Daß meine Mutter sich immer ihre eigenen Wahrheiten baut. Ich kann nicht damit umgehen und es nicht lassen, sie zu geradezurücken.
Nur ein Beispiel: meine Mutter war seit ewigen Zeiten Mitglied im Roten Kreuz, ich schätze, ca. 40 Jahre. Auf ihrem Mitgliedsausweis steht sogar noch die uralte Adresse von damals. Nachdem sie ja nun vor 1,5 Jahren ihren Wohnort gewechselt hat, wollte sie endgültig austreten. Ich habe mich um die Kündigung gekümmert, die nun bestätigt wurde. Sie meinte, sie sei im Roten Kreuz gewesen aus Dankbarkeit, daß sie meinen Vater zur Dialyse gefahren haben. Dazu die entsprechende Rührung in ihrer Stimme. Als ich entgegnete, das könne so nicht stimmen, weil sie schon Jahrzehnte vorher eingetreten sei (s. ihren Ausweis), bestritt sie es vehement. Sie reflektiert nicht ansatzweise darüber, daß ich vielleicht recht haben könnte (das habe ich in ihren Augen nie, sie hat ihre eigene „Wahrheit“ gepachtet, bei der sie immer besonders gut da steht) und wurde pampig.
Wenn ich mir einer Sache nicht sicher bin, dann beharre ich auch nicht darauf. Ansonsten streite ich aber für die Fakten.
Natürlich könnte ich es mir einfach machen nach dem Motto „Du hast recht und ich meine Ruhe“, aber das geht meinem Wahrheitsempfinden so gegen den Strich! Und diese Situationen häufen sich. Ob das nun mit nachlassendem Gedächtnis oder der Inszenierung der eigenen Person zu tun hat, vermag ich noch nicht zu entscheiden. Aber ich schaffe es einfach nicht, das unwidersprochen hinzunehmen.
Man schenke mir Gelassenheit ...