und zu schminken. Ich dagegen komme im Bürolook, Make Up und Frisur nicht mehr taufrisch. Klamotten etwas zerknittert oder im schlimmsten Fall mit Kaffee- oder Kugelschreibernflecken

[Aura]

Das verrückte ist: es ist doch nur ein Gefühl.
Intellektuell weiß man ja irgendwie schon, wo man sich im Gesamtkontext einzusortieren hat und selbst wenn man mal etwas weniger macht und nur unglamouröser aussieht als der Rest, muss man nicht gleich alles in Frage stellen.

Was mir auch nicht gelungen ist: mich sozusagen an den Rand des Geschehens zu stellen und von außen auf die Runde zu schauen, um etwas mehr Objektivität zu erlangen.

Ob z.B. Nora Tschirner dieses Gefühl kennt? Sie ist für mich der Inbegriff von "ungestylt" und trotzdem schön. Aber ich weiß auch, dass ich in ihrem Nicht-Styling immer das Enten-Gefühl hätte.

[Karin]

Hallo,

zählt die Frage auch figurtechnisch? Mit meiner Figur fühl ich mich immer als hässliches Entlein, obwohl meine Figur nicht wirklich schlecht ist und ich Kleidergröße 36 trage, finde ich immer, dass die andere eine bessere Figur haben als ich ....

[Aura]

Auch das zählt.

Noch so eine Beobachtung: ich habe einen Schwarz-Weiß-Tick bei Kleidung. Und finde den auch normalerweise toll (klar).

Aber an den Enten-Tagen schaue ich neidvoll und verstört auf schreiend bunte T-Shirts.

[Karin]

@ Aura

so geht es mir auch. ich mag eigentlich nur unifarbene klamotten und ich finde, bei anderen sieht bunt immer so toll aus und an mir einfach nur langweilig, blöd und bescheiden ...