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Thema: Zivilcourage - nein danke

  1. #11
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    ... ich finde, es ist keinem wirklich geholfen wenn man jetzt auf Dominik Brunner nachtritt nur um "recht" zu bekommen.

    Datura, ich verstehe worum es Dir geht, aber kannst Du Dich nicht damit zufrieden geben, dass die beiden Jugendlichen einen rechtsstaatlichen Prozess bekommen? Oder hast Du einen "personal stake" bei der Geschichte. Ich verstehe ja dass man sich in einem Fred um eine Sache streitet, aber man muss nicht nachtragend das über mehrere Freds hinziehen.

    Wir könnten doch jetzt Zivilcourage auch unabhängig von dem Fall diskutieren

  2. #12
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    Datura, ich verstehe, dass du Brunner nicht als Held sehen möchtest. Inwieweit er ein Held war, kann ich nicht beurteilen. Aber zuerst einmal hat er nicht weggesehen. Und ob man dann weiter machen kann, logisch vorgehen kann, das kann ich dir nicht beantworten. Wie reagiert ein Mensch, wenn er Wut hat, wenn er Furcht hat? Ich weiß es nicht. Emotional ist alles möglich. Und das wird auch nicht immer das Richtige sein.

    Dass aber Menschen, und darum ging es, die helfen wollten, hinterher selbst zahlen müssen, dass ein Mann, der angegriffen wird, sich mit einem Messer verteidigt, weil er sich nicht weiter zu helfen weiß und dann eine Geldstrafe bekommt, weil er den Angreifer verletzt hat, da verschlägt es mir die Spucke.

    Ich fahre oft mit den Öffis. Und glaube mir, manchmal richte ich den Blick auf den Boden (nicht weil jemand angegriffen wird, sondern weil ich nicht weiß, was schon ein Blickkontakt bei einigen anrichten kann) und bete, dass die Fahrt vorrüber geht.
    Liebe Grüße

    Cara

    "Du bist gerade 82 geworden. Du bist immer noch schön und begehrenswert. Wir leben seit 58 Jahren zusammen und ich liebe Dich mehr als je zuvor. Erst kürzlich habe ich mich erneut in dich verliebt" (André Gorz, aus Brief an D)

  3. #13
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    Zitat Zitat von Cara Beitrag anzeigen

    Dass aber Menschen, und darum ging es, die helfen wollten, hinterher selbst zahlen müssen, dass ein Mann, der angegriffen wird, sich mit einem Messer verteidigt, weil er sich nicht weiter zu helfen weiß und dann eine Geldstrafe bekommt, weil er den Angreifer verletzt hat, da verschlägt es mir die Spucke.
    Er sollte für drei (3!!!) Jahre ins Gefängnis, aber gegen eine Entschuldigung und Zahlung von 12.500 Euro wurde davon abgesehen.

    "Man kann nicht allen helfen“, sagt der Engherzige und hilft keinem. Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin


    Es gibt Menschen, die sich immer angegriffen fühlen, wenn jemand die Wahrheit sagt. Christian Morgenstern

  4. #14
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    Zitat Zitat von Beautybuendel Beitrag anzeigen
    Brunner war für mich definitiv nicht der Täter bzw. der, der die Situation zur Eskalation gebracht hat.
    Nun, denjenigen, für den eine Banane definitiv rot ist, kann man natürlich schwer davon überzeugen, daß sie gelb ist.

    Ich fahre mitunter mehrmals tägich mit den ÖPNV, warum?

    @ Cara/Paris

    Die öffentliche Darstellung im Fall Brunner macht uns Glauben, daß Zivilcourage nur alle paar Jahre mal vorkommt. Das stimmt so einfach nicht. Zivilcourage kommt täglich vor. Es steht nur nicht jedes Mal ein Reporter von der Bild daneben, der eine riesen Geschichte daraus macht. Die Zivilcouragierten kommen selten anschließend zu Tode, also interessiert sich keiner für sie. Auch ich habe schon Kinder in der Straßenbahn angeraunzt, die ein anderes gemobbt haben. Mit etwas Phantasie hätte man das als "schützend vor die Kinder gestellt" bezeichnen können.
    Und jetzt?

    Es gibt Menschen, die sich durch ihr beherztes Eingreifen, bei dem es ausschließich um Schutz ging, wirklich verdient gemacht haben, aber die ehrt keiner. Die bekommen keine Verdienstmedaille, keine Stiftung, kein Bronzedenkmal und es singt keine Opernsängerin für sie.
    Einen mehr als zweifelhaften Helden wie Brunner auf diese Weise mit solchen Ehrungen zu überschütten steht einfach in keinem Verhätnis zu seiner Tat. Dadurch werden diese Ehrungen insgesamt abgewertet.
    Wenn man denn unbedingt ein Exempel statuieren will und eine Pilgerstätte für Schulklassen errichten will, warum nimmt man dann nicht einen eindeutigeren Fall als Grundlage? Ich wette, die Polizeiakten sind voll von Fällen, in denen ein Zivilbürger schützend eingegriffen hat, Schlimmeres verhindert hat. Ohne zwischendurch die Fäuste geschwungen zu haben. Man hat sich mit dem Fall Brunner ein denkbar schlechtes Beispiel für Zivilcourage herausgesucht, weil da eben noch der Angriff auf den einen Jugendlichen mit dabei war. Bei anderen Fällen fehlt wohl die Tragik-Komponente, weil neimand zu Tode gekommen ist. Aber tot sein allein ist eben noch keine Heldentat.

    Solche Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz verlieren einfach an Sinn und an Berechtigung, wenn zweifelhafte Helden wie Brunner damit ausgezeichnet werden.

  5. #15
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    Zitat Zitat von Cara Beitrag anzeigen
    Wie reagiert ein Mensch, wenn er Wut hat, wenn er Furcht hat?
    Ich weiß es nicht.
    Auf alle Fälle nicht rational. Das sollte man ihm vielleicht mal zu gute halten,
    anstatt jetzt auf der einzigen Person rumzuhacken, die den
    Kindern damals beigestanden hat und dafür mit seinem Leben bezahlen
    mußte. Natürlich ist Brunner Opfer und nicht Täter.
    Hätte er -wie alle anderen in der Bahn- einfach weggesehen, dann
    wäre er mit ziemlicher Sicherheit noch am Leben.

  6. #16
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    Interessanter Bericht, den ich inhaltlich nicht beurteilen mag (ebenso wie den Fall Brunner). Ohne genau Kenntnis einen Sachverhalt zu beurteilen, das habe ich mir abtrainiert.

    Ich möchte nur anmerken, dass zwar die Rechtslage - wie es in dem Artikel steht - "eindeutig" sein mag, die Sachlage aber bisweilen absolut unaufklärbar ist. Schon allein zwischen Wut und Verwirrung zu unterscheiden - kaum machbar.
    Strafverteidiger zum Mandanten: "Gleich wird das Urteil verkündet. Wie fühlen sie sich?" Mandant: "Wie eine Braut vor der Hochzeitsnacht. Ich weiss genau, was kommt. Ich weiss nur noch nicht, wie lang es ist."

  7. #17
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    Zitat Zitat von Brauny Beitrag anzeigen
    die Sachlage aber bisweilen absolut unaufklärbar ist.
    Schon allein zwischen Wut und Verwirrung zu unterscheiden
    - kaum machbar.
    Ich bin ja kein Jurist, aber gab es da nicht mal den guten alten Grundsatz:
    in dubio pro reo?
    (bezogen auf den jungen Mann, der in Notwehr auf seinen Angreifer eingestochen hat)

  8. #18
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    Zitat Zitat von Datura Beitrag anzeigen
    @ Cara/Paris

    Die öffentliche Darstellung im Fall Brunner macht uns Glauben, daß Zivilcourage nur alle paar Jahre mal vorkommt.
    Den Eindruck habe ich nicht, vielleicht verstehe ich deswegen deinen persönlichen Kreuzzug nicht.

  9. #19
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    Ohne Kenntnis der Aktenlage kann man einen Fall nicht bewerten, da hat Brauny völlig recht.
    In dubio pro reo bezieht sich aber nur auf die persönliche, subjektive Überzeugung des Richters, nicht auf jeden Zweifel von dem andere meinen der Richter müsste ihn noch haben.
    Das heißt:
    Zweifelt ein Richter tatsächlich ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht - in dubio pro reo.
    Ist ein Richter von der Strafbarkeit persönlich überzeugt, obwohl es objektiv noch Zweifel geben kann - kein in dubio pro reo. Es kommt allein auf die Überzeugung des Richters an.
    Das wird oft verwechselt.

  10. #20
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    Krafunkel war schneller.
    ;-)
    Strafverteidiger zum Mandanten: "Gleich wird das Urteil verkündet. Wie fühlen sie sich?" Mandant: "Wie eine Braut vor der Hochzeitsnacht. Ich weiss genau, was kommt. Ich weiss nur noch nicht, wie lang es ist."

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