Wenn Ihr Hartz 4...

[caroline]

Ja, ich weiss schon was ihr meint. Trotzdem muss man mit solchen Schlussfolgerungen aufpassen.

Mann kann mit sehr wenig Geld gut und vernünftig essen. Das ist absolut kein Problem und fast ohne Einschränkungen machbar.

Freundschaften lassen sich auch budgetgerecht pflegen.

Dito Sport. Da muss man sich natürlich anpassen und nicht ins teure Fitnessstudio gehen. Joggen kostet ausser ein paar guten Schuhen nichts, genau so Schwimmen, Radfahren, Stretching, Gymnastik....

Kleider muss man vernünftig einkaufen.
Beauty geht auch in günstig.

Mit dem Rauchen aufhören.

Restaurantbesuche liegen wohl kaum mehr drin, genau so Hotels/Ferien/Reisen.

Ansonsten denke ich dass man relativ normal am sozialen Geschehen teilnehmen kann.

[Beautybuendel]

Entschuldigt die Frage: Hat hier schon mal eine von Euch Hartz4 bekommen?

Ich kenne es und kann sagen: Nein - es ist kein normales Leben möglich. Nicht das, was ich darunter verstehe. Und wenn ich hier lese "es muss kein teures Fitnessstudio sein" - da kann nicht mal ein Gedanke dran verschwendet werden und wird auch nicht (selbst Mc Fit ist nicht möglich mMn)! "fürs Joggen braucht man ein paar Schuhe" - die kosten nix??? Das ist eine zusätzliche Ausgabe (selbst wenn es nur 30 Euro sind) die an anderer Stelle fehlt!

[Ilmarie]

Naja, wir beurteilen ja jetzt, wie es wäre, wenn wir in Hartz IV abrutschen würden.
Ich schätze mal uns geht es hier allen mehr oder weniger gut auf gehobenem Niveau.
Das heißt wir haben einen Grundstock mit dem wir versorgt sind.

Genau das ist aber oftmals der Knackpunkt bei Hartz IV Empfängern.
Da ist vorher nie ein gewisser Grundstock an hochwertigen Dingen angeschafft worden, so dass man bei weniger geld erstmal nichts nachkaufen muss.
So ist da zumindest meine Erfahrung.

[caroline]

ich meinte mit teuer eher, dass es KEIN Fitnesstudio sein muss. Resp. keines in Frage kommt.

Dann spart man eben auf diese Schuhe, von mir aus drei Monate lang. Dann passt das und kann sicher zwei Jahre damit joggen, sofern man nicht täglich 20 km läuft.

[Thea]

Ich war noch nie auf Hartz4, kann es mir aber gut vorstellen, dass es auf Dauer (länger als ein halbes Jahr) wirklich keinen Spaß macht *achtung ironie*

Mir persönlich würde es jetzt nicht viel ausmachen: Ich gehe kaum aus, Sport mache ich nicht, mit Kosmetika und anderen Kram bin ich für Jahre versorgt, Kleidung brauche ich auch nicht. Schuhe kaufe ich sowieso nur 2 Paar im Jahr. Also für mich persönlich bin ich sehr genügsam denke ich mal. Luxusartikel wie Louis-Vuitton-Taschen habe ich noch nie gebraucht und denke nicht dass ich im hohen Alter nochmal damit anfange

CD´s, neue Bücher, Illustrierte, Spiele, Filme oder Videos bekomme ich alles kostenlos in unserer Bücherei....
Also ich wüsste jetzt nicht wo "ich" mich jetzt so richtig einschränken müsste *denk*

[Exuser 17]

Alles unkritisch für den, der sowieso nicht ins Fitness-Studio gegangen ist, für den, der seit 15 Jahren geht aber durchaus.

Das ist für mich der Knackpunkt - von welcher Warte aus gerate ich in Hartz4.

Der, der aus guten Verhältnissen hinein rutscht, hat natürlich ein dickeres Polster an Sachwerten und ist nicht direkt auf Neu-/Ersatzanschaffung angewiesen, die mit dem Hartz4-Satz kaum möglich sind und insoweit einen Vorteil. Allerdings hat der ein größeres Problem mit der Umstellung des Gewohnten.

Ich meine - wenn ich jahrelang in besagtes Fitness-Studio gehe, jahrelang ein Abo im Schauspielhaus hatte, Mittelbalkon mit guter Sicht, dann tröstet die Tatsache, dass ich auch im Netz Opern anschauen kann, wenig. Das ist nicht das gleiche für den ambitionierten Kulturfan.

Konform gehe ich damit, dass Freundschaften auch budgetgerecht zu pflegen sind, aber - sehen das die Freunde genauso? Wollen die auf den Cocktailabend im Club mit ner Caipi zu 12,50 Euro mit entsprechendem Ambiente und Drumherum verzichten, weil man selbst für sowas kein Geld mehr hat und stattdessen den Spieleabend daheim bei einer Apfelsaftschorle vorschlägt?

Das ist das größte Problem, das ich hätte. Nicht, dass ich mit wenig und niedrigpreisigen Sachen nicht auskommen würde, das kann ich, das weiß ich aus Studienzeiten, aber auf das zu verzichten, was auch im Umfeld als "normal" angesehen wird, das ist nicht so einfach, ohne sich sozial zu isolieren.

Crazymaus, ich finde das übrigens klasse, wie Du Deine Situation wuppst.

LG
Prinzessin auf der Bohne

[Mäusken]

Konform gehe ich damit, dass Freundschaften auch budgetgerecht zu pflegen sind, aber - sehen das die Freunde genauso? Wollen die auf den Cocktailabend im Club mit ner Caipi zu 12,50 Euro mit entsprechendem Ambiente und Drumherum verzichten, weil man selbst für sowas kein Geld mehr hat und stattdessen den Spieleabend daheim bei einer Apfelsaftschorle vorschlägt?

Das ist das größte Problem, das ich hätte. Nicht, dass ich mit wenig und niedrigpreisigen Sachen nicht auskommen würde, das kann ich, das weiß ich aus Studienzeiten, aber auf das zu verzichten, was auch im Umfeld als "normal" angesehen wird, das ist nicht so einfach, ohne sich sozial zu isolieren.

Ganz genau das wollte ich mit meinem Post zum Ausdruck bringen.

[LieseLotte]

Entschuldigt die Frage: Hat hier schon mal eine von Euch Hartz4 bekommen?

Ich habe wie gesagt zwar kein Hartz4 bekommen, aber als Studentin von ähnlich wenig Geld gelebt. Und da war auch kein "Grundstock" an Erspartem oder Ausstattung vorhanden. Ich finde, es geht eine Zeit lang ganz gut, wenn man die Aussicht auf bessere Zeiten hat.
Ich kann allerdings auch gut mit Geld umgehen und staune manchmal, wofür Leute in meinem Umfeld Geld ausgeben, die gleichzeitig jammern weil es an allem fehlt.
Ganz wichtig ist natürlich das soziale Umfeld. Als Studentin passte es zu wenig Geld, man ging in die Kneipe und nicht ins teure Restaurant.
Wenn man in einem berufstätigen, "wohlhabenden" Umfeld plötzlich mit wenig auskommen muss wird es frustrierend.

[Thea]

Es ist wirklich ein Unterschied ob ich Anfang 20 bin und mich aufgrund eines Studiums einschränken muss - Mitte 50 und ohne Aussicht auf eine Stelle: da kommt da schon die Lebensangst auf. Keine Frage.

Mein Mann erzählt immer wie er mit ein paar Mark als Student fröhlich vor sich hingelebt hat - die Oma meines Exmannes dagegen muss als Rentnerin mit 500 Euro auskommen. DAS ist bitter. Sie will auf gar keinen Fall irgendwelche Zuwendungen (hat eigenes Häuschen). Dennoch tut sie mir entsetzlich leid.

[Mäusken]

Wenn man in einem berufstätigen, "wohlhabenden" Umfeld plötzlich mit wenig auskommen muss wird es frustrierend.

Wobei ich manchmal auch das Umfeld nicht verstehe.

Mein bester Kumpel ist arbeitslos seit Jahren, nur unterbrochen von einer befristeten Stelle, und daran wird sich aufgrund einer Behinderung künftig auch nicht viel ändern. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich ihm mal ein paar Biere ausgebe oder die Schachtel Zigaretten kaufe, die wir uns an einem Abend teilen, oder ihn zum Essen zu mir nach Hause einlade. Und da er eben auch die Anzahl der Abende, die er ausgeht, begrenzt, telefonieren wir manchmal nur, was aber auch gut und gerne auch mal zwei, drei Stunden dauern kann.