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Thema: Eine kleine Weihnachtsgeschichte...

  1. #1
    Avatar von sunny69
    sunny69 ist offline Preiswert-und Duft-Junkie
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    Standard Eine kleine Weihnachtsgeschichte...

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    Es ist ein Tag vor Heiligabend - und viele Menschen haben heute noch viel zu erledigen - so auch auf dem Postamt, das brechend voll ist - die Menschen stehen schon in einer langen Schlange an...

    Und da kommt eine ältere Frau herein - gekrümmt laufend, jeder Schritt humpelnd und schleppend, sich auf einen Stock stützend - jede ihrer Bewegungen scheint ihr eine Qual zu sein...

    Sie geht zu der Frau, die sich gerade als letzte in die Warteschlange eingereiht hat und sagt zu ihr "Ich kann nicht so lange stehen, könnten Sie mir den Platz hinter sich bitte freihalten?" Die Frau sagt zu ihr "Aber na klar, mach ich gerne!" Und die ältere Dame läuft schweren Schrittes zu einem Tisch hin, stellt dort ihren Stock und ihre Sachen ab.

    Nach einer Weile lässt die Frau in der Schlange ihren Blick schweifen, um der älteren Dame zu signalisieren, dass "wir" gleich dran sind - aber die ältere Dame ist irgendwie nicht zu sehen. Just in dem Moment sagt der nobel gekleidete Herr mittleren Alters vor ihr spöttelnd zu der Frau "Von wegen SIE kann nicht stehen - sieht aber gar nicht so aus!" - zeigt in Richtung eines Postschalters, wo Oma steht und mit der Schalterangestellten diskutiert - und grinst der Frau dabei zu... Die Frau ignoriert seinen ironischen Ton und sagt "Ach, da ist ja meine Oma - ich hab sie schon gesucht..." und sieht, wie die ältere Dame zum Tisch zurückgeht, sich hinsetzt, zwei Kalender vor sich auf dem Tisch liegen hat und ganz traurig und resigniert in die Runde schaut...

    Die Warteschlange hat sich vorwärts bewegt, die Frau wäre jetzt gleich an der Reihe - doch sie blickt immer wieder zu "ihrer" Oma rüber, weil es ihr keine Ruhe lässt und geht schließlich zu ihr hin - und fragt, ob sie ihr helfen könne - Oma sagt, dass sie zwei Kalender verschicken will, die Schalterangestellte ihr aber gesagt hat, dass es dafür keinen passenden Karton geben würde. Sie schaut die Frau hilfesuchend an und sagt "Die Kalender sind doch so schön und sie sind heute erst gekommen - ich würde sie doch so gern meinen Kindern schicken wollen" - ihr Blick und ihre Stimme sind so traurig, dass es der Frau im Herzen weh tut... Die Frau schlägt der Oma vor, dass es doch solche Rollen aus Hartkarton gibt und holt ihr zwei davon - doch sie sieht nebenbei auch, dass sie jetzt am Schalter an der Reihe ist - Oma bedankt sich und Frau geht an den Schalter und erledigt ihre Postgeschäfte.

    Doch sie geht danach nicht raus - sondern natürlich wieder zu Oma hin - die sich, wie die Frau zwischendurch beobachtet hat, sichtlich abmühte, die Kalender in die Rollen zu bekommen - irgendwann aufgibt und die Rollen humpelnd wieder ins Regal zurückgebracht hat... Sie sitzt nun sichtlich kaputt von den für sie schweren Anstrengungen, nach Luft schnappend auf dem Stuhl und schaut hilfesuchend und erschöpft in die Runde - doch keiner scheint die Oma wahrzunehmen, keiner hört ihre lautlosen Rufe nach Hilfe...

    Als die Frau die Oma anspricht, sieht diese die Frau mit einem traurigen und zugleich dankbarem Lächeln an und sagt, dass die Kalender da nicht rein passen. Die Frau sagt "ach, das schaffen wir schon - ich helfe Ihnen - und dann klappt das schon" - geht zum Regal, holt die Rollen zurück und packt Oma den ersten Kalender in die Rolle ein.

    An dem zweiten Kalender hängt ein kleiner Weihnachtsanhänger - Frau fragt Oma, ob sie da noch was rein schreiben möchte - und Oma erschrickt, erinnert sich und sagt "ach ja - ich hab ja schon was geschrieben - könnten Sie das bitte auch mit rein machen?" und zieht zwei zerknitterte Weihnachtskarten aus ihrer Manteltasche. "Die Kinder müssen doch wissen, dass die Kalender von ihrer Oma sind!" - "Aber klaro - das kriegen wir schon irgendwie mit rein!" - nimmt die zwei Weihnachtskarten von Oma - macht die erste Rolle nochmal auf, Karte rein und danach der zweite Kalender und mit Karte in Rolle.

    Da ergreift Oma die Hand der Frau, drückt sie sanft und sagt "Herzlichen Dank - Sie sind heute mein Weihnachtsengel! Sie haben Weihnachten für mich gerettet!" Die Frau ist ergriffen, will sich das aber nicht anmerken lassen - gut, dass Oma gleich danach fragt "und wie beschrifte ich die Rollen jetzt" - Frau antwortet "auch das haben wir gleich" - geht an einen der Schalter, holt zwei Versand-Aufkleber für die Rollen, gibt sie Oma, reicht ihr noch den Stift zum Schreiben - fragt Oma, ob sie das jetzt alleine schafft oder ob sie noch Hilfe braucht - Oma sagt, dass sie jetzt alleine klar kommt und sagt zu der Frau "Gott segne Sie und Frohe Weihnachten!" Die Frau legt der Oma im Rausgehen ihre Hand auf die Schulter und antwortet "Frohe Weihnachten, meine Gute!"

    Beide sehen sich noch einmal in die Augen - gütige Blicke auf beiden Seiten - und ein liebes Lächeln, das bis ins Herz geht.

    Die Frau geht aus der Poststelle raus - im Herzen die Beruhigung, der älteren Dame geholfen zu haben. Das Lächeln der Oma nochmal vor Augen und der Gedanke, dass wir alle mal so alt, hilflos und gebrechlich werden können - und dann sicher froh sind, wenn einem jüngere Menschen helfen - treiben ihr die Tränen in die Augen und laufen ihr die Wangen runter...

    LG von Andrea
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    wonach Du Dich sehnst, kannst Du nur mit dem Flügel streifen...




  2. #2
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    Hast du das erlebt? Das ist sehr schön
    What if I fall? Oh but my darling what if you fly? E.H.

  3. #3
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    *Lach* als praktischer Mensch fällt mir sofort ein, dass für die Kalenderverschickerei ein Tag vor Heiligabend viel zu spät wäre.
    Nein, ich verstehe, denke ich jedenfalls, worum es dir geht. Hmm, mir fällt da immer mein Kind ein, als es das erstemal mit uns in Hamburg war "Ich will hier weg, die sehen hier keine Kinder".
    Ist es vielleicht so, dass man sich mehr entzieht, wenn die Masse anonymer wird?

  4. #4
    Avatar von sunny69
    sunny69 ist offline Preiswert-und Duft-Junkie
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    Zitat Zitat von Deichgräfin Beitrag anzeigen
    Nein, ich verstehe, denke ich jedenfalls, worum es dir geht.
    Das denke ich auch, dass du verstanden hast, worum es geht. *zwinker rüber zu dir* (hatte doch echt zuerst falschen Smilie erwischt)

    Aber es ist schon interessant - es haben bis jetzt ganze 250 User (!) den Thread gelesen - und nur 2 haben etwas dazu gesagt...
    Geändert von sunny69 (25.12.10 um 21:33:51 Uhr)
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  5. #5
    Exuser37 Guest
    @ Sunny:
    Machen wir uns nichts vor, mit einer anrührenden Tier- oder Kindergeschichte hättest du schon mehr Antworten

    Mich rührt deine Geschichte schon sehr an, gerade weil ich dann oft denke, es hätte auch MEINE Mutter bzw. früher MEINE Oma sein können Und wer würde sich dann nicht wünschen, dass jemand hilft.
    Oder auch, dass ICH das irgendwann mal sein werde...

    Ich hab auch oft gedacht, dass es sehr viele öffentlichkeitswirksame Aktionen (BILD, RTL)usw. für Kinder gibt - die natürlich auch wichtig sind.
    Aber doch sehr wenig für alte Menschen.

    Vielleicht weil bei einem niedlichen, hilflosen Kind oder Kätzchen eher Mitleid und Spendenbereitschaft aufkommt, als bei einem nicht so niedlichen, hilflosen Senioren.

    Na, ich hab auf jeden Fall schon seit längerem einen Fokus auf ältere Mitmenschen, die Hilfe brauchen. Denn: Alt werden wir alle, hoffentlich
    Geändert von Exuser37 (25.12.10 um 20:58:36 Uhr)

  6. #6
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    Solltest du die Frau in der Poststelle gewesen sein, möchte ich danke sagen, und dass ich es wundervoll finde, wenn Menschen anderen Menschen noch helfen. Viel zu oft habe ich das Gefühl, dass jeder nur noch an sich denkt oder vielleicht noch an Freunde/Familie. Aber dass auch fremden Menschen geholfen werden sollte, ignorieren viele.

    Ich wünsche dir frohe Weihnachten!

  7. #7
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    Zitat Zitat von Elfenbein Beitrag anzeigen
    Solltest du die Frau in der Poststelle gewesen sein, möchte ich danke sagen, und dass ich es wundervoll finde, wenn Menschen anderen Menschen noch helfen. Viel zu oft habe ich das Gefühl, dass jeder nur noch an sich denkt oder vielleicht noch an Freunde/Familie. Aber dass auch fremden Menschen geholfen werden sollte, ignorieren viele.

    Ich wünsche dir frohe Weihnachten!
    Dito
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  8. #8
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    Eine schöne Geschichte
    Ich finde allerdings, dass es normal ist, anderen Leute zu helfen. Oft habe ich Leuten schon geholfen (etwas Kleines, zB heruntergefallene Handschuhe), wo andere nur dumm herum standen und dahin glotzten (letztens in der Postschlange, und ich hatte die Kinderkarre dabei, war also sperrig). Dabei ist es das Einfachste der Welt
    “These are used emotions. Time to trade them in. Memories were meant to fade, Lenny.”
    — Mace, Strange Days


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  9. #9
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    Ach Sunny,

    ich sitz hier und mir laufen die Tränen runter. Danke für die schöne Geschichte...

    Meine Mutti arbeitet ja im Altenheim auf der Demenzstation, ich höre viele Geschichten in ähnlicher Art und auch von der großen Dankbarkeit älterer Menschen für jede Kleinigkeit, die man für sie tut.
    Die letzte Strophe deines Liedes war verklungen, als er deinen Namen rief.
    In mir jedoch wird's nie verstummen. Es singt ganz leise........seelentief.

  10. #10
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    Zitat Zitat von hibernating Beitrag anzeigen
    Eine schöne Geschichte
    Ich finde allerdings, dass es normal ist, anderen Leute zu helfen. Oft habe ich Leuten schon geholfen (etwas Kleines, zB heruntergefallene Handschuhe), wo andere nur dumm herum standen und dahin glotzten (letztens in der Postschlange, und ich hatte die Kinderkarre dabei, war also sperrig). Dabei ist es das Einfachste der Welt
    *unterschreib*

    Das Einfachste und eigentlich das Selbstverständlichste der Welt. Es beschämt mich, wenn man sich für Hilfe dieser Art bedanken muss, wenn ich ehrlich bin. Wir werden alle einmal älter und hilfsbedürftiger.

    Aber - in Zeiten, in denen Menschen völlig verdutzt schauen, wenn man sie auf einem engen Gehsteig entgegenkommend einfach nur nett anlächelt und kopfnickend grüßt, bei dem Wetter auf eine tiiiiiiiiiiiieeeeeefe Pfütze im Ampelbereich hinweist oder einer Mama hilft, den Kinderwagen über die Schneehaufen zu wuchten, wundert es mich - leider - nicht mehr.

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