Das ging mir eine Weile auch so. Bei mir gabs vier Warneszeiten.
Von
- Oktober bis März hieß es "Vorsicht, Glatteis und Schneewehen",
- März bis Mai hieß es "Vorsicht, noch ungeübte Motorradfahrer"
- Mai bis August "Obacht, die Sonne blendet" und von
- September bis November, das überschnitt sich mit der Glatteiswarnung , "Achtung, Rutschgefahr, Laub auf den Straßen".
Mein Vater war stets lässig und vertraute mir, meine Mutter auch.
Ich war drei Monate in den USA unterwegs, mehr als ein "Hallo, ich bin hier jetzt gelandet und werde mir so langsam mal ein Hotel suchen" (ich hatte noch keins, nur ein Ticket und einen Praktikumsplatz) gab es nicht, dazu noch 2 Anrufe innert der kommenden Wochen, alles war gut. Auch sonst bin ich viel rumgereist, nie ein großes Problem.
Mit einem Mal änderte sich das schlagartig, meine Mutter verlangte auch auf geschäftlichen Reisen, ich bin oft unterwegs, dass ich anrufe, sobald ich da bin, wenn ich zu meinen Freunden gefahren bin, Wochenendbeziehungen, das gleiche, auf Urlaubsreisen sowieso.
In meinem Fall kann ich einen konkreten Grund als Anlass nennen, warum sich die Lockerheit in Anspannung änderte, meine Schwester ist gestorben und die Angst, auch mir könnte was passieren, wuchs und wuchs und wuchs.
Desto lästiger mir das wurde, desto schlimmer der Anspruch, mich hat das so genervt, dass ich irgenwann ausgebrochen bin "jetzt seht mal zu, es reicht" und habe meine Sicht der Dinge erklärt. Dass ich mir auch Sorgen mache, wenn mein Vater durch die Republik fährt, aber ich ihm vertraue, man die Kirche aber im Dorf lassen muss.
Wir haben über die Ängste gesprochen, die dazu führten und ich glaube, da haben die beiden, vor allem meine Mutter, erst gemerkt, wie sehr sie sich selbst mit dem Vormtelefonsitzen gegeißelt und hochgespult haben.
Mein erster Urlaub kurz nach dem Tod meiner Eltern war ganz komisch. Ich saß im Flieger und bekam so eine Karte in die Hand gedrückt, da sollte man Kontaktdaten angeben, wer im Falle eines Falles informiert werden soll. Ich saß da, saß da und saß da. Die Stewardess kam und wollte die Dinger wieder einsammeln und ich hatte noch immer niemanden eingetragen. Auch am Urlaubsort war mir danach, jemanden anzurufen und zu sagen "bin gut angekommen", aber ich wusste nicht, wen ich hätte anrufen sollen. Meine Freundinnen hätten sich totgelacht.
Mit etwas Abstand sieht man das alles ein wenig anders und kann es besser verstehen.
Das Alter, dass einem die Kinder so langsam "aus den Fingern rutschen" und das, was man täglich in der Zeitung liest, sorgt in der Summe vermutlich für die veränderte Haltung und den Wunsch, informiert zu werden, dass alles gut ist.