Plötzlich von Mutter bemuttert werden...

[Dawn13]

Guten Morgen miteinander

Ich werds evtl. ja schwer bereuen , aber ich stelle doch mal ne private Frage hier rein: ich bin fast 30 und vor 10 Jahren von meinem Elternhaus ausgezogen. Meine Mutter und ich hatten nie ein enges Verhältnis, aber es war OK und der frühe Auszug war für die Beziehung sehr förderlich. Wir hören mehr oder minder regelmässig voneinander, früher haben wir uns auch so zwei- bis dreimal monatlich gesehen (mittlerweile wohne ich zu weit weg, sehe sie vielleicht so einmal alle 5-6 Wochen). Der räumliche Abstand war und ist aber wichtig. Zu meinem Vater habe ich ein gutes Verhältnis, zu meinem Bruder ein sehr gutes.

Meine Mutter hat mich eigentlich nie so wirklich bemuttert und war nie eine "Glucke", kann aber auch sein, dass sie alles Gluckenhafte unterdrückt hat, weil sie weiss, dass sie das bei mir so gar nicht bringen müsste und ich darauf superallergisch reagieren würde. Generell haben mir meine Eltern viele Freiheiten gelassen, auch wenn sie sicher nicht immer mit allem einverstanden waren. Spätestens seit ich ausgezogen bin konnte ich natürlich sowieso machen, was, wo, wie und wann ich wollte und keinen hats gross gekümmert.

In den letzten 2, 3 Monaten wurde es jetzt urplötzlich ganz schlimm und ich reg mich einfach nur noch auf. Ich reise relativ viel, aber schon seit Jahren, ist also nichts Neues. Neuerdings wird explizit verlangt, dass ich ständig (also während der Reise) bekannt gebe, wann ich genau wo bin - meine Fresse, mit 19 war ich knapp drei Monate lang allein in den USA, hatte kein Handy dabei und ich habe mich in der ganzen Zeit vielleicht dreimal per Mail gemeldet. Das kanns ja wohl nicht sein, dass ich jetzt, 10 Jahre später als Reiseerprobte fast-30-erin ständig Bescheid geben muss, dass ich jetzt sicher von Ort X zu Ort Y gereist bin. Natürlich hab ich das daher auch nicht gemacht, was mir jetzt ununterbrochen vorgeworfen wird. Jetzt steht wieder eine Reise an - und dieses Mal reise ich, im Gegensatz zu den letzten Malen, nicht mal allein - und dasselbe Theater geht von vorne los, gib Bescheid, wie ist die Route, meld dich regelmässig per SMS - bitte was?!

Dann habe ich gesagt, ich würde sehr wahrscheinlich Ende Jahr zwei Monate frei nehmen und reisen wollen. Das war keine Frage, sondern eine Information und ich wollte keine Stellungnahme und schon gar keinen Einwand. Da war die K* so richtig am Dampfen. Spinnst du, gehts noch, du riskierst deinen beruflichen Weg, und was, du kannst doch nicht in Südamerika allein rumreisen bliblablup. Ich einmal mehr nur den hier: Es ist einfach auch der Ton, Vorwürfe hoch 100, nicht einfach gewisse Einwände oder Fragen, die wären ja OK und u.U. gar berechtigt - aber es sind immer absolute Frontalangriffe.

Dann verlangt sie plötzlich, dass ich ihr einen Schlüssel zu meiner Wohnung gebe, falls "mal was passiere" - sie hatte noch nie einen, von keiner Wohnung bisher, mindestens nicht dauerhaft. Warum sollte ich das bitte, wenn ich es die letzten 10 Jahre nicht habe? Den Namen der Verwaltung habe ich ihr schon längst gegeben, das wird ja für den Ernstfall wohl reichen. Aber gut, auch da könnte ich noch sagen, ich verstehs und nen Schlüssel rausrücken. Sie kam aber in ner Art - "wann gibts du mir jetzt endlich den Schlüssel" (obwohl ich nie gesagt habe, ich würde einen geben) - da hab ich mich gleich aus Prinzip geweigert.

Und dann habe ich bald mal Geburtstag und es war meinen Eltern immer wichtig, am Geburtstag mit mir essen zu gehen. Mir selber ist das relativ wurst, weil ich eh nicht gerne Geburtstage feiere - ich bin natürlich trotzdem immer gerne zum Essen gegangen, aber wirklich vorwiegend wegen ihnen. Also hab ich wieder gefragt, was sie denn machen möchten und wo. Krieg ich ne patzige Antwort im Stil von, "ja können wir schon, wenns sein muss, sag uns einfach, wann wir genau wohin kommen müssen". Na sorry, MÜSSEN tut keiner was Hier hats mir dann gereicht und ich hab ihr gesagt, dass mir das so zu blöd sei und wirs in dem Fall bleiben lassen.

Ich frage mich gerade, was ich falsch mache oder ob ich was falsch mache und falls ja wie, wann, wo. Sie war NIE so, wirklich nicht, aber ich muss mich doch mit 30 nicht wie ne 12-jährige behandeln lassen (so kommt mir das vor), auch nicht oder erst recht nicht, wenn sie das noch nie vorher so gemacht hat. Es ist dem auch wirklich kein Streit vorausgegangen, es war alles völlig in Ordnung und kam völlig aus dem Nichts.

Früher waren es einfach Bitten, v.a. wegen dem Reisen, im Sinne von "würd mich freuen, mal was zu hören" - und das hat sie dann auch, ich hab mich immer mal gemeldet. Aber dieses befehlsartige, das jetzt plötzlich da ist, das geht absolut gar nicht und ich frage mich, ob ich mir das wirklich geben muss? Und noch mehr frage ich mich, wie ich damit umgehen soll. Ironischerweise hatten wir noch im November oder so ein Gespräch über "gluckenhafte" Mütter und ich meinte noch zu ihr, ich sei froh, dass sie nicht so sei - und keine vier Wochen später wars schlagartig anders. Da frag ich mich wirklich: hä???

Wo hab ich was verpasst, kann sich das jemand erklären und wie soll ich da reagieren? Oder übertreibe ich und das ist alles nur so tragisch, ich soll es ignorieren und das legt sich dann schon wieder? Das Verhältnis zu meiner Mutter ist schon immer ein Thema für sich und vielleicht nehme ich das jetzt auch gravierender war, als es eigentlich wäre. Aber ich bin mittlerweile schon so auf 180, dass ich gar keine Lust zum Diskutieren oder überhaupt noch Reagieren habe.

(Evtl. nehm ich das irgendwann wieder raus, dann möge man mir verzeihen).

LG D.